A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Neumann Tropp


Foto aus Privatbesitz

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 22.12.1873 - † 30.08.1928
Geschlecht: m
Geburtsort: Cernovci
damaliger Name: Czernowitz, Bukowina
Land: Ukraine
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Berlin
Land: Deutschland
damaliger Name: Deutsches Reich
weitere Namen: Nachmann, Mordechai
Religionsbekenntnis: Mosaisch, anlässlich seiner Eheschließung 1898 aus der Kultusgemeinde ausgetreten
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Jakob Josef T.
Mutter: geb. Peril
Bruder: Elias/Eduard (1875 Czernowitz–1963 Wien), Architekt
Ehe (1898) mit Pauline Isner (1876-1928)
Kinder: Lola (*1898), verh. Grätzer; Martin (*1901), Architekt
außerehel. Verhältnis mit Maria Parisch
Kinder: Gerda (*1915); Adelheid (*1921)
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1891Abschluss Höhere Staatsgewerbeschule in Czernowitz, Bukowina / Cernovci, UA (Bautechnische Abteilung)
1892Militärdienst als Einjährig Freiwilliger
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
um 1895Architekt und Bauunternehmer in Olmütz, Mähren / Olomouc, CZ
ca. 1896-1928Architekt und Bauunternehmer in Wien und Berlin
ca. 1915-1918Kriegsdienst (Leutnant bei der Luftfahrttruppe)
top
Auszeichnungen und Ämter
o.J.Ehrenkreuz
1900Weltausstellung Paris, Goldmedaille
1901Weltausstellung London, Goldmedaille
top
Vita
Neumann (eigentlich Nachmann) Tropp wurde 1873 in der Bukowina geboren und stammte aus einer ostjüdischen Familie, über die nichts Näheres bekannt ist. Seine Ausbildung erhielt er an der Staatsgewerbeschule in Czernowitz. Nach seinem Militärdienst und Praktikum war er Mitte der 90er Jahre kurzfristig in Olmütz als Bauunternehmer tätig. In dieser Zeit ging er auch eine Ehe ein, der zwei Kinder entstammten. Wenig später kam Tropp, der seinen hebräischen Vornamen Nachmann in Neumann umänderte, mit seiner Familie nach Wien, wo er als freier Architekt und Bauunternehmer auftrat, oft in Zusammenarbeit mit seinem jüngeren Bruder Elias/Eduard. In der Folge errichtete Tropp, der sich vor allem auf den Wohnbau spezialisiert hatte, in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg eine große Zahl von Miethäusern und einige Villen. Sein Werk umfasste aber auch Ausstellungs- und Industriearchitektur.

Die schlechte wirtschaftliche Lage nach dem Zusammenbruch der Monarchie traf auch Neumann Tropp mit voller Härte. Es sind demgemäß keinerlei Bauten aus der Zwischenkriegszeit in Wien dokumentiert. Eine gewisse Leichtlebigkeit und eine Neigung zum Spiel verschärften seine angespannte finanzielle Situation. Im Februar 1928 ging Tropp nach Berlin, wo er schon zuvor fallweise tätig gewesen war. Dort ist er kurz darauf im 51. Lebensjahr an den Folgen eines Gehirnschlags verstorben. Seine Witwe überlebte ihn nur um einige Monate. Aus einer langjährigen außerehelichen Beziehung hinterließ Tropp außerdem noch zwei Töchter, für die er stets vorbildlich gesorgt hatte. Sein Bruder Eduard, der in Wien blieb, legte die Firmenkonzession Mitte der 30er Jahre endgültig nieder und verlegte sich gemeinsam mit seinem Neffen Martin (dem ehelichen Sohn von Neumann Tropp, der ursprünglich auch als Architekt tätig war) auf den Antiquitätenhandel. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland emigrierte Eduard nach Tanger, kehrte aber Ende der 50er Jahre wieder nach Wien zurück. Auch die Nachkommen aus Tropps außerehelicher Beziehung leben bis heute in Wien.
top
Stellenwert
Neumann Tropp, dessen dokumentiertes Werk nur rund 15 Jahre umspannt und sich weitgehend auf Miethäuser beschränkt, ist ein typischer Vertreter der Architektengeneration zwischen Späthistorismus und aufkommender Moderne. Bemerkenswert ist, dass Tropp, obwohl dessen Ausbildung nicht in Wien erfolgte, sich schon sehr früh mit dem Secessionismus auseinandergesetzt hat (Miethaus Wien 20, Treustraße 66) und sich auch späterhin an der Wiener Moderne orientierte.

Von hoher ästhetischer Qualität sind vor allem die in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg von Tropp errichteten Villen und Miethäuser, die vorwiegend für den gehobenen Bedarf konzipiert waren. Charakteristisch sind die zumeist sehr flächig gehaltenen Fassaden, die bisweilen durch konvex vorschwingende Risalite akzentuiert werden, welche den Gebäuden eine gewisse Großzügigkeit und Noblesse verleihen. In formaler Hinsicht sind die Häuser zumeist von der damals gängigen Heimatstilbewegung geprägt. Insbesondere ist die Übernahme von Motiven des Biedermeier zu beobachten, wie dekorativ hervorgehobene Pilaster und geschlungene Festons, die geradezu ein Markenzeichen Tropps sind. Der Sorgfalt, die Tropp auf die Fassadengestaltung legte, entsprechen auch die oftmals sehr elaboriert gestalteten Vestibüle, wie z.B. beim Wohn- und Geschäftshaus „Donau-Hof“, Wien 2, Obere Donaustraße 79, dessen glasüberdachtes Stiegenhaus mit Fliesen im secessionistischen Dekor aufwändig ausgestaltet ist.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1897-1898Miethäuser Olmütz / Olomouc, Havlickova 3. u. 9, CZ
1898Miethaus Olmütz / Olomouc, Javoricska 1, CZ
1898Miethaus Olmütz / Olomouc, Riegrova 12, CZ
1898Villa, Wien 17, Dornbacherstraße 27
1899Miethaus, Wien 20, Hannovergasse 11 (verändert)
1899Miethaus, Wien 20, Treustraße 66 / Romanogasse 9 (teilweise verändert)
1899Miethaus, Wien 20, Klosterneuburger Straße 71
1900Miethaus, Wien 5, Wiedner Hauptstraße 37 (ehemals Matzleinsdorferstraße)
1901Miethaus, Wien 7, Zieglergasse 94
1902Miethaus, Wien 2, Stuwerstraße 31
1903Miethaus, Wien 2, Taborstraße 59
1904Miethaus, Wien 9, Löblichgasse 14 (umgebaut)
1904Miethaus, Wien 21, Frömmelgasse 35
1904Miethaus, Wien 21, Prager Straße 15 / Frömmelgasse 37
1905Miethaus, Wien 2, Floßgasse 7-9
1906Miethaus, Wien 4, Phorusgasse 9
1906Miethaus, Wien 4, Preßgasse 9
1907Miethaus u. Amtsgebäude der Zahnradbahngesellschaft, Wien 19, Nußdorfer Platz 5
1906Miethaus, Wien 9, Nußdorferstraße 96 / Heiligenstädter Straße 1
1910Miethaus, Wien 2, Obermüllnerstraße 9
1910Miethaus, Wien 2, Vorgartenstraße 116
1910-1911Miethaus, Wien 9, Liechtensteinstraße 117
1912Miethaus, Wien 18, Scheibenbergstraße 79 / Bastiengasse
1912Miethaus, Wien 7, Neubaugasse 79
1912Villa Hössler, Wien 19, Hartäckerstraße 34 (verändert)
1912Miethaus, Wien 2, Obere Donaustraße 79
1913Miethaus, Wien 8, Strozzigasse 24 / Zeltgasse 14
1914Miethaus, Wien 2, Vereinsgasse 6
1913Wohn- u. Geschäftshaus „Donau-Hof“, Wien 2, Obere Donaustraße 79
1918Adaptierung eines Kinos für die Apollo Filmges., Wien 7, Lindengasse 57 (abgerissen)
o.J.Miethaus, Wien 7, Lindengasse 53
o.J.Miethaus, Wien 8, Piaristengasse 52 / Maria Treugasse 8

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1908Neugestaltung „Englischer Garten“ (ehemals „Venedig in Wien“), Wien 2, Prater (nicht erhalten)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1918Adaptierung der Werksanlage der Fa. Wertheim Wien 21, Leopoldauer Straße 108
top
Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
IKG (Matrikenstelle); WStLA (Meldearchiv)
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
C. Romstorfer: Entwicklungsgeschichte der k.k. Staatsgewerbeschule in Czernowitz 1873-1898. Czernowitz 1898
N. Rubey / P. Schoenwald: Venedig in Wien. Wien 1996
Wiener Bauten im Style der Sezession, Bd.1, Wien 1902, T.60ff, Bd.2, 1904, T.59

HINWEISE AUF WERKE:
WBIZ
19.1902, T.68 (Miethaus Wien 7, Zieglerg. 94)
30.1913, S.204, T.45 (Villa d. kaiserl. Rates J. Hössler) / S.358, T.79 (Miethaus Wien 18, Scheibenbergstr. 79)
31.1914, S.6, T.3 (Miethaus Wien 7, Neubaug. 79)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
top
Persönliche Mitteilungen
freundliche Auskunft Roland Miksch (Enkel von Neumann Tropp) / Wien (April 2006)
top
Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 28.09.2011
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung