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Giacomo Quarenghi

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 20.09.1744 - † 02.03.1817
Geschlecht: m
Geburtsort: Capiatone bei Rota d‘Imagna, Bergamo
Land: Italien
damaliger Name: österreichische Lombardei
Sterbeort: St. Petersburg
Land: Russland
weitere Namen: Jakob Querenghi
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Giacomo Antonio Quarenghi, Notar
Mutter: Maria geb. Rota
Sohn: Giulio
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
vor 1763Malerausbildung
1763Studienreise nach Rom (Lehre bei Anton Raphael Mengs und Stefano Pozzi)
1771-1772Aufenthalt in Venedig (Studium des Palladio)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1779Berufung nach Russland
ab 1781Hofarchitekt in St. Petersburg
1811Auftrag für die Umgestaltung des Palais Modena, Wien
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Mitgliedschaften
o.J.Ehrenmitglied der Kunstakademie in St. Petersburg
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Vita
Giacomo Quarenghi wurde 1744 in Rota d'Imagna, Bergamo, geboren. Zuerst bekam er eine Ausbildung als Maler. 1763 reiste er nach Rom, um die Kunst der Antike zu studieren. Er trat zunächst in das Atelier von Raphael Mengs ein und wechselte dann in das Atelier Stefano Pozzis. Offensichtlich hat ihn jedoch die Baukunst zunehmend fasziniert, sodass er schließlich den Architektenberuf wählte. Obwohl er als einzigen relevanten Bauauftrag die Innenumgestaltung des Stifts und der Kirche S. Scolastica in Subiaco bei Rom vorweisen konnte, wurde er dank seiner guten Kontakte in gehobenen Kreisen in Rom und Venedig 1779 von Zarin Katharina II. nach Russland gerufen.

Ab 1781 wirkte Quarenghi in Sankt Petersburg, wo er mehrere repräsentative Gebäude im Auftrag der Zarin entwarf, darunter den nicht mehr erhaltenen Englischen Palast in Peterhof, das Gebäude der russischen Akademie der Wissenschaften sowie das Theater der Eremitage. Nach dem Tod von Katharina II. (1796) setzte er seine Tätigkeit im Dienst von Paul I. und Alexander I. fort.

Neben seiner Beschäftigung in Petersburg arbeitete Quarenghi auch in München und Wien. In Wien erhielt er 1811 von der Erzherzogin Maria Beatrix von Habsburg (Linie Modena-Este) den Auftrag für den Umbau ihres neugekauften Palais Dietrichstein-Modena in der Wiener Herrengasse.
Quarenghi starb 1817 in Petersburg im 73. Lebensjahr.
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Stellenwert
Das Palais Dietrichstein (später Palais Modena) wurde im 16.Jahrhundert als Renaissancebau errichtet, im 17.Jahrhundert jedoch durch mehrere Umbauten verändert und mit einer barocken Ausstattung versehen.

Ab 1811 erfolgte die klassizistische Umgestaltung: Da die Tochter von Maria Beatrix, Maria Ludovica, 1808 Kaiser Franz I geheiratete hatte, musste die hohe Stellung der Familie Modena-Este, auch in diesem neuen Sitz ihren Ausdruck finden. Den Auftrag für die Neugestaltung erhielten die Architekten Quarenghi und Alois Pichl.

Quarenghis Beitrag lässt sich allerdings von der leichter beweisbaren Bautätigkeit Pichls schwer abgrenzen. Bei der Fassadengestaltung zeigen sich jedoch starke Annährungen an das Theater der Eremitage in Sankt Petersburg, sodass auf die Urheberschaft Quarenghis geschlossen werden kann. Die Tatsache, dass sich der Originalplan zur russischen Theaterfassade in Wien befindet, stützt diese Hypothese.

Für die Innenumgestaltung der Beletage lieferte Quarenghi die Pläne in festlichem Empire, die Ausführung soll jedoch laut Dehio durch Pichl modifiziert worden sein. Original von Quarenghi scheint hingegen der Zentralraum mit Laterne, das sogenannte Oktogon zu sein; worauf auffallende stilistische Zusammenhänge im Dekorativ-Plastischen mit dem "Kabinett" in der Petersburger Eremitage hinweisen.

Quarenghi schuf mit Elementen der klassischen Baukunst - deren Kenntnis er nicht zum Geringsten Palladios "Quattro libri di architettura" verdankt - einen Baustil, mit dem er den lokalen, kulturellen sowie funktionellen Anforderungen seiner Zeit entgegenkommen konnte. Er war zweifellos einer der wichtigsten Vertreter des Spätklassizismus.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1781-1789Englischer Palast, Peterhof / Petergof, R (nicht erhalten)
1792-1796Alexanderpalast, Tsarskoje Selo / Puschkin, R
1811Palais Modena, Wien 1, Herrengasse 7 (Umbau; von Alois Pichl vollendet)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1783-1787Hermitage-Theater, St. Petersburg, R
1783-1789Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg, R
1806-1808Smolny-Institut, St. Petersburg, R

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1771-1777Kirche S. Scolastica, Subiaco, I (klassizistische Innenumgestaltung)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
G. Quarenghi: Theatre de l'Hermitage de sa majeste l'Imperatrice de toutes les Russies. St. Petersbourg 1787
G. Quarenghi: Edifici costruiti a San Pietroburgo su progetti del cavalier Quarenghi e sotto la sua direzione. 1810
G. Quarenghi: Fabbriche e disegni di Giacomo Quarenghi, illustrate dal cav. Giulio suo figlio. Mantova 1843
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Giacomo Quarenghi: Architetture e vedute (Ausstellungskatalog), Milano 1994R. Bassi-Rathgeb: Presenza a Vienna di Giacomo Quarenghi. Padova 1967
R. Perger / W.G. Rizzi: Das Palais Modena in der Herrengasse zu Wien. Wien 1997
M.C. Pesenti / P. Angelini (Hg.): Giacomo Quarenghi e il Neoclassicismo del 18. secolo (atti del convegno: San Pietroburgo, Museo dell'Ermitage 14-15 dicembre 1994). Bergamo 2000

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez)

LEXIKA:
Wurzbach; ThB

INTERNETLINKS:
http://en.wikipedia.org/wiki/Giacomo_Quarenghi
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Anmerkungen
In Wurzbach als Jakob Querenghi zu finden
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 27.05.2011
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