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Max Hans Joli

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 16.06.1879 - † 08.07.1946
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
weitere Namen: Joly
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath., 1922 zur evang. Konfession AB konvertiert
Berufsbezeichnung: Architekt und Kunstgewerbler
Familiäres Umfeld: Vater: Anton J. (1839-1911), Gartendirektor der Rothschild`schen Güter
Mutter: Anna, geb. Büringer
sechs Geschwister
Ehe mit Friederike Pecher (1888-1967)
Sohn: Peter Max, Dkfm. (1822-1963)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
1899Abschluss Höhere Staatsgewerbeschule Wien (Bautechn. Abteilung)
1900-1903Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterschule Otto Wagner)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca.1905-1911als Architekt in Teschen, Österr. Schlesien / Cesky Tesin, CZ (bzw. Czieszyn, PL ) tätig (Mitarbeit im Büro von Eugen Fulda)
ab ca.1912als Architekt in Wien tätig
1914-1918Militärdienst
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Mitgliedschaften
ab 1907Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (Ausschussmitglied)
o.J.Genossenschaft bildender Künstler
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Vita
Max Joli wurde 1879 als Sohn eines Gartendirektors der Rothschildschen Güter in Wien geboren. Gemeinsam mit seinen sechs Geschwistern wuchs er in gut situierten Verhältnissen auf. Seine Ausbildung erhielt Joli an der Höheren Staatsgewerbeschule (Bautechnische Abteilung) und an der Akademie der bildenden Künste, wo er die Meisterschule von Otto Wagner besuchte. Obwohl er bereits während seines Studiums zahlreiche, sehr bemerkenswerte Entwürfe publizierte, erhielt er jedoch keinen Akademiepreis. Bald nach Abschluss seiner Ausbildung ging er nach Teschen (damals Österr. Schlesien), wo er im Atelier von Eugen Fulda, einem der führenden Architekten dieser Region, arbeitete. In dieser Zeit war er, neben der Planung einiger Privathäuser, auch mit größeren Projekten, wie dem Bau des Gymnasiums in Freudenthal befasst. Gegen 1912 kehrte er nach Wien zurück.

Während des Ersten Weltkriegs erhielt er den Auftrag zur Errichtung mehrerer Flüchtlingslager in Niederösterreich. Da der Einmarsch der russischen Armee in die östlichen Kronländer einen Flüchtlingsstrom nach Innerösterreich ausgelöst hatte, der vor allem die jüdische Bevölkerung aus Galizien betraf, war die Einrichtung großer Lager notwendig geworden, die von Joli mit der entsprechenden Infrastruktur, insbesondere für die hygienischen und religiösen Erfordernisse, geplant wurden.

Über seine Tätigkeit in der Zwischenkriegszeit ist sehr wenig bekannt. Dokumentiert ist nur eine Wohnhausanlage für die Gemeinde Wien. Wie viele Architekten scheint er die mangelnde Auftragslage weitgehend durch Umbauten und Inneneinrichtungen kompensiert zu haben. Daneben trat er jedoch immer wieder publizistisch hervor und engagierte sich auch im Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein. Die Aktivitäten von Max Joli lassen sich bis ungefähr Mitte der 30er Jahre verfolgen, danach scheint er sich aus dem Berufsleben zurückgezogen zu haben. Joli verstarb 1946 im 70.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Das Werk von Max Joli, der dem legendären Kreis der Schüler Otto Wagners angehört hat, ist sehr schmal und wenig dokumentiert. Darüber hinaus sind nahezu alle Projekte in Zusammenarbeit mit anderen Architekten errichtet worden, so dass er als eigenständige Persönlichkeit kaum fassbar ist.

Wie viele seiner Mitschüler ist Joli insbesondere aufgrund seiner frühen Entwürfe aus der Wagner-Schule, die immer wieder publiziert wurden, in die Architekturgeschichte eingegangen. Es war ihm jedoch nicht vergönnt, den hohen Anspruch seiner frühen Projekte, wie z.B. Warenhäuser in einer kühnen Glas-Metallarchitektur, in die Realität umzusetzen. Schon am Beginn seiner beruflichen Laufbahn trat er mit Entwürfen für eher bescheidene Landhäuser auf, die sich mit ihren Fachwerkgiebeln am Heimatstil orientierten. Das bedeutendste Projekt seiner Frühzeit war die Errichtung des Gymnasiums in Freudenthal (1909), das in Zusammenarbeit mit dem lokalen Architekten Eugen Fulda entstand. Als Zweckbau eher nüchtern gehalten, ist die orthogonal strukturierte Fassade – wie in der Wagner-Schule üblich – von einer gewissen Flächigkeit geprägt. Einzig ein dekorativer Ziergiebel lockert die strenge Erscheinung auf.

Der einzige bekannte Bau, für den Joli allein verantwortlich zeichnete, ist die Wohnhausanlage Wien 10, Quellenstraße 24, die Ende der 20er Jahre errichtet wurde. In der synkretistischen Übernahme von Heimatstilelementen, wie einem Walmdach mit Dacherkern, und Einflüssen der zeitgenössischen Moderne bei den konstruktivistischen Ecklösungen blieb Joli jedoch im damals üblichen Formenkanon.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
um 1910diverse Landhäuser in Teschen / Cesky Tesin, CZ bzw. Czieszyn, PL
1912-1914Bedienstetenhäuser der Wiener Straßenbahn, Wien 13, Hetzendorfer Straße 188 (Mitarbeit)
1917Wohnhaus Wien 19, Eiserne Handgasse (Adaptierung)
1928WHA der Gem. Wien, Wien 10, Quellenstraße 24a
1933Innenumbau des Miethauses “Herrenhof”, Wien 1, Herrengasse 10

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1909Realgymnasium Freudenthal / Bruntal, Dukelsky 1, CZ (mit Eugen Fulda)
1916Flüchtlingslager in Gmünd, NÖ
1916Flüchtlingslager in Pottendorf, NÖ
1916Flüchtlingslager Bruck a.d. Leitha, NÖ

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1902Entwurf für einen Buchumschlag (Wettbewerb, ein Preis)
um 1908Ehrenhof und Ehrenzelt in Teschen / Czesky Tesin, CZ für den Empfang Kaiser Franz Josefs I. während der schlesischen Kaisermanöver

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1902Normalkirche (Wettbewerb)
o.J.diverse Schulentwürfe
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
Max H. Joli: Über Holzkirchen in Osteuropa. In: profil 1.1933. H.8., S.IVff
Max H. Joli: Vierdimensionales Schaffen. In: Architektur und Bautechnik 20.1933, H.11, S.103
Max H. Joli: Wohnung oder Behausung. In: profil 2.1934. H.2, S.VIIf
Max H. Joli: Grundlagen eines Raumzeit-Meßverfahrens. In: ZÖIAV 87.1935, S.211

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der ABK; KH des WStLA; Pfarre Heiligenstadt (Matrikenstelle)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Borsi / E. Godoli: Wiener Bauten der Jahrhundertwende. Stuttgart 1985
H. Fischel: Bauanlagen der staatlichen Flüchtlingsfürsorge. In: Der Architekt 21.1916/18, S.15ff, T.5ff
P. Genee: Synagogen in Österreich. Wien 1992, S.76
B. Samek: Umelecke pamatky Moravy a Slezska. Bd.1, Praha 1994
A. Schurda: Die Concurrenz um eine Normalkirche für eine kleinere Ortschaft. In: Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 8.1902, S.401ff
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
8.1902, S.25 (Skizze zu einem Aussichtsturm Wien 19, Hohe Warte) / T.60a (Entwurf einer Villa) / T.75 (Entwurf für ein Landhaus)
9.1903, S.17 (Entwurf einer Pfarrkirche)
10.1904, S.8, T.15 (Wohnhaus in St. Pölten) / T.25 (Entwurf Landhaus)
Der Architekt 1907, T.3 (Inneneinrichtung Villa Karger)

Architektonische Monatshefte
8.1902, T.34 (Entwurf für ein Miethaus)

Architektonische Rundschau
20.1904, H.9, S.72, T.66 (Landhaus in Kierling, NÖ)
21.1905, H.1, S.7f, T.2 (Entwurf zu einem Landhaus)
23.1907, H.12, S.104, T.96 (Entwurf Landhaus in Teschen)

Das Interieur
5.1904, T.26 (Damenzimmermöbel)

Moderne Bauformen
3.1904, S.20, T.19 (Entwurf für ein Landhaus bei St.Pölten)

profil
1.1933, H.3, S.103 (Umbau „Herrenhof“)
2.1934. H.2, S.41ff (Vorraum)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/2
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jahrhundert. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB; H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005
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Anmerkungen
Bei Weihsmann (2005) teilweise falsche Angaben zur Ausbildung
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 23.01.2009
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