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Anton Zagorski


Foto privat

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 10.05.1838 - † 28.03.1902
Geschlecht: m
Geburtsort: Bielsko-Biala
damaliger Name: Biala (Galizien)
Land: Polen
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: k.u.k. Baurat
weitere Namen: Antonin, Ritter von Zagorski, Sagorsky
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Baumeister u. Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Franz Z., Textilfabrikant
Mutter: Susanna, geb. Bukowska
Bruder: Franz, Ingenieur
1. Ehe (1869) mit Marie Hoffer (1848-1888)
2. Ehe (1894) mit Marie Bayer (1866-1903)
Tochter: Raphaela (1897- 1898)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Technische Schule in Bielsko
1853-1857Polytechnikum Wien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca. 1860-1900als Bauunternehmer und Architekt in Wien-Ottakring tätig
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Auszeichnungen und Ämter
1875-1881Gemeinderat in Ottakring
1882-1891Bürgermeister von Ottakring
1891-1893Wiener Gemeinderat (für die Liberalen) in dieser Funktion als Bezirksschulrat tätig und in der Kommission zur Vorbereitung des Statuts der Bezirksvorstehung
o.J.Vorstand des Ottakringer Kirchenbauvereines
1889Ritterkreuz des Kaiser-Franz-Josefs-Ordens
1898Baurat
o.J.Ehrenbürger von Ottakring
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Mitgliedschaften
1889-1905Kirchenbauverein Ottakring
ab 1866Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Anton (eig. Antonin) Zagorski stammte aus einer alten polnischen Adelsfamilie, deren Ursprünge auf das 11. Jh. zurückgehen. Nachdem die Zagorskis infolge der Teilung Polens ihren Besitz verloren hatten, war die Familie nach Biala / Bielsko-Biala (damals Galizien) gezogen und hatte es aufgrund ihres Engagements in der Textilindustrie wieder zu einigem Vermögen gebracht. Bemerkenswerterweise wurde der von österreichischer Seite verliehene Rittertitel von der Familie aus polnisch patriotischen Gründen nicht in Anspruch genommen.

Anton Zagorski besuchte, wie sein Bruder Franz, die örtliche Technische Schule in Biala, ein Studium am damaligen Polytechnikum in Wien wird manchmal angegeben, ist aber nicht gesichert. Schon bald nach seiner Ausbildung war Zagorski als Bauunternehmer und Architekt im damaligen Wiener Vorort Ottakring tätig. Dort engagierte er sich auch in der Lokalpolitik, zuerst als Gemeinderat und schließlich als Bürgermeister. Im Rahmen dieser Tätigkeit sorgte er maßgeblich für die Verbesserung der örtlichen Infrastruktur, insbesondere auf dem Gebiet der Wasserversorgung und Kanalisation. Zagorski engagierte sich aber auch für diverse humanitäre Einrichtungen wie Armen- und Waisenhäuser und veranlasste den Bau des Wilhelminenspitals. Neben der Familie Kuffner, die gleichfalls einen Bürgermeister gestellt hatte und die Ottakringer Brauerei betrieb, gehörte Zagorski zu den prominentesten Honoratioren dieser Vorstadt. Für seine Verdienste um Ottakring wurde Zagorski auch der Titel „Ehrenbürger“ verliehen und eine Gasse nach ihm benannt.

Als Ottakring 1891 in die Reichshauptstadt Wien eingemeindet wurde und Zagorski sein Bürgermeisteramt niederlegen musste, war er noch kurz als Wiener Gemeinderat für die Liberalen tätig. Unter anderem wurde er in die Kommission zur Erstellung des Statuts der Bezirksvertretung berufen und mit den Agenden eines Bezirksschulrats betraut. Nach der Niederlage der Liberalen zog sich Zagorski schließlich aus der Politik zurück, war aber bis zuletzt als Bauunternehmer tätig. Seine Firma, die insbesondere auf den Bau von Wasserleitungen spezialisiert war, errichtete mehrere Anlagen dieser Art auf dem Gebiet der Donaumonarchie, unter anderem im Böhmerwald. Zagorski, der im 64. Lebensjahr in Wien an Lungentuberkulose verstarb, war zweimal verheiratet und hinterließ eine Tochter.
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Stellenwert
Anton Zagorski war sowohl als ausführender Baumeister als auch als planender Architekt tätig, wobei die Grenzen fließend waren. Aufgrund des Umstands, dass das dokumentierte architektonische Werk recht schmal ist, wird Zagorski als kreativ-künstlerische Persönlichkeit kaum fassbar. Die wenig erhaltenen Bauten (Armen- u. Waisenversorgungshaus, Wien 16, Arnethgasse 84) bleiben im Rahmen der zeitgenössischen Gebrauchsarchitektur und entsprechen dem damals üblichen historistischen Kanon.

Bedeutend ist hingegen Zagorskis Leistung als Bauunternehmer und Lokalpolitiker, wobei sich diese beiden Funktionen fruchtbar ergänzten. Die von ihm betriebene Errichtung eines Kanalisations- und Wasserleitungssystems in Ottakring fand ihren Abschluss mit der Aufstellung des monumentalen „Austria-Brunnens“, der heute allerdings nicht mehr erhalten ist. Ebenso engagiert war sein humanitärer Einsatz, der in der Errichtung von Armen- und Waisenhäusern seinen Ausdruck fand. Dem entsprach auch seine Bereitschaft, die Errichtung des Stammpavillons des Wilhelminenspitals ohne Honorar durchzuführen, nachdem anlässlich des 40-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz- Josefs die Fürstin Wilhelmine Montleart der Gemeinde Ottakring ein Grundstück und einen erheblichen Geldbetrag gestiftet hatte.

Zagorski hatte auch mehrmals prominente Bauten für die Brauereidynastie Kuffner ausgeführt (u.a. das Palais Kuffner und die Kuffner Sternwarte, Wien 16, Johann Staudgasse 10, die auf Entwürfen Franz von Neumanns basieren). Ein weiterer örtlicher Honoratior, mit dem Zagorski zusammengearbeitet hatte, war der damalige Vizebürgermeister von Neulerchenfeld (das später mit Ottakring zusammengelegt wurde), der Baumeister Franz Vock.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1873Miethaus, Wien 16, Arnethgasse 62
1874Wohnhaus, Wien 16, Wilhelminenstraße 49
um 1880Wohnhaus Wien 16, Thaliastraße 35
1888Miethaus, Wien 16, Neulerchenfelder Straße 48
1886-1888Palais Kuffner, Wien 16, Ottakringer Staße 118-120 (Entw. Franz v. Neumann)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1882Armen- u. Waisenversorgungshaus, Wien 16, Arnethgasse 84 / Seitenberggasse (ehemals Wagnergasse, Ausf. Franz Vock)
1886Kuffner Sternwarte, Wien 16. Johann Staudgasse 10 (Entw. Franz v. Neumann)
1888Austria-Brunnen, Wien 16, Neulerchenfelder Straße (mit Bildhauer Hans Scherpe, nicht erhalten)
1889-1891Stammpavillon des Wilhelminenspitals Wien 16, Montleartstraße 37

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1889Spiritusreservoir für die Fa. Kuffner, Ottakringer Hauptstraße 7
1895Adaptierung des Brauhauses Ottakring
1901„Dreiröserlhaus“ Belegschaftsgebäude mit Bierschank und Tanzsaal der Ottakringer Brauerei, Wien 16, Ottakringer Straße 95-97 (Entw. Johann Adler)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
MA 43; WSTLA; Matrikenstelle Pfarre Neulerchenfeld
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Sekundärquellen

LITERATUR:
L. Fritz: Vom Dorfe zum Großstadtbezirk. In: Ottakring. Ein Heimatbuch d. 16. Wr. Gemeindebezirks. Wien 1924
H. Haas: Der Gemeinderat von Ottakring. In: Wiener Geschichtsblätter 1962, Nr.1
Chr. Klusacek / K. Stimmer: Ottakring. Vom Brunnenmarkt zum Liebhartstal. Wien 1983
M. Steffal: Die Tätigkeit des Wiener Gemeinde Rates 1899-1892. Diss.phil. Wien 1974
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich, Bd.1. Wien u.a. 1984
Wiener Bauindustriezeitung 18.1901/2, S.209 (Nachruf)

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
8.1888, S.1ff (Armen- u. Waisenversorgungshaus in Ottakring)
10.1890, S.1ff (Monumentalbrunnen in Ottakring)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
Czeike 5
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Persönliche Mitteilungen
freundliche Auskunft Dr. Beate Zagorska-Marek (September 2005)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 17.05.2016
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