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Julius Jirasek

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 26.01.1896 - † 01.03.1965
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Kunsthandwerker
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1914-1915Kunstgewerbeschule Wien (bei Strnad und Frank)
1915als landsturmpflichtig zum Militärdienst eingezogen, russische Kriegsgefangenenschaft
1922-1926Studium Kunstgewerbeschule
Studienreise in mehrere Städte in den USA (Reisestipendium der Freunde des Österreichischen Werkbundes)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1930 Mitarbeiter der „Werkstätten Hagenauer“
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Auszeichnungen und Ämter
1926 Eitelbergerpreis
1951 Preis der Stadt Wien für angewandte Kunst
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Mitgliedschaften
um 1928Österr. Werkbund
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Vita
Über die familiäre Herkunft und die persönlichen Lebensumstände des gebürtigen Wieners Julius Jirasek, Jahrgang 1896, ist wenig bekannt. Sein Studium an der Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und Josef Frank begann er 1914, doch schon ein Jahr darauf wurde er als landsturmpflichtig zum Militär eingezogen. Durch den Militärdienst und die russische Kriegsgefangenschaft wurde sein Studium unterbrochen, doch er konnte diese Zeit für sich nutzen indem er ethnographische Forschungen im Ural und der Wüste Gobi betrieb. Nach der Rückkehr nach Wien absolvierte er sein begonnenes Studium an der Kunstgewerbeschule in den Jahren 1922 bis 1926 und erhielt den Eitelberger-Preis. Ein von Freunden des Österreichischen Werkbundes in Amerika gestiftetes Reisestipendium ermöglichte ihm den Besuch der wichtigsten Städte des Landes. Zurück in seiner Heimatstadt Wien widmete er sich der Gestaltung von Einrichtungen, Wohnungen und Verkaufslokalen. Ab 1930 begann er als Mitarbeiter bei den renommierten „Werkstätten Hagenauer“, wo er Silberschmuck, Keramiken, Beleuchtungskörpern, Gläser und Möbel entwarf. Seinen Schaffensschwerpunkt legte er dabei hauptsächlich auf Möbel und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens und wurde auf diesem Gebiet ein führender Fachmann. Auch in Brüssel, Chicago, Mailand, Paris und Salzburg wurden Arbeiten von ihm gezeigt. Jirasek gestaltete die Ausstellung „Der gute und billige Gegenstand“ maßgeblich mit und konnte anlässlich der internationalen Wiener Werkbundausstellung von 1932 unter der Leitung von Josef Frank zwei Haustypen ausführen und einrichten.

Im Jahre 1951 wurde ihm der Preis der Stadt Wien für Angewandte Kunst verliehen. Julius Jirasek verstarb im 70. Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Zu den begabtesten Schüler Josef Franks, der 1919-25 an der Kunstgewerbeschule unterrichtete, gehörte der Architekt und Kunsthandwerker Julius Jirasek. Von 1930 an zeichnete er bei den Werkstätten Hagenauer unter der Leitung seines ehemaligen Studienkollegen Karl Hagenauer, der mit ihm bei Oskar Strnad studiert hatte, vor allem für den Möbelsektor verantwortlich, und war nachweislich für viele Möbelentwürfe bis in die sechzigerjahre verantwortlich. Nahezu parallel zu den Stilströmungen des Jugendstils, die beispielsweise bei den Wiener Werkstätten umgesetzt wurden, hatten sich mit dem Einsetzen der industriellen Revolution funktionalistische Bestrebungen entwickelt, die in den Zwischenkriegsjahren, auch durch die Weltwirtschaftskrise, an Einfluss gewannen. Die Möbel, die Jirasek in der Nachkriegszeit entwarf, zeichneten sich durch einen schlichten, funktionellen Stil aus. Es handelte sich vorwiegend um Sessel in verschiedenen Materialien: ein Sesseltyp wurde in verschiedenen Holzarten angeboten, wahlweise mit Stoff-, Leder- oder Plastikbezug. Hinzu kamen Tische und Gartenmöbel, Hocker Servierwagen, Kommoden und ähnliches.

Während Jiraseks Schaffensperiode entstanden in den Werkstätten Hagenauer auch verstärkt Gebrauchsgegenstände aller Art, an deren Entwurf Jirasek maßgeblich beteiligt war. Er gab den Dingen des täglichen Gebrauchs wie Keramiken, Gläsern oder Beleuchtungskörpern Form. Dieses Sortiment bestimmte auch die Zeit unmittelbar nach Kriegsende. Die Beschläge, Türgriffe und Ladenzieher wurden von den damals tätigen Architekten bei Geschäfts- und Lokalgestaltungen verwendet, so z. B. von Carl Schwanzer beim Geschäft Rositta in der Wiener Kärntnerstraße oder von Oswaldt Haerdtl beim Cafe Arabia am Kohlmarkt und dem Briex-Espresso am Kärntnerring. Haredtl griff auch mehrfach auf das Lampenangebot der Werkstätten Hagenauer zurück, wie beispielsweise beim Volksgarten-Restaurant in Wien Anfang der Fünfziger Jahre.

Als Architekt war und ist Julius Jirasek nahezu unbekannt. Wie bei anderen Berufskollegen der Zwischenkriegszeit lag sein Hauptbetätigungsfeld anfangs in der Gestaltung von Wohnungseinrichtungen und Verkaufslokalen. Im Jahr 1932 wurde er von Josef Frank eingeladen, an der internationalen Wiener Werkbundsiedlung teilzunehmen, wo er zwei Reihenhäuser ausführen und einrichten konnte. Die schlichten, zweigeschossigen, unterkellerten und nahezu kubischen Bauten in der Veitingergasse 103 und 105 weisen eine rationale Raumorganisation nahezu ohne Gangflächen auf. Die Fassaden an der Straßenseite werden durch einen räumlich und gestalterisch betonten, mittigen Eingangsbereich mit WC-Block und darüberliegendem Balkon vertikal gegliedert, während beide Gartenseiten durch einen dezenten, waagrecht zwischen den Geschossen verlaufenden Laubenrost horizontal betont werden. Diese beiden Häuser Jiraseks gehören ebenso wie jene von Plischke, Häring oder Walter Loos zu den kleinsten und konsequentesten der Mustersiedlung in Hietzing.
Rückblickend blieb die Begabung von Julius Jirasek leider weitgehend unbeachtet.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1931-1932 Doppelwohnhaus Werkbundsiedlung, Wien 13, Veitingergasse 103-05 (Haus 33 und 34)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
o.J.Mitarbeit an der Ausstellung „Der gute und billige Gegenstand“
Gestaltung zahlreicher Möbel und Gebrauchsgegenstände
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Amtsblatt der Stadt Wien, Nr.44, 2.6.1951 (Würdigung zum 60.Geburtstag)
W. Born: Der Aufbau der Siedlung [Werkbundsiedlung]. In: Innendekoration 43.1932, S.276ff
A. Gmeiner / G. Pirhofer: Der österreichische Werkbund. Salzburg/Wien 1985
O. Kapfinger / A. Krischanitz: Die Wiener Werkbundsiedlung. Wien 1985
Österreichischer Werkbund 1929. Wien 1929
O. Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. München 1966
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000

HINWEISE AUF WERKE:
Moderne Bauformen
27.1928, Abb.29 (Wohnzimmer) / Abb.30 (Halle)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/2; Arch. Wien; Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
Czeike
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Ausstellungen
Beteiligung an Ausstellungen in Brüssel, Chicago, Mailand, Paris, Salzburg
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Anmerkungen
Eingegeben von: Monika Tscholakov
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 02.02.2007
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