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Hermann Müller


L. Hirsch (Hrsg.): Der Kaiserlich Österreichische Franz Joseph Orden und seine Mitglieder, 1912

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 04.03.1856 - † unbekannt
Geschlecht: m
Geburtsort: Krieglach, Steiermark
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Titel: Baudirektor
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1875–1876Polytechnisches Institut Wien (bei H. Ferstel)
1879–1882Akademie der bildenden Künste Wien (bei F. Schmidt)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab ca.1890Staatsgewerbeschule
ab 1895Baudirektor des Wr.Cottage-Vereins
o.J.beeid. Sachverständiger
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Auszeichnungen und Ämter
1882Meisterschulpreis bzw. Spezialschulpreis (Preis-Stipendium aus dem Kunstausstellungsfonds)
1909Kaiser Franz Josef-Orden
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Mitgliedschaften
o.J.Wiener Bauhütte (1910 Vorstand)
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Vita
Hermann Müller wurde 1856 in Krieglach (Steiermark) geboren. Über seine ersten Jugendjahre und die Familienverhältnisse weiß man nichts präzises. Er soll mit der verwitweten Mutter irgendwann nach Wien umgezogen sein, wie es im Akademie-Register angegeben ist. Jedenfalls war Müller 1875 an der Technischen Hochschule und 1879 bis 1882 an der Akademie der bildenden Künste in Wien mit Erfolg inskribiert. Dort war er Schüler von Heinrich Ferstel bzw. Friedrich Schmidt, in dessen Atelier er auch tätig war. Sowohl Ferstel als auch Schmidt waren Obmänner des Wiener Cottage-Vereins und Müller wurde auf Empfehlung Schmidts 1884 in der Baukanzlei des Vereins angestellt, wo er eine blendende Karriere durchlaufen sollte. Zuerst war er Mitarbeiter des Baukanzlei-Direktors Carl v.Borkowski, und Müller unternahm im Auftrag des Vereins ausgedehnte Reisen nach Belgien, Niederlande und Deutschland, um den Bautypus des Einfamilienhauses zu studieren, an dem der Cottage-Verein vorrangig interessant war. In dieser Zeit bauten Müller und Borkowski gemeinsam z.B. das Clubhaus des Cottage-Eislaufvereins (1893; Wien 19, Hasenauerstraße 2).

Ab 1895, nach dem Austritt Borkowskis, leitete Müller die Baukanzlei des Wiener Cottage-Vereins als Direktor. Parallel dazu führte Müller sein eigenes Architekturbüro (18, Anton-Frank-Gasse 6), wo er verschiedene Projekte auch für den Hietzinger Cottage-Verein realisierte.

Seine lukrative und erfolgreichste Bautätigkeit erfolgte jedoch im Rahmen des Wiener Cottage-Vereins: Er bekleidete diese Stelle mehr als 20 Jahre und war mit Neu- und Zubauten vielfältig beschäftigt. Nach dem Ersten Weltkrieg ging allerdings die Nachfrage nach Familienhäusern drastisch zurück und so wurde die Baukanzlei des Vereins bald aufgelöst.

Müller war auch auf dem Gebiet der Bauwesen-Ausbildung aktiv: Anfang der 1890er Jahre ist er als Lehrer an der Staatsgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst) dokumentiert. Hermann Müllers Sterbedatum und -Ort sind unbekannt.
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Stellenwert
Hermann Müllers Œuvre befindet sich hauptsächlich auf dem Areal des Wiener Cottage-Vereins: als Direktor der Baukanzlei hatte Müller die Möglichkeit, an vielen Villenprojekten zu arbeiten. In den ersten 20 Jahren des Cottage Vereins – als Carl v. Borkowski dessen Baudirektor war – waren sowohl die Größe der Häuser als auch die innere Konzeption noch relativ bescheiden. Außerdem war die Bautätigkeit weitgehend in der Hand der Baukanzlei. Mit Müller kam es zu etlichen Neuerungen. Es wurde nicht nur die innere und äußere Gestalt der Cottage-Häuser neu konzipiert, sondern Müller begrüßte auch die Beteiligung von „fremden“ Architekten, mit denen er gelegentlich zusammenarbeitete. Zudem waren die Grundstückspreise um die Jahrhundertwende gestiegen, sodass der einst für die Mittelschicht geplante Verein jetzt nur reichere Bauherren anlockte, die mehr Raum und Komfort in ihren Häusern verlangten. Müllers repräsentativste Bauten zeigen in der Tat großzügige Grundrisse und die Anwendung von üppigen historisierenden Stilformen.

So z.B war die neobarocke Villa Wolff (Wien 19, Hasenauerstraße 18; heute abgerissen) eine herrschaftliche Villa und hatte mit den nüchternen Bauformen der ersten Cottagehäuser wenig gemein. Im Hochparterre befanden sich Gesellschaftsräume, Billardzimmer und ein Wintergarten, die privaten Räume lagen im 1.Stock. Eine Wendeltreppe – von der Hauptstiege getrennt – war für die Dienerschaft gedacht. Die noch existierende Villa Schleiffelder (Wien 19, Gustav-Tschermak-Gasse 20) zählt ebenfalls zu den luxuriösen Häusern. Das besonders reiche Interieur besaß auch exotische Akzente, wie die maurische Nische im Salon. Die Villa Rumpel (Wien 19, Gustav-Tschermak-Gasse) wurde in altdeutschen Formen „im Stil der Eppaner Wohnhäuser“ – wie es in der Zeitschrift „Der Architekt“ heißt – gebaut (der Name leitet sich von der Südtiroler Ortschaft Eppan / Appiano, her). Im Inneren wurde die Aufteilung der vielen, für gehobene Bedürfnisse notwendig gewordenen Räume vorzüglich gelöst.

Müller baute jedoch auch schlichtere Häuser im ursprünglichen Geist des Cottage-Vereins, so etwa die Villa Adler in Wien 19, Lannerstraße 9. Das Gebäude erhielt eine Backsteinfassade im sog. „Cottage-Stil“, wie sie nicht zuletzt wegen der Kostengünstigkeit des Materials häufig bevorzugt wurde.

Als Direktor der Baukanzlei des Cottage-Vereins war Müller auch mit Um- und Zubauten vertraut, so manche bereits bestehende Häuser erhielten aufwändigere Fassaden oder wurden auf Grund veränderter Bedürfnisse erweitert.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1893–1894Villa Bopp, Wien 19, Hasenauerstraße 38 (mit C. v.Borkowski)
1895Villa Rumpel, Wien 19, Gustav-Tschermak-Gasse 11 (früher Wien 18; nicht erhalten)
1896Villa, Wien 18, Gregor-Mendel-Straße 29
1896–1897Villa Wolff, Wien 19, Hasenauerstraße 18 (mit A.H. Pecha; abgerissen)
1896–1897Villa Schleiffelder, Wien 19, Gustav-Tschermak-Gasse 20 / Hasenauerstraße 40 (verändert)
1897–1898Villa, Wien 18, Gregor-Mendel-Straße 25 (mit J. Hackhofer)
1899–1900Villa Uzel, Wien 13, Kopfgasse 8 (mit O. Laske jr.)
1900Villa Kalbeck, Wien 18, Weimarerstraße (nicht identifizierbar)
1900Villa Adler, Wien 19, Lannerstraße 9 / Vegagasse 13 (verändert)
1901Villa, Wien 18, Colloredogasse 35
1901Villa, Wien 19, Cottagegasse 70
1901Villa, Wien 19, Vegagasse 4 (verändert)
1904Villa, Wien 18, Anastasius-Grün-Gasse 40 (Aufstockung)
1905Villa, Wien 19, Cottagegasse 72
1912Villa, Wien 18, Colloredogasse 24 / Cottagegasse 50 (Adaptierung)
1913Villa, Wien 19, Felix-Mottl-Straße 10 / Vegagasse 1 (Erweiterung)
Verschiedene Um- und Zubauten in Wien

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1893Cottage-Eislaufverein, Wien 19, Hasenauerstraße 2 / Gymnasiumstraße 63 (verändert)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
H. Müller: Das Wiener Cottageviertel, seine Entstehung und Entwicklung. In: ZÖIAV 58.1906, S.75–77

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
ABK; Wr.Ringstraßenarchiv; TUAW; WSt.LA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Cottage Dr. Richter. Entworfen von Hermann O. Müller, ausgeführt von StadtBM Oskar Laske (mit Abb.). In: Bautechniker 9.1889, S.451–452
Arbeitsgemeinschaft „Währinger Heimatkunde“ (Hg.): Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks, 3.Bd. Wien 1925
H. Brunnbauer: Im Cottage von Währing/Döbling, Bd.1–3, Gösing 2003
F.K.: Villa Sommerstorf. Entworfen v. Architekten Hermann Müller in Wien (mit Abb.). In: Bautechniker 9.1889, S.609–610
R. Schweitzer: Die Cottage-Anlage in Wien–Währing. Ein Beispiel früherer Siedlungsplanung. In: Wiener Geschichtsblätter 82.1967, S.240–252
P. Kortz: Wien am Anfangs des 20.Jhs. Bd.2, 1906
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
1.1895, S.32, T.45 (Villa Rumpel)
6.1900, S.17, T.27 (Villa Wolff)

WBIZ
16.1899, S.27, T.70-72, 98 (Villa Schleiffelder)
16.1899, S.147, T.43 (Villa Wolff)
17.1900, S.179 (Villa Kalbeck)
18.1901, S.117, T.27 (Villa Rumpel)
18.1901, S.161f, T.35 (Villa Uzel)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893

LEXIKA:
Kosel

INTERNETLINKS:
http://www.cottageverein.at/News/2_TextPresse12_2006.html;
http://www.wien.gv.at/bezirke/hietzing/geschichte-kultur/villen.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Cottageviertel
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Anmerkungen
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 11.07.2016
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