A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Otto Ernst Schweizer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 27.04.1890 - † 14.11.1965
Geschlecht: m
Geburtsort: Schramberg im Schwarzwald
Land: Deutschland
damaliger Name: Deutsches Reich
Sterbeort: Baden-Baden
Land: Deutschland
Titel: Prof., Oberbaurat
Religionsbekenntnis: unbekannt
Berufsbezeichnung: Architekt u. Fachpublizist
Familiäres Umfeld: Ehe (1921) mit Gertrud Schlauder
Sohn: Hanspeter (1922-1942)
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1906-1912Ausbildung zum Geometer in Schramberg, Neuenbürg und Stuttgart, D
ca.1913-1914Tätigkeit als Geometer
1915Abschluss Oberrealschule Ludwigsburg, D
1915Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart, D
1916-1917Bauingenieurstudium an der Technischen Hochschule München, D (u.a. bei Theodor Fischer, Abschlussdiplom mit Auszeichnung)
diverse Studienreisen
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1917-1919Mitarbeiter bei Theodor Fischer im Baubüro der Bayerischen Geschützwerke Friedrich Krupp KG in München, D
1919-1920stellvertretender Stadtbaumeister in Schramberg, D
1920-1921Städtebaufachmann im Stadterweiterungsamt Stuttgart, D
1921Staatsprüfung im Hochbaufach, Regierungsbaumeister
1921-1925Stadtbaurat in Schwäbisch-Gmünd, D
1925-1929Oberstadtbaurat in Nürnberg, D (zuständig für Neubau und Denkmalpflege)
1929-1930freier Architekt in Nürnberg, D
ab 1930Professor an der Technischen Hochschule Karlsruhe, D (Wohnungs- und Siedlungswesen)
1960emeritiert
top
Auszeichnungen und Ämter
1919stellvertretender Stadtbaumeister
1921Regierungsbaumeister
1937Mitglied des Reichsprüfungsamtes für höhere bautechnische Verwaltung in Berlin, D
1946Mitglied des Beirats für Belange des Wiederaufbaus
1948Mitglied des Conseil Superieur d’Architecture et d’Urbanism (CSAU)
1949im Planungsrat zur Einrichtung eines Regierungszentrums in Bonn, D
1928Goldene Medaille (Kunstwettbewerb der IX. Olymp. Spiele Amsterdam)
1950Ehrendoktor der TH Stuttgart, D
1955Mitglied der Universität der Künste in Berlin, D
1960Ehrenbürger von Schramberg, D
1960Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
nach 1960Ehrensenator der Universität Freiburg i. Breisgau, D
nach 1960Ehrendoktor der TH Wien, A
top
Mitgliedschaften
ab ca. 1929Deutscher Werkbund
o.J.CIAM
top
Vita
Otto Ernst Schweizer, der aus dem Schwarzwald stammte, wurde ursprünglich zum Geometer ausgebildet und erreichte erst auf dem zweiten Bildungsweg seinen Oberrealschulabschluss. Noch während des Ersten Weltkriegs absolvierte er in kürzester Zeit sein Architekturstudium an den Hochschulen in Stuttgart und München, wo er u.a. Theodor Fischer zum Lehrer hatte. Unter der Leitung von Fischer arbeitete er auch in den letzten Kriegsjahren im Baubüro der Firma Krupp.

Nach dem Krieg begann Schweizer in der Baubehörde seiner Heimatstadt Schramberg, wechselte aber bald nach Stuttgart und Schwäbisch-Gmünd, wo er gleichfalls in den örtlichen Bauämtern tätig und vor allem mit Stadtplanung und Wohnbau befasst war. Ende der 20er Jahre übernahm er die Leitung der Neubauabteilung in Nürnberg. In dieser Zeit konnte er sich mit der Errichtung einiger Großbauten, insbesondere des Sportstadions, einen nachhaltigen Ruf verschaffen. Nach einem kurzen Intermezzo als freier Architekt folgte er schließlich einem Lehrauftrag der Technischen Universität Karlsruhe, wo er für das Fachgebiet Wohnungs- und Siedlungswesen zuständig war. Schweizer publizierte auch zahlreiche theoretische Schriften zu diesem Thema. Generell vielseitig interessiert, stand er mit vielen Künstlern, u.a. mit Wassily Kandinsky in Kontakt. Als anerkannter Spezialist für Stadtplanung wurde Otto Schweizer in der NS-Zeit in die Zentrale der bautechnischen Verwaltung nach Berlin berufen. In diesen Jahren konzipierte er zahlreiche Bebauungspläne für deutsche Städte.

Schweizer konnte auch bald nach dem Krieg seine Tätigkeit fortsetzen und wurde von den Besatzungsbehörden neuerlich für den Bereich der Stadtplanung eingesetzt. U.a. arbeitete er auch im Planungskomitee für das neu zu errichtende Regierungsviertel in Bonn. Nach seiner Emeritierung 1960 war er noch weiterhin als freier Architekt tätig und ist schließlich im 75. Lebensjahr in Baden-Baden verstorben.

Nach Otto Ernst Schweizer, der viele Ehrungen und Auszeichnungen erhalten hatte, ist auch eine Straße in Nürnberg benannt.
top
Stellenwert
Otto Ernst Schweizer zählt zu den bedeutendsten deutschen Architekten der Zwischenkriegszeit und hat sich vor allem auf dem Gebiet der Stadtplanung und des Sportbaus einen Namen gemacht. Insbesondere das Ende der 20er Jahre in Nürnberg errichtete Sportstadion, das damals noch eine relativ neue Bauaufgabe darstellte, machte ihn zu einem der führenden Vertreter auf diesem Gebiet, wobei der bewusste Rückgriff Schweizers auf den Typus eines antiken Amphitheaters in idealer Weise sowohl Kontinuität als auch Modernität vermittelte.

Als die sozialdemokratische Wiener Stadtverwaltung Ende der 20er Jahre die Initiative zur Errichtung eines Sportzentrums im Prater setzte und einen beschränkten Wettbewerb ausschrieb, war es daher nicht verwunderlich, dass Otto Ernst Schweizer als Sieger hervorging und mit der Ausführung betraut wurde. Allerdings wurde das ursprüngliche Konzept eines großzügigen multifunktionalen Sportzentrums, unter Einbeziehung einer Sportschule, aus Geldmangel aufgegeben und es kam nur zur Realisation einer Minimalvariante, die sich auf ein Stadion und ein Sportbad beschränkte, jedoch in Hinblick auf einen eventuellen weiteren Ausbau angelegt war. Mit einbezogen in dieses elaborierte Konzept wurden auch einige Details, die in einem von Erich Leischner erstellten Vorentwurf für das Wiener Stadtbauamt bereits angedacht worden waren. Die Grundsteinlegung zu dem wegen der hohen Kosten nicht unumstrittenen Projekt erfolgte aus Anlass des zehnjährigen Bestandes der Republik Österreich im November 1928. Innerhalb von knapp drei Jahren wurde der Bau in einer kühnen Stahlbetonkonstruktion errichtet, für die als Konsulent der österreichische Betonbauspezialist Rudolf Saliger beigezogen wurde. Als die Sportanlage anlässlich der 2. Arbeiterolympiade im Sommer 1931 eröffnet wurde, galt sie damals als die modernste Europas und bot mehr als 50.000 Besuchern Platz. Das „Praterstadion“ diente in der Folge nicht nur für Sportveranstaltungen, sondern auch für diverse Kundgebungen der Sozialdemokratie. In der NS-Zeit wurde es seitens der SS vorübergehend als Sammellager für politisch Verfolgte und Juden genutzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr das Praterstadion mehrfache Umbauten. In den 50er Jahren wurde der Bau von Theodor Schöll um einen Tribünenring erweitert und damit die Besucherkapazität auf rund 90.000 Personen erhöht. Im Zug einer Generalsanierung in den Jahren 1986-1993 wurden schließlich eine Gesamtüberdachung und eine Flutlichtanlage angebracht. Diese Modernisierungen erforderten allerdings wieder eine Reduzierung der Besucherplätze auf rund 50.000. Gleichzeitig wurde das Praterstadion in „Ernst-Happel-Stadion“ umbenannt und diente in der Folge auch als Veranstaltungsort für zahlreiche Großkonzerte. Weitere Umbauten und ein U-Bahn-Anschluss sind in Hinblick auf die Fußball-EM von 2008 geplant.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1921-1922Siedlung der Fachschule Schwäbisch-Gmünd, D
1922Siedlung, Schwäbisch-Gmünd, D, Gutenbergstraße
1923Reihenhaussiedlung, Schwäbisch-Gmünd, D, Karlstraße
1922-1924WHA, Schwäbisch-Gmünd, D, Buchstraße
1928-1929Doppelwohnhaus Proesler u. Scheller, Nürnberg, D
1930Corpshaus der Studentenverbindung „Catena“, Stuttgart, D
diverse Siedlungen und Wohnhäuser

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1919-1921Friedhofskapelle und Soldatenfriedhof, Schramberg, D
1921Waldkapelle bei Schramberg, D
1926Arbeitsamt Nürnberg, D
1926Planetarium, Nürnberg, D
1926-1927Erweiterungsbau Krankenhaus, Nürnberg, D
1927-1929Stadion und Schwimmhalle, Nürnberg, D
1928-1929Wohn- und Pflegestätte „Johannisheim“, Nürnberg, D
1929-1931Praterstadion (jetzt Ernst-Happel-Stadion) u. Stadionbad, Wien 2, Prater
1955-1961Kollegiengebäude II der Universität Freiburg, D
zahlreiche Bebauungspläne

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1922-1923Erweiterungsbau u. Lagergebäude der Spiralfedernfabrik Pfaff & Schlauder, Schramberg, D, Berneckstraße
1922Transformatorenstationen, Schwäbisch-Gmünd, D
1923Schaltstation der Wasserwerke Schwäbisch-Gmünd, D
1929-1931Milchhof der bayer. Milchversorgung in Nürnberg, D, Kressengartenstraße 1

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1913Bebauungsplan Havelufer, Gatow, Groß-Klienike Berlin, D (Wettbewerb)
1917Kath. Kirche St. Magdalen in München, D (Wettbewerb)
1918Heimstättensiedlung Weilimdorf bei Stuttgart, D (Wettbewerb)
1919Bebauungsplan Böblingen, D (Wettbewerb)
1920Bebauungsplan Schwäbisch-Gmünd, D (Wettbewerb)
1921Neuordnung Bahnhofsvorplatz, Stuttgart, D (Wettbewerb)
1921Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße, Berlin, D (Wettbewerb)
1922Bürogebäude und Hotel in Königsberg, Ostpreußen / Kaliningrad, RUS
1922Stadthalle Mülheim/Ruhr, D (Wettbewerb)
1924Festhallengelände, Frankfurt/M, D (Wettbewerb)
1924Umgestaltung des Münsterplatz in Ulm, D (Wettbewerb)
1925Bebauung des Rampengebietes Köln-Deutzer Brücke, D (Wettbewerb)
1926Völkerbundpalast, Genf, CH (Wettbewerb)
1933Erweiterung Reichshauptbankgebäude Berlin, D (Wettbewerb)
1934Haus der Arbeit, Berlin, D (Wettbewerb)
1935Tankstelle Reichsautobahn (Wettbewerb)
um 1935Neugestaltung des Königsplatzes, München, D (Wettbewerb)
1936-1937Ausbau der Kurstadt Baden-Baden, D (Wettbewerb)
1946Theater und Konzerthaus, Freiburg, D (Entwurf)
1950Regierungsgebäude, Bonn, D (Wettbewerb)
1952Nationaltheater Mannheim, D (Wettbewerb)
1955Neubau Technische Hochschule Achen, D (Wettbewerb)
zahlreiche Bebauungspläne und städtebauliche Entwürfe
top
Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
O.E. Schweizer: Über die Grundlagen des architektonischen Schaffens. Stuttgart 1935
O.E. Schweizer: Sportbauten und Bäder. Berlin 1938
O.E. Schweizer: Zur städtebaulichen Neuordnung von Karlsruhe. Karlsruhe 1948
O.E. Schweizer: Vom Wiederaufbau zerstörter Städte. Baden-Baden 1949
O.E. Schweizer: Die architektonische Bewältigung unseres Lebensraumes. Darmstadt 1951
O.E. Schweizer / H. Dommer: Abgrenzung des Wohnungsbedarfes bis 1980 und Vorschläge zur Verdichtung des Flachbaues für die soziale Wohnung. Stuttgart 1956
O.E. Schweizer: Die architektonische Großform. Karslruhe 1957
O.E. Schweizer: Forschung und Lehre. Stuttgart 1962

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Nachlass / SAAI (Südwestdeutsches Archiv f. Architektur und Ingenieursbau der Universität Karlsruhe)
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
A. Bayer: Sondervorlesung der TH Karlsruhe aus Anlass des 75. Geburtstages von O. Schweizer. Karlsruhe 1965
J. Bier: Otto Ernst Schweizer. Berlin 1929
J. Bier: Der Milchhof der bayrischen Milchversorgung in Nürnberg. In: Moderne Bauformen 32.1933, S.303ff
I. Boyken: Otto Ernst Schweizer, Bauten und Projekte 1890-1965. Stuttgart 1996
Festschrift, herausgegeben anlässlich der 100 Jahrfeier des Wr.Stadtbauamtes. Wien 1935
R. Klein: Otto Ernst Schweizer. Karlsruhe 1984
U. Prokop: Sportanlage im Prater. In: Das ungebaute Wien (Ausst.Kat.). Wien 1999, S.304f
W. Streif (Hg.): Otto Ernst Schweizer und seine Schule. Ravensburg 1950
Dr. R. Tillmann: Der Bau des Wiener Stadions. In: Österreichische Bauzeitung 7.1931, S.289ff
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Architektur und Bautechnik
18.1931, S.298ff (Stadion der Stadt Wien)

Moderne Bauformen
30.1931, S.481ff (Stadion der Stadt Wien)
33.1934, S.193ff (Tankstelle)

ZÖIAV
1931, S.276ff (Wiener Stadion)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1

LEXIKA:
ThB 30; Vollmer 4 u. Nachtr.; DBE Bd.9; H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005

INTERNETLINKS:
de.wikipedia.org/wiki; www.rz.uni-karlsruhe.de/~saai; www.dasrotewien.at
top
Anmerkungen
Bei Weihsmann 2005 einige irreführende Angaben zur Berufslaufbahn.
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung