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Ludwig Wächtler

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 09.03.1842 - † 31.07.1916
Geschlecht: m
Geburtsort: St. Pölten (NÖ)
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Carl W., Architekt und Ingenieur (1802–1870)
Mutter Elisabeth, geb. Botzenhart (1812–1874)
Geschwister: Gustav (1838–1920); Roman (1845–1896); Hermine (*1846); Moritz 1852–1862)
Ehe (1873) mit: Leopoldine Josefa, geb. Mayr (1842–1894)
Kinder: Carl (1874–1910); Melanie (1877–1952); Max Franz (1879–1916)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Polytechnikum Wien
1862–1864Akademie der bildenden Künste (Architektur bei van der Nüll, Sicardsburg u. Friedrich Schmidt)
um 1867Studienreise nach Deutschland
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
um 1865–1869Mitarbeiter bei Friedrich Schmidt (Bauführer bei St.Stephan)
ab 1869selbständiger Architekt in Wien (teilweise in Zusammenarbeit mit Hugo Ernst)
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Auszeichnungen und Ämter
1888–1890Redaktionsmitglied der Zeitschrift d. Österr. Ingenieur - u. Architektenvereines
o.J.Correspondent der Central Kommission für Kunst und historische Denkmale
o.J.Baurat
o.J.Direktor der Pensions-Gesellschaft der bildenden Künstler
o.J.Mitglied der Staatsprüfungskommission der Technischen Hochschule Wien
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Mitgliedschaften
ab 1872Österr. Ingenieur- und Architektenverein (zeitweise Obmann Stellvertreter)
o.J.Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (zeitweise Direktor d. Pensionsgesellschaft)
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Vita
Ludwig Wächtler wurde 1842 in St.Pölten, als zweiter Sohn des Leiters der Bauabteilung der Niederösterreichischen Statthalterei geboren. Entsprechend der hohen Funktion seines Vaters erhielt Wächtler eine umfassende berufliche Ausbildung. Nach dem Besuch des Polytechnikums studierte er Architektur an der Akademie der bildenden Künste, anfangs bei Sicardsburg und van der Nüll, um dann in die Meisterschule von Friedrich Schmidt zu wechseln, bei dem er auch nach Abschluss des Studiums über mehrerer Jahre praktizierte. In dieser Zeit war er insbesondere als Bauführer bei St.Stephan mit Restaurierungsarbeiten des Domes befasst, begann aber nebenbei – zumeist in Zusammenarbeit mit Hugo Ernst – als freier Architekt zu arbeiten. Auch nachdem er sich 1869 selbständig gemacht hatte, arbeitete er des öfteren mit Ernst zusammen, es kam allerdings nie zu einer fixen Ateliergemeinschaft.

In den nächsten dreißig Jahren wurde Wächtler zu einem der meistgefragten Spezialisten für Kirchenrestaurierungen und Schlossumbauten, wobei er überwiegend für die großen Adelsfamilien, wie die Lambergs, Liechtensteins und Esterházys arbeitete. Im Rahmen seiner umfassenden restauratorischen Arbeiten legte er auch einen bedeutenden barocken Bilderzyklus frei. Darüber hinaus plante Wächtler diverse Villen, Miethäuser, Kasinos und anderes mehr. Mehrmals war er auch für die Innenausstattung seiner Bauten verantwortlich. Als Redaktionsmitglied der Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins und als Direktor des Pensionsvereins der bildenden Künstler betätigte er sich auch immer wieder publizistisch.

Ludwig Wächtlers letzter Lebensabschnitt war allerdings durch verschiedene familiäre Ereignisse überschattet, insofern er seine beiden Söhne frühzeitig verlor. Sein ältester Sohn Carl, der 1910 verstarb, hatte außerdem die Familie durch seine verschwenderische Lebensführung in finanzielle Schwierigkeiten gebracht, während sein jüngerer Sohn Max während des Ersten Weltkriegs in russischer Kriegsgefangenschaft ums Leben kam. Wächtler selbst, der bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs tätig war, ist im 74.Lebensjahr in Wien verstorben.
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Stellenwert
Das Werk von Ludwig Wächtler, dessen Schaffen ungefähr in die letzten vier Jahrzehnte vor dem 1.Weltkrieg fällt, ist charakteristisch für die Schüler und Mitarbeiter Friedrich Schmidts, insofern der restaurative denkmalpflegerische Aspekt im Vordergrund stand. Allerdings verstand man unter „Renovierung“ bzw. „Umbau“ sehr oft eine sehr freie Nachschöpfung, so dass die Grenzen zu einem nahezu völligen Neubau – jedoch stets in einem historisierenden Stil – sehr fließend waren.

Vor diesem Hintergrund muss man die zahlreichen „Schlossumbauten“ Wächtlers sehen, die er in großer Zahl in den Kronländern der Monarchie in den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg ausführte. Sein hierzulande bekanntestes Werk in diesem Kontext ist der „Umbau“ von Schloss Grafenegg (NÖ), den er gemeinsam mit Hugo Ernst in den Jahren um 1870 in Weiterführung des von Leopold Ernst begonnenen Vorhabens plante – ein Projekt, das heute als eines der bedeutendsten Beispiele des romantischen Historismus in Österreich angesehen wird. Ganz ähnlich verhält es sich mit den „Kirchenrenovierungen“, die zumeist weitgehende Umbauten waren, manchmal sogar komplette Neubauten, wie die Barbarakirche in Stefanau (Mähren) / Stepanov, die um 1875 errichtet, sich an den Kirchenbauten Friedrich Schmidts orientiert.

Demgemäß spielte die Planung von Wohnbauten nur eine untergeordnete Rolle im Schaffen Wächtlers. Die wenigen Miethäuser, die er zumeist in Zusammenarbeit mit Hugo Ernst in Wien errichtete, sind dem damals üblichen Kanon der Neorenaissance verpflichtet (z.B. Wien 6, Turmburggasse 16, 1884). Wie gekonnt Wächtler mit diesem Formenvokabular umgehen konnte, zeigt vor allem das 1872 in Sopron errichtete Kasino (jetzt Kulturhaus), dessen Leichtigkeit und Eleganz das hohe Niveau historistischer Architektur reflektiert.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1867–1878Burg Ottenstein (Restaurierung), Ottenstein, NÖ
um 1870Schloss Grafenegg (Umbau, in Zusammenarbeit mit Hugo Ernst, nach dem Tod von Leopold Ernst), Grafenegg, NÖ
1876Jagdschloß Windischgrätz in Tachau (Böhmen) / Tachov, CZ
vor 1877Schloss Immendorf, NÖ (Umbau, nicht erhalten)
um 1880Schloss Walterskirchen, Wolfsthal, Hauptstraße 4, NÖ
um 1880Schloss Buchberg (Umbau), Buchberg am Kamp, NÖ
um 1882Villa „Zur Neuen Welt“, Wien 13, Unter St.Veit
1882Miethaus, Wien 1, Kumpfgasse 7
1882Miethaus, Wien 6, Turmburggasse 16
1883Schloss Aspang (Umbau), Aspang-Markt, Kirchenplatz 9, NÖ
1883Miethaus Wächtler, Wien 4, Plößlgasse 4 (mit Hugo Ernst, nicht erhalten)
1883Palais Hugo Ernst, Wien 4, Plößlgasse 2 (mit Hugo Ernst, nicht erhalten)
1883Rathaus in Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ
um 1888Schloss Niederleis, NÖ (Umbau)
1890–1891Schloss Ebreichsdorf (Restaurierung), Ebreichsdorf, Schloßstraße 3, NÖ
um 1890Schoß Wolfsthal, NÖ (Umbau)
1913Schloß Trautenfels, Stmk. (Umbau)

o.J.:
Jagdhaus Lamberg, Boding-Graben (Hochsengsgebirge), OÖ
Arbeiterwohnhäuser in Steyr, OÖ
Villa Pölzl, Rosenburg a.Kamp, NÖ
Schloss (Umbau) Budischkowitz, Mähren / Budiskovice, CZ
Palais Esterházy (Restaurierung), Preßburg, Ungarn / Bratislava, SK

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1868–1870Filialkirche Siegersdorf, NÖ (mit Friedrich Schmidt u. Wilhelm Rollig)
1872Kasino (jetzt Kulturhaus) in Ödenburg, Ungarn / Sopron, H
1875Kirche St.Barbara in Stefanau bei Olmütz, Mähren / Stepanov, CZ
1876-1877Kirche Au am Leithagebirge, NÖ (weitgehender Neubau)
um 1890Pfarrkirche Aspang-Markt, NÖ (Umbau)
um 1890Gruftkapelle Ario-Metternich, Ebreichsdorf, NÖ
1904Kirche St.Niklas, Znaim, Mähren / Znojmo, CZ (Restaurierung)

o.J.:
Armen- und Krankenhaus Unterburg, Trautenfels, Stmk. (Stiftung Lamberg)
Gruftkapelle Familie Croy, Gars a.Kamp, NÖ
Gruftkapelle Familie Lamberg, Csakbereny, H
Gruftkapelle Familie Pergen, Ober-Aspang, NÖ
Grabmonument Szecsen, Preßburg. Ungarn / Bratislava, SK
Grabmonument Lamberg, Steyr, OÖ
zahlreiche Restaurierungen von Kirchen

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1865Innenausstattung des Palais Breuner, Wien 1, Singerstraße 16 (mit Hugo Ernst)
1875Innenausstattung Kirche St.Barbara in Stefanau bei Olmütz, Mähren / Stepanov, CZ
o.J.Innenausstattung Kirche von Heiligenblut, Ktn.
o.J.Innenaussstattung Villa Werndl, Steyr, OÖ
diverse Kirchen- und Schlosseinrichtungen

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
vor 1877Militärcasino, Wien
1883Denkmal Walther von der Vogelweide (Konkurrenzentwurf, mit Bildh. A. Düll, 2.Preis)
o.J.Kirche in Lautsch, Mähren / Mladec, CZ (Projekt)
o.J.Schloss Halbturn, Bgl. (Projekt eines Umbaus)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
L. Wächtler: Über den Bau des Redouten- und Casinogebäudes in Ödenburg. In: Wochenschrift d. Österr. Ing. u. Architektenvereines 1877, S.173ff
L. Wächtler: Über die Restauration des Schlosses Ottenstein. In: Wochenschrift d. Österr. Ing. u. Architektenvereines 1877, S.307ff
L. Wächtler: Über den Umbau des Schlosses Immendorf. In: Wochenschrift d. Österr. Ing. u. Architektenvereines 1877, S.314ff
L. Wächtler: Die Pensions-Gesellschaft der bildenden Künstler Wiens. Wien 1888
L. Wächtler: Festschrift anlässlich d. 125-jährigen Bestandes der Pensions-Gesellschaft bildender Künstler in Wien. Wien 1913
L. Wächtler: Historische und constructive Entwicklung des Gewölbes. Wien o.J.

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Verlassenschaftsabhandlung); Pfarre St. Elisabeth (Matrikenstelle); Pfarre St. Rochus (Matrikenstelle)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
E. Berger: Historische Gärten Österreichs, Bd.1 u. 2. Wien 2002f
C. Bodenstein: Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens 1788–1888. Wien 1888
Kulturberichte Niederösterreich. Dez.1987, S.9
M. Schwarz: Architektur d. Klassizismus u. d. Romantik in Niederösterreich. In: Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 62/63. St.Pölten 1982, S.58f

HINWEISE AUF WERKE:
Wiener Bauindustriezeitung
3.1885, S.89, T.216 (Haus Plösslgasse 2)
4.1886, S.40, T.16 (Entwurf Walter v. d. Vogelweide-Denkmal)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio NÖ/Süd A–L ; Dehio NÖ/Süd M–Z; Dehio NÖ/Nord;
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
Wurzbach; ThB; Kosel
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Ausstellungen
1877Kunstausstellung der Akademie der bildenden Künste
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 01.12.2011
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