A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Karl Hofmeier

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 19.07.1858 - † 11.11.1934
Geschlecht: m
Geburtsort: Prag
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Julius Friedrich August H., Fabrikant
Mutter: Ernestine, geb. Cantian
Ehe (1884) mit Rosa, geb. Waniura (*1865)
Kinder: Karl Wilhelm (*1885), Dr.Phil.Orientalist; Caecilia verehel. Reynoschek; Franz, Fabrikant, Firmengesellschafter
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Gymnasium
1879/80Technische Hochschule Wien
1882/83Technische Hochschule (bei Ferstel, König)
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1884-1888Zusammenarbeit mit Viktor Siedek
ab 1888Selbständige Tätigkeit
top
Mitgliedschaften
o.J.Albrecht-Dürer-Verein bzw. -Bund
1914-1930Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein
ab 1929Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
top
Vita
Karl Hofmeier wurde 1858 als Sohn eines Fabrikanten in Prag geboren. Wann er bzw. seine Familie nach Wien kam, ist nicht geklärt. Jedenfalls inskribierte Hofmeier im Jahr 1879 an der Technischen Hochschule in Wien. Nach einem Jahr unterbrach er allerdings sein Studium, um es erst im Jahr 1882 fortzusetzen. Da er wieder nur ein Jahr studierte, ist anzunehmen, dass er keinen ordentlichen Studienabschluss erlangte.

Im Jahr 1884 schloss sich Hofmeier mit Viktor Siedek zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Von den Häusern, die nach Hofmeiers eigenen Angaben im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstanden, sind heute allerdings nur zwei bekannt.

Nach vier Jahren Zusammenarbeit mit Siedek machte sich Hofmeier selbständig. Wiederum laut eigenen Angaben errichtete er zahlreiche Villen und Wohnhäuser, von denen aber nur wenige dokumentiert sind. Eines dieser dokumentierten Gebäude ist nicht mehr erhalten, bei andern findet sich das Erscheinungsbild maßgeblich verändert, indem der Dekor abgeschlagen worden ist.

Einer der wichtigsten Aufträge Hofmeiers war sicherlich die Errichtung des Hotels Meissl & Schadn, ein Doppelhaus in Wien 1, Kärntner Straße 16 und Neuer Markt 2 (1892-1896). Hofmeiers Tätigkeit lässt sich nur bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs verfolgen. Über seine weitere berufliche Laufbahn – er starb im Jahr 1934 im Alter von 76 Jahren in Wien – ist nichts bekannt.
top
Stellenwert
Karl Hofmeiers einziges, noch weitgehend original erhaltenes Werk ist das Wohn- und Geschäftshaus in Wien 1, Kärntner Straße 45 / Krugerstraße 1 (1892). Das 5-geschossige Eckhaus ist im neobarocken und klassizierenden Formenvokabular sehr reich durch Riesenpilaster, Riesenkompositsäulen sowie durch vielfältig dekorierte Ädikulafenster gegliedert. Balustraden in den Fensterparapeten bzw. als Balkonbrüstungen, kleine Obelisken im Dachbereich, Skulpturen in Rundbogennischen sowie allegorische Figuren im obersten Geschoss ergänzen die reiche Dekoration, sodass insgesamt ein äußerst repräsentatives, monumentales Bauwerk entstand. (Das hohe Mansarddach wurde für Wohnzwecke verändert).

Eine ähnliche beinahe überbordende Dekorfülle zeigte das Hotel Meissl & Schadn in Wien 1, Kärntner Straße 16 und Neuer Markt 1 (1894-1896), das nach Kriegsschäden im Jahr 1950 stark vereinfacht wieder aufgebaut wurde. Bei diesem Gebäude wählte Hofmeier altdeutsches Formenvokabular, mit dem er dem Gebäude ein burgenähnliches, malerisches Flair verlieh. Hochgezogene, verschieden gestaltete, abgetreppte Dachgiebel, Arkaden, viereckige und polygonale Erker, Skulpturen, Wappen und ähnliches mehr überziehen die Fassaden in einem ähnlichen „horror vacui“, wie er schon beim Haus Kärntner Straße 45 zu Tage tritt. Ein über die ganze Fassadenbreite im ersten Geschoss in der Kärntner Straße reichendes Mosaik – das als einziges mit den dazwischen liegenden Rundbogenfenstern noch erhalten ist – stellt die fünf Weltteile dar. (Von der Fassade am Neuen Markt, die noch malerischer gestaltet war, ist heute nichts mehr erhalten).

Insgesamt sticht im Werk Hofmeiers der Hang zur Opulenz und pittoresken Übersteigerung hervor. Da allerdings nur wenige Bauten von Karl Hofmeier im Original erhalten sind, ist schwer zu beurteilen, ob der Architekt nur in der prestigeträchtigen Einkaufstraße im 1.Wiener Bezirk einen derartigen Gestaltungsmodus pflegte oder ob seine Bauten generell der Freude an reichem figürlichen und ornamentalen Schmuck Ausdruck verleihen. Fest steht jedenfalls, dass Hofmeier den Repräsentationsanspruch des Großbürgertums um 1900 mittels des alle Möglichkeiten des Späthistorismus nutzenden bauplastischen „Gesamtkunstwerks“ wirkungsvoll in Szene zu setzen verstand.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1884-1885Wohnhaus Hofmeier, Wien 3, Gerlgasse 2a / Jacquingasse (mit Viktor Siedeck)
1884Miethaus, Wien 4, Straußengasse 24 / Margaretenstraße 61 (mit Viktor Sidek, Ausf. Heinz Gerl)
1892Wohn- u.Geschäftshaus, Wien 1, Kärntner Straße 45 / Krugerstraße 1
1896Wohn- u.Geschäftshaus, Wien 1, Neuer Markt 2
1911Villa Hofmeier, Tullnerbach, Egererstraße 10
o.J.Miethaus, Wien 3, Gerlgasse 4 (nicht erhalten)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1894-1896Hotel Meissl & Schadn, Wien 1, Kärntner Straße 16 (Fassadendekoration Maler Veith; nach Kriegsschäden 1950 vereinfacht wiederaufgebaut)
top
Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Pfarrarchiv der evangel. Pfarre Hietzing, Stadtpfarre AB Wien 1; WStLA (Totenbeschaubefund, Todesfallsaufnahme, Verlassenschaftsabhandlung, Testament); Archiv Adler (Vermählungsanzeige, Parte des Sohnes); ÖIAV
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
K. Eggert: Der Wohnbau der Ringstraße im Historismus. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße. Bd.7, Wiesbaden 1976
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts. Wien 1976
P. Kortz: Wien am Anfang des 20.Jh.s. 2 Bde. Wien 1906
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861-1951. Wien 1951
C. v.Lützow / L. Tischler: Wiener Neubauten. 3 Bde. Wien 1876-1891
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien 1970
R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Das Kunstwerk im Bild. In: Dies.: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Bd.7. Wiesbaden 1969

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
2.1896, S.25,27,28, T.50 (Hotel Meissl und Schaden)

Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst
1896, T.46/47 (Hotel Meissl und Schadn)

WBIZ
13.1896, S.499, T.72 (Wohn- und Geschäftshaus in Wien 1, Kärntnerstraße 45)
17.1900, T.58 (Hotel Meissl & Schadn, Wien 1, Neuer Markt 2)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio NÖ/Süd M-Z
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1891
H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftstellerlexikon. Wien 1902
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB
top
Anmerkungen
Eingegeben von: Petra Schumann/Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 06.06.2008
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung