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Oswald Luckeneder

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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 28.08.1841 - † 27.02.1900
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Lukeneder
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt u. Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Andreas, Stadtbaumeister (1812-1890)
Ehe mit Paula Edle von Gunz
Kinder: Marie, Paul
Bürogemeinschaft: 1891 Bürogemeinschaft mit Cajetan Miserowsky
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
1860-1862Polytechnikum
1862-1868Militärdienst
1869-1872Bauschule der Technische Hochschule Wien bei Heinrich Ferstel
ab 1872praktische Ausbildung in Baukanzlei des Vaters
1878Stadtbaumeisterprüfung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1879Stadtbaumeisterkonzession (ruhte bis 3.2.1891)
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Mitgliedschaften
ab 1876Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1880Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
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Vita
Oswald Luckeneder wurde in Wien als Sohn des Stadtbaumeisters Andreas Luckeneder geboren. Der Vater, aus bescheidenen Verhältnissen stammend, hatte sich vom einfachen Maurergesellen zum erfolgreichen Stadtbaumeister nach oben gekämpft. Dem Sohn standen jedoch die Möglichkeiten der fundierten Ausbildung zum Architekten offen und er trat nach dem Besuch der Realschule ins Polytechnikum, den Vorläufer der Technischen Hochschule, ein. Sein Studiengang wurde 1862 durch die Assentierung zum Militärdienst unterbrochen und erst nach vier Jahren konnte er das Studium an der Bauschule der Technischen Hochschule unter Heinrich v. Ferstel fortsetzen. Nach Abschluss seiner theoretischen Ausbildung machte er sich in der Baufirma seines Vaters mit der praktischen Seite des Berufes vertraut, nebenbei soll er auch die Architekturschule an der Akademie der bildenden Künste besucht haben. In der väterlichen Firma wurde er offensichtlich mit der Ausführung verschiedener großer Bauvorhaben betraut, die Quellen berichten z.B. von mehreren Arkadenhäusern in der Reichsratsstraße.

Oswald Luckeneders Vater starb Anfang Mai 1890, ungefähr ein Jahr später scheint Cajetan Miserowsky als Teilhaber der Baufirma auf. Luckeneder & Miserowsky entwickelten sich in der Baubranche zu einem florierenden Unternehmen. Sie waren sowohl entwerfend, vor allem aber ausführend tätig und errichteten eine große Anzahl von Bauten in und um Wien.

Neben seinen Erfolgen als Stadtbaumeister dürfte auch Oswalds Heirat mit Paula Edler von Gunz zur gesellschaftlichen Reputation der Familie Luckeneder beigetragen haben. Oswald Luckeneder verstarb im 59. Lebensjahr und wurde in der Familiengruft auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.
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Stellenwert
Oswald Luckeneders bauliche Tätigkeit begann nach seinem Hochschulabschluss in der väterlichen Baufirma in den 1870er Jahren. Damals waren in Wien Neo-Renaissanceformen gefragt, mit denen auch die Wohnbauten ausgestattet wurden. Bei der Gestaltung der Fassaden wurde anfangs nicht so sehr auf eine reiche Ornamentik Wert gelegt, sondern es kamen eher klassische Formen von stärkerer, plastischer Wirkung zur Anwendung. Die Fenster der beiden Hauptgeschosse des dreiteiligen historistischen Fassadenaufbaues wurden meist mit bekrönenden Gebälksstücken, oft auch mit Dreiecks- und Segmentgiebeln ausgestattet, um diesen Bereich besonders auszuzeichnen. Deutlich ausgeprägte Gesimse trennen Sockel-, Haupt- und Attikazone voneinander und ein ausladendes Kranzgesims schließt den Bau ab. Dieses wurde gelegentlich von Konsolen abgestützt, die zwischen die darunterliegenden Dachluken gesetzt waren (Wien 1, Liebiggasse 4). In manchen Fällen konnte der oberste Bereich, wenn er durch besonders schmuckreiche Formen und wuchtige Ausmaße betont wurde, dem Bauwerk eine gewisse „Kopfschwere“ verleihen. Akzente im gleichmäßigen Achsenablauf der Fassade setzten seichte Risalite oder eine Verbreiterung der seitlichen Fensterachsen. Die Bauten der Fa. Andreas Luckeneder folgten der zeittypischen Formgebung und der Eintritt Oswalds in die Firma seines Vaters zeichnete sich durch keinerlei auffallende stilistische Ausprägung ab.

Ab Anfang 1891 sind die ersten Bauten zu belegen, die gemeinsam mit Cajetan Miserowsky enstanden. Auch diese repräsentieren den herrschenden Zeitgeschmacks und lassen keine persönliche Handschrift oder Vorlieben erkennen. Der Fassadenschmuck war im Laufe der Zeit mit manieristischen Motiven und Ornamenten immer aufwendiger gestaltet worden, ab den 80er Jahren traten dann in verstärkten Maß barocke Elemente, wie geschwungene Giebelformen und Kartuschen auf. Vor allem wurden die Gebäude nun auch wesentlich plastischer mit Erkern und Risaliten durchgestaltet, die Risalite zusätzlich mit verschiedenen Bauelementen wie Pilastern und Balkonen ausgezeichnet, oft auch überhöht, und mit besonderen Dachformen hervorgehoben. Bei Eckhäusern wurde die Übereck-Ansicht in der Dachregion bevorzugt mit Türmen oder kuppeligen Bekrönungen akzentuiert. Den Anspruch auf Repräsentation erzielte man aber nicht nur durch eine üppige Dekoration, sondern auch durch gesteigerte Ausmaße der Bauten. Das Zusammenziehen mehrere Bauparzellen unter eine einheitliche Gesamtgestaltung hatte bereits seit den späten 60er Jahren den Wunsch der Zeit nach Monumentalität und Repräsentation erfüllt. Diese großen Wohnkomplexe wurden in Wien meist „Hof“ genannt. Auch Luckeneder & Miserowsky verwirklichten mit dem aus drei Parzellen bestehenden „Konopatsch-Hof“ (Wien 9, Porzellangasse 44, 46 und 48), dessen lange Fassade in neobarocken Formen und Dekor gehalten war, ein solches Projekt. Die späthistoristische Gestaltungsweise, unter die sich gegen Ende des Jahrhunderts vereinzelt auch secessionistischer Dekor mischte, prägte auch die folgenden Bauten der beiden.

Da Oswald Luckeneder Zeit seines Lebens in Arbeitsgemeinschaften eingebunden war und die im Zug seiner Tätigkeit entstandenen Bauten keine ausgeprägte individuelle Formgebung aufweisen, lässt sich sein entwerfender Anteil kaum bestimmen, zumal die Fa. Luckeneder & Miserowsky nicht so sehr entwerfend tätig wurde, sondern vor allem mit der Ausführung vielfältiger Bauaufträge, sowohl großer kirchlicher wie auch profaner Projekte, befasst war. Dazu kommt, dass viele ihrer Bauten, die sie für militärische oder öffentliche Institutionen errichtet hatten, nicht mehr existieren, andere wieder auf Grund einer falsch verstandenen Modernisierung nur mehr in verstümmelter Form vorhanden sind.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1881-1882Miethaus, Wien 1, Liebiggasse 4 (mit Andreas Luckeneder)
Bauten gemeinsam mit Cajetan Miserowsky:
1891-1892Wohn- u. Geschäftshäuser, Wien 9, Porzellangasse 44, 46 und 48 (Fassade von Nr. 46 abgeschlagen, Dachaufbauten entfernt)
1896Miethaus, Wien 6, Stumpergasse 32
1897-1898Miethaus, Wien 5, Wehrgasse 11 und 11a
um 1898Miethaus, Wien 5, Spengergasse 3 und 5
um 1898Miethaus, Wien 17, Pezzlgasse 24 und 26
um 1900Miethaus, Wien 15, Wurzbachgasse 19 (existiert nicht mehr)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; KHA des WStLA; ÖIAV
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts [6. Bezirk]. Wien 1976
ÖKT (Österreichische Kunsttopographie) 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861-1951. Wien 1951

HINWEISE AUF WERKE:
Allg. Bauzeitung
59.1894, S.32, T.25, 26 (Konopatsch-Hof, Wien 9, Porzellangasse 44,46,48)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893;
A. Eckstein (Hrsg.): Künstler-Album. Wien 1890;
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
divergierende Geburtsdaten: Geburtsjahr 1841 bei Archiv Baumeisterinnung, 29.8.1841 in Ecksteins Künstleralbum, 28.8.1841 TUWA, 28.8.1843 bei Eisenberg. Sterbedatum bei R. Schmidt: Künstlerhaus 28.2.1900 ist falsch. Dehio 2: Wien 2, Gr. Pfarrgasse 28-30 wurde von Luckeneder & Miserowsky nur ausgeführt, der Entwurf stammt von Wilhelm Jellinek.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 11.05.2007
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