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Thomas Hofer


Quelle: Gemeindepost

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 09.12.1826 - † 26.11.1895
Geschlecht: m
Geburtsort: Jedlice (entsiedelt, verfallen) Horni Stropnice
damaliger Name: Göllitz, Böhmen
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Hoffer
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Kaspar Hofer, Häusler
Mutter: Magdalene, geb. Steinbauer
Brüder: Kaspar (1822-1883) Baumeister, Anton (1829-1895) Baumeister
Ehe mit Anna Baumann (ca.1847-1910)
Kinder: Leopoldine (verh. v.Schönthan), Marie (*1871), Isabella (*1873), Robert (*1875) Baumeister, Thomas (*1880), Clementine (*1882), Rudolf (*1883), Oskar (*1886)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Maurerlehre
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1869Baumeisterkonzession für außerhalb Wiens und Firmengründung
ab 1898Witwenbetrieb
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Auszeichnungen und Ämter
ab 1871Gemeindeausschuss Ottakring
1873-1874Gemeinderat von Ottakring
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Mitgliedschaften
ab 1871Bau- und Steinmetzmeister Genossenschaft
o.J.Ottakringer Feuerwehr (Ehrenmitglied)
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Vita
Thomas Hofer wurde 1826 in Göllitz / Jedlice in Böhmen, nahe der österreichischen Grenze, geboren. Dort wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein älterer Bruder Kaspar (1822-1883) hatte mit 15 Jahren Göllitz verlassen und war nach Wien gegangen, um hier eine Maurerlehre zu absolvieren. Thomas, später auch der jüngere Bruder Anton (1829-1895), kamen ebenfalls, vermutlich nach Beendigung der Pflichtschulzeit, nach Wien, um das Maurerhandwerk zu erlernen. Der Lehrherr und der Zeitpunkt, zu dem Thomas seine Lehre beendete, sind nicht bekannt. Gesichert ist, dass er als Maurergeselle in den Jahren 1854-1859 bei seinem Bruder Kaspar, der bereits selbständig arbeitete, tätig war.

1869 erwarb Hofer die Baumeisterkonzession und machte sich selbständig. Er besaß damit die Berechtigung, in den Vorstädten und -orten (außerhalb der Inneren Stadt) Wohnbauten zu errichten. Ab nun entwickelte er eine rege Bautätigkeit vor allem in Ottakring (heute Wien 16), wo er sowohl für Auftraggeber, wie auch auf eigene Rechnung Bauten aufführte. Es sollen weit über 500 Bauwerke gewesen sein, die er “in den Vororten und Sommerfrischen” errichtete, in manchen der neu entstehenden Vierteln Ottakrings (wie dem um die Speckbachergasse) stammten fast alle Gebäude von ihm. Als die Gemeinde Ottakring eine Cottage-Anlage auf dem vom Liebhartstal ansteigenden Hügelrücken beschloss, konnte Baumeister Hofer auch dort mehrere Villen erbauen.

Wie seine Brüder, Kaspar und Anton, beide ebenfalls Baumeister, engagierte sich auch Thomas Hofer für die Belange seiner Gemeinde, war in verschiedenen Ausschüssen tätig und gehörte 2 Jahre lang dem Gemeinderat an. Er starb kurz vor seinem 69. Geburtstag an Luftröhrenentzündung und wurde am Ottakringer Friedhof beerdigt. Seine Witwe Anna führte die Baufirma noch einige Zeit als Witwenbetrieb weiter. Von seinen zahlreichen Kinder wurde der Sohn Robert (*1875) ebenfalls Baumeister.
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Stellenwert
An Thomas Hofers Bauten zeigt sich deutlich der Wandel, dem die Fassadengestaltung der Wohnbauten in der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts folgte. Neue Gestaltungsprinzipien fanden, zeitlich verzögert, auch den Weg in die Wiener Vororte. Hofers erste Wohnhäuser sind noch in der einfachen Formensprache aus der Anfangszeit des Historismus gehalten, in der die Fassadenwand von einem gleichmäßigen Rastersystem überzogen ist. Dieses besteht aus dem Fenster, seiner Umrahmung und oft auch noch aus geschoßtrennenden Gesimsen. Der Dekor bleibt innerhalb der Fensterumrahmung, ist kleinteilig und beschränkt sich auf Sohlbankfelder, sowie auf die Flächen zwischen Fenster und Verdachung. Vegetabile Ranken und abstrakte Motive werden verwendet, aber auch Medaillonformen, die zuweilen durch plastische Köpfe bereichert sind (17, Neulerchenfelderstraße 65, 1875). In einem nächsten Schritt wird das Haus durch Eck- und Mittelbetonung aufgegliedert, Teile der Fassade werden durch reichere Instrumentierung herausgehoben, und auch der Dekor wird - vor allem durch Renaissancemotive - bereichert. Eine stärkere Umrahmung und wuchtige Dreick- oder Segmentgiebel verleihen nun der Fassadenwand mehr Plastizität (16, Hasnerstraße 27, 1883). Die Ecken bei Straßengabelungen sind oft abgeschrägt oder werden durch Dachaufbauten akzentuiert. Eine Änderung der Bauordnung Anfang der 80iger Jahre erlaubte es, höher zu bauen. Es folgte die Aufgliederung der nun 4-geschoßigen Häuser in drei Zonen nach dem Vorbild der repräsentativen Ringstraßenbauten: das Erdgeschoß als Sockel, ein Gesims setzt dieses deutlich gegen die beiden darüberliegende Stockwerke ab, welche wiederum ein Gesims vom letzten Geschoß trennt.

Als die Gemeinde Ottakring die Anlage eines Cottages beschloss, konnte Thomas Hofer dort einige Villen erbauen, darunter auch eine für sich, die aber nicht mehr existiert. Eine bemerkenswerte Villenarchitektur schuf er mit dem Bau, Wien 16, Gallitzinstraße 97 (1886), wobei der Standort und dessen Aussicht berücksichtigt wurden. Turm und Zinnenbekrönung verleihen dem Gebäude ein burgenhaften Aussehen, gleichzeitig schmücken aber auch späthistoristische Gestaltungselemente, wie der umlaufende florale Fries, die Villa, die nicht von mittelalterlicher, sondern malerischer Wirkung sein sollte.

Die rasante bauliche Entwicklung Ottakrings in der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts wurde zu einem nicht unwesentlichen Teil von Thomas Hofer mitgetragen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1873Miethaus, Wien 16, Ottakringerstraße 230 (1964 Abbruch)
1875Miethaus, Wien 16, Neulerchenfelderstraße 65
1878Miethaus, Wien 16, Bachgasse 5 (1885 aufgestockt)
1879Miethaus, Wien 5, Wiedner Hauptstraße 110
1882Miethäuser, Wien 16, Haberlgasse 43 und 45
1883Miethaus, Wien 16, Hasnerstraße 27
1883Miethaus, Wien 16, Thaliastraße 56
1883Miethaus, Wien 16, Habichergasse 48
1884Miethaus, Wien 5, Obere Amtshausgasse 35
1885Villa Jaruschka, Wien 16, (Adresse unbekannt)
1886Villa Moritz Novak, Wien 16, Gallitzinstraße 97
1889Wohnhaus, Wien 16, Fröbelgasse 1
1889Wohnhaus, Wien 16, Peyergasse 5 (abgerissen od. total umgebaut)
1890Miethaus, Wien 16, Fröbelgasse 3
1891Wohnhaus, Wien 16, Liebhartsgasse 8 (Fassade abgeschlagen)
1903Miethaus, Wien 16, Ottakringerstraße 179 (Thomas Hofers Wtw.)
1903Miethäuser, Wien 5, Bräuhausgasse 11 / Ramperstorffergasse 62 und 64 (Thomas Hofers Wtw. mit F. Wagestian und F. Keller)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; MA 43 Gräberdatenbank; WSt.LA (Verlassenschaft); MA 37 Baupolizei f. 16.Bez.; Pfarre Alt-Ottakring, Wien 16; Pfarre Horni Stropnice (Statni oblastni archiv Trebon)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
K. Schneider: Geschichte der Gemeinde Ottakring, 1. Heft. Wien 1892

HINWEISE AUF WERKE:
Österr. Gemeinde-Post 8.Jg./1886, Nr.312 (Villa Jaruschka i. Ottakringer Cottage)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
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Persönliche Mitteilungen
von Frau Gertraud Alfons, geb. Hofer, Urenkelin d. Th. Hofer, im März 2010
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Anmerkungen
Der Name “Hofer” wird sowohl mit f, wie auch mit ff - “Hoffer”- geschrieben. Bei Thomas und seinem Bruder Anton wird vor allem die Schreibweise “Hofer” verwendet, während beim älteren Bruder Kaspar sich “Hoffer” eingebürgert hat. Der in Dehio 3 für Wien 16, Fröbelgasse 3 und Gallitzinstraße 97 angeführte “Johannes” Hofer ist ident mit Thomas H. und basiert auf einer Fehlinterpretation des kurrent geschriebenen Namens.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 23.05.2011
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