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August Josef Kirstein

Portraitbild
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 21.08.1856 - † 07.06.1939
Geschlecht: m
Geburtsort: Kozle
damaliger Name: Kosel, Preuß.-Schlesien
Land: Polen
damaliger Name: Deutsches Reich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
Titel: Prof., Oberbaurat
weitere Namen: August Josef Johann; Kierstein
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Johann K., Maurermeister, Steinmetz am Kölner Dom
Mutter: Natalie, geb. Bartusel
Bruder: Otto K., Dichter
Ehe (1920) mit Sophie Viktorine Maria, geb. Mully (1856-1940), ab 1908 Witwe des Dombaumeisters Julius Hermann
Kinderlos
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Gymnasium in Ratibor, Oberschlesien
o.J.Zwei Lehrjahre bei den Architekten Ryllmann und Heyden in Berlin
1875Matura an der Staatsgewerbeschule Wien
1876Akademie der bildenden Künste Wien (bei Friedrich Schmidt)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Eintritt in das Atelier Friedrich Schmidt
1892Eintritt in das Atelier Friedrich Ohmann
ab 1906Selbständiger Architekt
1921Ernennung zum Dombaumeister
o.J.Befugnis zum Zivilarchitekt
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Auszeichnungen und Ämter
1891Ritterkreuz des Franz Josefs-Orden
1904Baurat
1911Komitee-Mitglied bei der Ausstellung für kirchliche Kunst, Wien
1913Goldene Ausstellungsmedaille anl. der internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig
1917Verleihung des Professorentitels
1929Silb. Ehrenmedaille der Genossenschaft der bildenden Künstler, Wien
1934Ehrenamtlicher Konservator des Bundesdenkmalamtes für Wien
1936Gold. Jubiläumsmedaille der Genossenschaft der bildenden Künstler, Wien
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Mitgliedschaften
ab 1877Wiener Bauhütte (1915 Ehrenvorstand)
ab 1891Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1893Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1907Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (1919 Ehrenmitglied)
ab 1908Österr. Gesellschaft für christliche Kunst (ab 1909 Präsident)
ab 1909Gesellschaft österreichischer Architekten
o.J.Mitglied der Leo-Gesellschaft
o.J.Österr. Ingenieur- und Architektenkammer
o.J.Architektenclub der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
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Vita
August Kirsteins Vater war Steinmetz am Kölner Dom und mit dem ebenfalls dort tätigen und später in Wien sehr erfolgreichen Architekten Friedrich Schmidt befreundet. Kirstein ging zunächst nach Berlin, wo er in einem Architekturbüro mit praktisch-technischen Büroarbeiten seine fachlichen Lehrjahre begann. Mit 19 Jahren kam er sodann nach Wien, wo er zunächst die Staatsgewerbeschule und danach die Meisterklasse bei Friedrich Schmidt an der Akademie der bildenden Künste besuchte.

Friedrich Schmidt pflegte viele seiner Schüler in seinem Atelier zu beschäftigen und auch Kirstein fand – wahrscheinlich gefördert durch die Freundschaft Schmidts mit seinem Vater – eine Anstellung in diesem Atelier. Hier war er vor allem mit der Aufnahme diverser mittelalterlicher Kirchen und der Erstellung von Restaurierungsplänen beschäftigt. So untersuchte er etwa die Heidentürme von St.Stephan zu Wien oder die Katharinenkirche in Oppenheim, um Restaurierungsmaßnahmen vorzubereiten. Im Jahr 1882 wurde Kirstein Bauleiter der umfangreichen Restaurierungsarbeiten Schmidts am Dom in Fünfkirchen, dem heutigen Pécs in Südungarn. Als Friedrich Schmidt 1891 starb, wurde die Restaurierung des Doms unter Kirsteins Leitung abgeschlossen.

Obwohl Kirstein hauptsächlich in Ungarn einige heute nicht näher bekannte kleinere Bauten ausführen konnte, war sein Verdienst sehr gering und er beschloss deshalb 1892, mit Friedrich Ohmann ein „Compagnie-Verhältnis“ einzugehen. Während dieser Zusammenarbeit entstanden etliche Museen, wie etwa das Museum in Deutsch-Altenburg in Niederösterreich.

1902 erhielt Kirstein die österreichische Staatsbürgerschaft, 1915 wurde er in Nachfolge von Friedrich Schmidt zum Ehrenvorstand der Wiener Bauhütte ernannt. In dieser – sehr angesehenen – Position war Kirstein beratend tätig, zugleich vertrat er den Verein auch nach außen, da „das treffende Wort des gewandten Redners“ allseits geschätzt wurde.

1921 wurde Kirstein zum Dombaumeister ernannt. In dieser Position hat er sich nicht nur um die Erhaltung und Restaurierung des Wiener Stephansdoms einen Namen gemacht, sondern er war in den 30er Jahren auch maßgeblich bei der Restaurierung der Kirche Maria am Gestade in Wien 1 in beratender Funktion beteiligt.

Kirstein erhielt etliche Auszeichnungen und starb hoch angesehen im 83. Lebensjahr. Er wurde am Helenenfriedhof in Baden in der Gruft von Dombaumeister Julius Hermann beigesetzt (Gruft nicht erhalten).
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Stellenwert
August Kirstein galt als „einer der begeistertsten Jünger Schmidts“. Da Friedrich Schmidt als Meister neogotischer Bauweise galt, ist bemerkenswert, dass Kirstein im Gegensatz zu seinem Lehrmeister bei eigenen Projekten für Kirchenerrichtungen nicht den neogotischen Stil wählte. So entwarf Kirstein etwa die Pfarrkirche in Essegg, dem heutigen Osijek in Kroatien, nach eigenen Aussagen „im Style der italienischen Frührenaissance, die ich liebte“, während sein Wettbewerbsprojekt für die Jubiläumskirche in Wien 2 in „modern-romanischen“ Formen konzipiert war. Nach dem Tod von Viktor Luntz, der den Wettbewerb gewonnen hatte, wurde der kaum begonnene Kirchenbau von Kirstein fertig gestellt, und es finden sich nunmehr sogar secessionistische Details in dieser Ausführung.

Nur beim Städtischen Amtshaus, Wien 1, setzte Kirstein in den Arkadenbögen und bei den Fenstern des obersten Geschosses gotisierende Elemente ein. Da ursprünglich geplant war, das Amtshaus mittels einer Brücke mit dem Rathaus zu verbinden, war „eine stilistische Vereinigung beider Gebäude“ allerdings erwünscht gewesen. Mit der Wahl des unverputzten Ziegels orientierte sich Kirstein indessen an dem heute nicht mehr existierenden Stiftungshaus von Friedrich Schmidt und fand damit eine sehr eigenwillige Lösung, die sich von den umliegenden Häusern des Rathausviertels markant abhebt.

Die in Zusammenarbeit mit Friedrich Ohmann errichteten Museen wiederum sind einerseits der örtlichen Steinbauweise angepasst (Spalato, Dalmatien) andererseits in damals üblichen malerischen, zum Heimatstil tendierenden Formen ausgeführt (Museum in Magdeburg).

Bei allen Bauvorhaben und Projekten erwies sich Kirstein als typischer Späthistorist, der über Formen jeglicher Stilrichtung frei verfügte. Seine qualitative Stärke lag vor allem in den einfühlsamen und penibel durchdachten Restaurierungen mittelalterlicher Kirchen. „Nebstbei“ so Kirstein, habe er auch mehrere „provinzielle kleinere öffentliche sowie private Bauobjekte“ errichtet, die heute allerdings zum Großteil unbekannt sind.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1882-1891Dom in Fünfkirchen / Pécs, H (Restaurierung)
1896Katholisches Fundationalamt und Casino, Fünfkirchen / Pécs, H
1900Museum für Kunst und Gewerbe, Magdeburg, D (mit Friedrich Ohmann)
1900Kirche in Gottschee / Kocevje, SLO (nach den Plänen von F. Schmidt)
1901Stiftergrab für Heinrich II. Jasomirgott, seine Frau Theodora und Tochter Agnes in der Unterkirche der Schottenkirche, Wien 1, Freyung 6
1901-1909Ausbau und Restaurierung des Domes St.Peter und Paul, Brünn, Mähren / Brno, CZ (Wettbewerb 1.Preis)
1902-1913Kaiser Franz Josef Jubiläumskirche, zum Hl. Franz von Assisi, Wien 2, Mexikoplatz (früher Erzherzog Karl-Platz, Weiterführung und Vollendung nach dem Tod von Viktor Luntz)
1904Museum Carnuntium, Carnuntum, NÖ, Badgasse 42 (mit F. Ohmann)
1908Museum in Spalato, Dalmatien / Split, HR (mit F. Ohmann)
1914-1916Städtisches Amtshaus, Wien 1, Felderstraße 6-8 / Ebendorferstraße 1
1923-1925Pfarrkirche hl. Antonius v.Padua, Strasshof, NÖ

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1903-1913Ausstattung der Elisabethkapelle in der Kaiser Franz-Josef-Jubiläumskirche, Wien 2, Mexikoplatz

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1893Katholische Pfarrkirche in Essegg, Kroatien / Osijek, HR (Wettbewerb, 2.Preis)
1893Friedrich Schmidt-Denkmal (Wettbewerb, 3.Preis, mit Bildh. Th. Charlemont)
1898Kaiser Franz Josef Jubiläumskirche, Wien (Wettbewerb, ein 2.Preis)
1911Pfarrkirche Dornbach, Wien 17 (Umbau, 1.Preis)
1920Klubhaus des Reiterklubs Barcelona (Wettbewerb)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
A. Kirstein: Zum Wettbewerb für den Umbau des Hotels Meissl & Schaden auf dem neuen Markt in Wien. In: WBIZ 15.1897, S.142f
A. Kirstein / F. Ohmann: Museum für Kunst und Gewerbe in Magdeburg. In: Der Architekt 7.1901, S.37ff
A. Kirstein: Die Kaiserin Elisabeth-Gedächtniskapelle in Wien. In: Das Rote Kreuz. 24.1908, Nr.5, S.125ff
A. Kirstein: Architekt Julius Mayreder gest. In: ZÖIAV 63.1911, S.151f (mit Bild)
A. Kirstein: Das neue städtische Amtshaus im 1.Bezirk. In: WBIZ 35.1918, S.81ff
A. Kirstein: Architekt Josef Hackhofer. In: ZÖIAV 70.1918, S.84 (mit Bild)
A. Kirstein: Pfarrkirche zum heiligen Franz von Assisi im 2.Bezirk, Donaustadt. In: Österreichische Bauzeitung (WBIZ) 36.1919, S.57ff
A. Kirstein: Ein halbes Jahrhundert Stefansturm. In: profil 1.1933, S.246
A. Kirstein: Erläuterung zu einem Kaiser-Franz-Josef-Denkmal-Projekt. Wien 1936

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Diözesanarchiv; TUAW; Matrikenarchiv der Pfarre St.Johann Nepomuk Wien 2; WStLA (Todesfallsaufnahmen, Verlassenschaftsabhandlungen und Testamente beider Ehegatten)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
W. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861-2001. Bd.1, Wien 2003
W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989
H. Berger: Neue Architektur in Wien (Amtshaus) In: Der Bautechniker 36.1916, S.18
Hist. Museum d. Stadt Wien (Hrsg.): Das ungebaute Wien 1800-2000. (Ausst. Kat.) Wien 1999, S.142ff
V. Luntz: Concurrenz für eine katholische Pfarrkirche in Essegg (Oberstadt), Slavonien. In: ZÖIAV 45.1893, S.489f
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2.Bd. Wien 1906
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
Peters: Neubau des Magdeburger Museums. In: Zentralblatt d. Bauverwaltung 21.1901, S.290ff
I. Scheidl: Schöner Schein und Experiment. Katholischer Kirchenbau im Wien der Jahrhundertwende. Wien 2003
F. Schmidt: Über die Restaurierung des Domes zu Fünfkirchen. In: Wochenschrift d. österr. Ingenieur- und Architetkenvereins 7.1882, S.123f
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951. S.121, 292
M. Z.: K.k. Baurat Architekt August Kirstein, unser neuer Ehrenvorstand. In: Mitteilungen der Wiener Bauhütte, 9.1915, Nr.5, S.86f
M. Z.: Unserem Ehrenvorstand, k.k. Baurat August Kirstein, zu seinem 60.Geburtstag am 21. August 1916. In: Mitteilungen der Wiener Bauhütte, 10.1916, S.110f

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
5.1899, S.22 (Kath. Fundationalamt und Casino in Fünfkirchen)
7.1901, S.37, T.65 (Museum f. Kunst und Gewerbe in Magdeburg)
8.1902, S.6, T.11 (Das neue Museum in Carnuntum) / S.14, T.32 (Konkurrenzentwurf Ausbau der Domkirche in Brünn)
14.1908, S.55f, T.57 (Das neue Museum in Spalato)

Deutsche Bauzeitung
41.1907, H.39, S.369ff (Magdeburger Museum)

WBIZ
8.1891, S.255ff (Restaurierung Dom zu Fünfkirchen)
11.1894, S.376 (Casinogeb. in Fünfkirchen)
35.1917/18, S.81ff (Städt. Amtshaus Wien 1, Felderstr./Rathausstr.)

ZÖIAV
59.1907, S.606f (Das Kaiser Friedrich Museum in Magdeburg)

Zentralblatt der Bauverwaltung
8.1888, S.5f (Dienstwohnhaus f.d. Regierungs-Präsidenten in Aurich)
22.1902, S.89f (Ideen-Wettbewerb für die Wiederherstellung des Domes St. Peter und Paul in Brünn)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Nord
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
L. Hirsch: Der kaiserl. österr. Franz Joseph Orden und seine Mitglieder. Wien 1912
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
P. Zatloukal: A Guide to the Architecture of Brno 1815-1915. Brno 2000

LEXIKA:
ThB; Czeike
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Ausstellungen
1913Internationale Baufachaustellung Leipzig
1999„Das ungebaute Wien“, Historisches Museum der Stadt Wien
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Anmerkungen
August Kirstein nahm bei der Fertigstellung der von Viktor Luntz geplanten Jubiläumskirche in Wien 2, einige "Korrekturen" vor. Der im Dehio 2 publizierte Grundriss entstammt dem Entwurf von Viktor Luntz und entspricht nicht der tatsächlichen Ausführung.
Angabe bei Weihsmann 05 irreführend und falsch (z.B. Geburtsort falsch, Vater war nicht Dombaumeister in Ratibor sondern Steinmetz am Kölner Dom, Ausbildung falsch, wurde nicht nach Tod von Schmidt Dombaumeister v. St. Stephan (erst 1921), wichtige Werke fehlen (Kaiser Jub.Kirche, Amthaus Wien1)
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.11.2005
Zuletzt geändert: 10.11.2008
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