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Alfred Kraupa

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 29.12.1886 - † 22.08.1969
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Ing., Prof.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt; Zivilarchitekt
Familiäres Umfeld: Vater: Gustav (1856-1928), Staatsbeamter und Bezirksrat
Mutter: Josefine, geb. Marschall (1859-1941)
4 Geschwister
Ehe mit Annie, geb. Wolf (1892-1962)
Bürogemeinschaft: ca.1913-1914 mit Karl Scheffel und Hans Glaser, Wien 4
ca.1934-1938 mit Hans Glaser, Wien 6
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1902Staatsgewerbeschule Wien 1 (Baufach 2.Jg., Maurerlehrling; erhielt einen Buchpreis)
1905-1906Staatsgewerbeschule Wien 1 (Höhere Gewerbeschule; Absolvent)
1910-1912Technische Hochschule Wien (a.o. Hörer div. Übungen, u.a. bei Max Ferstel, Mayreder)
1910-1913Akademie der bildenden Künste Wien (Ohmann)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab ca.1913Architektur- und Konstruktions-Atelier für Ausstellungsindustrie, Möbel und Vergnügungsbauten (Scheffel, Glaser & Kraupa)
nach 1918Aufenthalt in der Tschechoslowakei
1927Befugnis zum Zivilarchitekten
1947Zur Befugnisausübung nicht zugelassen auf Grund des Verbotsgesetzes
1949Freispruch von Anklage und minder belastet, Wiederzulassung
ab 1965Ruhen der Befugnis
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Auszeichnungen und Ämter
1911Zuerkennung eines Reisestipendiums an der k.k. Akademie der bildenden Künste Wien
um 1960Professor (Titelverleihung mit Entschluss des Bundespräsidenten)
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Mitgliedschaften
ab 1919Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (in Ausschüssen tätig)
o.J.Ingenieurkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland
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Vita
Alfred Kraupa wurde im Jahre 1886 als Sohn eines k.k. Staatsbeamten in Wien geboren. Nach dem Abschluss der k.k. Staatsgewerbeschule in Wien 1 im Jahre 1906 wird Kraupa erst wieder 1910 greifbar; er begann gleichzeitig als ordentlicher Hörer an der Akademie der bildenden Künste und als außerordentlicher Hörer an der Technischen Hochschule in Wien zu studieren. Während des dreijährigen Studiums nahm er bereits mit dem älteren Wiener Architekten Hans Glaser (1873-1950) erfolgreich an zahlreichen in der Monarchie ausgeschriebenen Wettbewerben teil; ihre Entwürfe wurden in der Wiener Bauindustrie-Zeitung veröffentlicht.

Vermutlich unter der Führung des Architekten Karl Scheffel gründeten Kraupa und Hans Glaser um 1912 ein „Architektur und Konstruktionsatelier für Ausstellungsindustrie, Möbel und Vergnügungsbauten“, das sich wahrscheinlich durch die Wirren des Ersten Weltkriegs auflöste. Trotz der kurzen Zeitspanne konnte das rührige Architektentrio aber zwei Hotelum- und -neubauten in Wien verwirklichen und reichte zugleich Projekte bei Wettbewerbsausschreibungen ein.

Nach dem Ersten Weltkrieg hielt sich Kraupa in der Tschechoslowakei auf. Im Wiener Raum bekam er nach derzeitigem Wissensstand erst ab 1927 Aufträge für kommunale Wohnhausanlagen. Zwischen 1934 und 1938 dürften Hans Glaser und Alfred Kraupa wieder ein gemeinsames Architekturbüro geführt haben. Kraupa soll sich in der Zwischenkriegszeit hauptsächlich mit Innenausstattungen befasst haben; dies lässt sich jedoch auf Grund der heutigen Quellenlage nicht nachvollziehen. Während der NS-Zeit wurde Kraupa noch einmal mit der Planung einer Wohnhausanlage von der Gemeinde Wien betraut.

Nach dem Zweiten Weltkrieg durfte Kraupa auf Grund des Verbotsgesetzes bis 1949 seinen Beruf nicht ausüben.
Kraupa starb hochbetagt im 83.Lebensjahr und wurde auf dem Ottakringer Friedhof in Wien 16 begraben.
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Stellenwert
Bedingt durch die Zusammenarbeit mit den Architekten Hans Glaser und Karl Scheffel zwischen 1910 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist die eigenständige Architektenpersönlichkeit von Alfred Kraupa in der Frühzeit nicht abzuklären.

Der damalige Architekturstudent beteiligte sich überwiegend mit Hans Glaser an zahlreichen Wettbewerben in der Monarchie. Fast die Hälfte davon betraf Planungen für die verschiedensten Schultypen, bei denen sich der Trend zur Abwendung vom „Schulkasernenstil“ zeigte. Wahrscheinlich je nach Anlage der Bauparzellen entschieden sich Kraupa und Glaser bei der Grundrisswahl zwischen langgestreckten Korridorsystemen (Realschule Hermannstadt) und zwei- bis vierflügeligen Anlagen (Perchtoldsdorf, bereits mit Karl Scheffel). Die eher einfach gestalteten Fassaden sind insgesamt meist klassizierend konzipiert unter der Beimengung von Elementen des Heimatstils. In die Dachzone reichende Portalachsen mit versetzten Fenstern, kleine Vorbauten, Arkaden und große Rundbogenfenster für Fest- oder Turnsäle gliederten die meist asymmetrisch konzipierten Fassaden. Auffallend ist die Aufwertung durch an- oder eingefügte Türme (z.B. Hermannstadt) bzw. einen bekrönenden Uhrturm (Kronstadt).

Von den übrigen Entwürfen für öffentliche Gebäude beeindruckt vor allem die monumentale Anlage für das Kaiser Franz-Josef Stadtmuseum in neoklassizistischen Formen. Die ab 1912 im Verein mit Karl Scheffel ausgeführten Wettbewerbsentwürfe zeigen zum Teil neoklassizistische Züge mit Elementen der Wiener Werkstätte (Bielitz, Haus der Tuchmacher). Heimatstilelemente finden sich im Projekt für ein Hotel in Gars (um 1914). Tatsächlich realisiert wurde in Wien von dem Architektentrio das repräsentative Hotel „Erzherzog Rainer" (Wien 4, Wiedner Hauptstraße 27-29 / Mozartgasse 6, 1912), dessen Fassade mit ondulierenden Erkern und secessionistischen Motiven ausgestattet wurde.

Die für die Gemeinde Wien geplanten Wohnhausanlagen in der Zwischenkriegszeit entwarf Kraupa ohne Partner. Die Fassade des zur Hauptperiode des kommunalen Wohnbaus gezählten „Franz Schuster-Hofes“ (Wien 3, Hagenmüllergasse 14-16, 1927) erhielt durch verschiedene Abstufungen hinter die Baulinie eine spannungsreiche Dynamik. Abgetreppte Erkerachsen rahmen das Mittelfeld mit Rundbogenloggien, das von einer Arkadenloggia im obersten Geschoss bekrönt wird. Wesentlich einfacher und flacher fiel bereits die ein Jahr später errichtete Wohnhausanlage in Wien 12, Oswaldgasse 14-22 / Johann Hoffmann-Platz 18 (1929/30) aus. Hier führt die mittig liegende Einziehung an der Front zur Ausbildung eines Vorgartens. Die langgestreckten Fassaden werden nur mehr durch Balkonachsen gegliedert.

Die in der NS-Zeit entworfene Wohnhausanlage in Wien 15, Jheringgasse 3-5 zeigt neben historisierenden Rückgriffen in der Erdgeschosszone eine sachlich gestaltete nüchterne Fassade.

Kraupa setzte sich während seiner Lehrjahre vor dem Ersten Weltkrieg mit den verschiedensten stilistischen Strömungen in Wien nach der Jahrhundertwende auseinander.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1927-1928WHA d. Gem.Wien, „Franz-Schuster-Hof“, Wien 3, Hagenmüllergasse 14-16
1929Wohnhaus, Wien 12, Johann-Hoffmann-Platz 18
1929-1930WHA d. Gem.Wien, Wien 12, Oswaldgasse 14-22
1940-1941WHA d. Gem.Wien, Wien 15, Jheringgasse 3-5
o.J.Arbeiterwohnhäuser, Blumenau? bei Wien

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1911Justizpalast und Gefangenenhaus, Sarajevo, BIH (Wettbewerb 1910, 1.Preis; mit Hans Glaser; Ausf. nach Abänderung mit H. Glaser und Karl Parik)
1912Umbau Kolosseum, Linz, OÖ (mit Hans Glaser und Karl Scheffel)
o.J.Feuerlöschzentrale, Wien (Adr. unbek.)
o.J.diverse Bahnhofsbauten (Adr. unbek.)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1912Hotel „Erzherzog Rainer“, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 27-29 / Mozartgasse 6 (mit Hans Glaser und Karl Scheffel)
1913Umbau des Hotels „Kaiserin Elisabeth“, Wien 1, Weihburggasse 3 (mit Scheffel und Glaser)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
o.J.div. Innenausstattungen

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1910Gymnasial- und Realschulgebäude, Kronstadt, Ungarn / Brasov, RO (Wettbewerb, 1.Preis; mit Hans Glaser)
1910Volks- und Bürgerschule für Mädchen, Biala, Österr.Schlesien / PL (Wettbewerb, ein 2.Preis; mit Hans Glaser)
1911Ausstellungsgebäude des Kunstvereins für Kärnten, Klagenfurt, Ktn. (Wettbewerb, lobende Anerkennung mit Hans Glaser)
1912Reichsanstalt für Mutterschutz und Säuglingsheim (später Kinderklinik Glanzing, heute WHA), Wien 19, Glanzinggasse 35-38 (Wettbewerb, mit Hans Glaser)
1912Röm.-kath. Friedhofsanlage auf dem Thesener Feld bei Marburg, Stmk. / Maribor, SLO (Wettbewerb, 1.Preis; mit Hans Glaser; und 3.Preis; mit Hans Glaser, Karl Scheffel)
1912Landtagsgebäude, Sarajevo, Bosnien / BIH (Wettbewerb, mit Hans Glaser, 1.Preis)
1912Evang. Kaiser Franz-Josef-Jubiläumskirche am Tabor, Wien 2 (Wettbewerb, mit Hans Glaser)
1912Realschule und Gymnasium, ? Hermannstadt / Sibiu, RO (Wettbewerb, mit Hans Glaser)
1912Volks- und Bürgerschule, Perchtoldsdorf, NÖ (Wettbewerb, mit Hans Glaser und Karl Scheffel)
1913Kaiser Franz-Josef-Stadtmuseum, Schmelz, Wien 15 (Wettbewerb mit Hans Glaser)
1913Zunfthaus der Tuchmacher, Bielitz, Österr.Schlesien / Bielsko-Biala, PL (Wettbewerb, mit Hans Glaser und Karl Scheffel)
1913Mittelschulgebäude in Schönichel, Bahnhof Oderberg, Österr.Schlesien / Bohumin, CZ (Wettbewerb, mit Hans Glaser)
1913Handels- und Gewerbekammer, Linz, OÖ (Wettbewerb, mit Hans Glaser und Karl Scheffel)
vor 1914Hotel, Gars (am Inn oder am Kamp?) (Projekt mit Hans Glaser und Karl Scheffel)
1914Pfarr- und Gedächtniskirche, Lissa, Dalmatien / Vis, HR (Wettbewerb, zum Ankauf vorgeschlagen)
1915Geh- und Rohrsteig über den Donaukanal, Wien (Wettbewerb 1. Preis)
1917Schulbau Schmelz, Wien 15 (Wettbewerb, einer von fünf gleichen Preisen)
1936Ausgestaltung Dr. Dollfußplatz (heute Sigmund Freud-Park), Wien (Wettbewerb, 2. Preis)
1937Bundesgymnasium und dazugehöriges Internat auf dem Gelände gegenüber dem Landesregierungsgebäude in Eisenstadt, Bgl. (ein 3.Preis)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der ABK; Grabmal (Friedhof Ottakring, Wien 16); TUWA; WStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
B. Dimitrijevic: Der Architekt Karl Parik. In: Österr. Zeitschrift für Kunst- und Denkmalpflege 44.1990, S.165, Abb.204
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
Kommunaler Wohnbau in Wien. Aufbruch 1923–1934. Ausstrahlung. (Ausst.Kat.), Wien 1978
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
S.S.: Städtebauliche Gestaltung des Dollfuß-Platzes. In: profil, 4.1936, H.7, S.327ff, Abb.522ff (Kaiser Franz-Josef-Denkmal, 2.Preis)
H. Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. Wien 1998

HINWEISE AUF WERKE:
WBIZ
29.1912, S.37ff; T.13; T.35 (Wettbewerbsentwurf für ein Justizpalais mit Gefangenenhaus in Sarajewo; mit Hans Glaser) / S.129ff (Wettbewerbsentwurf für ein Amtsgebäude des Kunstvereins für Kärnten in Klagenfurt) / S.429ff (Wettbewerbsentwurf für die Evangelische Kaiser Franz-Josef-Jubiläumskirche am Tabor, Wien)
30.1913, S.3; S.6; T.1 (Wettbewerbsentwurf Reichsanstalt für Mutterschutz und Säuglingsheim in Wien) / S.129ff (Wettbewerbsentwurf Realschule Hermannstadt) / S.146 f (Wettbewerbsentwurf Friedhofsanlage auf dem Thesener Feld, Marburg) / S.182f (Wettbewerbsentwurf Landtag Sarajewo) / S.197f, T.48 (Wettbewerb Schule Kronstadt, Brasso) / S.200ff, T.49 (Wettbewerbsentwurf Schule in Biala) / S.276-279, T.64 (Neubau des Hotels „Mozart-Hof“, Wien 4) / S.309-312 (Wettbewerbsentwurf für eine Schule in Perchtoldsdorf) / S.353f, T.77f (Wettbewerbsentwurf Kaiser Franz-Josef-Stadtmuseum, Wien) / S.397f, T.91f (Wettbewerbsentwurf Zunfthaus der Tuchmacher, Bielitz)
31.1914, S.57f (Wettbewerbsentwurf Mittelschulgebäude in Schönichel, Bahnhof Oderberg) / S.65f (Hotel in Gars, Projekt) / S.101ff (Wettbewerbsentwurf Handels- und Gewerbekammer Linz)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
Festschrift zur 50 Jahr-Feier der Techn. gew. Bundeslehranstalt Wien 1, 1880-1930. Wien 1930
Jahrbuch der k.k. Staatsgewerbeschule und der damit verbundenen gewerblichen Fortbildungsschule in Wien, 1900/01
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
Dressler’s Kunsthandbuch. Berlin 9.1930, Bd.2
Saur: Allgemeines Künstlerlexikon. Bio-bibliographischer Index A-Z. München / Leipzig 2000, Bd.5, S.692
Vollmer; Weihsmann 05

INTERNETLINKS:
www.dasrotewien.at
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Anmerkungen
Weihsmann 05, S.204: fälschlich Sterbedatum 20.08.1969

Nach Weihsmann 05, S.204: Kraupa soll eine Büropraxis bei Rudolf Dick nach 1913 absolviert haben. Dick starb aber 1910.

Weihsmann 05, S.204 und S.341 gibt eine Mitarbeit von August Friedrich Scheffel an bei (nicht verifizierbar):
1927-1928 WHA d. Gem. Wien, “Franz-Schuster-Hof”, Wien 3, Hagenmüllergasse 14-16
1929 Wohnhaus, Wien 12, Johann-Hoffmann-Platz 18
1929-1930 WHA d. Gem. Wien, Wien 12, Oswaldgasse 14-22
Eingegeben von: Dagmar Herzner-Kaiser
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 10.04.2008
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