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Karl Franz Eder

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 01.11.1904 - † 18.04.1978
Geschlecht: m
Geburtsort: Wr.Neustadt, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Dipl.Ing.
weitere Namen: Carl
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Mutter: Maria Theresia Eder
Ehe (1945) mit Maria Aloisia, geb. Masten (1906-1998)
Söhne
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Bauhandwerkerlehre
1919-1925Bundeslehranstalt Mödling (1925 Reifeprüfung)
1925-1928Akademie der bildenden Künste (bei Clemens Holzmeister)
1939/1940ein Semster an der Akademie der bildenden Künste Wien (1940 Diplom)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1928-1941Tätigkeit in versch. Architekturbüros
ab 1941selbständiger Architekt
1947Befugnis zum Zivilarchitekt
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Auszeichnungen und Ämter
o.J.Staatlich befugter und beeideter Ingenieurkonsulent für Architektur
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Vita
Karl Eder wurde 1904 als unehelicher Sohn von Maria Theresia Eder in Wr.Neustadt, NÖ, geboren. Er absolvierte zunächst eine Bauhandwerkerlehre und besuchte sodann die Bundeslehranstalt in Mödling, die er 1925 mit der Matura abschloss. Anschließend inskribierte er an der Akademie der bildenden Künste, wo er Schüler von Clemens Holzmeister war. Aus, wie er selbst angibt, „wirtschaftlichen Gründen“, unterbrach er drei Jahre später sein Studium und praktizierte in verschiedenen Architekturbüros. Erst im Jahr 1940 erlangte er, nachdem er noch ein Semester an der Akademie studiert hatte, sein Diplom.

Im Jahr 1941 machte sich Eder selbständig, im Jahr 1947 erhielt er die Befugnis zum Zivilarchitekt.
Über Karl Eders berufliche Tätigkeit gibt es nur wenige Informationen. Er war weder Mitglied in einem der einschlägigen Fachvereine noch wird er in Publikationen jemals namentlich erwähnt. Er starb im 74.Lebensjahr nach schwerem Leiden im Franz-Josef-Spital in Wien und wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.
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Stellenwert
Obwohl Karl Eder erst im Jahr 1940 sein Diplom erlangte, realisierte er schon in den 30er Jahren einige Gebäude, wie etwa den „Josef Rautmann-Hof“, Wien 14, Hauptstraße 97 (1930), den er im Auftrag der Gemeinde Wien erbaute. Das Gebäude zeigt bereits deutlich den Wandel in der Gemeindebau-Architektur, indem die höchst einfach und schlicht gestaltete Fassade nur durch wenige Klinkerfelder eine punktuelle Akzentuierung erfuhr. Nach heutigem Forschungsstand war Eders wichtigster Auftrag allerdings die Errichtung der Einsegnungskapelle am Friedhof der Namenlosen, Wien 11, Alberner Hafenzufahrtsstraße, in den Jahren 1933-1935.

Ein starker Wasserwirbel in der Donau trieb in der Nähe des Alberner Hafens wiederholt die Körper von Ertrunkenen an Land. Da eine Identifikation in vielen Fällen nicht möglich war, wurden diese Leichen an Ort und Stelle begraben. Die erste Beisetzung dieser Art erfolgte um die Mitte des 19.Jahrhunderts. Da dieses Gebiet jedoch häufigen Überschwemmungen ausgesetzt war, wurde im Jahr 1900 ein Friedhof angelegt, der durch einen Schutzdamm von der Donau abgeschirmt wurde. Im Jahr 1935 wurde der Schutzdamm durch eine steinerne Umfassungsmauer verstärkt und zusätzlich eine Einsegnungskapelle errichtet.

Karl Eder projektierte für die Einsegnungskapelle einen ovalen Baukörper, den er zum Teil in den Schutzdamm einstellte. Den Niveauunterschied des Terrains von der Dammkrone zum Eingangsbereich überbrückte er mit zwei seitlichen, den Rundungen der Kapelle folgenden Stiegenläufen, die durch Betonbrüstungen begrenzt sind. Der Baukörper selbst ist als schlichter Betonbau mit einem flachen Zeltdach konzipiert. Rundfenster, die durch kräftige, farblich abgesetzte Putzumrahmungen betont sind, erwecken die Assoziation an Schiffsbullaugen. Die Fenster sowie die Eingangstüre erhielten schmiedeeiserne Gitter, die mit wellenförmigen Querstreben und stilisierten Schilfrohren zusätzlich auf die Nähe zum Wasser verweisen. Der Altar steht vor einer flachen Apsis, die mit einem Fresko geschmückt ist, welches in seiner Darstellungsart starke Parallelen zum sozialistischen Realismus aufweist. Auch der Inhalt der Darstellung – halbnackte Arbeiter bzw. Seeleute – knüpft an die Programmatik des Sozialistischen Realismus an.

Heute wird der „Friedhof der Namenlosen“ nur mehr aus Pietät gepflegt. Durch die Donauregulierung sowie die Errichtung des Kraftwerks Freudenau werden an dieser Stelle nur mehr selten Ertrunkene angeschwemmt, und seit dieses Gebiet, das zuvor zur Gemeinde Schwechat gehörte, im Jahr 1940 der Stadt Wien eingegliedert wurde, werden unbekannte Tote am Zentralfriedhof in Wien begraben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Eder gemeinsam mit Wilhelm Schütte und Margarete Schütte-Lihotzky mit der Errichtung des „Globus“ Zeitungs-Druck- und Verlagsanstalt, Wien 20, Höchstädtplatz 3 von der Kommunistischen Partei Österreichs einen bedeutenden Auftrag (1954). Auf einem ausgedehnten Grundstück, das vom Höchstädtplatz, der Dresdnerstraße, Schottenaustraße und Meldemannstraße begrenzt ist, errichteten Eder und Schütte ein 8-stöckiges, 25-achsiges, den gesamten Platz beherrschendes Bürogebäude. Bemerkenswert ist, dass der Baublock allerdings nur drei Fensterachsen tief ist. Mit der Betonung der Höhen- und Breitenerstreckung zum Höchstädtplatz hin wurde dem Bauwerk programmatische Monumentalität in Hinblick auf die Bedeutung des Globus-Verlags verliehen. Der Verlag war in dieser Zeit nämlich nicht nur in Österreich sehr aktiv, sondern erhielt auch viele bedeutende Aufträge aus den Ländern des Warschauer Pakts bzw. aus der damaligen Sowjetunion. Heute haben im Bürogebäude mehrere Firmen ihren Sitz, und in der ehemaligen Druckerei ist ein Baumarkt eingemietet.

Der flache Baukörper ist durch ein Rastersystem rhythmisch gegliedert, dem die Fenster gleichmäßig eingeschnitten sind. Nur die mittleren fünf Achsen erhielten französische Fenster, sodass dieser Bauteil eine zurückhaltende Akzentuierung erfuhr. Dem Bürogebäude ist in der Dresdnerstraße die lang gestreckte Druckereihalle angeschlossen, die durch eine Sheddachkonstruktion optimale Belichtungsbedingungen erhielt.

Für den Entwurf eines weiteren unmittelbar anschließenden Bürogebäudes in der Meldemannstraße scheint vor allem Margarete Schütte-Lihotzky verantwortlich gewesen sein; noch heute trägt dieser Teil die Bezeichnung „Schütte-Lihotzky Trakt“. Das deutlich niedrigere, nur 4-stöckige Gebäude zeichnet sich insbesondere durch eine aufgelockerte und architektonisch völlig transparent komponierte Fassadengestaltung aus. Unterschiedliche Fensterformen und Fensterhöhen in den einzelnen Stockwerken sowie durchgehende senkrechte Fensterbänder über den beiden seitlichen Eingängen, aber auch die subtilen Akzente, die durch den Einsatz verschiedenfarbigen Putzes entstehen, bewirken eine weitaus weniger strenge Gestaltung, als dies bei dem von Karl Eder und ihrem Mann Wilhelm Schütte ausgeführten Bauteil der Fall ist.

Karl Eders Tätigkeit fällt in eine Zeit, in der der Rückgriff auf Stilformen der Vergangenheit, aber auch die Anwendung neuerer Jugendstilmotive weitgehend obsolet geworden waren. Die Gebäude erhielten nicht durch verschiedene bauplastische Dekorformen Repräsentanz, sondern mussten sich nunmehr vor allem durch die konstruktiven Formulierungen architekturästhetisch behaupten. In diesem Sinne zeichnet sich vor allem Eders Kapelle am „Friedhof der Namenslosen“ durch hohe formale Qualität aus. Der proportional ausgewogene Ovalrundbau erhielt zwar eine schmucklose Fassadengestaltung, doch schwächt die Gestaltung des Ensembles diese Nüchternheit entscheidend ab. Mit den geschwungenen Stiegenläufen, die den Baukörper gleichsam einrahmen, vergrößerte Eder die Schauseite der kleinen Kapelle und verlieh ihr eine beinahe barocke Aura. Damit zählt diese Kapelle zweifellos zu den formal kreativsten Sakralbauten der 30er Jahre.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1930WHA d. Gem.Wien „Josef Rautmann-Hof“, Wien 14-Hadersdorf, Hauptstraße 97

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1933-35Auferstehungskapelle, Friedhof der Namenlosen, Wien 11, Alberner Hafenzufahrtsstraße
1935Filialkirche hl. Josef, Blumau, Anton Rauch-Platz, Bez. Baden, NÖ (ehem. Konsumverkaufslokal als Kirche adaptiert)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1954„Globus“ Zeitungs-Druck- und Verlagsanstalt der Kommunistischen Partei Österreichs, Wien 20, Höchstädtplatz 3 (mit Wilhelm Schütte, Bauführer Fritz Weber)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Adler (Parte); Archiv der KAIK; WStLA (Todesfallaufnahme); Josef Fuchs (Friedhof der Namenlosen); Amtsleitung Gemeinde Blumau
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Sekundärquellen

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Süd A-L

LEXIKA:
Weihsmann 05

INTERNETLINKS:
www.friedhof-der-namenlosen.at
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedhof_der_Namenlosen
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Anmerkungen
Die Angaben bei Weihsmann 05 sind zum Teil falsch (u.a. ist die Kapelle kein „neobarockes Kirchlein“; sein Diplom erhielt er nicht 1928, sondern 1940).
Der im AKL genannte Carl Heinrich Eder (1859-1939) heißt Heinrich Eder und ist nicht mit Karl Eder verwandt.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 29.04.2008
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