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Josef Stauffer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 19.03.1817 - † 13.10.1894
Geschlecht: m
Geburtsort: Groß-Weikersdorf, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
damaliger Name: Wien-Pötzleinsdorf
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Ingenieur
Familiäres Umfeld: Vater: Franz St. (1784–1840), Landwirt u. Maurermeister
Mutter: Barbara, geb. Scheibl (1787–1880)
Bruder: Ferdinand St., Baumeister
Ehe (1847) mit Caroline, geb. Willner (1826–1895)
Kinder: Franziska (1848–1923) verh. Beck; Viktor Emanuel (1852–1934), Maler; Oskar (1862–1927); Irene (1857–1930), verh. Kränzl
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1830–1832Maurerlehre
1833–1837Tätigkeit als Maurer in Wien, daneben Besuch der Zeichenschule bei den Architekten Brem und Grünauer
1838Mitarbeiter im Büro von Baumeister Frauenfeld
1840–1845Polytechnikum Wien, daneben praktische Arbeit bei Baumeister Hainz
1844–1845Akademie der bildenden Künste (bei Pietro Nobile, später bei Sicardsburg und van der Nüll)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1845–1885Bauingenieur im Baudepartement des Freiherrn von Sina (späterhin als Chef der Baukanzlei)
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Auszeichnungen und Ämter
ca. 1880–1890Gemeinderat d. Vorortes Pötzleindsorf (Kommission für das Wasserleitungs- und Kanalsystem)
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Mitgliedschaften
ab 1854Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Josef Stauffer wurde 1817 als das älteste von zehn Kindern eines Landwirtes und Maurermeisters in Groß-Weikersdorf in Niederösterreich geboren. Die recht gut situierte Familie stammte schon von altersher aus dem Ort, bereits der Urgroßvater war hier Maurermeister gewesen. Seiner Herkunft entsprechend legte auch Stauffer eine Maurerlehre ab und arbeitete ab Anfang der 1830er Jahre als Maurer in Wien. Daneben bildete er sich weiter aus, besuchte Zeichenkurse und praktizierte bei dem Baumeister Eduard Frauenfeld und dem Baumeister Hainz. Erst mit dreiundzwanzig Jahren entschloss er sich für ein Studium am Polytechnikum, war aber weiterhin praktisch tätig. Zuletzt besuchte er noch die Akademie der bildenden Künste, wo er anfangs bei Pietro Nobile und schließlich bei Sicardsburg und van der Nüll Architektur studierte.

Infolge seiner umfassenden Ausbildung erhielt Stauffer nach dem Abschluss der Akademie 1845 eine prestigeträchtige Anstellung als Bauingenieur im Baubüro des Freiherrn von Sina, für den er – späterhin sogar als Chef der Baukanzlei – rund vierzig Jahre tätig war. In dieser Funktion war er insbesondere anfangs für die Planung diverser Miethäuser, Hotels, Schlossumbauten und anderes mehr zuständig, aber auch für die Kontrolle der Finanzen, wobei letzteres immer mehr zu seiner Hauptaufgabe wurde, da Baron Sina größere Bauvorhaben zunehmend anderen Architekten übertrug. Dieser Umstand führte dazu, dass Stauffer späterhin nur relativ wenig baute und Zeit genug hatte, sich mit diversen technischen Erfindungen zu beschäftigen, wie einem hydraulischen Kanalverschluss, einem Sicherheitskorb zum Fensterputzen und anderes mehr, wobei diese Patente auch finanziell recht einträglich waren.

Generell lebte Stauffer infolge seiner großzügigen Bezahlung in guten Verhältnissen und führte mit seiner Frau ein großes Haus, in dem oft musikalische Veranstaltungen stattfanden – anfangs in seiner Wohnung in dem von ihm erbauten Mietkomplex in der Ungargasse 9 (Wien 3), später in seiner Villa in Pötzleinsdorf, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Dort war er auch als Gemeinderat für den damals noch nicht eingemeindeten Ort tätig und engagierte sich insbesondere für den Bau von Wasserleitungen und Kanalisationen.

Nach dem Ausscheiden aus dem freiherrlichen Dienst 1885 ließ er sich seine Baumeisterlizenz für Wien wieder zurückgeben, es sind jedoch keinerlei Bauten aus dieser Spätzeit dokumentiert. Beginnende Krankheitssymptome veranlassten ihn zu zahlreichen Kuraufenthalten. Josef Stauffer ist schließlich im 77.Lebensjahr an einer „Gehirnerweichung“ verstorben. Er hinterließ vier Kinder, von denen sein Sohn Viktor ein bekannter Maler wurde.
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Stellenwert
Josef Stauffer, der in der Mitte des 19.Jh.s tätig war, hat infolge des Umstandes, dass er als beamteter Architekt weitgehend mit verwaltungstechnischen Belangen befasst war, nur ein schmales Werk hinterlassen, das zusätzlich im Laufe der Zeit dezimiert wurde.

Dessen ungeachtet ist sein Ende der 1850er Jahre errichtetes Miethaus in der Ungargasse 9 (Wien 3) ein charakteristisches Beispiel für die bürgerliche Wohnkultur am Beginn der Ringstraßenära. Die relativ flächige Fassade ist in ihrem sparsamen Dekor noch zum Teil einer biedermeierlichen Schlichtheit verpflichtet, einzig an den Gesimsleisten und an den Fensterparapets sind schmückende Elemente angebracht, die auf einen Übergang zu einer historistischen Architekturauffassung hinweisen. In ähnlicher Weise ist auch das 1860 erbaute Miethaus in der Döblergasse 1–3 (Wien 7) konzipiert. Wie sehr Stauffer die Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Architektur mitverfolgt hat, zeigt seine eigene Villa (Wien 18, Pötzleinsdorfer Straße 25), die rund 15 Jahre später errichtet wurde (möglicherweise bereits ein Umbau eines älteren Objekts) und in ihrer neobarocken Ausrichtung absolut auf der Höhe der Zeit war. Das nahezu aristokratische Gepräge des Gebäudes mit einer repräsentativen Terrasse reflektiert nicht zuletzt auch den sozialen Aufstieg Stauffers.

Nicht ohne Interesse sind auch Josef Stauffers Erinnerungen („Notizen aus meinem Leben“), die 2008 publiziert wurden und ein bemerkenswertes Dokument für die Alltagskultur des 19.Jh.s darstellen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1848-1849Wohnhaus Wollzeile 1 (Bauleitung)
1856Umbau des Gutes des Grafen Chotek (Adresse unbekannt)
1857Miethaus des Baron Sina, Wien 3, Ungargasse 9
1860Miethaus Wien 7, Döblergasse 1-3 / Lerchenfelder Straße 41 / Neustiftgasse 42
1861Villa Fanny (Eigenheim), Wien 18, Pötzleinsdorfer Straße 25 (1875 Erweiterung)
1871Miethaus Wien 1, Seilerstätte 30 / Annagasse 20 (Umbau)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1857Hotel National, Trentschin, Ungarn / Trencin, SK
1857Arena und Wandelbahn, Trentschin, Ungarn / Trencin, SK
1857Reitschule und Wagenremise Baron Sina, Wien 3, Beatrixgasse 3 (nicht erhalten)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1857Glashaus in Penzing (nicht erhalten)
1857Fruchtmagazin, Erdberg, Donaulände 4 (nicht erhalten)
1867–1871zwei Glashäuser für das Schloss Rappoltenkirchen, NÖ

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1878Umbau des Schlosses Rappoltenkirchen, NÖ
1878Umbau des Schlosses Jaidhof, NÖ
1878Umbau des Miethauses Wien 1, Annagasse 20
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
J. Stauffer: Notizen aus meinem Leben (Hg. M.Th. Arnbom). Frankfurt/Main 2008

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
ÖBL Archiv; WrSTLA (Biograph. Sammlung);
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Pemmer / Englisch: Landstraßer Häuserchronik (unpubl. Typoskript). Wien 1958
Pemmer / Englisch: Die Beatrixgasse. In: Wiener Geschichtsblätter 36.1981, S.3
R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957

NACHSCHLAGEWERKE:
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893

LEXIKA:
ThB; Kosel
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 17.05.2016
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