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Adolf Oberländer

Persönliche Daten
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 16.08.1867 - † 26.04.1923
Geschlecht: m
Geburtsort: Laa a.d.Thaya, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt und Maurermeister
Familiäres Umfeld: Vater: Philipp Oberländer
Mutter: Betty Pollitzer
1. Ehe (1898) mit Jeanne Marguerite Zechner (*1877)
2 Töchter: Denise, Susanne Florence
2. Ehe mit Lina O.
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1892gehört Baumeistergenossenschaft als Maurermeister außerhalb Wiens an
1898-1905Architektengemeinschaft mit Rudolf Krausz
1917Baumeisterkonzession
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Mitgliedschaften
1904NÖ Gewerbeverein
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Vita
Über Leben und Abstammung Adolf Oberländers liegen nur spärliche Informationen vor. Er wurde in Laa a.d. Thaya geboren und hatte offensichtlich eine praktische Ausbildung als Maurer genossen. 1892 erhielt er eine Konzession als Maurermeister für die damals noch nicht eingemeindeten Vorstädte Wiens. Nach damaligem Recht war es konzessionierten Maurermeistern erlaubt, selbst Häuser zu entwerfen und zu bauen, allerdings keine Monumentalbauten. Das Jahr 1898 brachte einschneidende Veränderungen für Adolf Oberländer. Nicht nur, dass er in Paris heiratete, er gründete auch mit dem etwas jüngeren und akademisch ausgebildeten Rudolf Krausz eine Architektengemeinschaft, die erfolgreich ins Baugeschäft einstieg. Nach sieben Jahren trennten sich die beiden jedoch und jeder eröffnete sein eigenes Atelier. Oberländer bezeichnete sich nun als Architekt und Maurermeister, ein Verweis auf seine sowohl gestalterischen als auch handwerklichen Fähigkeiten.

Nach Jahren erfolgreicher Bautätigkeit in Wien und Umgebung sowie in den Ländern der Donaumonarchie erwarb Oberländer die Baumeisterkonzession. Er trat auch bei einigen seiner Häuser, entweder für sich selbst oder für Familienangehörige, unternehmerisch als Bauherr auf, bevorzugt in guten Wohnlagen. Noch mitten im Arbeitsprozess stehend starb er 55-jährig an den Folgen einer Blutvergiftung, die er sich durch ein Abszess zugezogen hatte.
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Stellenwert
Zielstrebig, talentiert, an der Architektur und ihren neuesten Entwicklungen interessiert, arbeitete sich Adolf Oberländer vom Maurer aus der Provinz zum erfolgreichen großstädtischen Architekten hoch. Die Zusammenarbeit mit Rudolf Krausz erwies sich für ihn als äußerst gewinnbringend, da sie ihn als einen Erbauer repräsentativer Wohnhäuser und Villen bekannt werden ließ. Bei ihren frühen gemeinsamen Miethausbauten ist nicht nur die damals gerne verwendeten Mischung barocker und secessionistischen Formen – wie Kartuschen, geschwungene Fensterbekrönungen und die großen Frauenmasken – anzutreffen. Sie setzten auch die in Wien nicht sehr gebäuchlichen, der deutschen Renaissance entlehnten „altdeutschen“ Formen zur Gestaltung der Fassade ein. (Die Anregung mag von dem in Deutschland ausgebildeten Rudolf Krausz ausgegangen sein.) Vorherrschend ist dabei die völlige Asymmetrie in der Anordnung der Erker, Loggien, Balkone und Giebel, die die im Späthistorismus so geschätzte malerische Ansicht des Baues gewährleistete (Wien 5, Hamburgerstraße 2).

Die altdeutsche Bauweise bot den beiden Architekten jedoch nicht nur Anregungen zur Gliederung ihrer späteren Bauten, auch deren Dekorformen ließen sich uminterpretieren. Aus Sichtziegeln und schmiedeeisernen Renaissanceornamenten wurden metallene Blütenranken, gesetzt auf Fliesendekor, entsprechend der neuen secessionistischen Dekorationsweise (Wien 14, Linzer Straße 55). Für freistehende Villenbauten war die unterschiedliche Gestaltung der Fassaden schon länger üblich geworden, wobei bei den großen, repräsentativen Villen bevorzugt neobarocke Formen eingesetzt wurden (Wien 13, Kupelwiesergasse 14). Da man jedoch auch dem Ambiente und der Funktion Rechnung trug, wurden die Villen und Landhäuser des öfteren mit Fachwerkgiebeln und eher ländlich anmutenden Bauelementen ausgestattet (Wien 13, Steckhovengasse 7–9).

Aus all diese Bau- und Dekorformen und Elementen entwickelten Oberländer und Krausz eine Formensprache, die die Erinnerung an eine heimische, nationale Bauweise weckte und als „Heimatstil“ oder „Heimatschutzarchitektur“ bezeichnet wird. Die beiden übertrugen dieses Formenvokabular auch auf ihre städtischen Miethäuser. Bei diesen Bauten wurde fast immer der Dachbereich mit verschieden geformten Giebeln, auch Doppelgiebeln, betont, manchmal sogar mit Fachwerk ausgekleidet. Erker oder Bay-Windows in unterschiedlichsten Formen gliederten die Fronten. Sie wurden sowohl symmetrisch, wie auch asymmetrisch gesetzt und in der Dachzone ebenfalls akzentuiert, bei den Bay-Windows oft mit turmartigen Überhöhungen. Daraus ergaben sich Überschneidungen und Staffelungen der Giebel und Türmchen, die der Dachlandschaft einen kleinteilig bewegten Akzent verliehen. Bei der Fassadendekoration verließ man sich auf die bewährte Mischung secessionistischer und barocker Schmuckelementen (Wien 15, Sechshauserstraße 124 und 126).

Auch nach der Trennung von Krausz behielt Oberländer diese Bauweise bei. Die Dekorationselemente wurden dem Zeitgeschmack entsprechend allmählich reduziert. Ausladende Gesimse und unterschiedliche Putzarten belebten nun die Fassaden. Gezielt gesetzter Bauschmuck, der von den Wiener Werkstätten inspiriert war, zierte die Bauten und löste bei den Eingangstoren oft die architektonische Umrahmung ab (Wien 19, Gymnasiumstraße 56 und 56A). Lage und Funktion waren jedoch auch weiterhin für das Äußere eines Gebäudes ausschlaggebend. So wählte Oberländer für eine Miethausgruppe mit einfachsten Wohnungen, die er für die Gemeinde Wien baute, zur Akzentuierung des Baues nur kantige Profilformen für Gesimse, die Fenster- und die abgetreppten Torumrahmungen (Wien 10, Quellenstraße 134–136 und 138–140). Bei seinem letzten Bau dagegen, der einen prominenten Bauplatz in der Inneren Stadt (Wien 1, Seitzergasse 2–4) einnahm und gehobenen Ansprüchen gerecht werden sollte, verließ Oberländer sein bewährtes Gestaltungsrepertoire. Für ein repräsentatives Erscheinungsbild war nun Neoklassizismus gefragt, und Oberländer – aufgeschlossen gegenüber neuen Trends – wählte dafür eine zurückhaltende klassizistische Ordnung mit dorischen Riesenpilastern und Scheinbalustraden.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1900Gruppe von Miethäusern, Wien 18, Währingerstraße 145-149 (mit Rudolf Krausz)
1902Miethaus, Wien 5, Hamburgerstraße 2 (mit Rudolf Krausz)
1902-1903Mietvilla, Wien 13, Kupelwiesergasse 14/Eitelbergergasse 19 (mit Rudolf Krausz)
1902-1903Wohnhaus, Wien 14, Linzer Straße 55 (mit Rudolf Krausz)
um 1904Villa, Hinterbrühl, NÖ
1904Wohnhäuser, Wien 15, Sechshauserstraße 122, 124, 126,128 und 130 (mit Rudolf Krausz, teilweise reduzierter Fassadendekor)
1904-1905Doppelvilla, Wien 13, Steckhovengasse 7-9 (mit Rudolf Krausz)
1905-1906Wohnhäuser, Wien 19, Gymnasiumstraße 56, 56A und 60 (mit Rudolf Sowa)
1906Wohnhaus, Wien 8, Hamerlingplatz 10
1909Wohnhaus, Wien 3, Rudolf-von-Alt-Platz 3
um1910Miethausgruppe, Wien 3, Marxergasse 2 und 4
1911Wohn- u. Geschäftshäuser, Wien 8, Lange Gasse 68 und 70 / Laudongasse 12
1912Wohnhaus, Wien 2, Böcklinstraße 53
1912Wohnhaus, Wien 13, Kremserstraße 1
1914Wohnhaus, Wien 9, Canisiusgasse 16
1915Miethausgruppe, Wien 10, Quellenstraße 134-136 und 138-140
1922Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Seitzergasse 2-4 (jetzt BAWAG)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1906Grand Hotel Royal, Bad Pistany, Ungarn / Piestany, SK, Orchard Andrej Kmet 82 (später Therapie-Haus Slovan, zur Zeit leerstehend)
1908„Katharinenheim“ Erholungsheim, Hinterbrühl, NÖ, Wagnerstraße 5

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
Ausstellungspavillons

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
um 1900Entwurf für ein Volksschauspielhaus auf dem Kahlenberg
1915Wettbewerb f. neuen Friedhof d. israel. Kultusgemeinde: 1. Preis “Neugebäude”
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; WStLA; IKG
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Sekundärquellen

LITERATUR:
E. Faber: 300 Jahre Kunst, Kultur und Architektur i.d. Josefstadt, Wien 2000
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
Neubauten i. Österreich, Wien o.D.
Wr. Neubauten im Style der Sezession, Wien 1902, 4 Bde.

HINWEISE AUF WERKE:
Architektonische Rundschau
22.1906, H.6, S.48, T.7 (Villen in Steckhovengasse in Wien 13)
23.1907, H.1, S., T.5 (Wohn- und Geschäftshäuser in Wien 15, Sechshauserstraße 124-130)

Der Architekt
4.1898, S.44 (Entwurf Pavillon d. Pilsner Actien-Brauerei)

Der Bautechniker
32.1912, S.711ff, T.29 (Wohn- und Geschäftshaus, Wien 8, Lange Gasse 68 und 70)
35. 1915, S. 345f. T.44 (Miethausgruppe in Wien 10, Quellenstrasse)



Wr. Bauindustrie-Zeitung
23.1906, T. 51 und 89 (Miethaus, Wien 8, Hamerlingplatz 10)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio 1 – I. Bezirk; Dehio 2 – II.-IX. u. XX. Bezirk; Dehio 3 – X.-XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk; Dehio NÖ/Süd A-L
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
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Persönliche Mitteilungen
Informationen über das Hotel in Piestany, SK, von Herrn Robert Baca, SK
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Anmerkungen
E. Faber gibt Nikolsburg als Geburtsstadt an.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 18.04.2004
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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