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Ella Briggs

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 05.03.1880 - † 20.06.1977
Geschlecht: f
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Enfield, Middlesex
Land: Großbritannien
Titel: Dipl.Ing.
weitere Namen: geb. Baumfeld
Religionsbekenntnis: Mosaisch, ab ca. 1919 Evangelisch
Berufsbezeichnung: Raumgestalterin, Architektin
Familiäres Umfeld: Vater: Josef Baumfeld (*um 1850-1904), Advokat
Mutter: Caroline Baumfeld, geb. Bryk (*1842)
Brüder: Maurice Baumfeld (1868-1913) Gründer des Deutschen Theaters in New York; Fritz Baumfeld (1870-1953)
Ehe (1907) mit Walter J. Briggs (*1865), Dr. jur., geschieden 1912
Verwandte Bryk in den USA
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.3 Jahre Frauenkunstschule (bei Prof. Seligmann und Prof. Böhm)
1901-1906Kunstgewerbeschule Wien (Kunststickerei und Spitzenzeichnen bei Johann Hrdlicka, Malerei bei Koloman Moser)
1918-1920Technische Hochschule München (bei Theodor Fischer, 1920 Diplom)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Tätigkeit in einem Baubüro in Wien
1920-1923Tätigkeit im Büro Kahn & Gregory, New York und in Philadelphia
20er JahreReise nach Süditalien
1924Rückkehr nach Wien
1927Tätigkeit in Berlin
ab 1937Selbständige Tätigkeit in London
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Mitgliedschaften
1921-1930Österr. Ingenieur- und Architektenverein (erstes weibliches Mitglied)
ab 1925Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
o.J.Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs
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Vita
Ella Briggs entstammt einer gutbürgerlichen, jüdischen Intellektuellenfamilie in Wien. Sie studierte zunächst an der Kunstgewerbeschule in Wien Kunststickerei und Malerei. Schon 1914 trat sie jedoch mit Möbelentwürfen und Raumgestaltungen an die Öffentlichkeit und gab ab diesem Zeitpunkt "Architekt" als Berufsbezeichnung an (Meldearchiv Wien). Briggs begann allerdings erst 1918 ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in München. Nach ihrem Studienabschluss war sie einige Zeit in einem Baubüro in Wien beschäftigt, und im Jahr 1920 ging Briggs auf Grund der schlechten Auftragslage nach New York, wo sie einige Häuser errichtete. Daneben arbeitete Briggs auch in Philadelphia, wo sie vor allem mit Umbauarbeiten beschäftigt war. Außerdem publizierte sie in amerikanischen Zeitschriften Entwürfe für Einfamilienwohnhäuser, deren Pläne man sodann über diese Zeitschriften beziehen konnte. Wie D. Stratigakos berichtet, sollen viele Häuser nach diesen Plänen gebaut worden sein. Noch während ihres Aufenthalts in den USA stellte Briggs ihre Arbeiten im Künstlerhaus in Wien aus. In den 20er Jahren reiste sie nach Süditalien, um an einem Buch über die nationale Architektur zu arbeiten, das allerdings nie erschienen ist.

Im Jahr 1924 kehrte Briggs nach Wien zurück und errichtete hier zwei kommunale Wohnbauten. Schon drei Jahre später übersiedelte sie nach Berlin, wo sie einen großen Wohnblock in Berlin-Mariendorf realisierte, aber auch etliche Einfamilienhäuser erbaute und ein erfolgreiches Architekturbüro betrieb.

Im Herbst 1936 floh Briggs vor dem Nationalsozialismus nach London. Bereits ein Jahr später war sie wiederum als selbständige Architektin tätig und mit der Errichtung und Planung von Einfamilienhäusern, der Gestaltung von Ausstellungen sowie dem Umbau von Siedlungen beschäftigt.

Im Jahr 1947 erhielt Briggs die englische Staatsbürgerschaft. Sie lebte mit ihrem Bruder Fritz in einem Haus in London. Erst als ihr Bruder 1953 starb, zog sie nach Enfield, Middlesex, wo sie im Alter von 97 Jahren an Leukämie starb.
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Stellenwert
Neben Margarete Schütte-Lihotzky ist Ella Briggs die einzige Architektin, die am kommunalen Wohnbauprogramm in Wien teilnehmen konnte. Üblicherweise wurden die Architektinnen dieser Zeit vor allem mit Inneneinrichtungen betraut, da ihnen – insbesondere bei Kücheneinrichtungen – eine geschlechtsspezifische Kompetenz zugebilligt wurde. „Sie wissen als Frauen ja soviel besser Bescheid um die tausenderlei offenen und geheimen Wünsche der mit der Führung des Haushalts betrauten Frau.“ (H. Hildebrand, 1928)

Um so bemerkenswerter ist der architektonische Erfolg von Briggs: Der Pestalozzihof in Wien 19, Philippovichgasse 2–4 ist eine große, vielfältig gegliederte Anlage. Durch Staffelung kubischer Baumassen und durch wechselweise vor- und rückspringende Bauelemente bewirkte Briggs eine Bewegung, die auf den dominierenden Ecktrackt an der Billrothstraße hin ausgerichtet ist. Die Fassaden belebte sie durch vorspringende dreieckige Erker oder loggiaartige Eckpartien. In der Mitte der Außenfassade schuf Briggs einen Vorplatz für das niedrigere Kindergartengebäude. Mehrere verwinkelte Höfe korrespondieren mit der Spannkraft der gestaffelten Baukuben.

Ein ganz ähnliches Konzept findet sich beim Bau der Wohnhausanlage in Berlin, wo gleichfalls eine klare architektonische Gliederung durch vor- und rückspringende Kuben oder durch die Öffnung der Fassade mittels tektonischer Balkoneinbauten erfolgte.

Da keine weiteren Bauten von Ella Briggs bekannt sind, ist der architekturhistorische Stellenwert dieser Architektin nur schwer einzugrenzen. Die dreieckigen Balkone oder der hohe Ecktrakt des Pestalozzihofes entsprechen dem Trend zu romantisch-expressiven Formen in der zweiten Hälfte der 20er Jahre, das heißt, Briggs folgte hier durchaus einer Gestaltungsweise, die sich im kommunalen Gemeindebau generell durchsetzte. Keineswegs kann man daher von dem realisierten Gemeindebau Rückschlüsse auf das Schaffen der Architektin insgesamt ziehen. Laut einer zeitgenössischen Kritik hat jedenfalls „die Künstlerin durch Überwachung der Innenausstattung der von ihr erbauten Häuser eine selten harmonische Übereinstimmung zwischen äußerem und innerem Charakter ihrer Schöpfungen“ erzielt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1925-1926WHA d. Gem. Wien „Pestalozzihof“, Wien 19, Philippovichgasse 2-4 / Lißbauergasse / Billrothstraße
1926WHA d. Gem. Wien, Wien 19, Billrothstraße 9 (Ledigenheim)
1930Wohnhausanlage Mariendorf, Berlin
1933Villa in Kleinmachnow, Land Brandenburg, Fontanestraße 18, D

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
Div. Möbelentwürfe und Wohnungeinrichtungen
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
E. Briggs: Ledigenheim und Kleinstwohnungen. In: Bauwelt 19.1928, H.14, S.1132f
E. Briggs: Wohnhausblock und Ledigenheim „Pestalozzihof“ in Wien. In: Wasmuths Monatshefte 1928, S.69ff
E. Briggs: Jugend-Tagesräume, Säuglingsheime, Kindergärten-Jugendhorte. In: Bauwelt 22.1931, H.8., S.221ff
E. Briggs: Ausstellungsgestaltungen. In: Bauwelt 22.1931, H.19, S.648ff
E. Briggs: Praktische Fragen zur Erwerbslosensiedlung. In: Bauwelt 22.1931, H.44, S.1394ff
E. Briggs: Wohnungsteilung – Stockwerkswohnungen – Teilungen. In: Bauwelt 23.1932, H.59, S.1273f

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Achleitner Archiv; Archiv ÖIAV; WStLA (Meldearchiv); IKG
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Sekundärquellen

LITERATUR:
ARGE Architektinnen u. Ingenieurkonsulentinnen (Hrsg.): Frauen in der Technik von 1900 bis 2000. Ausstellungskatalog. o.O. und o.J.
Festschrift Pestalozzi-Hof, Wohnhausanlage der Gemeinde Wien. Wien o.J
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
B. Keintzel / I. Korotin (Hrsg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Wien/Köln 2002
U. Maasberg / R. Prinz: Die Neuen kommen! Hamburg 2004
A. Moravansky: Die Erneuerung der Baukunst. Wien 1988
S. Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897-1938. Wien 1994
G. Urban: Wie schaffen Wiener Architektinnen. In: Neue Freie Presse, 15.2.1933, S.6
M. Wahrhaftig: Leben und Werk deutscher jüdischer Architekten. Berlin 2005
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
AKL

INTERNETLINKS:
http://library.riba.org/uhtbin/webcat
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Ausstellungen
19145. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen, Wien (Damenzimmer aus Palisander)
1914Kunstgewerbeausstellung im Österreichischen Frauenklub, Wien
1923Herbst-Ausstellung Künstlerhaus Wien
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Persönliche Mitteilungen
Schriftl. Mitteilungen von Despina Stratigakos, Department of History of Art, Bryn Mawr College, 1996
Mitteilungen von Oliver Bryk, April 2007
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Anmerkungen
Die Angaben über das Jahr der Eheschließung und den Namen und Beruf des Ehemannes sind bei Weihsmann 05 falsch.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.11.2005
Zuletzt geändert: 18.08.2008
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