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Johann A. Garben

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 17.12.1824 - † 01.12.1876
Geburtsort: Hamburg
Land: Deutschland
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Evang.
Familiäres Umfeld: Vater: Paul Michael G., Zuckerfabrikant
Mutter: Charlotte, geb. Bauch
Ehe (1861) mit Julie Friederike, geb. Friedländer (*ca. 1838–1880)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
kein Studium in Wien nachweisbar
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca.ab 1860ständige Tätigkeit als Architekt in Wien
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Mitgliedschaften
ab 1862Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1865Wiener Bauhütte
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Vita
Johann Garben wurde 1824 als Sohn eines Zuckerfabrikanten in Hamburg geboren. Über seine Ausbildung und wann er nach Wien kam, ist nichts bekannt. Jedenfalls scheint er im Jahr 1860 erstmals im Lehmann’s Adressenverzeichnis auf, allerdings unter dem Namen „Garber“. Sein Beruf wird bereits als Architekt angegeben. (Im Jahr 1861 wird er im Namenregister noch immer unter „Garber“ geführt, im Branchenverzeichnis ist er jedoch an der gleichen Adresse als Architekt namens Garben angegeben.) Da er 1860 bereits 36 Jahre alt war und auch in den Archiven der Technischen Hochschule und der Akademie der bildenden Künste nicht registriert ist, ist anzunehmen, dass er seine Ausbildung zum Architekt in Deutschland absolvierte.

Seinen ersten Auftrag für eine Arbeit in Wien erhielt Garben allerdings bereits im Jahr 1854. Johann Carl Freiherr von Sothen beauftragte ihn, anlässlich der Vermählung des Kaiserpaares Elisabeth und Franz Joseph I. mit dem Bau einer Gedächtniskapelle, die auch als zukünftige Grablege für den Auftraggeber und dessen Gemahlin Franziska dienen sollte. Garben erstellte die Pläne, die Ausführung 1854–1856 wurde dem Stadtbaumeister Josef Kastan übertragen. Es ist daher anzunehmen, dass sich Garben damals höchstens kurzfristig in Wien aufhielt. Diese Annahme wird auch dadurch bestätigt, dass Garben erst ab den 1860er Jahren mit mehreren Gebäudeerrichtungen in Wien aufscheint. Ab diesen Zeitpunkt hat Garben wahrscheinlich seinen Wohnsitz endgültig nach Wien verlegt und führte auch etliche Gebäude für die Allgemeine Österreichische Baugesellschaft aus. Er heiratete 1861 in Wien und starb auch hier im 52.Lebensjahr.
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Stellenwert
Johann Garbens erstes Werk in Wien, die Sisi Kapelle in Wien 19, Am Himmel, Gspöttgraben (1854–1856) ist geradezu ein Musterbeispiel für die romantische Verwendung neugotischen Vokabulars. Der kleine Saalbau mit Vorhalle ist mit gotischen Gliederungselementen wie abgetreppten Pfeilern, Wimpergen, reichem Maßwerk, Fialen etc. gestaltet und die Lage im Wald unterstreicht das malerische Erscheinungsbild der kleinen Kapelle.

In den 1860er Jahren errichtete Garben insbesondere im Ringstraßenbereich eine Reihe von Miethäusern, die dem Anspruch nach Repräsentation bei der Fassadengestaltung mit einer erhöhten Plastizität in reichen Neorenaissanceformen genügte. Das Haus „Melingo“, Wien 1, Schubertring 4 / Fichtegasse 7 (1868) etwa erhielt in den zwei ersten Geschossen geräumige Erker und die Ecke wurde durch ein rundturmartiges Gelenk betont. Dreiecksgiebel, Säulen, Pilaster und Scheinbaluster verleihen der Fassade ein beinahe üppiges Erscheinungsbild. Bei den identen Eckhäusern Wien 1, Franz Josefs-Kai 55 / Eßlinggasse 17 und Franz Josef Kai 57 / Zelinkagasse 14 (1869–1870) sind die Ecken durch flache, an den Kanten genutete Risalite und Balkons mit Balustradenbrüstungen betont.

Der von M. Paul (Technischer Führer, 1910) konstatierte „Zug zur Opulenz“ zeigt sich jedoch insbesondere beim Kursalon im Stadtpark, Wien 1, Johannesgasse 33 (1865–1867), für dessen Errichtung Johann Garben 1863 den Wettbewerb gewann. Das Gebäude, das „vorwiegend Zwecken der Geselligkeit“ dienen sollte (Kortz, 1906), besteht aus einem Mitteltrakt, in dem ein ca. 360m² großer Saal mit einer Orchesternische untergebracht war (später verändert). Zu beiden Seiten schließen niedere Flügelbauten an, in denen sich ein Kaffeesalon bzw. eine Kurtrinkhalle mit „Wandelbahn“, Küchen und diverse Wirtschaftsräume befanden. Die Außenwand ist durch eine Reihe von Arkaden gleichsam aufgelöst und der höhere Mitteltrakt erhielt oberhalb der Arkaden hohe Rundbogenfenster. Die Seitenflügel enden in kuppelbekrönten Eckrisaliten, die Fassade ist mit Balustraden nach oben hin abgeschlossen. Reiches Renaissancevokabular, wie etwa Pilaster mit Palmettenkapitelle, toskanische Pilaster sowie weibliche Figuren auf der Balustrade des Mitteltrakts verleihen dem Gebäude repräsentative Eleganz. In der Art der Gestaltung des gesamten Gebäudes lässt sich allerdings der Einfluss der Schönbrunner Gloriette, die 1775 von Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg errichtet wurde, nicht übersehen.

Insgesamt hat Johann Garben mit seinen Gebäuden einen wichtigen und qualitätvollen Beitrag zur Gestaltung der Ringstraßenzone geleistet.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1865Miethäuser, Wien 1, Johannesgasse 20 / Schubertring und Johannesgasse 22 / Kantgasse 2 (mit Anton Baumgarten)
1868Miethaus Melingo, Wien 1, Schubertring 4 / Fichtegasse 7
1869Miethaus, Wien 1, Schottenbastei 11 / Hohenstaufengasse 15
1869Miethaus, Wien 1, Franz Josefs-Kai 55 / Eßlinggasse 17
1870Miethaus, Wien 1, Franz Josef Kai 57 / Zelinkagasse 14
1873Miethaus, Wien 9, Rossauergasse 7 / Berggasse 28
1873Miethaus, Wien 9, Mosergasse 6
1874Miethaus, Wien 9, Schlickgasse 6 / Berggasse 26

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1854–1856Gedächtnis- und Grabkapelle hl. Elisabeth „Sisi Kapelle“, Wien 19, Am Himmel, Gspöttgraben
1865–1867Kursalon im Wiener Stadtpark, Wien 1, Johannesgasse 33 (1863 Wettbewerb)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1865–1867Gittertor für den Wiener Stadtpark
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Matriken der Evang. Stadtpfarre AB; Archiv Künstlerhaus (Schmidtnachlass); Wr.Ringstraßenarchiv
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Sekundärquellen

LITERATUR:
K. Eggert: Der Wohnbau der Wiener Ringstraße im Historismus 1855–1896. Die Wr.Ringstraße, Bd.7, Wiesbaden 1976
G. Haussmann: Der Stadtpark von Wien sammt Kursalon und Reservegarten. In: Allgemeine Bauzeitung 37.1872, S.325f, Abb.49ff
P. Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Wien 1906
H. Matis / S. Stiefel: „Mit vereinigter Kraft des Capitals, des Credits und der Technik“. Die Geschichte des österreichischen Bauwesens am Beispiel der Allgemeinen Baugesellschaft – A. Porr Aktiengesellschaft. Bd.2. Wien 1994
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
E. Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße. Die Wr.Ringstraße, Bd.2, Wiesbaden 1979
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
Historisches Museum der Stadt Wien (Hg.): Welt der Ringstraße 1850–1900. (Ausst.kat.) Wien 1973
R. Wagner-Rieger: Geschichte der Architektur in Wien. Vom Klassizismus bis zur Secession. In: Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Bd.3, Wien 1973

HINWEISE AUF WERKE:
WBIZ
1.1883, T.73 [=T.29 online] (Kursalon Stadtpark)
16.1899, T.14 (Gittertor Wiener Stadtpark)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)

LEXIKA:
AKL
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.10.2012
Zuletzt geändert: 15.12.2012
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