A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Adolf Paar

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 22.04.1889 - † 08.05.1964
Geschlecht: m
Geburtsort: Moravsky Lacnov
damaliger Name: Mährisch-Lotschnau bei Zwittau
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Linz, OÖ
Land: Österreich
Titel: techn. Rat
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Anton P., Tischlermeister
Mutter: Theresia Friedl
Ehe mit Pauline Oberleithner (1897-1974)
Bruder: Hans (1892-1977), Architekt
Bürogemeinschaft: mit Hans Paar
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.4 Jahre kunstgewerbl. Fachschule in Grulich, Böhmen / Kraliky, CZ
1911-1913Kunstgewerbeschule Wien (Malerei bei Berthold Löffler, Architektur bei Hermann Herdtle, Baukonstruktion bei Karl M. Kerndle)
19151 Semester Staatsgewerbeschule, dann Kriegsdienst
1920-1921a.o. Hörer an der Technischen Hochschule Wien
1920-1923Akademie der bildenden Künste Wien (bei Franz v. Krauss u. Peter Behrens)
1923Diplom bei Peter Behrens
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Praxisjahre bei Architekt Rettelbuch in Nürnberg
ab 1924freischaffender Architekt in Arbeitsgemeinschaft mit Bruder Hans Paar
top
Auszeichnungen und Ämter
1921Hansen-Preis
1922Staatspreis II.Klasse
1923Staatsreisestipendium (Rompreis)
top
Mitgliedschaften
o.J.Schützengilde der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (ev. als Gast)
top
Vita
Adolf Paar wurde 1889 als Sohn des Tischlermeisters Anton P. in Mährisch-Lotschnau geboren. Über den Anfang seiner schulischen Ausbildung ist nur wenig bekannt. Er besuchte vier Jahre lang die kunstgewerbliche Fachschule in Grulich, wobei es Spekulation bleibt, ob er dies bereits nach der Pflichtschule tat, oder ob er wie sein jüngerer Bruder Hans P. (*1892) zuvor die Oberrealschule in Zwittau absolviert hatte. 1911 trat er in die Kunstgewerbeschule in Wien ein, an der er neben Architektur auch Kurse für Malerei belegte. Nach zwei Jahren hatte er seine Ausbildung abgeschlossen. Es ist naheliegend, dass er im Anschluss daran praxisorientiert in einem Baubetrieb oder Architektenatelier zu arbeiten begann. Bekannt ist nur, dass er bei Architekt Rettelbuch in Nürnberg eine Zeit lang beschäftigt war, wann das war, ist zeitlich nicht festgelegt und wird in den Quellen unterschiedlich interpretiert. 1915 kehrte er nach Wien zurück um an der Staatsgewerbeschule seine Kenntnisse im technischen Bereich zu vertiefen. Er wurde jedoch nach einem Semester zum Kriegsdienst eingezogen. Im Ersten Weltkrieg avancierte er zum Leutnant, wurde verwundet und kam in russische Gefangenschaft. Nach Kriegsende nahm er die Studien wieder auf, inskribierte diesmal aber an der Akademie der bildenden Künste in Wien und besuchte gleichzeitig an der Technischen Hochschule als a.o. Hörer verschiedene Übungen. An der Akademie war er zunächst in der Meisterklasse von Franz v. Krauss, wechselte jedoch nach einem Jahr in die von Peter Behrens. Er erwies sich als ausgezeichneter Student, der Jahr für Jahr mit Preisen ausgezeichnet wurde. Er erhielt den Hansen-Preis, den Staatspreis II. Klasse und zum Abschluss das Staatsreisestipendium, den Rompreis.

Adolf Paars jüngerer Bruder Hans war im Anschluss an sein Architekturstudium, das er zwei Jahre vor Adolf abgeschlossen hatte, zunächst im Atelier Hubert Gessners tätig, welches für die Gemeinde Wien mehrere große Wohnhausanlagen plante und errichtete. Bald nach dem Studienabschluss von Adolf gründeten die beiden Brüder eine Architektengemeinschaft, wobei Hans seine Kontakte zur Gemeinde Wien einbringen konnte. Sie errichteten gemeinsam drei Gemeindebauten und beteiligten sich an einigen Wettbewerben. In den 30er Jahren waren sie vor allem mit Privataufträgen, die sie aus ihrer ehemaligen Heimat, Mähren, erhalten hatten, beschäftigt. Sie erbauten Einfamilienhäuser, Siedlungsanlagen, widmeten sich aber auch Umbauten und Inneneinrichtungen.

Um 1936 endete die Zusammenarbeit der Brüder. Adolf hatte eine aus Oberösterreich stammende Frau geheiratet und war offensichtlich in die Heimat seiner Frau gezogen. Außer dem Ausbau der Klause Adelgunde zum „Anschlussturm der deutschen Burschenschaften“ in Linz-Puchenau (1932/33) gemeinsam mit seinem Bruder Hans, ist jedoch keine Bautätigkeit von ihm in Oberösterreich dokumentiert. Adolf Paar starb zwei Wochen nach seinem 75.Geburtstag in Linz und wurde am Friedhof St.Martin begraben.
top
Stellenwert
Die erste selbständig errichtete Wohnhausanlage von Hans und Adolf Paar wurde noch ganz in der expressiven Formensprache errichtet, die Hubert Gessner für seine Gemeindewohnanlagen gewählt hatte. Auch der „Plotzek-Hof“ (Wien 20, Denisgasse 54, 1925), eine symmetrisch angelegte U-förmige Anlage, weist an der Straßenfront durch eine Abfolge von Dreieck-Erkern und die Giebelreihe eine ähnliche Hervorhebung der Mitte auf wie Hubert Gessners „Reumann-Hof“ (Wien 5, Margaretengürtel 100-112, 1924), bei dem Hans Paar mitgearbeitet hatte. Die Betonung der Mitte behielt das Brüderpaar auch bei seinem nächsten Bau bei, nur waren es jetzt einfachere Balkonloggien, die durch Gesimsbänder mit den flankierenden Fenstern horizontal verklammert wurden (Wien 14, Hickelgasse 12, 1929). Sonst ist die Fassade völlig glatt gehalten und nur durch die umrahmten Fenster belebt. Glatte Fassaden mit regelmäßig gesetzten Fenstern kennzeichnen auch die folgenden Bauten. Für die Fenster wurde nun die dreigeteilte, querrechteckige Form bevorzugt. Die Straßenfront wurde von den Brüdern nach wie vor gerne symmetrisch geplant, und sei es nur durch ein die mittlere Achse umfassendes, ausgebautes Dachgeschoss (Haus der Ghibellinen, Wien 8, Albertgasse 51, 1932). Eine sachliche, funktionsgerechte Bauweise mit geraden, klaren Linien und kantigen Formen ist für die in den 30er Jahren entstandenen Einfamilienhäuser und auch für die Innenausbauten (Kaffeehaus, Mährisch-Schönberg, 1935) bezeichnend. Sowohl für die Einfamilienhäuser wie für die Wohnhäuser planten Adolf und Hans Paar durchdachte Grundrisse, die die gegebene Situation gut auszunützen verstanden.

Über eine Bautätigkeit Adolf Paars nach der Trennung von seinem Bruder Hans ist nichts bekannt.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1925WHA d.Gem.Wien „Plotzek-Hof“, Wien 20, Denisgasse 54 (mit Hans Paar, Paul May)
1929WHA d.Gem.Wien, Wien 14, Hickelgasse 12 (mit Hans Paar)
1930WHA d.Gem.Wien, Wien 21, Fultonstraße 5-11 (mit Hans Paar)
1931Haus Hans Ettl, Zwittau / Svitavy, CZ (mit Hans Paar)
1932Wohnhaus der akad. Sängerschaft „Ghibellinen“, Wien 8, Albertgasse 51 (mit Hans Paar)
1935Haus Sirinek und Haus Bergmann, Zwittau / Svitavy, CZ (mit Hans Paar)
1935Siedlungsanlagen in Mährisch-Schönberg / Sumperk, CZ (mit Hans Paar)
1936Haus Frömel, Mährisch-Schönberg / Sumperk, CZ (mit Hans Paar)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1930-1932„Anschlussturm“ der dt. Burschenschaften, Linz-Puchenau, OÖ (mit Hans Paar)
1933Kiosk f. Kaffeehausanlage, Wien 1, Schottenring (mit Hans Paar, nicht erhalten)
um 1935Tennispavillon, Hohenstadt / Zabreh, CZ (mit Hans Paar)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1935Kaffeehauseinrichtung und Umbau , Mährisch-Schönberg / Sumperk, CZ (mit Hans Paar)
zahlreiche Innenausbauten, Ladenbauten und Umbauten

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1912-1913Schulprojekte der Kunstgewerbeschule: Entwürfe f. Gartenhaus, Friedhofskapelle, Wohnhaus, Mausoleum
1920Entwurf Einfamilienhaus, Wien 19
1920-1923Akademieentwürfe: Stiegenhaus Benediktinerstift Altenburg bei Horn, NÖ, Kurhotel am Traunsee OÖ, Krematorium Salzburg, Mausoleum f. Waldfriedhof, Wasserturm m. Aussichtswarte
1924Bahnhof Innsbruck, Tirol (Wettbewerb mit Hans Paar, angekauft)
1928Wohnhausanlage Wien, Wien 12, Gaudenzdorfer Gürtel (Wettbewerb mit Hans Paar, angekauft)
1929Weekend-Häuser (Wettbewerb mit Hans Paar, vom Preisgericht empfohlen)
1931Wohnhausanlage Lubich-Schönberg, CZ (Wettbewerb, preisgekrönt)
1933Umbau Reichsbrücke (mit Hans Paar, Wettbewerb, ausgezeichnet)
top
Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der KAIK; TUWA
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Zu den Arbeiten der Architekten A. und H. Paar. In: Bau- und Werkkunst 6.1929/30, S. 41ff
Anonym: Zu den Arbeiten der Architekten Adolf u. Hans Paar. In: Bau- und Werkkunst 8.1932, S.204ff
Festschrift zur 50.Jahresfeier der tech. gewerb. Bundes-Lehranstalt 1880-1930
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980.
Iris Meder: Offene Welten. Die Wr.Schule i. Einfamilienhausbau 1910-38, Diss. Stuttgart 2003
ÖKT, U. Steiner u.a.: Die prof. Bau- und Kunstdenkmäler d. Stadt Linz. Außenbereiche, Urfahr, Ebelsberg, Horn 1999
Das neue Wien. Städtewerk. (Hrsg. Gemeinde Wien) Wien 1926-1928
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Bau- und Werkkunst
8.1932, S.203 (Kaffeehausanlage, Wien-Schottenring)

Österr. Kunst
3.1932, H.11, S.33 (Haus d. Ghibellinen, Wien 8, Albertgasse 51, Anschlussturm d. dt. Burschenschaften, Linz)
7.1936, H.9, S.7 (Haus Hans Ettl, Zwittau)

Moderne Bauformen
32.1933, S.561f (Kiosk für Kaffehausanlage, Schottenring)

Profil
3.1935, H.9., S.424ff (2 Erweiterungsbauten)
4.1936, H.2, S.80f (Haus einer Familie in Zwittau) / H.6, S.262ff, Abb.422 (Tennispavillon, Hohenstadt i. Mähren)
/ H.8, S.374f (Wohnräume)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl.III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
Weihsmann 05
top
Persönliche Mitteilungen
Adolf Paars Praxis bei Architekt Rettelbuch in Nürnberg gibt I. Meder mit 1923 nach dem Akademieabschluss an, Weihsmann 05 hingegen noch vor dem Besuch der Kunstgewerbeschule Wien i. J. 1911. Irreführende Angabe bei Weihsmann 05: Adolf P. entwarf nicht die Einrichtung eines Cafe Victoria in Wien 20, Klosterneuburgerstraße 21, sondern gemeinsam mit seinem Bruder einen sommerlichen Kaffeehausgarten mit Kiosk auf dem Parkareal vor der Votivkirche für das am Schottenring, Wien 1, situierte Cafe Victoria.
Das bei I. Meder angegeben Todesdatum Adolf Paars, 5.12.1977, ist das seines Bruders Hans.
top
Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 29.05.2008
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung