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Max Fiebiger

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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 04.10.1867 - † 15.01.1958
Geschlecht: m
Geburtsort: Bucavka
damaliger Name: Butschafka, Österr.Schlesien
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Dipl.Ing., Dr. techn. h.c.
weitere Namen: Maximilian
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtbaudirektor
Familiäres Umfeld: Ehe (1892) mit Martha Maria Franziska, geb. Kotten (1873-1958)
Kinder: Margarethe, Martha
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1885Matura an der Staats-Oberrealschule Wien 15, Henriettenplatz
o.J.Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger
1887-1892Technische Hochschule Wien, Bauingenieurabteilung
Zahlreiche Reisen zum Teil im Auftrag der Stadt Wien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1892-1920Bau-Inspektor im Hochbauamt der Gemeinde Wien
1893Ingenieuradjunkt 2.Klasse
um 1897Ingenieuradjunkt 1.Classe
ab 1900Bauleiter beim Ausbau des Zentralviehmarktes und Schlachthofes St.Marx
1912Leiter der Hochbauabteilung
1920-1925Stadtbaudirektor
o.J.Befugnis zum Zivilingenieur
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Auszeichnungen und Ämter
1912Städt. Baurat
1918Städt. Oberbaurat
o.J.Oberingenieur des Stadtbauamts
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Mitgliedschaften
ab 1894Österr. Ingenieur- und Architektenverein
o.J.Ingenieur- und Architektenkammer Wien
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Vita
Max Fiebiger wurde in Schlesien, damals Herzogtum im Kaisertum Österreich, geboren, besuchte aber bereits die Oberrealschule in Wien, wo er bis zu seinem Tod lebte. Nach der Matura erfüllte er seine Militärdienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger beim Korps-Artillerie-Regiment Nr. 2 in Wien und begann anschließend ein Studium an der Bauingenieurabteilung der Technischen Hochschule. Unmittelbar nach Ablegung seiner 2. Staatsprüfung trat er als Baupraktikant in den Dienst des Stadtbauamtes und setzte damit den Beginn einer erfolgreichen Beamtenlaufbahn. In der Abteilung für Hochbau wurde er zunächst als Bauführer mit der Errichtung von Schulen und Kindergärten betraut. Ab dem Jahr 1900 war Fiebiger Bauleiter des großen Aus- und Umbaus des Zentralviehmarktes und Schlachthofes St. Marx, Wien 3, Schlachthausgasse. Im Rahmen dieses Bauvorhabens wurden etwa der Schweineschlachthof und das Börsengebäude nach Fiebigers Entwurf errichtet. Auch der Schweineschlachthof in Graslitz in Böhmen, dem heutigen Kraslice in Tschechien, stammt von Fiebiger.

Im Jahr 1912 wurde Fiebiger zum Leiter der Hochbauabteilung im Magistrat der Stadt Wien ernannt, wobei zu seinen wichtigsten Aufgaben der Neubau von Schulhäusern zählte. Auf zahlreichen Studienreisen sammelte er Erfahrungen und sorgte für die Errichtung von Gebäuden nach neuestem technischen und wissenschaftlichen Standard. Das bedeutete, dass bei der Planung der Gebäude nicht nur Erfordernisse des Unterrichts, sondern beispielweise auch die Schulgesundheitspflege oder der reibungslose Schulablauf berücksichtigt wurden. Gleichzeitig war Fiebiger für den weiteren Ausbau des Schlachthofareals zuständig, wobei während des Ersten Weltkriegs und unmittelbar danach unter schwierigen Bedingungen der große Kontumazmarkt (Quarantänestation) und der Seuchenhof errichtet wurden (1916–1922).

Im Jahr 1920 fand Fiebigers Karriere mit der Ernennung zum Stadtbaudirektor ihren Höhepunkt. In den darauf folgenden Jahren war er vor allem für die Beseitigung der Kriegsschäden bei den städtischen Gebäuden sowie im Straßen- und Kanalnetz verantwortlich. Weiters leitete er die Erweiterungen der Hochquellenwasserleitung sowie der elektrischen Straßenbeleuchtung und er war auch für das Wohnbauprogramm der Gemeinde Wien zuständig. Zu seinen verwaltungstechnischen Aufgaben zählte, aus Kostengründen den Amtsbetrieb im Stadtbauamt zu vereinfachen, d.h. den Beamtenapparat zu verkleinern.

Im Jahr 1925 – im 58. Lebensjahr – wurde Fiebiger vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Er starb im 91. Lebensjahr.
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Stellenwert
Max Fiebigers bedeutendste Aufgabe war die Leitung des äußerst umfangreichen Aus- und Umbaus des Zentralviehmarktes und Schlachthofes St. Marx. Unter seiner Federführung wurden die Kühlanlage, der Schweineschlachthof, der Kontumazmarkt (Quarantänestation) sowie der Seuchenhof errichtet und die Schweineverkaufshalle sowie die Rinder- und Schweinstallungen vergrößert. Zusätzlich wurden Verwaltungsgebäude mit Amtsräumen und Wohnungen sowie eine Sterilisieranstalt vorgesehen. Sämtliche Anlagen wurden in Sichtziegelbauweise in Neorenaissance- bzw. Heimatstilformen errichtet, der Bedeutung dieses wichtigen Kommunalgebäudes entsprechend wurde das Hauptportal mit Skulpturen geschmückt (Ungarisches Steppenrind und Hirte sowie ein Pinzgauer Rind mit Fleischergeselle, von Anton Schmidgruber). Die innere Ausstattung erfolgte demgegenüber nach modernstem technischen Wissensstand.

Für die Leitung dieses bedeutenden Bauvorhabens, aber auch für die Errichtung der modernen Schulgebäude, die sich in ihren „kindgerechten“ Ausführungen deutlich vom bislang üblichen „Schulkasernenstil“ unterschieden, erfuhr Fiebiger im In- und Ausland hohe Wertschätzung. Auch vom Gemeinderat bzw. Stadtrat wurde ihm wiederholt Anerkennung für seine Leistungen ausgesprochen.

Weniger erfolgreich war Fiebiger indessen als Leiter des Stadtbauamtes. Nicht nur, dass er sich durch die geforderte Reduzierung des Beamtenapparats zwangsläufig unbeliebt machen musste, stieß er auch im Bereich des kommunalen Wohnbaus durch seine konservative, allen Neuerungen gegenüber ablehnende Haltung auf heftigen Widerstand. Max Ermers, ein damals bedeutender Kultur- und Kunstkritiker, ging mit Fiebiger hart ins Gericht: „Was ihn zur hohen Würde [als Stadtbaudirektor] emporgehoben hat, war nicht sein Weitblick, sein Fachwissen, sein organisatorisches Genie, sondern die Bereitwilligkeit, den ungeheuren Beamtenapparat des Wiener Stadtbauamtes abzubauen. ‚Abbaudirektor‘ nannten ihn seine Unterstellten, weil er nur allzu willig sich dieser unsympathischen Aufgabe unterzogen hatte. Fiebiger wurde als Bürokrat engagiert und blieb es bis zum Ende. […] Neuen technischen Fortschritten, neuen Baumaterialien und Einrichtungen gegenüber legte das Stadtbauamt während der Zeit seines konservativen Regimes die Ohren zurück. […] Fiebiger war kein moderner Geist, kein Städtebauer, kein großer Techniker, kein großer Künstler – man muß es offen aussprechen. Er war ein guter Disziplinbeamter und ein guter Spezialist. Sonderbar genug, höchst sonderbar, dass er sich fünf Jahre auf seinem Posten halten konnte.“
Wenngleich zu berücksichtigen ist, dass Ermers’ Urteil auch aus einer inhaltlichen Gegnerschaft herrührte, da er ein glühender Verfechter des Siedlungsbaus war und Fiebiger im Gegensatz dazu das Wohnhausprogramm forcierte, so zeigt die Tatsache, dass Fiebiger nach nur fünf Jahren vorzeitig in den Ruhestand versetzt wurde doch, dass er als Direktor des Stadtbauamtes den Zenit seiner Karriere bereits überschritten hatte.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1911-1912Kindergarten der Stadt Wien, Wien 16, Brüßlgasse 31 (Bauleitung, Entw. Friedrich Jäckel)
1912-1913 Schule der Stadt Wien, Wien 16, Seeböckgasse 32 (mit Adolf Stöckl)
1913Volksschule der Stadt Wien, Wien 13, Amalienstraße 31 (Bauleitung, Entw. Friedrich Jäckel)
1913Kindergarten der Stadt Wien, Wien 12, Hetzendorferstraße 57

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1908-1909Neuer Schweineschlachthof, Wien 3, Baumgasse / Franzosengraben (heute „Arena 77“)
o.J.Schweineschlachthof in Graslitz, Böhmen / Kraslice, CZ
o.J.Schweinemastanstalt in Pernhofen, NÖ
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
M. Fiebiger: Das neue Schweineschlachthaus im 3. Bezirk. Wien 1910
M. Fiebiger: Über Schulen und Kindergärtern der Gemeinde Wien. In: ZÖIAV 67.1915, S.369f
M. Fiebiger: Südamerika und seine Verkehrswege. Vortrag im ÖIAV am 21.2.1933

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv ÖIAV; WStLA (Personalakten)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
M. Ermers: Der Abbaudirektor abgebaut! In: Der Tag 11.1.1925, S.4
Festschrift, herausgegeben anläßlich der Hundertjahrfeier des Wiener Stadtbauamtes. Wien 1935
Rathaus Korrespondenz 2.10.1957 (anl. 90. Geburtstag)
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
W. Posch: Die Gartenstadtbewegung in Wien. Persönlichkeiten, Ziele, Erfolge und Mißerfolge. In: bauforum 13.1980, Nr.77/78, Sonderdruck
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
Czeike; Weihsmann 05
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Anmerkungen
Angaben bei Weihsmann 05 zum Teil irreführend und falsch (z.B. Fiebiger trat nicht von sich aus in den Ruhestand, er wurde Zwangspenioniert)
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 17.04.2008
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