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Heinrich Kestel

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 13.03.1864 - † 10.09.1942
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: KZ Theresienstadt / Terezin
Land: Tschechien
damaliger Name: Protektorat Böhmen u. Mähren
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Moriz (Michael?), Beruf Kaufmann
Mutter: Theresia Stern (*1834 Austerlitz)
Ehe (1901) mit Malvine Bauer, Portrait-Malerin (*1877 Szigetvar - † 1943 Theresienstadt)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
bis SS 1889Technische Hochschule Wien (Bauschule, Hochbau, u.a. Luntz, König; beide Staatsprüfungen)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1886Mitarbeit bei Baurat Wilhelm Stiassny
1888Mitarbeit bei der Donauregulierungs-Kommission
1890Mitarbeit bei Hofrat Gruber
1890-1893Mitarbeit bei Prof. K. Mayreder
1891-1893Assistent an den Technischen Hochschulen in Graz und Wien (Lehrkanzel für Hochbau des
Prof. Wist und des Hofrats Prokop)
1894-1899Generalregulierungsplan-Büro des Wiener Stadtbauamts (Aufnahme der Inneren Stadt und Karlskirche)
1895-1898Chefredakteur der „Wiener Bauindustrie-Zeitung“
ab 1899Selbständiger Architekt
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Auszeichnungen und Ämter
1901Freiherr von Rothschild-Künstlerpreis
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Mitgliedschaften
1894-1900Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein
ab 1915Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein (Neuaufnahme)
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Vita
Heinrich Kestel wurde 1864 als Sohn des Kaufmanns Moriz Kestel 1864 in Wien geboren. Schon während des Studiums an der k.k. Technischen Hochschule Wien arbeitete er nebenbei in diversen Ateliers von bekannten Wiener Architekten und in der Donauregulierungs-Kommission mit. Nach einer zweijährigen Assistentenstelle an den Universitäten von Graz und Wien war er von 1894-1899 im Generalregulierungsplan-Büro des Wiener Stadtbauamtes beschäftigt; zusätzlich leitete er 1895-1898 als Chefredakteur die „Wiener Bauindustrie-Zeitung“. 1899 eröffnete Heinrich Kestel in Wien sein eigenes Architekturbüro, in dem er hauptsächlich Zinshäuser und Mietvillen für seine Heimatstadt plante. Im Raum der Monarchie entstanden nach seinen Vorschlägen neben Villen und Miethäusern auch Fabriken und eine Wasserheilanstalt. Einige seiner Bauten wurden in den Musterbüchern jener Zeit veröffentlicht. Aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sind keinerlei Bauten von Kestel bekannt.

Heinrich Kestel starb 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt.
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Stellenwert
Heinrich Kestels heute bekannte und in Wien ausgeführte Entwürfe von Miethäusern entstanden nach der Jahrhundertwende bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Bei Kestel bildete der Späthistorismus mit neobarocker Formensprache zwar den Ausgangspunkt; die vielfältigen Architekturströmungen in Wien um 1900 begannen aber fast zeitgleich, sich in seinen Arbeiten widerzuspiegeln. Die Anfang des Jahrhunderts einsetzende Tendenz, mittelalterliche Bauformen im Wohnbau aufzunehmen, und die Schulung bei Viktor Luntz hinterließen ihre Spuren beim Miethaus in der Schönbrunnerstraße 141 (1904). Bei diesem Eckhaus verwendete Kestel neben einem mächtigen Eckturm Elemente aus dem Burgenbau und romanisierende Rundbogenmotive.

In der Folge orientierte sich Kestel bezüglich der Fassadengestaltung an geometrischen und floralen Dekorationsmotiven im Sinne des Secessionismus. Speziell um 1906 setzte er mehrmals als Dekorationsmotiv bandartig punktuell gesetzten Kachelschmuck in Anlehnung an die Wiener Werkstätte ein (Wien 19, Billrothstraße 18). Um 1910 entwarf Kestel eher monumentale Zinshäuser mit asymmetrischer Anlage und malerischen Effekten. Der Straßenhof Wien 3, Hintzerstraße 9-11, wirkt durch Erkervorbauten, turmartige Rundungen und eine bewegte Dachlandlandschaft plastisch modelliert.

Vor dem Ersten Weltkrieg griff Kestel noch das Motiv zweier segmentbogenförmiger mehrgeschossiger Erker zur Fassadengestaltung auf, das in Wien bereits nach 1900 anzutreffen war (Wien 4, Weyringgasse 29; 1911/12). Zur Dekoration verwendete er geometrischen Felderdekor und Schmuckleisten der Wiener Werkstätte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1903-1904Wohnhaus, Wien 5, Bärengasse 3 / Amtshausgasse 7 / Bräuhausgasse 60
1904Wohnhaus „Schönbrunner Hof“, Wien 5, Schönbrunner Straße 141 / Sankt Johann-Gasse 12
1904Wohnhaus, Wien 5, Schönbrunner Straße 139 / Mauthausgasse 9
vor 1906Wohnhaus, Wien 19, Billrothstraße 18
1906-1907Wohnhaus, Wien 3, Dannebergplatz 11 (Entw. Georg Berger; Fassade Heinrich Kestel)
1907Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 6, Stumpergasse 22
1908Wohnhaus, Wien 3, Gärtnergasse 8
1909Wohnhaus, Wien 3, Klimschgasse 8, 10
1909-1910Wohnhaus, Wien 9, Rossauer Lände 23a
1910Wohnhaus, Wien 8, Wickenburggasse 10
1910Wohnhäuser, Wien 13, Maxingstraße 60-66 ? (s. Anm.)
1910Straßenhof „Rochus-Hof“, Wien 3, Hintzerstraße 9-11
1910-1911Wohnhaus, Wien 18, Eckpergasse 4
1911Wohnhaus, Wien 2, Vorgartenstraße 190 / Sebastian-Kneipp-Gasse 11-13
1911Wohnhaus, Wien 4, Schelleingasse 10
1911-1912Wohnhaus, Wien 4, Weyringergasse 29
o.J.Wohnhaus, Wien 2, Valeriestraße 5 (heute Böcklinstraße)
o.J.Wohnhaus, Wien 3, Paulusplatz ?
o.J.Wohnhaus, Wien 3, Petrusgasse ?
o.J.Wohnhaus, Wien 2, Wohlmuthstraße ? / Stuwerstraße ?
o.J.Wohnhaus, Wien 1, Himmelpfortgasse 16 ? (s. Anm.)
o.J.Villa in Weidlingau / Wien 14
o.J.Villa Perco, Görz / Gorizia, I
o.J.Villen und Zinshäuser in Böhmen
o.J.Umbau eines Geschäftshauses in Jägerndorf, Ö.-Schles. / Krnov, CZ

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
o.J.Schlesische Wasserheilanstalt
o.J.Elektrische Zentrale, Görz / Gorizia, I

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
o.J.Gebäude der Spiritusraffinerie, Ostrau, Mähren / Ostrava, CZ

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
Möbelentwürfe
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
H. Kestel: Die Regulierung eines alten Stadtplatzes. In: WBIZ 10.1892/93, S 227f (Wien 1, Neuer Markt)

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
IKG; ÖIAV; TUWA; WStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
M. Kristan: Carl König 1841-1915. Ein neubarocker Großstadtarchitekt in Wien. Ausst.Kat., Wien 1999
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk] Wien 1976
Neue Architektur. Neue Folge. 1. Serie. Neue Wiener Bauten 1. Wien-Leipzig o.J., T.15 (Wien 3, Hintzerstraße 9-11)
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
Wiener Neubauten im Style der Secession. 5 Bde. Wien 1902-1906; Serie III, Bl.26 (Wien 19, Billrothstraße 18), Serie V, Bl. 59ff (Wohnhaus Wien 3, Hintzerstraße 9-11)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
R. List: Kunst und Künstler in der Steiermark. Ried/Innkreis 1974

LEXIKA:
H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Wien 1902
ThB
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Anmerkungen
Wohnhaus Wien 6, Stumpergasse 7: Architekt bei Dehio H. Kestel, erb. 1907; Achleitner-Archiv Architekt Ferdinand Neumann, erb. 1871
Wohnhaus Wien 8, Wickenburggasse 10: Architekt bei Dehio S. Kramer; bei Achleitner H. Kestel
Wohnhaus Wien 9, Thurngasse 8: Architekt bei Dehio Heinz Restel; bei ÖIAV H. Kestel
Wohnhäuser Wien 13, Maxingstraße 60 - 66 bei Achleitner: H. Kestel; bei Dehio Nr. 60-74 Wilhelm Wohlmeyer; siehe auch Wiener Neubauten in den modernen Stilarten. 5 Serien, Wien 1902-1911, V.Serie Bl.52f (Wien 13, Maxingstraße 60-66): W. Wohlmeyer & J. Kavalir
Eingegeben von: Dagmar Herzner-Kaiser
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 22.03.2013
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