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Karl Pilhal

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 10.04.1822 - † 19.12.1878
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Hauptmann, Obst.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Offizier
Familiäres Umfeld: Vater: Franz P. (*1787), Handelsmann aus Austerlitz / Slavkov u Brna, CZ
Mutter: Theresia, geb. Auhl (*1797) aus Temesvar / Timisoara RO
ledig
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1834–1840Genieakademie in Klosterbruck bei Znaim, Znojmo CZ
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1840Leutnant
1850Hauptmann
1850Lehrer, Genie-Akademie Klosterbruck
1860–1870Direktor des Geniestabes in Wien
1868Oberst
1871–1873Geniechef beim Militärkommando in Zara (Zadar, HR)
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Auszeichnungen und Ämter
1861Mitglied der Stadterweiterungs-Kommission
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Vita
Karl Pilhal wurde 1822 in Wien als Sohn eines Handelsmannes geboren. Über seine frühe Ausbildung gibt es keine Hinweise. 1834–1840 besuchte er die Ingenieur-Akademie in Wien. 1840 trat er als Leutnant in die Armee ein. Pilhal gehörte ab 1841 während seiner gesamten Dienstzeit dem technischen Militärkomitee (Ingenieur-Korps bzw. dem Geniestab) an.

Im Laufe der Zeit wurde er, wie üblich in der technisch-militärischen Laufbahn, zu verschiedenen Fortifikations-Lokaldirektionen kommandiert: ab 1844 wirkte er bei Zubauten von Kasernen und Magazinen in Peterwardein (Petrovaradin, SRB), Pola (Pula, HR), Komorn (Komárno, U) und Karlsburg (Alba Iulia, RO) mit. 1850 wurde Pilhal Hauptmann: 1851–53 konnte er mit dem neuen Dienstgrad die Ausführung der Zubauten bei der Kavallerie-Kaserne in Meidling (Wien 12), sodann bis 1856 den Bau der Franz-Josephs-Kaserne bei der ehem. Dominikanerbastei in Wien selbst leiten. Im Feldzug während des Sardinischen Krieges von 1859 kommandierte er die Instandsetzung der Forts Malborghet (Malborghetto, I) und Predel (Predil, I) in Friaul.

1860–70 wurde Pilhal Direktor des Genie-Stabes in Wien. In seiner Dienstzeit fielen die allerersten Realisierungen des Ringstraßenprojekts, wo er auch eine aktive Rolle spielte: Nach dem Ausscheiden von Generalmajor von Wurmb aus der „Stadterweiterungs-Commission“ war Pilhal ab 1861 als Genie-Direktor das permanente militärische Mitglied in derselben.

Als Genie-Direktor in Wien entwarf er die Projekte der Laboratorien bei Wr.Neustadt, NÖ, der k.k. Genie-Direktion (heute Chemisches Institut der Technischen Universität, Wien 6, Getreidemarkt 9) sowie der Rudolfskaserne (heute Rossauer Kaserne, Wien 9, Schlickplatz 6), sein bekanntestes Werk. Bei der Ausführung der Bauten hatte er auch die Oberleitung inne. 1868 wurde Karl Pilhal Oberst, ab dem Jahr 1871 war er als Geniechef beim Militärkommando in Zara tätig. 1873 trat er in den Ruhestand.

Laut Gatti trat Pilhal auch als Konstrukteur von Ofen- und Beheizungsanlagen für Kasernen hervor. Karl Pilhal starb im 56.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Karl Pilhal gilt als Vertreter der Militäringenieure und -architekten des 19.Jh.s, die in der Regel dank einer sehr guten Ausbildung mit Kompetenz, aber ohne große Fantasie und wegbereitende Intuitionen militärische Nutzbauten errichteten.

Karl Pilhals Gebäude passten stilistisch sehr gut zu der Funktion, die sie bekleiden mussten: So ist die Genie-Direktion (heute Chemisches Institut) ein gelungenes, jedoch verspätetes Beispiel der ärarischen Beamtenarchitektur, die Rudolfskaserne (heute Rossauerkaserne) ein Beispiel für die Verwendung der neoromanischen Formen für Nutz- und Militärbauten in den 1850er und 1860er Jahren.

Pilhal sammelte zunächst bei der Errichtung der nicht mehr existierenden Franz-Joseph-Kaserne (1854–1857) bei der Dominikanerbastei seine wichtigsten Erfahrungen für den Kasernenbau. An diesem Projekt waren unter der Leitung des Ober-Ing. C. Rziwnatz mit Pilhal auch die Hauptleute A. v.Bäumen sowie A. Romano und die Baumeister A. Oelzelt und Bernhard Dornacher tätig. Die Kaserne bestand aus zwei Baublöcken die das Kaiser Franz-Joseph-Tor flankierten. Im Jahr 1896 wurde jedoch bereits wieder mit der Absiedlung begonnen und die Kaserne wurde 1900 abgerissen. Die groß dimensionierten Rohziegelbauten mit romanisierenden zwei, zum Teil dreifachen Rundbogenfenstern zeigen eine Mischung von italienischer Romanik und Gotik. Der polygonale Eckturm spielt auf die mittelalterliche Festungsarchitektur an.

Als ihr Pendant sollte die Rudolfskaserne an der Westseite der Stadt entstehen. Die Kaserne wurde schon von Generalmajor Julius v. Wurmb in seinem 1859 verfassten Gutachten über die Berücksichtigung der militärischen Erfordernisse im Rahmen der Stadterweiterung vorgesehen. Mit der Franz-Joseph-Kaserne und dem Arsenal sollte sie ein Festungsdreieck bilden.

Die Rudolfskaserne präsentierte sich aber sofort als nicht mehr zeitgemäßes Spätwerk des romantischen Historismus: Anfang der 1870er Jahre, als das Gebäude eröffnet wurde, war sie als Typus bereits veraltet. Die neuen Tendenzen, die 1879 im Einquartierungsgesetz mündeten, sahen die Anwendung einer lockeren Bauweise, das Pavillonsystem, vor. Beim Bau der Kaserne wurde hingegen der geschlossene Bautypus vorgezogen, da der verteidigungsfähige Charakter des Gebäudes im Mittelpunkt stand. Das Resultat wurde ein mächtiger Rohziegelbau in neoromanischen Formen mit Windsorstil-Elementen mit Türmen in der Mitte jeder Front.

Vor allem die hygienische Ausstattung der Kaserne war unzureichend: hygienische Anlagen befanden sich ausschließlich in zwei Türmen in den Ecken der beiden äußeren Hofe und in den Offizierstrakten; darüber hinaus entsprachen die Kanäle nicht der seit 1859 vorgeschriebenen Mindestquerschnittfläche. Zusammenfassend war dieser Kasernenbau – wie Wagner-Rieger betonte – „in der Anlage der altertümlichste, in der Beachtung moderner hygienischer Gesichtspunkte der unzureichendste“.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1851–1853Zubauten bei der Kavallerie Kaserne in Meidling, Wien (Ausführung)
1856Franz-Joseph-Kaserne am Stubentor, Wien (Mitarbeit, Bauleitung; 1900 abgetragen)
1862–1864k.k. Geniedirektion (heute Chemisches Institut der Technischen Universität), Wien 6, Getreidemarkt 9 (Oberleitung)
1864–1869Rudolfskaserne (heute Rossauer Kaserne), Wien 9, Schlickplatz 6
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
OESTA; Pfarre Schotten (Matrikenstelle); MA 43 Gräberdatenbank; Archiv Adler
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Gatti: Geschichte der k.k. Ingenieur- und k.k. Genie-Akademie. Bd.1, Wien 1901
A. Kieslinger / E. Mejchar: Die Steine der Wiener Ringstraße. Die Wr.Ringstraße, Bd.4. Wiesbaden 1972
P. Kortz: Wien am Anfang d.20.Jh. Bd.1, Wien 1906, S.296
K. Mollik / H. Reining / R. Wurzer: Planung und Verwirklichung der Wiener Ringstraßenzone. Die Wr.Ringstraße, Bd.3. Wiesbaden 1980
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
M. Wehdorn: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße. Die Wr.Ringstraße, Bd.11. Wiesbaden 1979
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984
Wiener Zeitung, 23.12.1878 (Todesanzeige)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
ÖBL

INTERNETLINKS:
http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_OeffentlicheSicherheit/2007/05_06/files/Rossauer_Kaserne.pdf
http://www.bezirksmuseum.info/daten/htm/histkult.htm
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Anmerkungen
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 01.12.2011
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