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Franz Glaser jun.

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 28.11.1852 - † 15.12.1934
Geschlecht: m
Geburtsort: Komaron
damaliger Name: Komorn
Land: Slowakei
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Franz Glaser sen. (1822–1885), Baumeister, Bürgermeister v.Dornbach
Mutter: Josefa, geb. Dengler (+1860)
Ehe (1883, Dispens) mit Maria, geb.Glaser (1864–1936)
Bruder: Heinrich (1855–1928), Architekt u. Stadtbaumeister
Kinder: Maria Anna (1884–1909); Dr. Franz X. (1885–1931); DI Heinrich Anton (1888–1934), Schlossermeister; Anna (1893-1976); Ernst (1897–1968); Emma (1902–1960)
Bürogemeinschaft: ab 1886 mit Bruder Architekt und Stadtbaumeister Heinrich Glaser
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1871–1875Akademie der bildenden Künste Wien (Theophil Hansen)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1886Gründung der Fa. Heinrich u. Franz Glaser
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Mitgliedschaften
1877–1878Wiener Bauhütte
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Vita
Franz Glaser wurde in Komorn, Ungarn geboren. Sein Vater Franz Glaser sen. war damals bei der Genietruppe des österr.-ungar. Militärs als Fortifikationspolier tätig. Bald nach dem Tod seiner Frau verließ er aber den Militärverband und wurde in Dornbach bei Wien (heute Wien 17) als Baumeister sesshaft. Glaser sen. war nicht nur im Baugewerbe außerordentlich erfolgreich, auch die Gemeinde Dornbach schätzte seine Tatkraft und wählte ihn zu ihrem Bürgermeister. Der ältere Sohn, Franz Glaser jun., entschied sich ebenfalls für das Baufach. Er konnte nach Abschluss seiner Schulausbildung an der Akademie der bildenden Künste bei Theophil Hansen Architektur studieren und trat nach Beendigung der Studien in die väterliche Firma ein. Im Auftrag des Vaters wurde es ihm bald ermöglicht, sein erstes Wohngebäude zu entwerfen und zu errichten (Wien 3, Seidlgasse 33, 1877).

Auch der jüngere Bruder Heinrich hatte sich für das Baufach entschieden und war nach seiner Ausbildung an der Technischen Hochschule und der Akademie ebenfalls in die väterliche Firma eingetreten Er erwarb 1882 die Baumeisterkonzession. Nach dem Tod des Vaters gründeten die Brüder 1886 die gemeinsame Baufirma „Heinrich und Franz Glaser“, wobei Heinrich im Firmengeschehen als der dynamischere und kaufmännisch präsentere der beiden Brüder auftritt. Die guten Kontakte, die schon seit Franz Glaser sen. zur Familie Rothschild bestanden, konnten von den Söhnen noch vertieft werden. Neben verschiedenen Adaptionen und Umbauten in Wien waren sie vor allem mit der Bauausführung von Schloss Rothschild in Hinterleiten bei Reichenau, NÖ, betraut. Dadurch kam es zur Zusammenarbeit mit den Architekten Armand-Louis Bauqué und Albert Pio, den Planern des Schlosses, woraus sich eine langjährige berufliche Verbindung entwickelte. Die Firma Glaser führte etliche der repräsentativen Bauten des Architektenduos Bauqué und Pio aus.

Die Baufirma Heinrich und Franz Glaser war sowohl mit der Ausführung der Pläne bekannter Architekten befasst, wie sie auch nach eigenen Entwürfen arbeitete. Da die eigenen Planungen jedoch mit dem Firmennamen unterzeichnet wurden, ist es nicht möglich festzustellen, ob der Entwurf nun von Franz oder Heinrich stammt. In der Literatur wird oft einer der beiden als Entwerfender bezeichnet, was sich aber auf die nicht korrekte Übernahme des Firmennamens (wie z.B. „Heinrich F. Glaser“) zurückführen lässt.

Franz war mit einer Cousine verheiratet, wofür er um Ehedispens ansuchen musste. Sie hatten 6 Kinder, von denen der Sohn Heinrich später in das Baugewerbe einstieg. Franz Glaser jun. verstarb mit 82 Jahren und wurde am Dornbacher Friedhof beerdigt.
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Stellenwert
Gesichert lässt sich nur an einem einzigen Bau die künstlerische Auffassung Franz Glasers erkennen (Wien 3, Seidlgasse 33, 1877), die ihn noch ganz in der Tradition der Hansen-Schule stehend zeigt. Nach der von Theophil Hansen geprägten Art wurde die Fassade des Hauses in drei Zonen: Sockel-, Haupt- und Attikageschoß aufgeteilt und in Formen der Spätrenaissance instrumentiert. Die Bekrönung des Abschlussgesimses mit einer Balustrade und darauf situierten Vasen verlieh dem Gebäude repräsentative Wirkung.

Die Bauten, die Franz Glaser dann in Gemeinschaft mit seinem Bruder Heinrich errichtete, blieben im Rahmen der damals üblichen historistischen Formgebung. Bei den Miethäusern wurden in der Folge gerne geschwungene, barocke Formen für die Fensterverdachungen und Dekoration angewendet (Wien 17, Dornbacher Straße 77). Die Villenbauten in Dornbach sind in „Cottage-Bauweise“ ausgeführt, einer für Grünlagen gerne gewählten Bauform. Das Cottage-Haus war meist ein für ein oder zwei Familien geplantes villenartiges Wohnhaus, plastisch gegliedert mit Giebelrisaliten, Balkonen und Veranden. Verschiedene Materialien wie Stein, Putz, Holz kamen zum Einsatz und dekorativ eingesetzte Holzkonstruktionen, wie Fachwerk und Laubsägewerk, setzten ländliche Akzente. Bei freistehenden Cottage-Häusern wurde eine asymmetrische Formgebung mit seitlich angesetzten und überhöhten Giebelrisaliten oder Türmen bevorzugt (Villen, Wien 17, Franz-Glaser-Gasse 10 und 12), um dem Bauwerk die angestrebte malerische Wirkung zu verleihen.

Die Baumeister und Architekten der Familie Glaser waren als Vertreter ihrer Zeit maßgeblich am Baugeschehen Dornbachs beteiligt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
Franz Glaser alleine:
1877–1878Miethaus, Wien 3, Seidlgasse 33

ab 1886 Fa. Heinrich und Franz Glaser:
1884–1889Schloss Rothschild, Hinterleiten bei Reichenau a.d. Rax, NÖ, Bauausführung (nach Plänen der Architekten Armand-Louis Bauque und Albert Pio
1886Miethaus, Wien 8, Kochgasse 19
um 1887Wohnhaus, Wien 17, Dornbacher Straße 77
1888Villen, Wien 17, Franz-Glaser-Gasse 10 und 12 / Andergasse 21 und 23
1888Wohnhaus, Wien 17, Andergasse 25
um 1888Palais Metternich-Sandor, Wien 3, Jacquingasse 39, Bauausführung (E: Bauqué und Pio, abgebrochen)
1889Wohnhaus, Wien 17, Dornbacher Straße 100, Adaption (1870 v. Franz Glaser sen. erbaut)
1890Palais Bourgoing, Wien 3, Metternichgasse 12, Bauausführung (E: Bauqué und Pio)
1891Miethaus, Wien 3, Rennweg 23, Ausführung (E: Bauqué und Pio)
1892Villa Glaser, Wien 17, Dornbacher Straße 62, Ausführung (E: Karl Haybäck)
1893-1894Villa „Hubertusschlössl“, Seestraße 69, Millstatt, Ktn. (E: Haybäck, ursprgl. Villa Schuster, heute Yachtclub)
1896ehem. Villa Glaser, Wien 17, Kreuzwiesengasse 19 (heute Missionshaus der Schwestern „Königin der Aposteln“)
1899Miethaus, Wien 4, Hoyosgasse 5–7 / Gußhausstraße 8 / Mattiellistraße, Ausführung (E: Bauqué und Pio)
1902Villa, Wien 17, Andergasse 50
1905Villa Kraus, Wien 17, Amundsenstraße 10
1919Villa, Wien 17, Andergasse 62, Umbau

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1883–1884Ausflugslokal „Zur güldenen Waldschnepfe“, Wien 17, Dornbacher Straße 88, Ausführung (Pläne von Dominik Avanzo und Paul Lange)
1886Volksschule, Wien 17, Knollgasse 6
1888–1889Volksschule, Schulgasse 23, Reichenau a.d.Rax, NÖ, Ausführung (E: Moritz und Carl Hinträger)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WSt.LA; Archiv Baumeisterinnung; MA 37 (Baupolizei f.d. 3.Bez.); ABK; MA 43 Gräberdatenbank; WRA;
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Architekton. Details v. ausgef. mod. Wr. Wohn- u. Geschäftsbauten, Wien o.J., Bl.10
Der Bautechniker 15.1885, S.658f
F. Kaltenberger: Geschichte d. Ortschaften Dornbach u. Neuwaldegg, Wien 1884
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
Pemmer-Englisch: Landstraßer Häuser-Chronik, Wien 1958 (Typoskript)

HINWEISE AUF WERKE:
Architektonische Rundschau 12.1896, T.95 (Villa Glaser i.Dornbach b. Wien = Wien 17, Dornbacher Straße 62, Plan v. Architekt Karl Haybäck)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achleitner II; Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.) ; Dehio NÖ/Süd M–Z; Dehio Ktn.
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ÖKL; AKL
H. Weihsmann: In Wien gebaut, Wien 2005
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Persönliche Mitteilungen
von Herrn Grasel, Enkel des Franz Glaser jun., am 1.9.2010
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Anmerkungen
Der im AKL angeführte Stadtbaumeister Franz Glaser (*10.9.1864, +31.7.1906) ist nicht mit der Baumeisterfamilie Glaser aus Dornbach verwandt, ebenso wenig der dort erwähnte Tischlersohn Franz G. (*21.2.1887). Der Baumeister Heinrich Anton G. (*22.5.1888) wiederum ist nicht Sohn von Heinrich G., sondern von Franz G. und bei dem am Friedhofs-Wettbewerb Freistadt 1905 teilgenommenen Franz Glaser handelt es sich um einen Namensvetter, mit Adresse: Wien 7, Kaiserstraße 21.
Weihsmann 2005 gibt einen falschen Franz G. (1864–1906) als Stadtbaumeister u. Bürgermeister von Dornbach an, Bürgermeister von Dornbach war Baumeister Franz G. sen. (9.5.1822–2.2.1885) in den Jahren 1882–1885, auch die anderen Angaben zur Familie Glaser sind irreführend.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 24.04.2014
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