A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Stanislaus Hanusch

Persönliche Daten
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 08.05.1846 - † 13.11.1904
Geschlecht: m
Geburtsort: Geiersberg, Böhmen
damaliger Name: Letohrad (früher Kysperk)
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Hanus
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Anton H., Förster
Mutter: Theresia Anner
Geschwister:Karl, Anton, Anna, Elise
Ehe (1886?) mit Ernestine Rattich (ca.1847-1930)
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca.ab 1881Baukonzession und selbständiger Baumeister
top
Vita
Es gibt nur wenige Daten, die Auskunft über den Architekten Stanislaus Hanusch geben. Er wurde im Jahr 1846 als Sohn eines Försters in Geiersberg / Letohrad in Böhmen geboren. Über Schul- und Ausbildungsweg ist nichts bekannt. Seine Bauten lassen jedoch auf eine fundierte architektonische Ausbildung schließen, und Prag (mit seinem Polytechnikum) liegt nicht weit von seinem Geburtsort entfernt. Es sind keine Informationen vorhanden, zu welchem Zeitpunkt Hanusch nach Wien kam, ab 1872 lebte er dann aber nachweislich in der Stadt. Erstes bekanntes Bauwerk ist die Häusergruppe Breitegasse / Burggasse 5, 7 und 9 / Kirchberggasse 18-20 in Wien 7 (1874/75), ein großer Auftrag für den noch jungen Architekten. Später besaß Hanusch auch die Baumeister-Konzession und hatte ein eigenes Unternehmen, das verschiedene Auftragsarbeiten ausführte.

Stanislaus Hanusch soll Mitglied mehrerer Vereine gewesen sein, in welchen, ist nicht bekannt. Seine Ehe mit Ernestine Rattich war kinderlos. Er verstarb im 59.Lebensjahr und wurde in Wien am Zentralfriedhof beerdigt.
top
Stellenwert
Der Beginn von Stanislaus Hanuschs Bauschaffen fällt in die 70er Jahre des 19.Jahrhunderts, in denen für die Fassadengestaltung der Wohnbauten vor allem Renaissanceformen verwendet wurden. Auch Hanusch errichtete seine Wohngebäude in diesem Stil. Eine besonders aufwendige und auch architektonisch bemerkenswerte Lösung gelang ihm bei dem Haus des Katholischen Vereins “Wiener Ressource” in Wien 1, Reichsratstraße 3 (1876). Bauplatz war die Mittelparzelle zwischen 2 Eckhäusern, deren Fassaden die für diese Zeit und für das Rathausviertel verbindliche 3-zonige Aufteilung aufweisen: eine Sockelzone mit Arkaden und einem Mezzaningeschoß, dann, abgesetzt durch Gesimse, zwei Hauptgeschoße und darüber das Attikageschoß. Hanusch wählte für sein Gebäudes eine Fassadenaufteilung, welche die gliedernden Horizontallinien der Nachbarbauten unterbricht und das Haus zur akzentuierten Mitte des Baublocks macht. Die Sockelzone ist niedriger gehalten, die Hauptgeschoße setzen tiefer an. Eine Riesenordnung, mit 4 Säulen bei den mittleren Achsen, umfasst 1.und 2.Hauptgeschoß, das ein ausgeprägtes Gebälk abschließt. Die 4 Säulen wurden als Stelensäulen mit Figurenschmuck ausgebildet, als Portikusmotiv beherrschen sie die Mitte. Ein drittes Hauptgeschoß fand Platz, und erst dessen Abschlussgesims und das darüber liegende Attikageschoß gliedern sich wieder den Nachbarbauten an. Für die reiche Instrumentierung der Fassade wurden prunkvolle Formen der Spätrenaissance gewählt, und auch die Räumlichkeiten des Vereines waren ähnlich repräsentativ ausgestattet. Auch das Eckhaus in Wien 3, Seidlgasse 22 (1881) ist in Renaissanceformen gehalten und zeigt ebenfalls eine reiche Dekoration mit Putten, Trophäen, Büsten und Hermen. Der eingeschobene Eckturm, ein gerne verwendetes Element bei in spitzem Winkel zusammenstoßenden Fronten, wurde mit einer Kuppel bekrönt und das Foyer repräsentativ in Stuccolustro ausgestattet.

Die Bauten, die Hanusch als Stadtbaumeister für verschiedene Auftraggeber errichtete, folgten der stilistischen Entwicklung ihrer Entstehungszeit, ohne besonders hervorzustechen. Hanusch wählte für die Fassadengestaltung der Wohnbauten bevorzugt Formen und Dekor der Renaissance und übernahm erst bei seinen späten Häusern die neuartigen, von der Secession geprägten Schmuckformen (Wien 3, Ungargasse 18, 1892). Die Anordnung des Dekors folgte ebenfalls neuen Richtlinien, denn nicht mehr die Hauptgeschoße wurden am aufwendigsten gestaltet, sondern die Dekoration entfaltete nun ihren größten Reichtum in der obersten Zone des Gebäudes.

Vor allem bei den besonders repräsentativen Bauaufgaben bot sich Stanislaus Hanusch Gelegenheit, seine baukünstlerischen Fähigkeiten und Qualitäten als Architekt zu beweisen.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1874-1875Wohn- und Geschäftshäuser, Wien 7, Burggasse 5, 7 und 9 / Kirchberggasse 18-20
1876Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Reichsratstraße 3 (ehem. Kath. Vereinshaus “Wr. Ressource”)
1881Miethaus, Wien 2, Hannovergasse 17
1881Miethaus, Wien 3, Seidlgasse 22
1881-1882Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Rotenturmstraße 12 (Adaption, Gebäude von den Architekten Fellner u. Helmer)
1884Wohn- und Geschäftshaus “Zum wilden Mann”, Wien 18, Währinger Straße 85
1888Miethaus, Wien 3, Hainburgerstraße 32
1888Miethaus, Wien 3, Messenhausergasse 4 (mit Ing. A. Herold)
1888Miethaus, Wien 8, Lerchenfelderstraße 58
1888Miethaus, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 89 (Fassade abgeschlagen)
1889Villa, Wien 18, Pötzleinsdorfer Straße 62 (mit Architekt Gustav Richter)
1892Miethaus, Wien 3, Ungargasse 18
1897-1898Miet- und Pfarrhaus “Kreuzherrenhof”, Wien 4, Hojosgasse 2 / Gußhausstraße 10-12 / Argentinierstraße 1 (Ausführung, Entwurf Gebrüder Mayreder)
1899Miethaus, Wien 3, Seidlgasse 27 (Ausführung, Entwurf Architekt Gustav Richter)
o.J.Miethaus, Wien 3, Marxergasse 11
o.J.Miethaus, Wien 2, Nordbahnstraße 8

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1894Mausoleum d. Familie Chotek, Dolna Krupa, SK
top
Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
MA 43 Gräberdatenbank; WSt.LA (Verlassenschaft); Pfarre Karl Boromäus, Wien 4; MA 39 Baupolizei; Wr. Ringstraßenarchiv
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
Pemmer-Englisch: Landstraßer Häuserchronik, Wien 1958 (Typoskript)
NFP v.15.11.1904: Parte

HINWEISE AUF WERKE:
WBIZ
1.1883, T.56 (Wohnhaus, Wien 1, Reichsratsstraße 3, ehem. Kath. Vereinshaus “Wiener Ressource”)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
top
Anmerkungen
Dehio 3 interpretiert das Namenskürzel “St.” Hanusch irrtümlich als Stefan und Dehio 2 die in Kurrentschrift geleistete Unterschrift der Bauakten (Wien 7, Burggasse 5, 7 und 9) falsch als “Hlamisch”.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 23.05.2011
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung