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Emil Wilhelm Artmann

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 26.07.1871 - † 04.11.1939
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Rodaun bei Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
Titel: Dr.techn., Ing., Prof.
Religionsbekenntnis: unbekannt
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Ferdinand A., 1830-1883, k.k.Major im Geniestab, Lebensmittelchemiker, Militärarchitekt
Mutter: Caroline, geb. Haller (1843-1901)
Neffe: Dipl.Ing. Paul A., (1909-2006), Architekt
1.Ehe mit Selma A.
2.Ehe (1898) mit Rosa Theodora Ernestine (Rosette), geb. Hellmesberger (1877-1968), unehel. Tochter der Schauspielerin Rosette Hellmesberger (1854-1916)
Sohn: Emil Hans (*1899) bei der Geburt gestorben
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1890Matura Staatsoberrealschule Währing, Wien
1891-1896Technische Hochschule Wien (bei Max Ferstel, Karl Mayreder, Karl König)
1909Promotion an der Technischen Hochschule Wien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1897-1905Oberingenieur im Hochbau-Departement d. k.k. Ministeriums d. Inneren
1906o.Prof. für Hochbau, Technische Hochschule Wien
1909o.Prof. f. Architektur und Bauingenieurwesen, Technische Hochschule Wien
1920-1921Rektor der Technischen Hochschule Wien
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Auszeichnungen und Ämter
ab 1911Beeideter Landesgerichtlicher Sachverständiger und Schätzmeister
1913-1918Mitglied der Kommission für die Abhaltung der 2.Staatspüfung aus dem Hochbaufach an der Technischen Hochschule
o.J.Hofrat
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Mitgliedschaften
ab 1897Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1907Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1907Wiener Bauhütte
ab 1908Verein Österr. Gesellschaft für christliche Kunst
ab 1908Zentralvereinigung der Architekten Österreich
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Vita
Emil Artmann entstammte einer gut bürgerlichen Familie. Sein Vater war Major im Geniestab, Professor für Physik und Chemie, realisierte gleichzeitig als Architekt unter anderem die erste Konservenfabrik Wiens, und als Techniker plante er beispielsweise die Aspangbahn. Wohl durch die Tätigkeit des Vaters angeregt, beschloss Emil Artmann an der Technischen Hochschule in Wien zu inskribieren. Nach Abschluss seines Studiums trat er in den Staatsdienst ein und war anschließend als Professor bzw. Rektor an der Technischen Hochschule Wien tätig. Obwohl er nie ein selbständiges Büro gegründet hatte, bewarb er sich an etlichen Wettbewerben, war allerdings nur ein einziges Mal erfolgreich: Bei dem Wettbewerb für die Kaiser Franz Josef-Jubiläumskirche in der Leopoldstadt am heutigen Mexikoplatz, an dem er sich mit erst 28 Jahren beteiligte, konnte er mit dem 2.Preis einen veritablen Erfolg erringen und sein Projekt fand auch in der Öffentlichkeit große Zustimmung. Seine tatsächlich errichteten Bauten - die Schule in Wien 13, Fichtnergasse und die Statthalterei in Triest - realisierte Artmann im Rahmen seiner Tätigkeit im Hochbau-Departement des Innenministeriums.

Ab seiner Berufung als Professor widmete er sich voll und ganz der Ausbildung seiner Studenten. Er erkannte auch die Bedeutung der Weiterbildung und auf seine Anregung wurden an der Technischen Hochschule im Jahr 1918 Fortbildungskurse für in der Praxis stehende Ingenieure eingeführt.

Als Professor legte er, wie auch in einem Nachruf betont wird, vor allem großen Wert auf die theoretische Kenntnis der Mechanik und der Statik, da, wie er in seiner Inaugurationsrede betonte, „das Konstruieren in seinem Wesentlichen auf die Bestimmungen zweckmäßiger Abmessungen hinauslauft und diese nur auf Grund der in den Baugliedern wirksamen Kräfte erfolgen kann“.

Im ersten Jahr seiner Lehrtätigkeit verfasste Artmann das Werk „Die Fundierung im Hochbau“, eine theoretischen Abhandlung, in der er detaillierte konstruktiv-formale Regeln für den Hochbau erarbeitete. Im Gegensatz zu Otto Wagner hat Artmann jedoch während seiner Lehrtätigkeit seine eigene Theorie nicht weiter ausgebaut bzw. ähnlich eindringlich vermittelt. Eine praktische Umsetzung seiner theoretischen Überlegungen ist bei keinem Architekten der nachfolgenden Generation zu erkennen und auch in der zeitgenössischen Literatur fand seine Abhandlung keine Beachtung.
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Stellenwert
Artmanns realisierte Bauten zeigen vorwiegend eine typisch späthistoristische Gestaltungsweise, da er sich stets auf die assoziativen Elemente besinnt, die mit der jeweiligen Bauaufgabe verbunden sind, aber auch das Lokalkolorit berücksichtigt. Das Gymnasium in Hietzing, Fichtnergasse 15, etwa ist mit einer lebendigen Dachlandschaft, Bänderung in Sichtziegelstreifen und Elementen des Heimatstils der Villenarchitektur des Hietzinger Cottage angepasst (die Fassaden sind heute komplett umgestaltet). Für den repräsentativen Bau der Statthalterei in Triest wählte Artmann hingegen Elemente der italienischen Renaissance und unterstreicht die Bedeutung des Gebäudes durch ein musivisches Dekor.

Große Aussagekraft bezüglich seiner theoretischen Überlegungen hat indessen sein Entwurf für die Jubiläumskirche am Erzherzog Karl-Platz in Wien-Leopoldstadt, der gleichsam eine visualisierte Vorwegnahme seiner wenige Jahre später publizierten Schrift „Die Fundierung im Hochbau“ darstellt. Das Projekt zeigt einen überkuppelten Zentralraum in Formen der Renaissance und der Aufbau des Gebäudes entspricht nahezu exakt Artmanns Postulat. Als wesentliches Kriterium einer ästhetisch monumentalen Architektur sah Artmann nämlich die „proportionale Gliederung“, die, bei einer stufenförmigen Steigerung, in drei Teilen erfolgen solle: Gegenüber dem mächtigen „Sockelgeschoss“ wird das „Mittelglied“ in seiner Gewichtung zurückgenommen und der Baukörper wird schließlich von der „Dominante“, hier einer mächtigen Kuppel, bekrönt. In seiner ausgewogen proportionierten Monumentalität konnte dieses Projekt auch die Jury beeindrucken, obwohl es im Prinzip nicht den Wettbewerbsbedingungen entsprach, die eine reiche Silhouettierung gefordert hatten.

Beachtenswert ist, dass Artmann nicht nur einer der wenigen Architekten des Späthistorismus war, der eine eigene Theorie zur zeitgemäßen Bautätigkeit erstellte, sondern - und das ist vielleicht noch bemerkenswerter für diese Epoche - dass Artmann seine eigenen theoretischen Forderungen zumindest in dem Entwurf für die Jubiläumskirche strikt umzusetzen versuchte. Zugleich wird aber die Schwäche seiner Theorie sichtbar: Was im Kirchenbau zu einem außergewöhnlichen Ergebnis führte, war auf den Profanbau kaum übertragbar. Die „proportionale Gliederung“ in drei Teilen mit der Hauptgewichtung der „Dominante“, also des Dachabschlusses, war bei öffentlichen Gebäuden nicht generell durchführbar. Zeigt das Statthaltereigebäude in Triest immerhin noch ein mächtiges, sich über zwei Stockwerke erstreckendes „Sockelgeschoss“, so ist die „Dominante“ hier sogar einem Flachdach gewichen. Doch zeigt sich hier auch Artmanns innovative Seite: der für den Stadthalter bestimmte Teil der Dachterrasse ist in einen „Garten umgewandelt“ worden.

Da Artmanns weitere bzw. spätere Entwürfe nicht publiziert wurden und er keine weiteren Bauten realisieren konnte, bleibt die Frage offen, in welche Richtung er seine Sensitivität für proportionale Stimmigkeit weiterentwickelt hätte.

Im Architekturschaffen des Historismus vermochte Artmann auf Grund der Kleinheit seines Oeuvres jedenfalls trotz seiner pointierten Architekturauffassung keinen besonderen Stellenwert einnehmen.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1899-1900k.k. Staatsgymnasium Hietzing, Wien 13, Fichtnergasse 15 (heute Bundes- und Bundesrealgymnasium 13, 1964 Um- und Ausbau, 1995-1996 Renovierung und Vereinfachung der Fassade)
1901-1905Palast der k.k. Statthalterei in Triest

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1898Kaiser Franz Josef Jubiläumskirche, Wien (Wettbewerb, 2.Preis)
1899Zentralfriedhof, Wien (Wettbewerb)
1901Bade- und Heilanstalt Baden bei Wien NÖ (Wettbewerb)
um 1910k.k. Museum für Kunst und Industrie, Wien, Anbau (Wettbewerb)
1911Österr.-ungar. Bank, Wien 9, Alserstraße (Wettbewerb)
ohne Datum:
Haus der Gem. Wien mit Donnergassenpassage (Wettbewerb)
Kreisgericht Bozen
Kreisgericht Pilsen
k.k. Staats-Volksschule Pola
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
E. Artmann: Die Fundierung des neuen Statthaltereigebäudes in Triest. In: Österr. Wochenschrift für den öffentl. Baudienst 8.1902, S.740f
E. Artmann: Die Fundierung im Hochbau. Wien 1906

VORTRÄGE:
Inaugurationsrede: Das Formengestaltende der Konstruktion. Technische Hochschule Wien, 1920

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Diözesanarchiv; TUWA; ÖIAV; Matrikenarchive der Pfarren St.Augustin Wien 1, St.Ulrich Wien 7 und Rodaun Wien 23; WStLA (Musterungskopfzettel, Todesfallsaufnahmen, Verlassenschaftsabhandlungen); MA 43 (Gräberdatenbank, Grabprotokoll Zentralfriedhof); Grabinschrift
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Sekundärquellen

LITERATUR:
E. Förster: Das neue Statthaltereigebäude in Triest. Vortrag 6.2.1906. In: ZÖIAV 19.1906, S.298ff
Hist. Museum d. Stadt Wien (Hrsg.): Das ungebaute Wien 1800-2000. (Ausst.Kat.) Wien 1999, S.142ff
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20. Jh.s. 2.Bd., Wien 1906
A. Lechner: Die Geschichte der Technischen Hochschule in Wien 1815-1940. Wien 1942
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861-1951. Wien 1951, S.175
I. Scheidl: Schöner Schein und Experiment. Katholischer Kirchenbau im Wien der Jahrhundertwende. Wien 2003
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000

NACHSCHLAGEWERKE:
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ÖKL; AKL
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Ausstellungen
1999Das ungebaute Wien 1800-2000, Histor. Museum d. Stadt Wien
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 24.09.2010
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