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Josef Beer


Foto Privatbesitz

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 03.06.1872 - † 30.07.1952
Geschlecht: m
Geburtsort: Kaltenleutgeben bei Wien, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Ing.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: techn. Verwalter in Böhmisch-Märsdorf, Mähren
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1890Matura Staatsgewerbeschule Wien (=Höhere Gewerbeschule)
1896-1897Akademie der bildenden Künste Wien (bei Viktor Luntz)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.5 Jahre Praxis bei Julian Niedzielski
o.J.Tätigkeit bei Kupka & Orglmeister
o.J.selbständige Tätigkeit
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Auszeichnungen und Ämter
1921Geschäftsführer der Feuerlöschapparate Erzeugungs- und Vertriebsges.m.b.H.
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Mitgliedschaften
ab 1907Wiener Bauhütte
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Vita
Josef Beer wurde in Kaltenleutgeben bei Wien geboren. Er besuchte die Staatsgewerbeschule in Wien und absolvierte zunächst einige Praxisjahre bei Julian Niedzielski und anschließend bei Kupka & Orglmeister. Erst im Studienjahr 1896/97 inskribierte Beer an der Akademie der bildenden Künste, die er allerdings wegen Nichtbezahlung des Schulgeldes schon nach zwei Semestern wieder verlassen musste. Schon in seinem ersten Studienjahr errichtete er gemeinsam mit Arnold Heymann drei Miethäuser. Im Jahr 1899 erbaute er seinen ersten Wohnbau in alleiniger Verantwortung und obwohl Beer keinen akademischen Abschluss hatte – auch über eine allfällige Baumeisterprüfung ist nichts bekannt –, betrieb er in der Folge ein sehr erfolgreiches Büro. Seine Tätigkeit beschränkte sich ausschließlich auf Villenbauten sowie Wohn- und Geschäftshäuser in Wien, insbesondere im 13. Bezirk. Im so genannten „Hietzinger Cottage“ wurde auf dem Areal des ehemaligen Vergnügungsparks „Neue Welt“ eine große Zahl vor allem mehrgeschossiger Mietvillen errichtet, und Beer war nicht nur Erbauer, sondern auch Besitzer einiger dieser Villen, die er unter dem Firmennamen „Hietzingerheim“ weiterverkaufte.

Während des Ersten Weltkriegs leistete Beer seinen Kriegdienst als Leutnant in der Abteilung für Befestigungsanlagen ab.

In den 20er Jahren, als der private Wohnbau stagnierte, ist es Beer gelungen, als Architekt bei der Gemeinde Wien Fuß zu fassen und er errichtete einige Wohnhausanlagen wie etwa in Wien 14, Meiselstraße 76 (1928). Josef Beer starb im 80.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Josef Beer hat es verstanden, seine Bauten an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen und insgesamt mit gediegenen, repräsentativen Wohnhäusern den damaligen architekturästhetischen Erwartungen zu entsprechen. Bei den Häusern im innerstädtischen Bereich war er vor allem auf Eleganz und Repräsentation bedacht. Er belebte die Fassaden entweder durch risalitartig ausgebildete Erker, wie z.B. in Wien 6, Stumpergasse 47, oder durch Balkone wie in Wien 1, Singerstraße 27 und setzte sparsam barockisierendes, biedermeierliches oder auch secessionistisches Dekor ein. Die Fassade des Gebäudes in Wien 4, Hauslabgasse 3, das an den Alois Drasche-Park angrenzt, ist hingegen vielschichtig und plastisch gegliedert und reagiert im Zusammenhang mit einer malerisch aufgelockerten Dachsilhouette auf die gegenüber liegende Parklandschaft. Bemerkenswert ist die Ecklösung dieses Hauses. Während es um die Jahrhundertwende üblich war, dieses Architekturdetail durch Vorwölbungen zu betonen, hat Beer die Ecke konkav eingezogen und nur Balkone in den Raum ausgreifen lassen. Eine ähnlich ungewöhnliche Ecklösung zeigt die Mietvilla in Wien 13, Elßlergasse 26, indem Beer einen angedeuteten Rundturm zurückversetzt in die Ecke der zusammentreffenden Fassaden einstellte.

Die Villen im vorstädtischen Bereich folgen malerischen Gestaltungsprinzipien. Die Fassaden bzw. die Baukörper erhielten durch Rück- und Vorsprünge, Balkone oder Erker eine vielschichtige plastische Gliederung. Beer bevorzugte bei diesen Gebäuden das secessionistische Formenvokabular, und er betonte häufig einzelne Felder durch Dekorbänder in der Vertikale. Differenzierte Putzflächen sowie waagrechte oder senkrechte Kannelierungen dienten der weiteren Belebung der Fassaden.

Kennzeichnend für nahezu sämtliche Bauten ist, dass Beer Risalite bis in die Dachzone führt und im Zusammenhang mit geschwungenen Attikazonen, verschieden gestalteten Giebeln oder Türmchen eine lebendige Dachsilhouette schafft. Wesentliche Dekorelemente sind figürliche Plastiken, figurale Relieffelder oder Rauten und nicht zuletzt die variationsreichen Sprossenteilungen in den Oberzonen der Fenster.

Interessant ist Beers ökonomische Arbeitsweise, wie sie etwa auch bei Otto Wagner zu bemerken ist: Beer verwendete einzelne Motive bei etlichen Bauten mehrfach, wie etwa die polygonalen Balkonbrüstungen bei den Villen im 13. Bezirk, Münichreiterstraße 39–41, Auhofstraße 9 oder Elßlergasse 10. Portikusartige Loggiaausbildungen finden sich etwa bei der Hietzinger Villa in der Gloriettegasse und fast ident beim Wohnhaus in der Wiedener Hauslabgasse.

Bei den Gemeindebauten, die Beer nach dem Ersten Weltkrieg im Auftrag der Gemeinde Wien errichtete, hielt er im konstruktiven Aufbau eine konventionelle Gestaltungsweise bei, zumal er einer der ältesten „Gemeindebauarchitekten“ war. Nunmehr aber ist jeglicher historisierende Bauschmuck verschwunden, und Beer folgt den üblichen Tendenzen, indem er etwa durch dreieckig vorspringende Fensterparapette expressionistische Formen einfließen lässt (Wien 14, Meiselstraße 76). Auffallend ist, dass Beer einigen Gestaltungsprinzipien aus den Bauten der Vorkriegszeit auch bei der Formulierung der nun wesentlich schlichteren Gemeindebauten wieder verwendet. So findet sich teilweise weiterhin das Rautenmotiv als Dekorelement, und bei der Wohnhausanlage in Wien 12, Liebenstraße 48 ragen zwei kastenförmige Erkertürme in die Dachzone hinein. Auch die aus dem Villenbau bekannten polygonalen Balkonausbildungen finden sich wieder, wie etwa beim Bau in der Meiselstraße.

Josef Beer hat sich seinerzeit vor allem mit der Errichtung der mehrstöckigen Mietvillen im Hietzinger Cottage einen Namen gemacht. Diese Bauaufgabe, die zwischen städtischen Miethäusern und Einfamilienvillen angesiedelt war, stellte eine neue Herausforderung dar. Einerseits sollten sich in allen Stockwerken repräsentative Wohnungen befinden, andererseits sollte der malerische Charakter eines Einfamilienwohnhauses gewahrt bleiben. Josef Beer ist es gelungen, diese beiden Forderungen bravourös zu vereinigen. So wird etwa in der WBIZ 1912 betont, dass Beer für diese „Gattung“ einen „selbständigen Bauausdruck“ gefunden habe und, wie es anerkennend heißt, „durch Giebel und Erkeraufbauten eine Bewegung in die Baumassen gebracht [hat], die architektonisch wirksam den Zinshauscharakter dieser Bauten kaum aufkommen lässt.“
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
um 1896Wohn- und Geschäftshaus, Wien 9, Liechtensteinstraße 80 (mit Heymann Arnold)
1896Miethaus, Wien 5, Hundsturmerstraße (Nr.unbek., heute Schönbrunnerstraße, mit Heymann Arnold)
1896Miethaus, Wien 5, Bräuhausstraße 51 (mit Heymann Arnold, abgerissen)
1899Miethaus, Wien 4, Mayerhofgasse 10
1901Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Salzgries 21 (nach Kriegsschäden Fassade vereinfacht, innen völlige Neugestaltung)
1901-1902Miethaus, Wien 7, Neubaugasse 63
1902Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 6 / Theobaldgasse 1 (Fassadendekor abgeschlagen)
1902Wohnhaus, Wien 15, Sparkassaplatz 6 (mehrmals umgebaut)
1903-1904Miethaus, Wien 6, Stumpergasse 47
1904Miethaus, Wien 15, Winkelmannstraße 10
1906Miethaus, Wien 4, Blechturmgasse 14 / Hauslabgasse 1–3 / Alois Drasche-Park 14 (Dekor reduziert)
1906Villa, Wien 13, Beckgasse 46
1906-1907Wohnhäuser, Wien 14, Zehetnergasse 1 und 4
1907Haus Titania, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 36a
1907Villa, Wien 13, Auhofstraße 9 / Bossigasse 16
vor 1908Miethaus, Wien 9, Strudelhofgasse (Nr. unbek.)
1908Villa, Wien 13, Fichtnergasse 24 / Neue-Welt-Gasse 19
1909Mietvilla, Wien 3, Kupelwiesergasse 15 / Elßlergasse 16
1909Mietvilla, Wien 19, Fürfangasse 4
1910Villa, Wien 13, Elßlergasse 26 / Neue-Welt-Gasse
1910Miethaus, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 98
1910-1911Villa, Wien 13, Elßlergasse 10 / La Rochegasse (schlecht renoviert)
1910Doppelmiethaus, Wien 13, Münichreiterstraße 39–41 (früher Bernbrunngasse 19–21)
1911Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Singerstraße 27
1911Miethaus, Wien 8, Langegasse 76
1912Miethaus, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 172
1912Mietvilla, Wien 13, St.Veitgasse 12–14 (früher Reichgasse)
1912-1913Wohn- und Geschäftshaus, Wien 6, Stumpergasse 51
1924-1925WHA d. Gem. Wien, Wien 14, Hütteldorfer Straße 265–267
1927WHA d. Gem. Wien, Wien 3, Khunngasse 6–8
1928WHA d. Gem. Wien, Wien 14, Meiselstraße 76
1929WHA d. Gem. Wien, Wien 12, Liebenstraße 48
o.J.Miethaus, Wien 12, Grünbergstraße 3
o.J.Villa, Wien 13, Auhofstraße 78d
o.J.Miethaus, Wien 4, Kettenbrückengasse (Nr. unbekannt)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1907-1908Parkhotel Schönbrunn, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 12–14 (Musikpavillon, Konzertsaal, Kaffeesalon, Speisesaal, mit A. Heymann)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1895Rathaus Stuttgart (Wettbewerb mit Arnold Heymann)
1908Evang. Kirche in Wiener Neustadt (Wettbewerb)
1910Bezirkswaisenhaus in Brüx, Böhmen / Most, CZ
1924Städtebaul. Gesamtkonzept westl. der Sandleitengasse, Wien 16 (Wettbewerb)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA; Archiv der ABK
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Borsi / E. Godoli: Wiener Bauten der Jahrhundertwende. Stuttgart 1985
Facaden und Details. Wien 1900
F.v. Feldegg: Das neue Wiener Zinshaus (8, Langeg.). In: WBIZ 31.1914, S.187f
Festschrift zur 50 Jahrfeier der techn. gew. Bundes-Lehranstalt Wien I. 1880-1930
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
Kunsthist. Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts. Wien 1976
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
Das neue Wien. Städtewerk. (Hrsg. Gemeinde Wien), Wien 1926-1928
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980.
O. Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. München 1966
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde, Wien 1996-1998

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
3.1897, S.26, T.55 (Landhaus in Gumpoldskrichen) / S.26, T.54 (Miethaus Wien IX, Liechtensteinstr. 80) / S.46, T.91 (Miethaus Wien V, Hundsthurmerstr.)
6.1900, S.33f (Haus im IV. Bezirk, Mayerhofg. 10)
13.1907, T.69 (Wohnhaus Wien XIII, Bossig.)
14.1908, T.40 (Wien-Hietzing, Villa Titania)

Arch. Monatshefte
8.1902, S.43 (Vestibül 4, Margareteng. 10)

Neubauten in Österreich. 3 Bde. Wien o.J.
1.Band, T.2f (Villa, Wien 13, Auhofstraße 78d) / T.4 (Miethaus, Wien 4, Kettenbrückengasse, Nr. unbekannt)
2.Band, T.5 (Miethaus, Wien 4, Drasche-Park 14) / T.7 (Miethaus, Wien 12, Grünbergstraße 3)
3.Band, T.50ff (Parkhotel Schönbrunn, Innenausstattungen) / T.59ff (Mietvilla, Wien 3, Kupelwiesergasse 15 / Elßlergasse 16)

Neue Architektur (eine Auswahl der beachtenswertesten Neubauten moderner Richtung aus Deutschland und Österreich). Neue Folge. 1.Serie. Neue Wiener Bauten 1. Wien/Leipzig o.J. (ca.1010-1914)
Blatt 17 (Miethaus, Wien 8, Lange Gasse 76)

WBIZ
24.1907, T.43 (Miethaus 13, Hadikg. 174)
25.1908, T.6 (13, Marxingstr. 12) / T.30 (9, Lichtensteinstr. 47) / S.387, T.86 (13, Glorietteg. 13)
27.1910, S.19, T.7f (Entwurf für ein Bezirkswaisenhaus in Brüx) / S.137, T.35 (Wettbewerb für eine evang. Kirche in Wiener Neustadt)
28.1911, T.95f (Wohnhaus, Wien 13, Bernbrunneng. 39-41)
29.1912, S.40, T.9f (Zinshaus Wien 13, Neue Weltgasse 19) / S.152, T.37f (Freistehende Wohnhäuser in Wien 13)
31.1913, S.202, T.43f (Wohnhaus in Unter-Döbling) / S.241f, T.58 (Miethaus Wien XIII, Kupelwieserg. 5) / T.43 (Wohnhaus Wien 13, Elßlerg.10/La Rochegasse, Haus- und Gartentor) / S.139f, T.44 (Wohnhaus Wien 13, Reichg. 31, Haus- und Gartentor) / S.188, T.61 (Wohnhaus Wien 8, Langegasse)

Wiener Neubauten im Style der Sezession. 5 Bde. Wien 1902ff
4.Band, T.12 (9, Strudelhofg., Portal) / T.13 (13, Zehetnerg.1 und 4, Portal)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
A. Mansch (Hrsg.): Meister-Archiv. Gallerie von Zeitgenossen Deutschlands aus dem Gebiet der bildenden, bauenden und technischen Künste. Berlin um 1908
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
Czeike; AKL; Weihsmann 05
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 16.11.2010
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