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Joseph Wieser

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 22.01.1853 - † 02.06.1918
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Graz
damaliger Name: Raach bei Graz, Stmk.
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Joseph Ritter von Wieser
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Maler
Familiäres Umfeld: Vater: Hofrat Leopold v.W., Sektionschef im Rechnungshof
Mutter: Mathilde, geb. Zaudiel v.Schulheim
Brüder: Dr. Friedrich v.W. (österr. Handelsminister), Hyacinth W.(Maler ); Georg (*1850)
Ehe (1882) mit Melanie Tauber (1854-1908)
vier Kinder: u.a. Fritz (*1887) Techniker
Bürogemeinschaft: 1880-1891 mit Arnold Lotz assoziiert, Büro Wien 3, Veithgasse 4
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Oberrealschule
1868-1873Technische Hochschule Wien (u.a. bei Heinrich Ferstel u. Karl König)
1873-1875Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterschule Theophil Hansen)
1875-1877Praktikum im Atelier bei Theophil Hansen
1877-1878Studienreise nach Italien und Griechenland
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1880-1891freier Architekt in Bürogemeinschaft mit Arnold Lotz
1881-1884Assistent für Hochbau an der Technischen Hochschule Wien
1882-1884Dozent für technisches Zeichnen an der Kunstgewerbeschule des Österr. Museums für Kunst und Industrie
1891-1917gelegentlich als Architekt in Wien tätig
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Auszeichnungen und Ämter
1874Hofpreis I. Klasse (Gold) für den Entwurf einer katholischen Kirche
1876Staatsreisestipendium (Rom-Preis)
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Mitgliedschaften
ab 1884Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1879Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Joseph v. Wieser stammte aus einer gehobenen Beamtenfamilie. Sein Vater Hofrat Leopold v. Wieser, der höchste Funktionen im Rechnungshof ausübte, wurde 1858 in den Ritterstand erhoben. Joseph war in der kinderreichen Familie der dritte von fünf Brüdern und drei Schwestern, wobei die meisten der Geschwister erfolgreiche Karrieren machten bzw. in die „gute Gesellschaft“ heirateten. Einer der Brüder, Friedrich v. Wieser wurde Universitätsprofessor und später Handelsminister, Hyacinth v. Wieser Maler und eine der Schwestern war mit dem Minister Böhm-Bawerk verheiratet. Joseph, wie auch sein älterer Bruder Georg, studierte an der Technischen Hochschule, wo u.a. Heinrich Ferstel und Karl König seine Lehrer waren. Zur Abrundung seiner Ausbildung besuchte er in Anschluss daran die Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule Theophil Hansens. Als bester seines Jahrgangs erhielt er das begehrte Staatsreisestipendium, das ihm einen längeren Studienaufenthalt in Italien und Griechenland ermöglichte. Daneben praktizierte er bei Theophil Hansen.

Nach Beendigung seines Praktikums gründete er mit seinem Studienkollegen Arnold Lotz die Firma Wieser & Lotz, die rund zehn Jahre bestand und insbesondere auf die Errichtung großer Wohnblocks spezialisiert war. Daneben übte Wieser für einige Jahre sowohl an der Technischen Hochschule als auch an der damaligen Kunstgewerbeschule eine Lehrtätigkeit aus. Anfang der 80er Jahre heiratete er Melanie Tauber, die Tochter eines vermögenden Börsensensals. Anlässlich der Eheschließung konvertierte die in der Gesellschaft als Schönheit gepriesene Frau vom Judentum zum katholischen Glauben. Der Verbindung entstammten vier Kinder.

Nachdem um 1890 die Ateliergemeinschaft mit Arnold Lotz auseinander gegangen war, betätigte sich Wieser nur mehr gelegentlich als Architekt, wie seine Teilnahme an der Vorkonkurrenz für das Kaiser-Franz-Josef-Museum 1901 zeigt. Als Teilhaber von mehreren Industrieunternehmen und Gutsbesitzer war er sozial gut abgesichert und konnte sich auch seinem Hobby der Aquarellmalerei widmen. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs zog er sich auf sein Gut Raach bei Graz zurück, wo er im 65. Lebensjahr starb.
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Stellenwert
Joseph v. Wieser war als Schüler von Theophil Hansen ein typischer Vertreter des Späthistorismus. Nachdem sich seine Tätigkeit weitgehend auf den Wohnbau konzentrierte und er auch nur für rund zehn Jahre als Architekt in Erscheinung trat, ist sein Werk von einer relativ großen Homogenität geprägt. Charakteristisch ist der ausgeprägt repräsentative Charakter seiner Bauten, der sich in einer reichen dekorativen Ausgestaltung, wie Schmuckgiebel und Sgrafittomalerei, niederschlägt. Die Üppigkeit des Dekors führte auch manchmal zu manieristischen Auswüchsen, die schon in der zeitgenössischen Fachpresse kritisiert wurden. Ein markantes Beispiel für diese Ausrichtung ist sein eigenes Wohnhaus Wien 3, Veithgasse 4, das der Formensprache der deutschen Renaissance verpflichtet ist. Im Zuge der Propagierung des Barocks als genuin „österreichischen Stil“ erfährt diese Orientierung schließlich eine sukzessive Steigerung zu einem neobarocken Formenapparat, wie bei dem Miethaus Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 136, das Wieser für Editha v. Mautner-Markhof (Frauenaktivistin und spätere Förderin der Wiener Secession) errichtete.

Darüber hinaus ist die Offenheit des Ateliers Wieser & Lotz technischen Neuerungen gegenüber bemerkenswert. Als die Bürogemeinschaft den großen Baukomplex im 3. Bezirk in der Beatrixgasse errichtete, in dem auch das Beatrixbad untergebracht war, das damals über modernste Einrichtungen, wie Dampf- und Wannenbäder, verfügte, wurde die notwendige Energie in einem gleich daneben liegenden kleinen E-Werk hergestellt, das im Besitz Wiesers war. Dementsprechend wurden auch aktuelle technische Neuerungen bei den Miethausbauten eingesetzt. Bei dem Ende der 80er Jahre errichteten Wohnhaus Wien 3, Strohgasse 35, gab es erstmals eine für die einzelnen Wohnungen individuell zu steuernde Dampfzentralheizung.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1878Villa am Atterse
mit Arnold Lotz:
1884Wohnhaus Wieser, Wien 3, Veithgasse 4
1886Miethausgruppe, Wien 2, Czerninstraße 13-23
1887Miethaus, Wien 1, Marc-Aurel-Straße 3
1887Miethausgruppe, Wien 6, Dürergasse 18 / Eggerthgasse 6-10 / Luftbadgasse 17-19
1888Miethaus, Wien 3, Strohgasse 35
in alleiniger Verantwortung:
um 1888Miethausgruppe mit „Beatrixbad“, Wien 3, Beatrixgasse 14, 14a, 14b / Linke Bahngasse 5-9 / Münzgasse (leicht verändert)
1891Miethaus für Editha Mautner-Markhof, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 136

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1889Kapelle der Kronprinz Rudolf Kinderspitals, Wien 3, Kleingasse 7

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1901Kaiser-Franz-Josef-Stadtmuseum (Wettbewerb)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; Archiv der ABK
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Sekundärquellen

LITERATUR:
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20. Jhds. 2.Bd. Wien 1906
C.v. Lützow / L. Tischler, Wiener Neubauten, 3 Bde. Wien 1876- 1891
ÖKT (Österreichische Kunsttopographie) 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Paul, Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951
C. Sitte: Die Ergebnisse der Vorconcurrenz zu dem Baue des Kaiser Franz Josef Museums der Stadt Wien. In:
Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts, Wohnhäuser in Mariahilf. Wien u.a. 1976
Wiener Zeitung 23.6.1918, S.7 (Nachruf)

HINWEISE AUF WERKE:
Allgemeine Bauzeitung
52.1887, S.77, T.59 f (Miethäuser Wien 2, Czerning. 13-15)
54.1889, S.8, T.10f (Miethaus Springer, Wien 1, Marc Aurelstr. 1)
55.1890, S.8, T.5 (Miethaus Wien 3, Strohg. 25, recte 35) / S.56, T.44ff (Häusergruppe Wien 3, Beatrixgasse 14a-c)
57.1892, S.72, T.55 (Miethaus Mautner v. Markhof, Wien 3, Landstraßer Hauptraße 136)
67.1902, S.61f (Konk.Entw. Kaiser Franz Josef-Stadtmuseum)

WBIZ (Wiener Bauindustriezeitung)
2.1885, T.168 (Miethaus Wien 3, Veithgasse 4)
8.1890, T. 29( Miethaus Marc Aurel-Str.)
9.1891, S.502, T.91 (Miethaus Wien 3, Veitgasse 4)

Zeitschrift für bildende Kunst
21.1886, S.304 (Miethaus Wien 3, Veithgasse 4)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)
Eisenberg: Das geistige Wien I, 1893, S.327(bei Lotz)
H. Kosel: Deutsch-österr. Künstler- u. Schriftstellerlexikon. Wien 1902
Gothaisches Taschenbuch, Freiherrliche Häuser, Teil B, Gotha 1936
H. Fuchs: Die österreichische Malerei des 19. Jhds. Wien 1976, Bd.4, K131 u. Ergänzungsbd.2, K15

LEXIKA:
C. v.Wurzbach, Biograph. Lexikon Österreichs, 1888; ThB 35/36

INTERNETLINKS:
www.bezirksmuseum.at/landstrasse
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 21.12.2021
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