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Leopold Hoheisel

Portraitbild
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 14.08.1884 - † 25.10.1973
Geschlecht: m
Geburtsort: Zidlochovice
damaliger Name: Seelowitz, Mähren
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Oberbaurat, Hofrat
weitere Namen: Hocheisl, Hocheisel, Hoheisl
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Mutter: Franziska Hoheisel (1857-1952)
Onkel: Konrad Hoheisel (1862-1930) Gen.direktor d. Post- u. Telegraphendirektion Wien
1.Ehe mit Josefine Reinhart (+1919)
Tochter: Gertrude (*1914)
2.Ehe mit Wilhelmine Weiss (*1887), geschieden (12.10.1929)
Tochter: Ilse (1923)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Mittelschule
1904Abschluss Staatsgewerbeschule
1910-1913Akademie der bildenden Künste Wien (Otto Wagner)
1937Studienreise zu Postämtern in Deutschland und Schweiz
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1904-1913im Atelier von Architekt Leopold Bauer
1913selbständiger Architekt
1914Staatsgebäudeverwaltung
1914-1920Kriegsdienst, russische Kriegsgefangenschaft
1923Zuteilung zur Gebäudeverwaltung der Post- und Telegraphenverwaltung
vor 1936Vorstand der Post- und Telegraphengebäudeverwaltung
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Auszeichnungen und Ämter
1928Baurat
1930Ritterkreuz des Österreichischen Verdienstordens
1934Oberbaurat
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Mitgliedschaften
ab 1913Zentralvereinigung d. Architekten Österreichs
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Vita
Leopold Hoheisel war bäuerlicher Herkunft. Er wurde 1884 als unehelicher Sohn der Franziska Hoheisel in Seelowitz bei Brünn geboren, wuchs jedoch in Altrothwasser / Stara Cervena Voda, Schlesien, heute CZ, auf. Seine Ausbildung absolvierte er in Wien, wo er zunächst die Staatsgewerbeschule, Richtung Baufach, besuchte. Nach der Matura war er einige Jahre praktisch tätig. Er arbeitete bei der Errichtung der Baumgartner Kirche mit, wie er auch im Atelier des Architekten Leopold Bauer tätig war. Die technische Seite des Berufs allein schien ihn jedoch nicht zu befriedigen, vielmehr strebte er danach, sich auch im künstlerischen Sinne weiterzubilden. Er inskribierte an der Akademie der bildenden Künste und wurde dort in die Architekturklasse Otto Wagners aufgenommen. Seine Praxisjahre erlaubten es ihm, noch vor seinem Abschluss im Juli 1913 eigenständig einige Bauten zu entwerfen.

Gleich nach dem Studienabschluss an der Akademie etablierte er sich auch als selbständiger Architekt, trat jedoch bereits ein Jahr später in den Staatsdienst ein, wo er der Staatsgebäudeverwaltung zugeteilt wurde. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er zur Kriegsdienstleistung einberufen. Er geriet in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er nach schwersten Strapazen erst im Jahr 1920 in die Heimat zurückkehren konnte.

1923 wurde er nach der Reorganisation der Staatsgebäudeverwaltung der Post- und Telegraphenverwaltung zugeteilt. Ab dieser Zeit war Leopold Hoheisel mit der Errichtung zahlreicher Post- und Telegraphenämter und anderer Einrichtungen für die Post in Wien und den Bundesländern (Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, Kärnten) betraut. 1928 wurde er zum Baurat, sechs Jahre später zum Oberbaurat ernannt und bald darauf zum Vorstand der Post- und Telegraphenverwaltung berufen.

Der Anstoß zu Leopold Hoheisels Tätigkeit und Karriere bei der Post scheint vom Bruder seiner Mutter, Konrad Hoheisel, ausgegangen zu sein. Dieser war Generaldirektor der Post- und Telegraphendirektion in Wien und wesentlich für das internationale Ansehen der österreichischen Post nach dem Ersten Weltkrieg verantwortlich. Seine Frau, Marie Hoheisel, war eine der führend Repräsentantinnen der österreichischen Frauenbewegung, Präsidentin des Bundes österreichischer Frauenvereine und Vorsitzende des österreichischen Muttertagskomitees.

Leopold Hoheisel wurde in Anerkennung seiner Verdienste um das Post und Telegraphenwesen geehrt und mit Orden ausgezeichnet. Er starb 89-jährig an Lungenkrebs und wurde im Familiengrab am Döblinger Friedhof bestattet.
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Stellenwert
Leopold Hoheisels frühe Bauten, die er noch vor seinem Akademieabschluss entwarf, weisen deutlich die Formensprache der Wagner-Schule auf. Alle besitzen einen geschlossenn kubischen Baukörper mit stark vorkragendem Dach, wobei die Unterseite des Daches meist kassettiert ist. Die Gestaltung der Fassaden war flächig gehalten, mit nur wenig plastischem Profil. Es wurde mehr der Oberflächenreiz verschiedener Putzarten und die Ausdrucksmöglichkeit verschiedener Materialien genutzt. Wagners Postulat nach einem auf Wirtschaftlichkeit, Einfachheit und Rationalität ausgerichteten Nutzstil befolgte der junge Architekt am konsequentesten bei seinem großen Miethausbau in Wien 5, Laurenzgasse 4 (1912/13). Vorbild waren ihm dabei die kaum früher errichteten letzten Miethäuser Otto Wagners, vor allem Wien 7, Döblergasse 4 (1909/12), dessen Struktur er für sein Fassadenkonzept übernahm. Wagner hatte das Mezzaningeschoß durch schmale, schwarze Glasleisten akzentuiert, bei Hoheisel sind es eng gesetzte, horizontale Putzleisten, die zusammen mit den Gesimsbändern den Untergeschoßen etwas Plastizität verleihen. Die glatte Fläche der Hauptgeschoße überzog er ähnlich wie bei Wagners Haus mit einem Raster zarter Nutungen, in den die Fenster eingebunden sind. Ein Fries aus blauen Keramikplatten und -scheiben in secessionistischer Ornamentik bildet den schmückenden Abschluss unter dem stark vorkragenden Dach. Hocheisls Fassadendisposition zeichnete eine für damalige Begriffe klare, “neue Sachlichkeit” (Hajos ÖKT 44) aus.

Die zahlreichen Post- und Telegraphenämter, die Architekt Hoheisel in den Zwanziger- und Dreißigerjahren entwarf, basierten auf sachlichen und funktionellen Grundsätzen, denn die Forderungen nach einer reibungslosen Abwicklung des Postbetriebes waren für die Grundrissdisposition ausschlaggebend. Bestimmender Faktor in den übersichtlichen Grundrisskonfigurationen war fast immer die Schalterhalle. Beim Postamt Wien 16, Wattgasse 56-60 (1936/37) besetzen die Räume für den Parteienverkehr im Erdgeschoß und 1. Stock fast die ganze Mitte des Gebäudes, die Stiegenaufgänge wurden, um einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten, in die äußeren Achsen verlegt.

Anfänglich verarbeitete Hoheisel bei der Gestaltung der Gebäude noch Anregungen aus dem Wohnhausbau der Gemeinde Wien. Wie dort wurden auch von ihm die Fenster mit Gesimsen und Putzleisten zu horizontalen Fenstergruppen zusammengefasst, in verschiedener Größe und Anordnung sorgten sie für ausdrucksstarke Akzente. Bei den nun vorwiegend schlichten und glatten Fassaden fiel den Fenstern bei der architektonischen Gestaltung des Gebäudes die Rolle als Ausdrucksträger zu. Auch vertikal als Fensterachse, hervorgehoben durch die gemeinsame Rahmung, dienten sie variantenreich der Rhythmisierung langer Gebäudefronten (Hauptpostamt Klagenfurt 1930). In Kleinstädten ländlicher Gebiete hingegen suchte Architekt Hocheisl mit “heimatlichen”, auch historisierenden Detailformen auf die regionale Bauweise zu reagieren und damit eine vertraute Ansicht wiederzugeben, wie z. B. der zum Teil abgetreppte Giebel in Judenburg (1930), ein hohes Satteldach in Murau (1932), sowie ein auf mächtigen Kragsteinen ruhenden Mittelerker in Eggenburg (1931). Mit der Zeit bestimmte jedoch zunehmend eine sachlichere Komponente das Aussehen der Postbauten. Die Fassaden erhielten nun additiv gesetzte, einfach ausgeschnittene Fensteröffnungen, als Blickpunkte fungierten allein die Eingangsportale. Sorgten früher arkadenähnliche, skulpturengeschmuckte Portiken für einen repräsentativen Zugang (Hauptpostamt Klagenfurt, 1930), wurden sie nun bloß mit einer Steinumrahmung, Schriftzug und Postemblem ausgestattet (Wien 16, Wattgasse 56-60, 1936/37).

Auf Grund seiner Kenntnisse über den modernsten Standard im Postwesen und seiner fundierten Ausbildung gelang es Hoheisel Postbauten zu errichten, die nicht nur funktionell, sondern auch architektonisch ein “beachtliches Niveau” (Achleitner) aufweisen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1912Miethaus, Wien 18, Ferrogasse 20
1912-1913Miethaus, Wien 5, Laurenzgasse 4 / Gassergasse 17
1913Miethaus, Wien 18, Naaffgasse 13

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1925-1927Wohn- u. Betriebshaus, St.Pölten, Linzer Straße 51, NÖ
1925-1928Post- u. Telegraphenamt, Eisenstadt, Semmelweisgasse 7, Bgld.
1927-1931Post- u. Telegraphenamt, Graz, Andreas Hofer-Platz 19 / Marburger Kai 43-45, Stmk.
1929-1930Postamt Villach, 8. Mai-Platz 2 , Ktn.
1930Umbau des Hauptpostamts Klagenfurt, Pernhartgasse 7, Ktn. (1998 Innenumbau)
1930Post- u. Telegraphenamt, Judenburg, Herrengasse 17, Stmk.
1930-1931Postamt, Pörtschach, Hauptstraße 151, Ktn.
1931Amtshaus, Eggenburg, Hauptplatz 3, NÖ
1931-1932Postautowerkstätte, Graz, Brockmanngasse 84, Stmk.
1932Postamt, Murau, Bahnhofstrasse 4, Stmk.
1934Fernsprechamt Hietzing, Wien 13, Kupelwiesergasse 6 (stark verändert)
1936-1937Post- u. Fernsprechamt, Wien 17, Wattgasse 56-60
o.J.Postamt Zell am See, Sbg.
Schärding, OÖ
Windischgarsten, OÖ
St.Johann in Tirol
Bludenz, Vbg.
St.Wolfgang, OÖ
Braunau, OÖ
Schwarzach im Pongau, Sbg.
Lofer, Sbg.
Knittelfeld, Stmk.
Bad Aussee, Stmk.
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der ABK; WStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
O.A. Graf: Die vergessene Wagnerschule. Wien 1969
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
ÖKT 53: W. Reisch: Die Profanbauten d. Stadt Graz, 1. Bezirk, Altstadt, Horn 1997
ÖKT 54: T. Karl, H. Karner u.a.: Die Kunstdenkmäler d. Stadt St. Pölten, Horn 1999
M. Pozzetto: Die Schule Otto Wagner: 1894-1912. München 1980
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 (1985)

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
19.1913, T.181 (Wien 5, Laurenzgasse 4)

Österr. Kunst
8.1937, H.11, S.5ff (Post- u. Fernsprechamt Wien 16, Wattgasse 56-60)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. II; Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.); Dehio Ktn.
Ehrenbuch der Inhaber österreichischer Verdienstorden. Wien 1936

LEXIKA:
Weihsmann 05

INTERNETLINKS:
www.aeiou.at
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Persönliche Mitteilungen
Mag. E. Sinnmayer von Amtsbibliothek d. Gen.direktion d. Post- u. Telegr.verwaltung, Wien im Mai 2007 und Frau DI Ilse Sladek, Tochter des Leopold H. am 13.11.2007
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Anmerkungen
Weihsmann 05 irrt: der Geburtsort Seelowitz ist nicht ident mit Sedlec (=70km südl. von Prag gelegen). Ebenso ist Konrad Hoheisel nicht der Vater, sondern Onkel von Leopold H.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 08.04.2008
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