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Oskar Unger

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 21.08.1877 - † 12.10.1972
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Ing.
weitere Namen: Oscar
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Ignaz U. (1838-1901) Postexpedient
Mutter: Josefa, geb. Riepel (1846-1901)
Ehe (1918) mit Maria Gisela Therner, verw. Camesina von San Vittore (*1865)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1895Abschluss Staatsgewerbeschule Wien
1896-1902Akademie der bildenden Künste (Meisterschule Viktor Luntz), zwischendurch Praxis
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca.1904-1908Mitarbeiter von August Kirstein
1915Kriegsdienst (tätig in der k.u.k. Militärbauabteilung)
o.J.Befugnis zum Zivilarchitekt
1959Befugnis zum Zivilarchitekt erneuert
1962Befugnis zurückgelegt
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Auszeichnungen und Ämter
1898Hagenmüller-Preis
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Mitgliedschaften
ab 1910Wiener Bauhütte (Schriftführer)
ab 1926Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Oskar Unger wurde 1877 als Sohn eines Postbeamten in Wien geboren. Er erhielt seine Ausbildung an der Staatsgewerbeschule und studierte dann an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule von Viktor Luntz. Nebenbei praktizierte er in verschiedenen Ateliers und begann – mit unterschiedlichen Partnern – sich an zahlreichen öffentlichen Wettbewerben zu beteiligen. Obwohl er einige Preise gewann, kam keiner seiner Wettbewerbsentwürfe zur Realisation.

Nach Abschluss seines Studiums arbeitete Unger im Büro von August Kirstein, der wie Viktor Luntz gleichfalls ein Schüler Friedrich v. Schmidts war und auch in dessen Tradition mit zahlreichen Restaurierungsarbeiten für Kirchen befasst war. Unger arbeitete in der Folge vor allem an den Rekonstruktionsarbeiten des Doms in Brünn mit, die damals eines der größten Bauvorhaben von Kirsteins Büro waren. Bei dieser Tätigkeit stürzte Unger anlässlich einer Baubegehung vom Gerüst des Domes und erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Es ist nicht geklärt, wie lange Unger, der sich von dem Unfall wieder erholen konnte, noch bei Kirstein gearbeitet hat und ob er möglicherweise in ein anderes Architektenbüro wechselte oder sich selbständig machte – jedenfalls sind keinerlei Bauten unter seinem Namen bis zum Ende der Monarchie dokumentiert.

Während des Ersten Weltkriegs eingerückt, arbeitete Unger, wie viele andere Architekten auch, in der Militärbauabteilung in Wien. Nach Ende des Krieges ging er eine Ehe mit der wesentlich älteren Witwe eines Opernsängers ein. Es ist nicht bekannt, ob Unger in diesen Jahren freiberuflich tätig oder in einem Atelier angestellt war. Namentlich dokumentiert sind nur zwei kleinere Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien aus den späten 20er Jahren. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ist Unger dann als Mitarbeiter an der Wohnhausanlage „Hasenleiten“ (Wien 11, Albin-Hirsch-Platz 1-12) tätig. Nachdem er sich offenbar um 1950 schon in die Pension zurückgezogen hatte, ließ er gegen Ende der 50er Jahre seine Architektenbefugnis wieder aufleben, um für einige Jahre an einer größeren Wohnhausanlage (Wien 20, Klosterneuburger Straße 118-122) mitzuarbeiten. Dieser Umstand ist umso erstaunlicher als er zu diesem Zeitpunkt bereits über 80 Jahre alt war – möglicherweise war eine finanzielle Notlage der Beweggrund. Unger ist schließlich – ungeachtet seiner schweren Verletzungen, die er in seiner Jugend erlitten hatte – im sagenhaften Alter von 95 Jahren in Wien gestorben.
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Stellenwert
Oskar Unger gehörte aufgrund seiner Ausbildung bei dem als sehr konservativ geltenden Schmidt-Schüler Viktor Luntz noch jener Architektengeneration an, die von den Vorstellungen des Späthistorismus geprägt war. Dieser Ausrichtung entsprechen auch Ungers Schul- und Wettbewerbsentwürfe aus den Anfangsjahren. Insbesondere seine Studie für eine Kaiserin-Elisabeth-Gedenkkapelle am Genfer See, die als gotisierender Zentralbau gedacht war, orientierte sich an Friedrich von Schmidts Kirche Maria vom Siege. Auch seine Projekte für diverse Konkurrenzen sind einem späthistoristischen – insbesondere von gotischen Formen geprägten – Zeitstil verpflichtet. Obwohl viele der Entwürfe durchaus eigenständig sind und von großer Phantasie zeugen, gelang es Unger nicht, als freier Architekt Fuß zu fassen. Seine Anstellung bei dem überwiegend im Kirchenbau tätigen Kirstein ist hingegen eine logische Konsequenz seiner Ausbildung und Positionierung.

Die in der Zwischenkriegszeit von Oskar Unger errichteten Wohnhausanlagen boten allerdings wenig Spielraum, seine Persönlichkeit zu entfalten. Die Wohnhausanlage in Wien 3, Riesgasse 4, die mit dem von Schopper & Chalusch errichteten Wohnblock (Wien 3, Engelsberggasse 3) um einen gemeinsamen Innenhof gruppiert ist, passte sich in ihrem formalen Duktus weitgehend der biedermeierlich romantischen Ausrichtung von Schopper & Chalusch an. Der einige Jahre später errichtete „Paula-Mistinger-Mraz-Hof“ (Wien 15, Herklotzgasse 16), zeigt hingegen in seiner horizontalisierenden Strukturierung, die durch eine turmartige Ecklösung aufgebrochen wird, eine gewisse Anlehnung an zeitgenössische konstruktivistische Tendenzen. Alle nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Wohnhausanlagen entstanden in Gemeinschaftsarbeit und sind der damals üblichen unprätentiösen Schlichtheit verpflichtet.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1926WHA d. Gem.Wien, Wien 3, Riesgasse 4
1928WHA d. Gem.Wien „Paula Mistinger-Mraz- Hof“, Wien 15, Herklotzgasse 16 / Fünfhausgasse
1949-1950WHA d. Gem.Wien „Hasenleiten“, Wien 11, Albin-Hirsch-Platz 1-12 / Lorystraße (mit M. Serve, Otto Trnik)
1959-1961WHA d. Gem.Wien, Wien 20, Klosterneuburger Straße 118-122 / Brigittenauer Lände 148-154 (Mitarbeit)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
um 1900Grabmal Josefine u. Ignaz Unger, Wien 11, Zentralfriedhof
um 1904-1908Restaurierung Dom in Brünn, Mähren / Brno, CZ (Mitarbeit bei August Kirstein)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1895Oberrealschule in Zwittau, Mähren / Svitavy, CZ (mit Johann Zagler)
1898Skizze zu einem Schloss (Schulentwurf)
1898Rathaus Charlottenburg, D (Wettbewerb, mit Ludwig Tremmel)
1898Gymnasium Bistritz,Mähren / Bystrice, CZ (Wettbewerb, 2.Preis)
1898Sparkassa Laa a.d. Thaya, NÖ (Wettbewerb, mit Ludwig Tremmel)
1898Volksgartenrestaurant in Wien (2 Varianten, Wettbewerb)
1901Staatsgymnasium Saaz, Böhmen / Zatec, CZ (Wettbewerb, 3.Preis, mit Franz Ohdenal)
1902Realschule Teplitz-Schönau, Böhmen / Teplice, CZ (Wettbewerb, 3.Preis)
1902Studie zu einer Kaiserin Elisabeth-Gedächtniskapelle in Genf, CH (Schulentwurf)
1903Amtshaus, Wien 20 (Wettbewerb, mit Anton Blazek)
1903Rathaus Weikersdorf, NÖ (Wettbewerb, mit Anton Blazek)
1937Kaiser Franz Josefs-Denkmal in Wien (Wettbewerb, ein Ankauf, mit Bildhauer H. Andre)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv ABK; Archiv d. Architektenkammer; MA 43; Matrikensammmlung Pfarre Margareten
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Architekten- und Baumeisterzeitung 15.1906, Nr.37, S.5 (Bericht über den Unfall von Oskar Unger)
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
Kommunaler Wohnbau in Wien Aufbruch 1923–1934 Ausstrahlungen. (Ausst.Kat.), Wien 1978
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
4.1898, S.28, T.54 (Konk.Entw. Rathaus Charlottenburg) / S.6 (Gymnasium in Bistritz)
9.1903, S.49f (Entw. Amthaus für den 20. Bezirk) / T.121 (Konk.Entw. Rathaus Weikersdorf)

der aufbau
5.1950, S.328 (WHA Wien 11, Sandleiten)

Künstlerische Grabdenkmale, Bd. 2, o. J., T.58 (Grabmal Familie Unger)

Neubauten u. Concurrenzen
1.1895, S.90f u. S.100, T.65 (Konk.Entw. Landesoberrealschule Zwittau)

Wiener Bauindustriezeitung
16.1899, S.71 u. S.103f (Konk.Entw. Volksgartenrestaurant) / Beil 17.11, S.5, T.11f (Skizze zu einem Schloß)
19.1902, S.247ff (Konk.Entw. Staatsgymnasium Saaz)
20.1903, S.2f, T.5f (Kaiserin Elisabeth Gedächtniskapelle in Genf)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005

INTERNETLINKS:
www.wien.spoe.at
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Anmerkungen
Bei Weihsmann 2005 falsche Angaben bezüglich der frühen Tätigkeit Oskar Ungers (Verwechslung der Wiener Dombauhütte mit der Architektenvereinigung „Wiener Bauhütte“)
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 27.08.2007
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