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Adolf Jelletz

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 22.03.1879 - † 14.07.1936
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Wilhelm J., Möbelhändler
Ehe mit Melitta J.
Kinder: Grete, Liesl und Riki
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
1896-1902Technische Hochschule (bei König, Mayreder, Ferstel)
1901 u.1913Studienreisen nach Italien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1902-1909Mitarbeiter diverser Ateliers
1909selbständige Tätigkeit
um 1933Zivilarchitekt
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Mitgliedschaften
ab 1920Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
ab 1923Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens(in div. Ausschüssen tätig)
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Vita
Adolf Jelletz wurde 1879 als Sohn jüdischer Eltern in Wien-Margareten geboren, sein Vater Wilhelm Jelletz war Möbelhändler. Nach dem Besuch der Realschule in Wien trat Adolf Jelletz in die Bauschule der Technischen Hochschule Wien unter König, Ferstel und Mayreder ein, wo er, vom Schulgeld zur Hälfte befreit, das Architekturstudium abschloss. Nach sieben Praxisjahren in diversen Ateliers machte sich Jelletz ab dem Jahr 1909 selbständig und konnte einige private Wohnhäuser in Wien realisieren. Über seine Lebensumstände während des Ersten Weltkriegs ist nichts bekannt. Ehe er seinen einzigen Großauftrag in der Ära des Roten Wien mit der Wohnhausanlage im 5. Bezirk, Gießaufgasse / Margaretengürtel in den Jahren 1928-1929 realisieren konnte, war er der ausführende Architekt der Hietzinger Vereinssynagoge nach dem Entwurf seines ehemaligen Studienkollegen an der Bauschule, Arthur Grünberger. Zuvor hatte Jelletz sich schon mit dem nach Kalifornien ausgewanderten Grünberger an der „Österreichischen Kunstausstellung 1900-1924“ im Künstlerhaus beteiligt, dessen Mitglieder beide waren. Verschiedene Bittbriefe um finanzielle Unterstützung vor und nach dem Auftrag für den Gemeindebau am Margaretengürtel an den Unterstützungsfonds der bildenden Künstler Wiens lassen den Schluss zu, dass Adolf Jelletz zumindest nach dem Ersten Weltkrieg bis zu seinem frühen Tod im 57. Lebensjahr an einem Mangel an Aufträgen zu leiden hatte. Sein Grab befindet sich in der israelitischen Abteilung des Döblinger Friedhofs.
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Stellenwert
Trotz seiner bemerkenswerten Entwürfe ist es Adolf Jelletz Zeit seines Lebens nicht gelungen, sich als Architekt zu etablieren. Die wenigen Bauten, die er realisieren konnte, zeichnen sich jedoch durch wohlproportionierte Schlichtheit und Rationalität aus.

In der ersten Phase seines Schaffens, vor dem Ersten Weltkrieg, entstanden vier Wohnhäuser nach seinen Entwürfen. Vor allem die spätgründerzeitlichen Zinshäuser in der Wiedner Hauptstraße 66, Wien 4, und am Loquaiplatz 13, Wien 6, zeign innerstädtische Maßstäbe, wirken kompakt, ruhig und können es sich aufgrund der klaren Rhythmisierung der Fassade leisten, auf jeglichen Schmuck zu verzichten. Die Gestaltung der Fassadenelemente selbst, die Ausbildung der Attikazone bzw. bay-windows und der Achsenrhythmus sind kennzeichnend für Jelletz architektonische Werke. Nach eigenen Angaben hat er auch "diverse Villen in Hietzing" errichtet, was aufgrund fehlender Hinweise leider nicht mehr rekonstruierbar ist.

In der zweiten Phase seines Schaffens konnte Jelletz an die vielversprechend begonnenen Karriere vor dem Krieg offenbar nicht mehr anknüpfen. Im Jahr 1928 erhielt Jelletz von der Gemeinde Wien den Auftrag für einen Wohnbau mit 116 Einheiten in der Gießaufgasse 33-35 beim Margaretengürte, Wien 5. Dieses letzte von ihm bekannte Projekt zeichnet sich wie die Bauten der ersten Phase durch die klare Rationalität in der Fassadengestaltung und in den Grundrißlösungen aus. Die u-förmige Anlage wirkt monolithisch,in sich ruhend und wird straßenseitig nur durch horizontal umlaufende Gesimse und Loggien gegliedert. Etwas verspielter wirken die geschwungenen Hoffassaden mit den großzügigen Balkonen.

Da Adolf Jelletz weder schriftlichen Aufzeichnungen noch theoretische Reflexionen über seine Arbeit hinterlassen hat und sein Oeuvre äußerst schmal geblieben ist, wird das Bild dieses Architekten auch in Zukunft fragmentarisch bleiben.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1912 Miethaus, Wien 6, Loquaiplatz 13 (mit Fritz Keller, Wohnhaus der Familie Jelletz)
1912 Miethaus, Wien 7, Kandlgasse 37 (zusammen mit Fritz Keller)
1914 Miethaus, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 66
1914 Miethaus, Wien 7, Westbahnstraße 48
1914Wohn- und Geschäftshaus, Wien 7, Mariahilfer Straße 50 / Kirchengasse
1928-1929 WHA d. Gem. Wien, Wien 5, Gießaufgasse 33-35 / Maragretengürtel 122-124 / Josef-Schwarz-Gasse 5-7
o.J.diverse Villen in Hietzing

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1922 Synagoge, Wien 13, Eitelbergergasse 22 (als Bauleiter, 1938 zerstört, Architekt Arthur Grünberger)
1927Grabmal Eduard Kasparides (Auftrag Genossenschaft Bildender Künstler, Portraitrelief Adolf Wagner v.d. Mühl)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1914Neue Israelitischer Friedhof am Zentralfriedhof (Wettbewerb, mit A. Grünberger)
1915Umbau Kursalon im Wr. Stadtpark (Wettbewerb, mit A. Grünberger)
1921Krematorium der Stadt Wien (Wettbewerb, 2.Preis, mit A. Grünberger)
vor 1923Gymnasium Floridsdorf
1926 Umbau Künstlerhaus (interner Wettbewerb; mit Cesar Poppovits)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; KHA des WStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
W. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861-2001. Bd.1. Die Künstlergenossenschaft in ihrer historischen Entwicklung und ihre Rivalen Secession und Hagenbund. Wien 2003
M. Boeckl (Hrsg.): Visionäre und Vertriebene (Ausst.Kat.). Berlin 1995
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts, Wien 1976
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951, S.230, 280
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002.
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999–2000

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
22.1919, S.127 u.S.132 (Wohnhaus Wiedner Hauptstraße)
24.1921/22, S.65f (Entw. Krematorium) / S.79f (jüdische Friedhofsanlage)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)

INTERNETLINKS:
www.dasrotewien.at; www.davidjuden.at
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Anmerkungen
Eingegeben von: Monika Tscholakov
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 02.05.2008
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