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Josef Leistler

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 1802 - † 05.07.1856
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Habsburger Monarchie
Sterbeort: Kierling ?
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Titel: fstl. Liechtenstein’scher Baurat
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt, bürgerl. Tischlermeister
Familiäres Umfeld: Vater: Mathias L. (ca.1769–1836), Hauseigentümer und Tischlermeister
Mutter: Theresia, geb. Huber (*ca.1774)
Bruder: Carl (1805–1857), bgl. Tischlermeister
Ehe mit Therese Pospischill
Kinder: Josef; Moriz; Ida; Franziska
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1818–1824Akademie der bildenden Künste Wien
1821–1822Polytechnisches Institut Wien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1835fstl. Liechtenstein’scher Baudirektor
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Auszeichnungen und Ämter
1823allerhöchster Hofpreis (silberne Medaille)
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Vita
Josef Leistler wurde 1802 in Wien als Sohn eines Tischlers geboren. Er entstammte einer alten Wiener Tischlerfamilie. Sein älterer Bruder Carl übernahm 1828 die Tischlerei des Vaters und gründete eine Fabrik mit den neuesten französischen Holzbearbeitungsmaschinen zur Erzeugung von Möbeln, feinen Tischlerwaren und Parketten. Für Josef dagegen war eine Karriere als Architekt vorgesehen: 1818 trat er in die Wiener Akademie der bildenden Künste ein, ab 1821 besuchte er die Architekturschule unter Pietro Nobile. Er profilierte sich als begabter Student und gewann mehrere Preise, darunter den renommierten Hofpreis (silberne Medaille) im Jahr 1823. Parallel dazu besuchte er 1821–1822 auch Vorlesungen am Polytechnischen Institut.

Sicher ab 1835 (vielleicht auch früher) war er im Dienst des Fürsten Liechtenstein Ressortchef der fürstlichen Baudirektion. Als fürstlicher Baudirektor zählten vor allem innenarchitektonische Projekte und Renovierungsarbeiten in den Liechtenstein’schen Gütern zu seinen Aufgaben.

Neben seiner Tätigkeit für Fürst Liechtenstein errichtete er 1833 das damals sehr bekannte „Dommayers Casino“ in Hietzing (Wien 13) – ein Vergnügungsgebäude mit Tanzsaal, das 1907 dem neuen Parkhotel Schönbrunn weichen musste. Leistler war auch Fabrikbesitzer: er hatte Anteile an der damals bekannten Wiener Neustädter Papierfabrik „Leopold Fr. Leidesdorf & Co.“.

Josef Leistler starb im 54.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Josef Leistlers Tätigkeit entfaltete sich vorwiegend in der Durchführung bzw. Bauleitung von Adaptierungen für verschiedene Liechtenstein’sche Residenzen. 1838, nachdem das Palais Liechtenstein in der Bankgasse zur Adaptierung als zeitgemäßer Wohnpalast gewählt wurde, übernahm Leistler die Leitung dieser von Peter H. Desvignes geplanten Umbauarbeiten, zu denen auch die Erneuerung der Innenausstattung sowie die Errichtung eines Lusthauses auf der Bastei gehörten, das dann im Zuge des Burgtheaterbaus wieder abgerissen werden musste. Der Umbau dauerte bis 1848: Tischlerarbeiten und Mobiliar für die Repräsentationsräume, die zum Prächtigsten und Qualitätsvollsten gehören, was damals im Stile des „Zweiten Rokoko“ in Wien geschaffen wurde, wurden von der Firma seines Bruders Carl Leistler geliefert.

Auch in Eisgrub, Mähren (heute Lednice, CZ) war Leistler für den Fürst Liechtenstein tätig. Ob er die Adaptierungen einiger Räumlichkeiten des Schlosses leitete oder auch selbst Entwürfe beisteuerte, ist bis heute nicht geklärt. Jedenfalls wurde die gediegene Holzvertäfelung im großen Salon, in einigen kleineren Sälen, in der Bibliothek sowie im Speisesaal ebenfalls von der brüderlichen Firma hergestellt.

Ein sehr bekanntes Gebäude Leistlers war „Dommayers Casino“ in Hietzing (damals Hauptstraße 12–16). 1832 kaufte Ferdinand Dommayer das seinem Casino angrenzende Gebäude, ließ es abbrechen und beauftragte Leistler mit dem Projekt einer prachtvollen Vergnügungsstätte, die den Umbau des existierenden Gebäudes und einen neuen Trakt mit einem riesigen Tanzsaal umfasste. Der 2-geschossige Haupttrakt erweiterte sich L-förmig. Die schlichten Fassaden präsentierten Doppellisenen zwischen den Fenstern. Südwestlich des Hauptbaues lag der ebenerdige Tanzsaal; im Inneren wurde die tonnengewölbte, reich verzierte Decke von Säulen mit korinthischen Kapitelle getragen. 1907 wurde die Anlage abgebrochen.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1833Dommayers Casino, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 12–16 (abgetragen 1907)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1838–1847Inneneinrichtungen Palais Liechtenstein, Wien 1, Bankgasse 9 (Ausf.; Entw.: P.H. Desvignes)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv des ÖBL; TUAW; Archiv Adler; Pfarre Schottenfeld (Matrikenstelle)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
S. Hahn: Papiermacherei und Papierarbeiter/innen in Österreich. In: T. Meyer (Hg.): Technik, Arbeit und Umwelt in der Geschichte: Günter Bayerl zum 60. Geburtstag. Münster 2006
J. Högn (Hg.): Bau-Schematismus oder: Adressbuch aller mit Bauten und Bauarbeiten sich beschäftigenden Künstler und Professionisten, so wie der Baumaterialien-Lieferanten in Wien. Wien 1844
E.B. Ottillinger / L. Hanzl: Kaiserliche Interieurs: die Wohnkultur des Wiener Hofes im 19. Jahrhundert. Wien 1997
K. Schoeller: Die Architekturausbildung an der Akademie der bildenden Künste unter Peter Nobile (1818–1849). Dipl-Arb. Wien 2006
R. Wagner-Rieger: Geschichte der Architektur in Wien. Vom Klassizismus bis zur Secession. In: Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Bd.3, Wien 1973
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde, Wien 1996–1998

INTERNETLINKS:
http://www.planet-vienna.com/spots/dommayer/dommayer.htm; http://portal.suedmaehren.at/wiki/index.php/Eisgrub
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Anmerkungen
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 01.10.2012
Zuletzt geändert: 15.12.2012
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