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Anton Gürlich


Quelle: Anton Mansch (Hrsg): Meister-Archiv, ca. 1908

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 25.02.1856 - † 14.12.1928
Geschlecht: m
Geburtsort: Dubnice
damaliger Name: Hennersdorf, bei Gabel, Böhmen
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Baurat, Ing.
weitere Namen: Gurlich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt, Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Josef G., Amtmann
Ehe mit Rosa Glasser, gesch.
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule; Oberrealschule Böhm.-Leipa
1875-1881k.k. Technische Hochschule Wien (Bauschule u.a. bei König, Ferstel, Hofrat von Doderer, Carl Mayreder)
o.J.Studienreisen durch Italien, Frankreich, Deutschland, Bayern (v.a. Nürnberg, München, Rothenburg o.Tauber)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Bosnischer Feldzug (Reserveoffizier im Pionier-Regiment)
1885Baumeisterkonzession
o.J.diverse Bauleitungen
ab ca.1890Handelsgerichtlich protokollierte Baufirma; k.k. beeideter Sachverständiger und Bauschätzmeister
ab ca.1895k.k. beeideter Sachverständiger und Bauschätzmeister der k.k. Landesgerichte und der NÖ Landeshypothekenanstalt, Gewerbeschulinspektor
ab 1927Gesellschafter der 1908 gegründeten Baufirma Werner & Thrul
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Auszeichnungen und Ämter
vor 1886Verleihung der k.k. österreichischen Kriegsmedaille
1910Baurat
ca. 1910Ernennung zum Ehrenbürger von Hennersdorf, ??
1912Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Tannawa, Bezirk Taus, Böhmen / Zdanov, CZ
ca. 1912Ernennung zum Ehrenbürger von Albrechtsried, ?? / Albrechtice, CZ
1913Fürstlich Liechtensteinsche Jubiläums-Erinnerungs-Medaille
ca. 1913Ernennung zum Ehrenbürger von Bernschlag, NÖ?
1915Ehrenzeichen 2. Klasse vom Roten Kreuz
o.J.Ernennung zum Ehrenbürger von Neudeck?
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Mitgliedschaften
ab 1886Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister uralte Haupthütte in Wien
ab 1888Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1891Niederösterreichischer Gewerbeverein
ab 1897Verein der Baumeister in Niederösterreich
ab 1903Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (als Teilnehmer, ab 1923 ao. Mitglied)
o.J.Ständige Delegation der Baumeister Österreichs (1900, 1904 und 1905 als Präsident nachweisbar)
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Vita
Anton Gürlich wurde 1856 als Sohn eines Amtmannes im heutigen Dubnice in Tschechien geboren. Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Wien, das er 1881 abschloss, dürfte er zunächst diverse Bauleitungen übernommen haben. Nach dem Erhalt der Baumeisterkonzession gründete er vor 1890 seine eigene Baufirma; nebenbei arbeitete er ab ca. 1890 als anerkannter k.k. beeideter Sachverständiger und Bauschätzmeister. Als Architekt entwarf er für den österreichisch-böhmischen und den deutschen Raum sowohl profane als auch sakrale Projekte. Gürlich erhielt 1910 vom Kaiser den Titel „Baurat“ verliehen. Ein zeitgenössischer Biograf führte ihn um 1912 als einen der bedeutendsten Architekten Österreichs an. Seine Bauten und Wettbewerbsentwürfe wurden zum Teil in der Zeitschrift „Der Bautechniker“ veröffentlicht.

Neben der Mitgliedschaft in etlichen Fachvereinen zählte Gürlich auch zu den Gründungmitgliedern des Vereins der Baumeister in Niederösterreich. Als Präsident der Ständigen Delegation der Baumeister Österreichs setzte sich Gürlich u.a. für eine Verbesserung der Unfallversicherung für Baumeister ein. Wegen seines fachmännischen und sozialen Einsatzes für einige Orte in Böhmen wurde er zu deren Ehrenbürger ernannt.

Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sind keine Bauten von Gürlich bekannt; kurz vor seinem Tod beteiligte er sich noch als Gesellschafter an der Baufirma Werner & Thrul. Gürlich starb im 62.Lebensjahr und wurde am Grinzinger Friedhof, Wien 19, begraben. Über die genaue Lage seiner Grabstätte existieren keinerlei Aufzeichnungen.
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Stellenwert
Das heute bekannte Œuvre des Architekten Anton Gürlich entstand zwischen 1882 und 1905 in und außerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie. Von den zahlreichen Entwürfen und Ausführungen für Wien ist heute nur mehr ein Bruchteil bekannt.

Beim Bau einer basilikal angelegten Industriehalle in Wien 3, Apostelgasse 12 verwendete Gürlich für die Deckenkonstruktionen bereits Moniergewölbe. Für den Herder-Verlag entwarf Gürlich anlässlich des 100-jährigen Bestehens eine neue Filiale in Wien 1, Wollzeile 33. Nach der Demolierung des alten Herdergebäudes entstand trotz der sehr schmalen Bauparzelle ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus mit traditioneller Geschosseinteilung und Mittelerker in barockisierenden Formen. Der figurale Schmuck des Haustors des Vorgängerbaus wurde beim Neubau wieder als Wahrzeichen des Hauses Herder angebracht.

Das zeitgleich entstandene Zinshaus in Wien 6, Gumpendorfer Straße 35 wurde ebenfalls mit Mittelerker und neobarockem Dekor ausgestattet. Gürlich realisierte auch etliche öffentliche Aufträge im heutigen Nieder- und Oberösterreich. So entstand u.a. neben dem in gotisierenden Formen entworfenen Sparkassengebäude in Steyr, OÖ ein Gerichtsgebäude mit Gefangenenhaus mit Renaissancedekor in Melk, NÖ. Der letzte bekannte Bau des Architekten war eine Großvilla in Melk, Pischingerstraße 4 (1904/05), bei der sich späthistoristische Formen mit Elementen des Heimatstils vermischen.

Gürlich lässt sich als typischer Historist einstufen, der sich aber nach der Jahrhundertwende auch an modernen Zeitströmungen orientierte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
vor 1888Wohnhausgruppe Wien 10 (im Auftrag des Vereins für Arbeiterhäuser, Adr. unbek.)
1900Villa „Pia“, Baden, Weilburgstraße 49, NÖ
1901-1902Verlagshaus Herder, Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Wollzeile 33 = Bäckerstraße (Entw.+Ausf.)
1901-1902Wohnhaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 35
1904-1905Villa, Melk, Pischingerstraße 4, NÖ

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
um 1891Grabkapelle Rodaun, Wien 23
1901Denkmal Friedrich Richter, Lambach, Hauptplatz, OÖ (Entw.: Gürlich, Bildhauerarbeiten: E. Hegenbarth, Bronzegüsse: Th. Srpek, alle Wien, Steinmetzarbeiten: J. Linser & Co, Linz)
1902-1903Bezirksgericht mit Gefangenenhaus, Haag, Höllriglstraße 7, NÖ (1958 Auflassung des Gefangenenhauses und 1998 Abbruch)
o.J.Rathaus, Meuthausen (Mauthausen?)
o.J.Kirche für das Versorgungsheim, Haag, NÖ
o.J.Pläne für die Restaurierung von Schloss Weggenstein / Bozen, Tirol / Bolzano, I

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1882Maschinenbauhalle (ehemals Schwachstromwerke Siemens AG), Wien 3, Apostelgasse 12 (Abbruch vor 1999)
1896Industriehalle, Steyr, OÖ
1897-1900Amtsgebäude der Sparkasse, Steyr, OÖ
o.J.Amtsgebäude der Sparkasse, Enns, OÖ

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1898Sparkasse, Troppau, Österr.Schlesien / Opava, CZ (Wettbewerb, Ankauf)
1903Postsparkasse, Wien 1, Georg-Coch-Platz 2 (Wettbewerb, in der engeren Konkurrenz ausgeschieden)
1905St.Peter und Paul-Stadtpfarrkirche, Böhmisch-Leipa / Ceska Lipa, CZ (beschränkte Konkurrenz; Ausf.?)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; MA 43 (Gräberdatenbank); TUWA; WStLA (Verlassenschaftsakt, Handelsregisterakt)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
W. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861-2001. Bd.1, Wien 2003
L. K.: Die St.Peter und Paul-Stadtpfarrkirche in Böhm.-Leipa. In: Der Bautechniker 25.1905, S.838f, Beil. zu H.39
L. Klasen: Amtsgebäude der Sparcassa in Steyr. in: Der Bautechniker 21.1901, S.1009ff; Beil. zu H.44
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
16.1896, S.274 (Industriehalle in Steyr)
19.1899, S.725-728; Beil. zu H.33 (Angekaufter Concurrenz-Entwurf für ein Sparcassengebäude in Troppau)
22.1902, S.809ff; S.833f; Beil. zu H.37 (Gerichtsgebäude mit Gefangenenhaus in Haag, Niederösterreich)
24.1904, S.125ff; Beil. zu H.7 und 8 (Das Herderhaus in Wien)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. I; Achl. III/1
Dehio Wien/1 (I.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
A. Mansch (Hrsg.): Meister-Archiv. Gallerie von Zeitgenossen Deutschlands aus dem Gebiete der bildenden, bauenden und technischen Künste. Berlin o.J. (ca. 1912), Bd.1, Bl.33 (Portrait)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Dagmar Herzner-Kaiser
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 22.01.2014
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