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Franz Johann Fröhlich

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 25.01.1860 - † 26.05.1903
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Franz Johann Paul F.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Familiäres Umfeld: Vater: Franz F., Hausbesorger (1801-1901)
Mutter: Franziska, geb. Schreiber (*1823)
Ehe (1884) mit Maria Aloisia, geb. Waldherr (1861-1903)
Kinder: Marie (*1885); Franz (*1887); Johann Stefan (Hans, *1889); Ludowika (*1892)
Vormund der Waisen: Johann Waldherr
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
unbekannt
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Mitgliedschaften
ab 1891Allgemeiner Bautechniker-Verein Wien
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Vita
Franz Fröhlich wurde 1860 als Sohn eines Hausbesorgers in Wien geboren. Sein Ausbildungsweg konnte nicht eruiert werden, er scheint jedoch im Meldearchiv als Bauingenieur bzw. als Architekt auf, so dass eine akademische Bildung angenommen werden kann.

Franz Fröhlich wird erstmals mit der Errichtung des Ersten Wiener Turnvereins, Wien 4, Schleifmühlgasse 23 (1896) fassbar. Er erbaute das Gebäude gemeinsam mit Ludwig Schöne, mit dem ihn eine lose Arbeitsgemeinschaft verband. In Folge errichtete Fröhlich einige Wohn- und Geschäftshäuser in Wien, sein größter Auftrag war jedoch die – heute nicht mehr existierende – Süßwarenfabrik Charles Cabos, Wien 14, Hernstorferstraße 27, die er unmittelbar vor seinem Tod in den Jahren 1902-1903 erbaute.

Franz Fröhlich wurde nur 43 Jahre alt – er starb an einem Magengeschwür im Sanatorium Fürth und wurde am Hütteldorfer Friedhof begraben.
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Stellenwert
Franz Fröhlich war ein typischer Vertreter des Späthistorismus, der sich nicht nur bei der Stilwahl bzw. bei der Kombination verschiedener stilistischer Formulierungen, sondern auch bei der Bewältigung unterschiedlicher Bauaufgaben als sehr flexibel erwies.

Bei den Wohnbauten versah er das Sockelgeschoss zumeist mit plastisch ausgeprägten Nutungen (Wien 1, Passauer Platz 7, 1901). Mit einer gekonnten Synthese von barockisierenden und secessionistischen Motiven gab er den Gebäuden ein vornehmes, repräsentatives Aussehen, das er z.B. bei dem Eckhaus Wien 6, Dominikanergasse 13 / Moritzgasse (1903) durch einen markanten Rundturm verstärkte.

Bemerkenswert ist das Haus des „Ersten Wiener Turnvereins“ in der Schleifmühlgasse 23, das Fröhlich gemeinsam mit Ludwig Schöne als eines seiner ersten Gebäude errichtet hat. Die Architekten modifizierten hier gotisches Formenvokabular und entwarfen zum Beispiel spitzbogige Fensterüberdachungen für das erste Geschoss. Insbesondere das Eingangsportal mit seinem Spitzgiebel und den Fialen ist der Gotik angenähert und korrespondiert mit dem über dem Sockel angebrachten Schriftband in gotischer Schrift. Den Geist, aus dem die bereits für diese Zeit ausgefallene gotische Stilwahl erfolgte, spiegelt eine Inschrift im Giebel des Portals: „Dem Deutschen kann nur durch Deutsche geholfen werden. Fremde Helfer bringen uns immer tiefer ins Verderben.“ Trotz des mittlerweile geführten wissenschaftlichen Nachweises, dass die Gotik ihren Ursprung in Frankreich hatte, galt dieser Stil also offenbar immer noch als der genuinste Ausdruck einer „deutschen Gesinnung“.

Den größten Auftrag erhielt Fröhlich jedoch mit der Errichtung der heute nicht mehr existierenden Süßwarenfabrik Charles Cabos, Wien 14, Hernstorferstraße 27, die in den Jahren 1902-1903 erbaut wurde. Die große Fabriksanlage lag auf einem ausgedehnten Grundstück und umfasste das Werkhauptgebäude, ein Kessel- und Maschinenhaus, ein Verwaltungsgebäude sowie diverse Nebengebäude. Das Hauptgebäude bestand aus zwei Hallen, die durch einen überdachten Gang verbunden waren. Das äußere Erscheinungsbild wurde durch die sog. „Sheddachkonstruktion“ bestimmt, d.h. es wurden quer zur Längsrichtung einhüftige, in Eisenkonstruktion gefertigte Satteldächer angeordnet, deren steile Flächen verglast waren. Auf diese Weise konnte eine optimale Belichtung in den Fabriksräumen erzielt werden, zugleich erhielt die Fassade jedoch eine Reihe ungleichschenkeliger Giebel, die eine ungewöhnliche Rhythmisierung der Achsen mit sich brachte und der Silhouette des Gebäudes insgesamt eine markante Dynamik verlieh. Sämtliche Gebäude waren aus Sichtziegel hergestellt, wobei die Fassaden mit Dekor aus dem gleichen Material ästhetisch ansprechend aufgelockert waren.

Franz Fröhlichs Wohn- und Geschäftshäuser weisen kaum Gestaltungsmerkmale auf, die sie über das gängige architektonische Umfeld hinausheben. Umso bemerkenswerter ist der Versuch des Architekten, bei dem Haus des Turnvereins mit Hilfe der Stilwahl gleichsam eine ideologische Manifestation zu realisieren. Die souveräne Beherrschung verschiedener Stilelemente, die Ausgeschlossenheit gegenüber neuen Gestaltungselementen und Konstruktionsverfahren sowie die flexible Bewältigung unterschiedlicher Bauaufgaben weisen Fröhlich als soliden Vertreter des Späthistorismus aus, der auf die assoziative Kraft der tradierten Stile offenbar ebenso sehr vertraute wie auf deren Modifizierbarkeit in Hinblick auf moderne Herausforderungen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1897-1898Villa Specht, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 35 / Wenzgasse 26 (mit Ludwig Schöne)
1901Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Passauer Platz 7 = Salzgries 19
1901-1902Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 6, Mariahilfer Straße 23-25 / Theobaldgasse 18-20 / Pfauengasse 8 (mit Ludwig Schöne)
1903Miethaus, Wien 6, Dominikanergasse 13 / Moritzgasse
um 1903Miethaus, Wien 15, Huglgasse 3 (nach Tod von Rudolf Goebel fertig gestellt)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1896Erster Wiener Turnverein, Wien 4, Schleifmühlgasse 23 (mit Ludwig Schöne)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1902-1903Süßwarenfabrik Charles Cabos, Wien 14, Hernstorferstraße 27 (nicht erhalten)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
MA 8 (Meldearchiv); WStLA (Verlassenschaftsabhandlung, Todesfallaufnahme; Totenbeschauprotokoll); MA 43 (Verzeichnis der Verstorbenen)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Kunsthist. Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts. Wien 1976
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1. Wien u.a. 1984
Wiener Neubauten im Style der Sezession. 3 Bde. Wien 1902-1906

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
5.1899 (Geschäftshaus Wien 1, Schulerstr.19= Wollzeile 24)

Der Bautechniker
23.1903, S.361ff (Wohn- und Geschäftshaus Wien 1, Wollzeile 24) / S.645f (Wohn- und Geschäftshäuser Wien 6, Mariahilferstr. 23-25)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Franz Johann Paul Fröhlich ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Architekten Franz Fröhlich (1823-1889), dem Vater des Architekten Julius Fröhlich.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 05.04.2008
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