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Heinz Gerl

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 15.09.1852 - † 03.05.1908
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Baurat
weitere Namen: Heinrich, Johann, Leopold
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Hofbaumeister und Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Peter Rudolf G. (1827-1901), Stadtbaumeister und Zivilarchitekt
Mutter: Karolina, geb. Ciacimian (*1832)
Großvater: Peter Gerl, Stadtbaumeister
Ehe (1884) mit Marie, geb. v.Woerz (ca.1865-1840)
Kinder: Margaretha (Grete, *1887), verehel. Herczig; Heinrich Friedrich (Heinz, 1891-1954)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1871-1875Technische Hochschule Wien (damals Polytechnikum, bei Heinrich Ferstel, Karl König)
1875/1876Akademie der bildenden Künste Wien (bei Theophil Hansen)
1876Baumeisterprüfung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1876Baumeisterkonzession
o.J.Mitglied der Burgbaukommission
o.J.k.k. Hofbaumeister
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Auszeichnungen und Ämter
1890-1908beeideter Sachversändiger des k.k. Oberhofmarschallamtes und des k.k. Landesgerichtes Wien
vor 1903 Baurat
1906-1909Mitglied der Prüfungskommission für die Baugewerbe in Wien
Ohne Datum:
Besitzer der Kriegsmedaille
Ritter des päpstl. Gregor- Ordens
Ritter des königl. span. Ordens Karl III
Mitglied der Burgbaukommission
Oberleutnant der Reserve
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Mitgliedschaften
ab 1876Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister in Wien
ab 1877Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1886NÖ Gewerbeverein
ab 1897Verein der Baumeister in Niederösterreich
o.J.Aquarellisten-Club der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Amateur bzw.a.o. Mitglied)
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Vita
Heinz Gerl, 1852 in Wien geboren, entstammt einer alteingesessenen Baumeisterdynastie. Einer seiner Vorfahren arbeitete schon im Atelier Fischer v. Erlachs, und sein Vater – Peter Gerl – war ein viel beschäftigter Zivilarchitekt und Baumeister. So scheint die berufliche Laufbahn des jüngsten Sprosses dieser Familie bereits vorgezeichnet gewesen zu sein. Heinz Gerl studierte zunächst am Polytechnikum, der späteren Technischen Hochschule in Wien und absolvierte sodann bei Theophil Hansen ein Semester an der Akademie der bildenden Künste. Unmittelbar nach Abschluss seines Studiums legte er die Baumeisterprüfung ab und erhielt im Jahr 1876 die Baumeisterkonzession. Es ist anzunehmen, dass Gerl seine Praxisjahre im Baubüro seines Vaters absolvierte, bevor er im Jahr 1884 sein erstes eigenständiges Wohnhaus erbaute. Sein Ansehen, das er nicht zuletzt dem guten Renommee seiner Familie verdankte, verhalf ihm zur Stellung eines k.k. Hofbaumeisters und eines beeideten Sachverständigen des k.k. Oberhofmarschallamtes und des k.k. Landesgerichts Wien.

Gerl führte ein gutgehendes Bauunternehmen, das nicht nur zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser errichtete, sondern auch an vielen Wohnhäusern, Palais oder Schlössern in und außerhalb Wiens diverse Um- bzw. Zubauten ausführte. Darüber hinaus verfasste Gerl auch Pläne für mehrere Wohn- und Geschäftshäuser sowie für öffentliche Gebäude, wie z.B. für das Kloster zur Gottesmutter im Marienheim der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Kreuz, Wien 12, Murlingengasse 71-73 (1904-1905).

Heinz Gerl starb nach langem schwerem Leiden im Alter von 56 Jahren an Magenkrebs. Er ist am Wiener Zentralfriedhof begraben.
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Stellenwert
Heinz Gerl erhielt noch unter den großen Ringstraßenarchitekten Heinrich Ferstel und Theophil Hansen eine profunde Ausbildung, die ihn befähigte, im Rückgriff auf sämtliche Stile der Vergangenheit repräsentative Gebäude zu entwerfen.

Seine Wohn- und Geschäftshäuser sind symmetrisch und im dreizonigen historistischen Kanon konzipiert. Allerdings folgte Gerl nicht dem allgemeinen Trend, die Fassaden durch starke Plastizität zu strukturieren. Allenfalls die Mittelachse ist durch Balkone oder Erker und in der Dachzone durch Giebel oder Türmchen betont (z.B. Wien 3, Reisnerstraße 30, um 1893). Ansonsten erfolgte die Gliederung bzw. Strukturierung der Fassaden durch Riesenpilaster, Gesimse, unterschiedlich ausgeformte Fensterüberdachungen sowie eine markante Nutung der Sockelgeschoße (3, Reisnerstraße 26, 1884).

Für seine stets sparsamen Dekorierungen wählte Gerl Motive aus der gesamten historischen Stilpalette. So finden sich – immer stark vereinfacht – neoklassizistische und neobarocke Elemente ebenso wie Formen der Renaissance oder des Rokoko.

Auch sonst blieb Gerl dem Historismus voll und ganz verhaftet, wodurch er sich das Assoziationspotenzial der verschiedenen Stile zu Nutze machen konnte. So erbaute Gerl das Mausoleum für Heinrich Ferstel am Grinzinger Friedhof als neogotische Kapelle, während er für die Kapelle des Klosters in Wien 12, Murlingengasse 71-73 (1904-1905) den nach damaligem Verständnis für einen Orden angemessenen neoromanischen Stil auswählte.

Heinz Gerl zählt damit zur älteren Generation der historistischen Architekten, die sich der traditionellen Formulierungsweise stark verpflichtet fühlten und von der neuen Strömung der frühen Moderne relativ unbeeinflusst blieben. Aus einer Baumeisterdynastie stammend, nimmt handwerkliches Können in seinem Werk einen hohen Stellenwert ein. Das Ergebnis sind solide, gut proportionierte Gebäude mit repräsentativen Erscheinungsbildern.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1884Miethaus, Wien 3, Reisnerstraße 26
1884Miethaus, Wien 5, Straußengasse 24 / Margaretenstraße 61 (mit K. Hofmeier u. V. Siedek, nur Ausf.?)
1887Karl und Franziska Wenzelsches Stiftungshaus, Wien 3, Beatrixgasse 19A
1888Miethaus, Wien 3, Beatrixgasse 18 (Zubau)
1893Miethaus, Wien 3, Veithgasse 5
um 1893Wohnhaus, Wien 3, Reisnerstraße 30 (Dekor fast gänzlich entfernt)
1902Miethaus, Wien 1, Seilerstätte 18-20 / Himmelpfortgasse 14
1907Miethaus, Wien 5, Kohlgasse 47
um 1900Wohnhauskomplex, Wien 3, Salesianergasse 4
1903Miethaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 95
1902Miethaus, Wien 3, Reisnerstraße 24 (mit Gustav Richter, nur Ausf.?)
1906-1907Wohn- und Geschäftshaus, Wien 4, Wiedner Gürtel 12 / Mommsengasse 30-32 (mit Ferd. Pichler, nur Ausf.?)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1891Heinrich v.Ferstel-Mausoleum, Grinzinger Friedhof
1904-1905 Kloster zur Gottesmutter im Marienheim der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Kreuz, Wien 12, Murlingengasse 71-73 (1931 Erweiterung d. Kapelle v. Otto Prutscher)
A. 20. Jhd.Graf Wilczek-Pavillon, Krankenanstalt Rudolfinerhaus, Wien 19, Billrothstraße 78 (mit Franz Gruber)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1895Palais d’Este, Wien 3, Beatrixg. 25 (Umgestaltung der Wohnungen zu Museumsräumen und Anbau am Gartentrakt für die Sammlung Erzh. Franz Ferdinands)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Wr. Ringstraße; WStLA (Verlassenschaftsabhandlung); Archiv der ABK; TUWA; Pfarrarchive St.Stefan Wien 1; St. Rochus Wien 3
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861-2001. Bd.1 Wien 2003
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
13.1893, S.899f (Wohnhaus Alfred Collmann in Wien 3, Reisnerstr. 30)

Österr. Wochenschrift f. d. öffentl. Baudienst
6.1900, S.82 (Häusergruppe d. Erzherzog Franz Ferdinand, Wien 3, Salesianerg. 4 / Miethaus 3, Reisnerstr. 30)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893.
H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Wien 1902
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 05.05.2008
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