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Ludwig Wittgenstein


Bezirksmuseum Landstraße

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 26.04.1889 - † 29.04.1951
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Neuwaldegg, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Cambridge
Land: Großbritannien
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Philosoph, Volkschullehrer und Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Karl W. (1847-1913), Großindustrieller
Mutter: Leopoldine, geb. Kalmus (1850-1926)
Bruder Paul W. (1887-1961), Pianist
unverh.
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule Linz
1906-1910Maschinenbaustudium an den Technischen Hochschulen Berlin-Charlottenburg und Manchester
1912-1914Studium der Philosophie in Cambridge
1914-1918Militärdienst
1919-1921Ausbildung zum Volksschullehrer
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1921-1926Volksschullehrer
1926-1928als Architekt in Wien tätig
1929-1938Lehrauftrag in Cambridge
1939-1947Professor für Philosphie in Cambridge
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Auszeichnungen und Ämter
1917Große Silberne Tapferkeitsmedaille
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Vita
Ludwig Wittgenstein wurde als achtes und jüngstes Kind des Großindustriellen Karl Wittgenstein geboren. Die ursprünglich aus Deutschland kommende jüdische Familie, war bereits seit drei Generationen assimiliert und galt als eine der reichsten der Donaumonarchie. Auf Wunsch des Vaters studierte Wittgenstein zuerst Maschinenbau, widmete sich aber nach dessen Ableben dem Studium der Philosophie in Cambridge, wo er ein Schüler Bertrand Russels wurde. Im Rahmen seiner ferienbedingten Wienaufenthalte kam er in diesen Jahren auch in Kontakt mit dem Künstlerkreis um Karl Kraus und Adolf Loos, der ihn in seinen ästhetischen Kategorien sehr beeinflusste.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs brach er sein Studium ab und rückte freiwillig ein. Bereits während des Krieges führte er den Loos-Schüler Paul Engelmann bei seiner Familie als Hausarchitekt für diverse Umbauten ein. In seinen Fronturlauben verfasste er die Niederschrift seines Hauptwerks, des „Tractatus logico-philosophicus“. Zu Kriegsende geriet Wittgenstein, der es zum hoch dekorierten Offizier gebracht hatte, in italienische Kriegsgefangenschaft.

Unter Eindruck der Kriegsereignisse verzichtete Wittgenstein Anfang der 20er Jahre auf sein Vermögen und wurde Volksschullehrer. Als er diese Tätigkeit nach einigen Jahren infolge diverser misslicher Vorkommnisse quittieren musste, ergriff er die Gelegenheit, sich am dem Bau eines Stadtpalais in Wien-Landstraße für seine Schwester Margaret Stonborough-Wittgenstein zu beteiligen. Mehr als zwei Jahre arbeitete Wittgenstein an diesem Projekt.

Gegen Ende der 20er Jahre nahm Wittgenstein wieder seine wissenschaftliche Laufbahn auf und ging nach Cambridge, wo er bis an sein Lebensende blieb. Er erhielt dort einen Lehrauftrag für Philosophie, der später in eine Professur umgewandelt wurde. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er kurzfristig auch als Krankenpfleger. Aufgrund seiner prekären gesundheitlichen Verfassung zog sich Wittgenstein Ende der 40er Jahre vorzeitig von seiner Lehrtätigkeit zurück und erlag im 62. Lebensjahr einem Krebsleiden. Der Großteil seiner philosophischen Schriften wurde erst posthum veröffentlicht.
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Stellenwert
Ludwig Wittgenstein, der als einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jh.s angesehen wird, ging aufgrund seiner Mitarbeit am sog. Wittgenstein-Haus auch als Architekt in die Geschichte ein, wobei sein architektonisches Werk oftmals auch als Umsetzung seines philosophischen Gedankengebäudes interpretiert wird.

Wittgenstein hatte sich schon früh für Architektur und insbesondere für Adolf Loos (dem er im Rahmen seiner Erbschaft ein großzügiges finanzielles Legat zukommen ließ) und dessen Theorien interessiert. Seine ersten Versuche auf diesem Gebiet wagte Wittgenstein kurz vor dem Ersten Weltkrieg, als er in Skjolden, in Norwegen für sich ein einfaches Haus plante und nach dem Tod des Vaters an einem Entwurf für die neu zu errichtende Familiengruft am Wiener Zentralfriedhof mitwirkte.

Als sich Wittgenstein Mitte der 20er Jahre an dem Projekt eines Stadtpalais für seine Schwester Margaret Stonborough in Wien 3, Kundmanngasse 19 beteiligte, erleichterte ihm seine mathematische Kompetenz und seine Ausbildung zum Maschinenbauingenieur den Zugang zur Architektur. Er selbst bezeichnete sich auf dem Kopf seines Briefpapiers auch ausdrücklich als „Architekt“. Gemeinsam mit dem Loos-Schüler Paul Engelmann, der bereits wesentliche Vorarbeit geleistet hatte, konzipierte er das „Wittgenstein-Haus“ im Sinne der ästhetischen Kategorien eines Adolf Loos und der rationalistischen Logik seiner eigenen Philosophie. Zur praktischen Umsetzung, insbesondere der anspruchsvollen Betonkonstruktion, wurde auch der Bautechniker Jacques Groag miteinbezogen.

In einem schwierigen Schaffensprozess entstand der nach außen kubisch geschlossene Bau, dessen Proportionen einer perfekten Harmonie entsprechen. Die äußerst komplexe Raumanordnung stellte eine Synthese der von Loos aufgestellten Theorien und den Strukturen eines gründerzeitlichen Palais dar. Neben der rein architektonischen Gestaltung befasste sich Wittgenstein insbesondere auch mit der Planung der elaborierten metallenen Türen und Fester sowie der Heizkörper und dem Lifteinbau. Die ursprüngliche Idee, dass er auch die Möbel entwerfen sollte, wurde aufgrund finanzieller Probleme jedoch nicht mehr realisiert.

Wittgenstein betätigte sich späterhin, bis auf einen Entwurf für seinen eigenen schlichten Grabstein, nicht mehr als Architekt. Nachdem er Wien verlassen hatte, widmete er sich ausschließlich seinen philosophischen Studien, blieb aber – was seine Vorlesungen über Ästhetik betraf – auch weiterhin sehr stark von den Ideen eines Adolf Loos geprägt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1914-1921Haus in Skjolden, NOR
1926-1928Palais Stonborough (Haus Wittgenstein), Wien 3, Kundmanng. 19 (mit Paul Engelmann u. Jacques Groag)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1914Grabmal der Familie Wittgenstein, Wien 11, Zentralfriedhof (mit Robert Oerley)
um 1950Grabstein Ludwig Wittgenstein, Cambridge, U.K.
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
L. Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus, 1921 (diverse Auflagen)
L. Wittgenstein: Wörterbuch für Volksschulen. Wien 1926
L. Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen (Hrsg. G. Anscombe). Oxford 1953
L. Wittgenstein: Philosophische Grammatik (Hrsg. R. Rees). Frankfurt/M 1969
L. Wittgenstein: Vorlesungen u. Gespräche über Ästhetik, Psychologie u. Religion (Hrsg. C. Barret). Göttingen 1971
L. Wittgenstein: Bemerkungen über die Grundlagen der Mathematik (Hrsg. G. Anscombe). Frankfurt/M 1974
L. Wittgenstein: Bemerkungen über Farben (Hrsg. G. Anscombe). Frankfurt/M 1979
L. Wittgenstein: Geheime Tagebücher 1914-1916 (Hrsg. W. Braun). Wien 1991

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
ÖNB; Wittgenstein- Archiv-Cambridge; Brenner-Archiv-Innsbruck
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Sekundärquellen

LITERATUR:
W. Hoffmann: Ludwig Wittgenstein, ein Philosoph als Architekt. In: Der Bau 24.1969, S.3ff
A. Janik / S. Toulmin: Wittgenstein’s Vienna. New York 1973 (dt.: Wien 1984)
A. Janik / H. Veigl: Wittgenstein in Wien. Wien/New York 1998
O. Kapfinger: Haus Wittgenstein. Wien 1984
B. Leitner: Die Architektur von Ludwig Wittgenstein. Halifax 1973
B. Leitner: Das Wittgensteinhaus. Ostfildern-Ruit 2000
Ludwig Wittgenstein (Ausst.Kat.). Wien 1989
B. McGuiness: Wittgensteins frühe Jahre. Frankfurt/M 1992
R. Monk: Das Handwerk des Genies. Stuttgart 1992
M. Nedo / M. Ranchetti: Ludwig Wittgenstein, sein Leben in Texten und Bildern. Frankfurt/M 1983
U. Prokop: Margaret Wittgenstein-Stonborough. Wien 2003
P. Wijdeveldt: Ludwig Wittgenstein, Architekt. Amsterdam 1994

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Dehio 2

LEXIKA:
Czeike 5; ÖL 2
Brockhaus Bd.24 1996; DBE Bd.10 1999; Meyers enzyklopäd. Lexikon, Bd.25 1975

INTERNETLINKS:
www.biographie.net/de
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Ausstellungen
1989Ludwig Wittgenstein, Secesssion, Wien
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Persönliche Mitteilungen
Major John Stonborough + (Glendon, GB)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.11.2005
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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