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Wenzel Anton Deimel

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 07.02.1757 - † 06.04.1830
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Habsburger Monarchie
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Deimmel, Wenceslaus
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Anton D., Bildhauer
Mutter: Magdalena, geb. Grailock
Ehe (1782) mit Magdalena, geb. Ruess
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1771Akademie der bildenden Künste (bei Hohenberg)
1782Meisterprüfung als Maurer
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1791Aufnahme in die Baumeisterzunft (mehrmals Vorstand)
o.J.gerichtl. beeideter Schätzmeister
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Mitgliedschaften
ab 1788Pensionsgesellschaft bildender Künstler in Wien
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Vita
Wenzel Deimel wurde 1757 als Sohn eines Bildhauers in Wien geboren. Er besuchte im Jahr 1771 die Akademie der bildenden Künste, ob er das Studium abschloss, bleibt allerdings fraglich. Denn er legte 1782 die Meisterprüfung als Maurer ab und erhielt 1791 die Baumeisterkonzession. Im Totenbeschauprotokoll wird sein Beruf auch nicht mit Architekt, sondern mit Stadtbaumeister angegeben.

Deimel erbaute in den damaligen Vorstädten Wiens eine Reihe von Miethäusern, die allerdings zumeist durch spätere Umbauten verändert bzw. überhaupt abgerissen wurden. Er selbst erhielt auch mehrmals den Auftrag, bestehende Wohnhäuser umzubauen und etwa durch Stockwerkaufsetzungen zu vergrößern.

Deimel scheint finanziell recht gut gestellt gewesen zu sein. Bereits bei seinem ersten heute bekannten Gebäude war er der Bauherr (Wien 8, Tigergasse 20, 1784, nicht erhalten) und beim Miethaus in Wien 7, Zitterhofgasse 4 (1824) war er der Besitzer.

Wenzel Deimel war ein engagiertes Mitglied der Baumeisterzunft und wurde auch mehrmals zum Vorsitzenden gewählt. Er war verheiratet, Kinder sind jedoch keine bekannt. Er starb im 72.Lebensjahr an einem Schlaganfall in Wien.
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Stellenwert
Wenzel Deimels Tätigkeit erfolgte in den ersten Jahrzehnten des 19.Jh.s, in einer Zeit, in der die Einwohnerzahl von ca.250.000 auf rund 450.000 anstieg und infolgedessen ein großer Bedarf an Wohnungen bestand. Kennzeichnend für diese Periode ist, dass viele Wohnhäuser zu mehrgeschossigen Miethäusern aufgestockt wurden. Was insofern eine relativ problemlose Bauaufgabe darstellte, als das Merkmal der bestehenden Häuser war, dass die Fassaden durch monotonen Achsenreihungen der Fenster in gleichförmige, scheinbar zahllose, endlos wiederholbare Gebilde gegliedert waren. Neu hinzu kamen dann kräftige Gesimse, die die Geschosstrennungen markierten, selten finden sich dekorative Details, die jedoch immer innerhalb der Fensterrahmungen verblieben.

Die wenigen noch erhaltenen Neubauten Deimels zeigen eine ähnliche Gestaltungsweise: der Baublock erhielt schlichte Putzfassaden und wurde nur durch Gesimse sowie additive Achsenreihungen gegliedert. Dreiecksgiebel oder flache Überdachungen über den Fenstern verliehen den Häusern eine gewisse Plastizität (Miethaus „Zur Goldenen Arche“, Zitterhofergasse 4, 1824).

Ab den 1820er Jahren wurde es üblich, die Monotonie der Fassaden durch seichte Risalite zu durchbrechen, die entweder die Seiten- oder die Mittelachsen betonten. Häufig wurde nun auch die Beletage hervorgehoben, wie etwa beim Miethaus Wien 9, Hahngasse 19 / Grünentorgasse 25 (1827), wo ein Balkon in der Mittelachse die Flächigkeit der Fassade aufbricht.

Wenzel Deimel ist als typischer Vertreter der zahlreichen Stadtbaumeister zu sehen, die durch Adaptierungsarbeiten, Um- und Zubauten einen lukrativen Beruf ausübten. Bei den neu errichteten Miethäusern orientierte er sich streng am Zeittrend, was offensichtlich von den Bauherren auch geschätzt wurde – bedeutete dies ja, dass man die Gebäude zeitgemäß und auf neuestem Stand und durch die Einfachheit trotzdem relativ kostengünstig errichten ließ.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1784Miethaus, Wien 8, Tigergasse 20 (Bauherr; nicht erhalten)
1802Miethaus, Wien 6, Marchettigasse 4
1809Miethaus, Wien 9, Nußdorfer Straße 24 (nicht erhalten)
1811Miethaus, Wien 6, Hirschengasse 27 (1829 Umbau von Franz Lausch)
1813Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 99 (nicht erhalten)
1816Miethaus, Wien 7, Badhausgasse 4 (Änderungen von August Engelbrecht)
1816Miethaus, Wien 8, Josefstädter Straße 74 (nicht erhalten)
1817Miethaus „Zum Kühfuß“, Wien 8, Wickenburggasse 18 (1834 Zubau eines Seitentrakts von Ignaz Ram)
1819Miethaus, Wien 8, Tigergasse 24 (Umbau; 1785 erbaut von Anton Stieger)
1820Miethaus, Wien 8, Tigergasse 28 (Umbau; 1784 erbaut; später verändert)
1821Miethaus, Wien 9, Nadlergasse 1 (1823 1.Stock von Alois Göll)
1821Miethaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 161 / Schimmelgasse 23 (nicht erhalten)
1822Miethaus, Wien 8, Lederergasse 20 / Mölkergasse 6 ( Zubau; 1801 erbaut)
1822Miethaus, Wien 3, Schimmelgasse 6 (nicht erhalten)
1823Miethaus, Wien 3, Ungargasse 11 (Stockwerksaufbau; 1802 ursprüngl von Josef Reiss;1840 von Peter Gerl weiterer Stockwerksaufbau)
1823Miethaus, Wien 3, Petrusgasse 7a und 8 (1915 durch Neubau von Gustav Menzel ersetzt)
1824Miethaus „Zur Goldenen Arche“, Wien 7, Zitterhofergasse 4 (Bauherr; später verändert)
1824Miethaus „Zum Braunen Füllen“, Wien 8, Fuhrmannsgasse 11
1827Miethaus, Wien 9, Hahngasse 19 / Grünentorgasse 25
1832Miethaus „Zum Goldenen Strauß“, Wien 9, Nussdorfer Straße 47 / Canisiusgasse 1 (Umbauten)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1821Selchereimaschinenfabrik, Wien 3, Schimmelgasse 10 / Paulusplatz 2 (nicht erhalten)
1828Fahrkettenbrücke zwischen Kettenbrückengasse (früher Lumpertgasse) und dem Heumagazin an der Laimgrube (nach Plänen von Wasserbau-Inspektor Anton Robausch)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
ABK; Archiv Adler; WSt.LA; Pfarrarchiv St.Michael, Mariahilf; Archiv Baumeisterinnung
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861–2001. Bd.1, Wien 2003
K. Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Wien 1864
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
H. Pemmer / F. Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Wien 1958 (Typoskript)
O. Wittenhofer: Die Fassaden der Wiener Wohnhäuser in der ersten Hälfte des 19.Jhs. Diss.Uni.Wien 1948 (mit Verzeichnis der Bauten im 1.–9.Bez.)
R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
AKL; Czeike; ÖKL
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 11.12.2011
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