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Franz Berger 1853


Quelle: Anton Mansch (Hrsg): Meister-Archiv, ca. 1908

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 02.04.1853 - † 26.04.1938
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Ing.
weitere Namen: Franz de Paula Berger
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Landesbaudirektor
Familiäres Umfeld: Vater: Anton B., Flecksiedemeister (1812-1902)
Mutter: Rosina geb. Gruber (1819-1864)
1.Ehe (1883) mit Franziska (Fanni) geb. Pöschko (1861-1910)
2.Ehe mit Emma geb. Hager, verw. Dolezal (1863-1930)
Kinder: Eberhard (1885-1948) Lehrer; Margaritha (1886-1940) verehel. Rasinger; Bertold (1887-1914 vermisst); Raimund (1901-1993), Chemiker
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Staatsrealschule
1872Einjährig Freiwilliger
1873Leutnant
1876Diplom Technische Hochschule Wien
Studienreisen nach Deutschland, Dänemark, Schweden, Frankreich und England
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1876Eintritt in den Staatsbaudienst der k.k. Statthalterei Wien
1878-1881Tätigkeit in der Reichsstraßenadministration in Horn
o.J.Tätigkeit in der Bezirkshauptmannschaft Wr.Neustadt
o.J.Tätigkeit in St.Pölten
1885Neuerlich Tätigkeit in der Statthalterei Wien
1894Vorstand der Bauabteilung des Wiener k.k. Krankenanstaltsfond
1905Eintritt in den Dienst des Landes des Erzherzogtums unter der Enns
1908Landes-Baudirektor der Hochbaufachabteilung des Landes Niederösterreich
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Auszeichnungen und Ämter
1879Oberingenieur
1891Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone
1898Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens
ohne Datum:
Mitglied im Kuratorium des Kronprinz Rudolf-Kinderspitals
Mitglied im Kuratoirum des Kaiser Franz Josef-Ambulatoriums
gerichtlich beeidigter Sachverständiger
Eiserner Kronen-Orden
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Mitgliedschaften
ab 1876Österr. Ingenieur- und Architektenverein
o.J.Verein „Heilanstalt Alland“
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Vita
Franz Berger wurde 1853 in Wien geboren. Nach dem Besuch des Staatsrealgymnasiums studierte er an der Technischen Hochschule Wien und leistete gleichzeitig seinen Einjährig-Freiwilligendienst ab, den er 1873 mit der Ernennung zum Leutnant abschloss. Nach Beendigung seines Studiums trat Berger im Jahr 1876 in den Staatsbaudienst der Statthalterei Wien ein, wo er in der Wasserbaufachabteilung und bei der Anlage des Winterhafens der DDSG in Fischamend Verwendung fand. Im Jahr 1878 wurde Berger in die Bauabteilung in Horn versetzt. Dort war er in der Reichsstraßenadministration tätig sowie auch für die Errichtung diverser Hochbauten zuständig. Nach weiteren drei Jahren wurde Berger in die Bezirkshauptmannschaft Wr. Neustadt berufen und ein Jahr später war er im Bezirk St. Pölten tätig. Im Jahr 1885 kehrte Berger in die Statthalterei Wien zurück, wo ihm zwei Jahre später die Bauleitung des Kaiser Franz Josef-Spitals in Wien 10 übertragen wurde. Mit dieser Tätigkeit hat er „seinen Ruf als Spezialist für Wohlfahrtsbauten fest begründet“ (A. Mansch, 1908) und 1894 wurde Berger zum Vorstand der Bauabteilung des Wiener k.k. Krankenanstaltsfonds ernannt. In dieser Eigenschaft leitete er den Bau der Heilanstalt Alland (Entwurf von Leopold Theyer) und der k.k. Blindenanstalt in Wien (Entwurf von Emil Förster). Ab dem Jahr 1900 wurde nach Bergers Plänen das Jubiläums-Kinderspital am Gelände des Wilhelminenspitals in Wien 16 errichtet. Beim Neubau der Kliniken des Allgemeinen Krankenhauses erstellte er die Pläne für die 1. und 2. Universitäts-Frauenklink.

Im Jahr 1905 trat Berger in den Dienst des Landes des Erzherzogtums Österreichs unter der Enns über, wo seine Hauptaufgabe die Projektierung und Bauausführung der Landes- und Pflegeanstalt am Steinhof darstellte. Nach Fertigstellung dieses Projekts (1908) wurde Berger zum Landes-Baudirektor der Hochbaufachabteilung des Landes Niederösterreich ernannt. Unter seiner Leitung entstanden diverse Wohlfahrtseinrichtungen im Land Niederösterreich, wie z.B. Waisenhäuser in Horn und Baden oder Armenhäuser in Schrems und Mödling. Im Jahr 1910 wurde nach seinen Plänen das Ambulatorium des Kronprinz Rudolf-Kinderspitals in Wien 3, Schlachthausgasse 26–28, ausgeführt.

Als anerkannter Fachmann insbesondere für die Errichtung von Kinderspitälern erhielt Berger mehrere Ehrungen und Auszeichnungen. Franz Berger starb im 85. Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Durch die Stadterweiterung und den enormen Bevölkerungsanstieg gehörte die Errichtung von Spitälern um die Jahrhundertwende zu den wichtigsten Aufgaben der Gemeinde Wien (im Jahr 1910 war die Bevölkerung auf über 2 Mill. angewachsen). Die teils desolaten Wohnverhältnisse bedingten, dass die Kindersterblichkeit insbesondere durch Infektionskrankheiten sehr hoch war (im Jahr 1899 betrug die Kindersterblichkeit bis zum 5. Lebensjahr rund 40% der gesamten Sterblichkeitsrate), und das Hauptaugenmerk wurde daher auf die Errichtung von Kinderspitälern gelegt.

Bei der Bauführung des Franz-Josef-Spitals, Wien 10, Kundratstraße 3 (1887–91 von Karl Böhm und Michael Fellner) hat Franz Berger hohe Kompetenz bewiesen und er wurde in der Folge mit der Planung weiterer Spitäler beauftragt. Bergers Hauptwerk stellt das Kaiser Franz-Josef Kinderspital in der Montleartstraße 37, Wien 16, dar. Schon in den Jahren 1890–91 war das nach der Stifterin Wilhelmine Montleart-Sachsen-Curland benannte Wilhelminenspital errichtet worden und der Statthalter von NÖ, Erich Graf Kielmannsegg, hatte in den folgenden Jahren angrenzende Grundstücke für einen weiteren Ausbau des Spitals erworben. Im Jahr 1898 erfolgte der Beschluss, auf diesem Areal ein großzügig angelegtes Kinderspital zu errichten. Anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josefs stellte die Gemeinde Wien einen namhaften Betrag zur Verfügung und die Universalerbin des Wiener Bürgers Georg Kellermann spendete, dessen Wunsch entsprechend, einen weiteren Betrag, um den Bau zu ermöglichen.

In enger Zusammenarbeit mit ärztlichen Beratern konzipierte Berger das Spital im damals üblichen Pavillonsystem, das zur Isolation der infektiösen Kranken besonders geeignet war. Er plante nicht nur die Gesamtanlage, die zweckmäßige Bestimmung der einzelnen Pavillons sowie die erforderlichen Administrationsgebäude. Auch die technischen Einrichtungen wie etwa das Heizungs-, Kanal- und Beleuchtungssystem, ein Luftbefeuchtungssystem, die Küchen- und Wäschereieinrichtungen, Leichenkühlhäuser, die Desinfektionsanlagen und -apparate, die auch für die automatische Reinigung der Abwässer entwickelt wurden, Apparate zur Eiserzeugung zur Kühlung der Essensvorräte und der Medikamente und vieles mehr wurden nach seinen Berechnungen und Vorstellungen durchgeführt. Zudem hat Franz Berger sämtliche Einrichtungsgegenstände wie etwa Betten, Beleuchtungskörper, Waschtische (die per Fußtritt zu betätigen waren), fahrbare Badewannen, Dampfkochapparate und spezielle Kartoffeldämpfer oder etwa „Zimmergefäße für Kehricht“ sowie spezielle Telefone für die Infektionsabteilungen in penibler Detailgenauigkeit entwickelt. Im Prosekturpavillon gestaltete Berger auch eine Einsegnungskapelle und die Aufbahrungsräume. Bei allen Pavillons legte Berger besonderes Gewicht auf leichte Reinigung, gute Belichtung und Belüftung der Räume und auf Maßnahmen zur Vermeidung von Ansteckungen. Einen wesentlichen Stellenwert hatte das „Entlassungsbad“. Die nach einer Infektionskrankheit geheilten Kinder wurden in einem Vorraum entkleidet, dann im Bad gesäubert und in einem weiteren Raum erhielten sie ihre inzwischen desinfizierte Kleidung – dann erst konnten die Kinder von den Angehörigen in Empfang genommen werden. Für die Außengestaltung wählte Berger Klinkerstein in Verbindung mit weiß verputzten Flächen, an den Ecken der Gebäude ist mit verputzten Quadern eine Einfassung mit Ortstein simuliert. Volutengiebel, Vor- und Rücksprünge, Loggien sowie Rundbogenfenster lockern die Fassaden auf und verleihen den teilweise sehr kleinen Pavillons ein villenartiges Aussehen.

Auch bei der Landes- und Pflegeanstalt sah Berger das Pavillonsystem vor. Diesmal waren jedoch die „ruhigen“ von den so genannten „unruhigen“ Patienten bzw. die Patienten 1. Klasse von den Patienten 2. Klasse zu trennen. Die Pavillons sind sehr abwechslungsreich durch Risalite, Vor- und Rücksprünge oder Staffelungen gestaltet, die stark vorgezogenen Dächer mit secessionistischen Traufengittern verweisen auf Otto Wagner.

Auch bei der Gestaltung der 1. und 2.Universitätsfrauenklinik in der Spitalgasse 23, Wien 9, verarbeitet Berger in eigenständiger Weise Formelemente Otto Wagners. Eine baukünstlerische und technische Leistung besonderer Art stellen, wie Achleitner (1990) betont, die Hörsäle dar, die „die Beziehung von Architektur und Nutzung in einer eindrucksvollen Weise sichtbar“ machen.

Bergers Bedeutung liegt weniger in der architektonischen Ausformulierung der Gebäude, als vielmehr in deren Ausstattung auf höchstem technischen und medizinischen Niveau. Minuziös hat Berger die jeweiligen Arbeitsabläufe, die infrastrukturellen, die medizinischen sowie die funktionalen Einrichtungen durchgeplant, weshalb er zu Recht sals der Fachmann für die Errichtung von Spitalsbauten breite Anerkennung fand.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1889-1900Bettina-Stiftungs-Pavillon im Elisabethspital, Wien 15, Huglgasse 1-3 (Fassaden von Eugen Sehnal)
1899Schwesternwohnhaus, Wien 9, Spitalgasse 11
1893-1901Landwirtschaftlich chemische Bundesversuchsanstalt, Wien 2, Trunnerstraße 1-3
1900-1902Wilhelminenspital, Wien 16, Montleartstraße 37 (Kinderspital)
1902-1907Psychiatrisches Krankenhaus Steinhof, Wien 14, Baumgartner Höhe 1 (Pavillonanordnung von Otto Wagner überarbeitet)
1902-19081.und 2. Universitäts-Frauenklinik, Wien 9, Spitalgasse 23
1908-1910Zentralkinderheim der Stadt Wien und Frauenklinik Semmelweis, Wien 18, Bastiengasse 36-38 (früher NÖ Landeszentralkinderheim)
1909-1910Ambulatorium des Kronprinz Rudolf-Kinderspitals, Wien 3, Schlachthausgasse 26-28 / Kleingasse 5-11 / Baumgasse 75 (später Mautner Markhof-Kinderspital, 2002/03 abgerissen)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
F. Berger: Mittheilungen über die Bodenverhältnisse in Wien. In: ZÖIAV 33.1881, S.116ff
F. Berger: Über Bedürfnisse moderner Krankenanstalten. In: ZÖIAV 52.1900, S.305ff, S.325ff
F. Berger: Die Neubauten beim k.k. Wilhelminen Spital im 16. Gemeindebezirk. Wien 1902
F. Berger: Die NÖ Landes-Heil- und Pflegeanstalt Steinhof in Wien 13. in: Der Bautechniker 28.1908, S.161f, S.181f, S.202f, T.9f
F. Berger / J. Formanek: Festschrift des Kronprinz Rudolf-Kinderspitals in Wien. Wien 1910

VORTRÄGE:
F. Berger: Über Spitäler für ansteckende Krankheiten und die Neubauten beim k.k. Wilhelminenspital in Wien. Vortrag am 10.12.1902 im ÖIAV. In: ZÖIAV 55.1903, S.159f

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Meldearchiv); Pfarrarchive St. Rochus, Wien 3 und St. Othmar, Wien 3, Grabprotokoll und Grabinschrift Zentralfriedhof Wien; Archiv Adler (Parte)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Der Bettina-Stiftungspavillon im k.k. Elisabeth Spital in Wien. In: Österreichische Wochenschrift f.d. öff. Baudienst 4.1898, S.234ff

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
14.1908, S.136 (Administrationsgebäude „Am Steinhof“)

Allgemeine Bauzeitung
59.1894, S.76ff (k.k. Landwirtschaftlich-chemische Versuchsstation am Tabor in Wien 2)
67.1902, S.67, T.31ff (Neubauten beim Wilhelminenspital in Wien 16)

Der Bautechniker
18.1898, S.523f (Die k.k. landwirtschaftlich-chem. Versuchsstation in Wien)
28.1908, S.161ff (Landes-Heil- und Pflegeanstalt Steinhof)

Österr. Wochenschr. f.d. öffentl. Baudienst
4.1898, S.234ff (Der Bettina-Stiftungs-Pavillon im k.k. Elisabeth-Spital in Wien 15, Frauenklinik Holochergasse)
5.1899, S.189ff (Das k.k. Blinden-Erziehungsinstitut in Wien 2, Wittelsbachstr. 5)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
A. Mansch (Hrsg.): Meister-Archiv. Gallerie von Zeitgenossen Deutschlands aus dem Gebiet der bildenden, bauenden und technischen Künste. Berlin um 1908
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Anmerkungen
Die Werke werden bei Dehio 3, AKL, Czeike, Weihsmann 05 irrtümlich dem Stadtbaudirektor Franz Berger, geb. 1841, zugeschrieben.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 23.07.2020
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