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Robert Hartinger

Portraitbild
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 10.08.1875 - † 05.03.1939
Geschlecht: m
Geburtsort: Baden b.Wien, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
Titel: Ministerialrat
Religionsbekenntnis: o. rel. Bek.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: August Karl H., Chromolithograph
Mutter: Anna H.
Ehe mit Luise Würzner (*ca. 1888)
Kinder: Dipl.Ing. Robert, Architekt; Heinz, Architekt
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1894Matura Realschule, Wien 3
1894-1899Architekturstudium an der Technische Hochschule Wien (2.Staatsprüfung mit Auszeichnung)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1900-1906Eintritt in die k.k. Staatsbahndirektion, Hochbaureferent
1902Eisenbahnbaudirektion für die Alpenbahnen
1906-1923Eisenbahnministerium, Hochbaudepartement
1911Baurat
1917Oberbaurat
1919Ministerialrat
1923-1924Generaldirektion d. Österr. Bundesbahnen, Vorstand der Hochbauabteilung
1924Austritt aus dem Staatsdienst und Ruhestand
1924-1934selbständiger Architekt, Zusammenarbeit mit Silvio Mohr
1926Befugnis als Zivilarchitekt
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Auszeichnungen und Ämter
1915Offizierskreuz d. königl.-sächs. Albrechtsordens
1917Kriegskreuz II. Kl. f. Zivildienste
1918-1922Fachkonsulent im Techn. Museum
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Mitgliedschaften
1926Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
1926Österr. Ingenieur- und Architektenkammer
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Vita
Robert Hartinger, 1875 in Baden b.Wien geboren, entstammte einer künstlerischen Familie, sein Großvater Anton H. war ein bekannter Stillleben- und Blumenmaler, sein Vater August H. Chromolithograph. Robert, der in Wien 3 die Realschule besucht hatte, setzte die Tradition fort, entschied sich für das Studium der Architektur und inskribierte an der Wiener Technischen Hochschule. Er beendete seine Studien mit Auszeichnung.

Unmittelbar nach Abschluss seiner Studien trat Robert Hartinger als Bauassistent in die Dienste der k.k. Staatsbahndirektion, wo er anfangs als Hochbaureferent für die Verfassung von Hochbauentwürfen aller Art zuständig war. In diesem Bereich arbeitete er auch, nachdem er der Eisenbahnbaudirektion und vier Jahre später dem k.k. Eisenbahnministerium zugeteilt wurde, wo er bis zu dessen Auflösung im Jahr 1923 als Leiter des Hochbaudepartements wirkte. Unter seiner Leitung wurden nicht nur Hochbauten und Betriebsanlagen aller Art errichtet, sondern auch Wohnhaus- und Fürsorgeanlagen. Die Eisenbahnverwaltung hatte ein umfangreiches Bauprogramm für den Neubau großer Wohnhausanlagen für die Eisenbahnbediensteten eingesetzt. Bei der Schaffung der Generaldirektion der Österr. Bundesbahnen (ÖBB) wurde Robert Hartinger als Vorstand der Hochbauabteilung übernommen. Ein Jahr später jedoch trat er auf eigenes Ansuchen in den Ruhestand und war von da an als selbständiger Architekt tätig.

Hartinger gründete mit dem Architekten Silvio Mohr, mit dem er schon vor seiner Pensionierung begonnen hatte zusammenzuarbeiten, eine Bürogemeinschaft. Den Großteil ihrer gemeinsamen Arbeit nahm die Schaffung von Siedlungsanlagen ein. Hartinger besaß fundierte Kenntnisse im Wohnungsbau und sein Partner Mohr hatte sich schon früh publizistisch mit Gartenstädten und -siedlungen auseinandergesetzt. Gemeinsam erbauten sie eine Reihe von Siedlungen, meist für Genossenschaften, aber auch für die Tabakindustrie. Sie errichteten aber auch eine Wohnhausanlage für die Gemeinde Wien und waren mit kleineren und größeren Umbauten beschäftigt. Der Bau von zwei Heilstätten für die Krankenkasse der ÖBB verdankten sie sicherlich den Kontakten Hartingers zu seinem ehemaligen Arbeitgeber.

Zehn Jahre später löste Robert Hartinger die Arbeitsgemeinschaft mit Silvio Mohr auf, um mit seinen Söhnen Robert und Heinz, die sich ebenfalls der Architektur zugewandt hatten, zu arbeiten. Er starb im 64.Lebensjahr an den Folgen eines Darmverschlusses.
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Stellenwert
Robert Hartingers Tätigkeit bei der ÖBB war ungemein umfangreich und betraf auch den Wohnbau, er tritt dabei jedoch nicht namentlich in Erscheinung. Nach seinem Übertritt in den vorzeitigen Ruhestand erbaute er gemeinsam mit Silvio Mohr vor allem Siedlungen, in der Hauptsache für christliche Genossenschaften. Die christlich-sozialen Kreise im Wien der Zwischenkriegszeit waren ebenfalls bemüht, den Wohnungsbau zu fördern, forcierten jedoch, auch als Gegenwicht zu dem Wohnbauprogramm der Gemeinde Wien, vor allem den Bau von Siedlungen. Entsprechend ihrer konservativen Gesinnung sollten diese eher in bodenständiger Bauweise und traditionellen Formen errichtet werden. Die beiden Architekten entwickelten dafür eine Formensprache, die ihre Motive und Elemente aus der heimatlichen Bauweise ableitete. Die von ihnen geplante Siedlung Starchant (Wien 16, zwischen Johann-Staud-Gasse 12-24 und Gallitzinstraße 15-73) erhielt bereits durch die gekrümmte Wegführung und die unterschiedlichen Hausformen einen dörflichen Charakter, den ein Zentrum mit Kirche, Gasthaus und Einkaufsladen noch unterstrich. Für die Gestaltung der einzelnen Bauten wählten sie vertraute, regionale Bauformen: steile Dächer, rundbogige Eingänge, eine kleinteilige Versprossung der glatt in die Wand geschnittenen Fenster. Romantisierende Details wie Erkeranbauten sollten das dörfliche Bild vervollständigen. Einem romantischen Duktus folgte auch der Kirchenbau, das einfache Saalgebäude mit steilem Dach scheint an einen alten Turm angebaut. Zur Fassadengestaltung der Hausbauten griffen Hartinger und Mohr aber auch formgebende Elemente der Gemeindebauten auf. So fassten sie bei den Straßenfassaden der Mehrfamilienhäuser die Fenster ebenfalls mit durchlaufenden Gesimsstreifen zu Fensterbändern zusammen und hoben die Hauptzufahrt mit einem Terrakottarelief besonders hervor. Beide waren ja nicht nur mit Siedlungsbauten befasst, sie bauten für die Gemeinde Wien auch eine Wohnhausanlage mit den für diese Bauten charakteristischen expressiven Detailformen, welche durch Erker aus Klinkerstein und Sprossenfenster einen markanten Akzent erhielt (Wien 10, Triesterstraße 8 / Raxstraße 111).

Die Anpassung an die regionale Bauweise, die das Gefühl vertrauter Umgebung vermitteln sollte, blieb auch für die Siedlungsbauten bestimmend, die sie in den Bundesländern errichteten. Bei ihren späteren, in den 30er Jahren errichteten Anlagen wurde die Bauweise strenger, sachlicher und einheitlicher, die Hausformen reduzierten sich auf den kubischen Baukörper, beibehalten wurden jedoch die steilen Dächer und die eng versprossten Fenster.

Die Abgrenzung von Robert Hartingers Anteil an der künstlerischen Gestaltung erweist sich als schwierig, da der Großteil seiner bekannten Bauten in Zusammenarbeit mit Silvio Mohr entstand. Nur das gemeinsam mit seinen Söhnen Robert und Heinz errichtete Einfamilienhaus am Küniglberg (Wien 13, Küniglberggasse 44) kann als eigenständige Arbeit zum Vergleich herangezogen werden. Der Bau wird bestimmt von Quaderformen. Ein würfelförmiges Haus, dem in einem Eckausschnitt ein rechteckiges Treppenturmelement eingestellt wurde, beide flach gedeckt. Einziges plastisches Element sind die Gesimsstreifen unterhalb der Fenster und die Überdachung des Hauseingangs mit einer flachen Betonplatte. Hartinger erbaute dieses Einfamilienhaus in den sachlichen, die Funktionalität betonenden Formen, die der Wohnbau, sowohl der Gemeinde Wien wie auch anderer Bauträger, in den 30er Jahren bevorzugte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
um 1910Herrenhaus- und Wirschaftsanlage „Marienhof“ bei Graz, Stmk.
vor 1914Familienhäuser in Lainz, Mauer u. Währing in Wien
1921Siedlung „Gartenheim“, Wien 22, Eßling, Gartenheimstraße / Ambergergasse / Gernotgasse / Hessegasse / Waldheimstraße / Deindorfstraße / Greinzgasse / Podlahagasse / Adam Betz-Gasse / Schoeppelgasse / Theurergasse (mit Silvio Mohr und Karl Krist; wenig erhalten)
1921-1923Siedlung Starchant, Wien 16, Gallitzinstraße 15-73 / Johann-Staud-Gasse 12-24 / Franz Eichert-Weg / Theodor Storm-Weg / Mörikeweg / Pönningerweg / Viciliusweg / Kestnerweg (mit Silvio Mohr, viele Umbauten)
1926-1929Siedlung „Dorrek-Ring“ f.d. Österr. Tabakregie, Schwaz, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 25-29, 33-35, Tirol (mit Silvio Mohr)
1932-1933WHA d. Gem.Wien „Zur Spinnerin am Kreuz“, Wien 10, Triesterstraße 85 / Raxstraße 111 / Altdorferstraße 2 (mit Silvio Mohr)
1932-1935Siedlung d. Gem.Wien „Am Wienerberg“, Wien 10, Weitmosergasse 1-59 / Sickingengasse 22-28 und 25-31 / Altdorferstraße 9 (mit Silvio Mohr)
1933-1934Einfamilienhaus, Wien 13, Küniglberggasse 44
o.J.Siedlungsanlagen in Amstetten, Tulln, Hainburg in NÖ; Lambach, Grieskirchen in OÖ; Wattens in Tirol; versch. Umbauten

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1924Kurheim St.Sebastian, Bad Schallerbach, Welser Straße 12/14, OÖ (mit Silvio Mohr)
1928-1929Pfarrkirche Starchant „Hl. Theresia“, Wien 16, Pönningerweg (mit Silvio Mohr)
o.J.Lungenheilstätte d. Krankenkasse d. österr. Bundesbahnen, Judendorf-Straßengel, Stmk.

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1902Entwurf Krematorium (mit Max Kuhn)
1902Entwurf für Kaiser Franz Josef-Museum, Wien Karlsplatz (mit Max Kuhn)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA-Meldearchiv; TUWA; ÖBB Konzernarchiv
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Sekundärquellen

LITERATUR:
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934. Wien 1980
A. Schiemer: Auf Ottakrings Spuren. Wien 1999
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 (1985)

HINWEISE AUF WERKE:
Österreichische Kunst
4.1933, S.23f (Siedlung Starchant, Wien 16, Johann-Staud-Straße)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. I; Achl. II; Achl. III/1; Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.); S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jh. Nendeln 1977
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Persönliche Mitteilungen
Überlassung von Unterlagen durch Hr. Heinz Hartinger, Enkel des Robert H. 25.09.2006
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Anmerkungen
Bei H.u.R. Hautmann ist R. Hartingers Vorname falsch mit Karl angegeben.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 13.02.2008
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