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Johann Meidl

Persönliche Daten
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 04.12.1844 - † 20.11.1930
Geschlecht: m
Geburtsort: Mattersburg
damaliger Name: Mattersdorf/Nagymarton, Westungarn
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtmaurermeister
Familiäres Umfeld: 1. Ehe mit Cäcilie Bauhuber (ca. 1841-1903)
2. Ehe mit Maria Rehling (1860-1949)
Bürogemeinschaft: ab 1910 mit Josef Schwarz
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1879Baumeisterkonzession außerh. Wiens, für Hernals
ab 1910Zusammenarbeit mit Josef Schwarz
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Mitgliedschaften
ab 1879Bau- und Steinmetzmeister-Genossenschaft, Wien (als Maurermeister)
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Vita
Über Leben und Abstammung Johann Meidls liegen nur spärliche Informationen vor. Er wurde 1844 in Mattersdorf, ungarisch Nagymarton, dem heutigen Mattersburg, geboren und absolvierte eine Ausbildung als Maurer. Es fehlen Nachweise darüber, bei welcher Baufirma (oder welchen Baufirmen) er zunächst tätig war und wann er sich in Wien ansässig machte. 1879 erhielt er hier jedenfalls als Maurermeister die Baumeisterkonzession, was die Annahme nahelegt, dass er schon einige Zeit in Wien gelebt und gearbeitet hatte. Nach damaligem Recht war es konzessionierten Maurermeistern erlaubt, selbst Häuser zu entwerfen und zu bauen, allerdings keine Monumentalbauten. Die Konzession war zunächst auf die Bautätigkeit außerhalb Wiens beschränkt, da die Vororte zu dieser Zeit noch nicht eingemeindet waren. Später, nach der Eingemeindung, bezeichnete sich Johann Meidl auch als „Stadtmaurermeister“, der – offensichtlich dem Stadtbaumeister gleichgestellt – nun berechtigt war, in den inneren Bezirken Wiens ebenfalls zu bauen.

Über Meidls Tätigkeit bis zu Beginn des 20.Jahrhunderts ist nichts bekannt, erst dann tritt er namentlich im Wiener Baugeschehen in Erscheinung. Für die nächsten zehn Jahre sind viele und zum Teil große Bauvorhaben registriert, mit denen er beschäftigt war. Neben der Abwicklung eigener Projekte arbeitete er ab 1910 auch mit dem unternehmerisch tätigen Baumeister Josef Schwarz zusammen. Gemeinsam errichteten sie bevorzugt ganze Gruppen von Miethäusern vor allem in den Bezirken Fünfhaus und Ottakring, bei denen Schwarz als Bauherr auftrat. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das florierende Baugeschäft jäh unterbrochen.

Für Meidl, der zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns bereits 70 Jahre alt war, endete damit die Tätigkeit in der Baubranche. Ein 1915 eingebrachter Konkursantrag, wurde mangels Vermögens abgewiesen. Die letzten Monate seines Lebens verbrachte er im Versorgungsheim Lainz, wo er im 86.Lebensjahr verstarb.
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Stellenwert
Johann Meidls Stellung im architektonischen Geschehen ist nur schwer zu beurteilen. Von seiner Generation her war er von der historistischen Gestaltungsweise geprägt und er war 60, als plötzlich viele Bauten unter seinem Namen entstanden.

Diese Miethäuser zeigen Fassaden, bei denen die neuen Formen und Elemente der Secession deutlich in die Gestaltung eingebunden sind. Teils wurde der neue Dekor mit barockisiernden Schmuckformen verbunden, teils aber die neue Ornamentik in durchaus eigenständiger Form verarbeitet. Besonders deutlich sind die Variationen in der Durchgestaltung an der großen Miethausgruppe zu sehen, die Meidl auf den ehemaligen Harrachschen Gartengründen im 3.Bezirk errichtete (Wien 3, Lustgasse 4-14 und Hainburger Straße 60-66), die Achleitner prägnant als „Fingerübungen im angewandten Jugenstil“ bezeichnet.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass Johann Meidl Urheber all dieser Fassaden war. Die vielen und umfangreichen Bauaufträge hatten sicher zur Vergrößerung seiner Baufirma und des Mitarbeiterstabes geführt. Hier konnten Absolventen von Baufachschulen oder andere Talente gearbeitet haben, die mit dem Entwerfen der Fassaden betraut wurden und dafür bevorzugt die neuen Form- und Gestaltungsprinzipien einsetzten. Ein Indiz für mangelnde eigene Kreativität wäre auch, dass Meidl eine gelungenen Fassadenkomposition wiederholt verwendete, wie bei den Häusern Wien 8, Florianigasse 43 und Albertgasse 8 mit ihrem identen secessionistischen Noppendekor und den plastischen Brüstungselementen bei den Fenstern. In Zusammenarbeit mit dem Bauunternehmer Josef Schwarz wurde ein und dieselbe Fassadenform ebenfalls mehrmals, offensichtlich auch aus Gründen der Ökonomie, bei seinen Mietkasernenprojekten eingesetzt (Wien 16, Paletzgasse 11 und 13, Speckbachergasse 16, Wilhelminenstraße 67). Der Part, der Johann Meidl bei den gemeinsam mit Schwarz errichteten Bauten zukam, ob er auch für den Entwurf oder nur für die Ausführung zuständig war, ist nicht immer klar abgegrenzt.

Die anfangs dominierende secessionistische Ornamentik wurde bei Meidls späteren Bauten zu Gunsten der in Wien bevorzugten Mischung mit historisierenden Formen zurückgenommen. Bei diesem Mischstil wurden die zunächst verwendeten Barockmotive allmählich von klassizierenden Dekorationen und Formelementen (Wien 5, Spengergasse 7, 9 und11) verdrängt, die frühere plastischere Fassadengestaltung zu Gunsten einer flacheren Behandlung aufgegeben. Schließlich wurde auch der Tendenz, den Bauten eine heimatstilartige Note zu verleihen, Rechnung getragen: hohe Dächer und über dem Abschlussgesims aufgesetzte geschwungene Giebelformen zeichnen die letzten Bauten der Firma Meidl im Nibelungenviertel aus (Wien 15, Giselhergasse 2 und Gablenzgasse 17).
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1899Miethaus, Wien 20, Treustraße 68 (abgerissen)
1901Wien 16, Grundsteingasse 39
1903Miethaus, Wien 8, Laudongasse 73 (Fassade abgeschlagen)
1905-1907Miethaus, Wien 8, Klesheimgasse 2 / Schönborngasse 9
1907Miethausgruppe, Wien 3, Lustgasse 1-3 und Hainburgerstraße 64-66
1907Miethausgruppe, Wien 3, Lustgasse 4-14 und Hainburgerstraße 60-62
1907Miethaus, Wien 8, Florianigasse 43
1908Miethaus, Wien 8, Albertgasse 8
1909Miethaus, Wien 8, Blindengasse 36 (Fassade abgeschlagen)
1909Miethäuser, Wien 8, Blindengasse 55 und Hernalser Gürtel 18 (Fassadenschmuck zum größten Teil abgeschlagen)
1911Miethaus, Wien 8, Albertgasse 11
1911Miethaus, Wien 5, Spengergasse 7, 9, und 11
1911-1912Miethäuser, Wien 16, Paletzgasse 8 und 10, 11 und 13 (mit Josef Schwarz)
1911-1912Miethaus, Wien 18, Herbeckstraße 67
1912Miethaus, Wien 18, Wallrißstraße 105 / Eckpergasse
1912-1913Miethaus, Wien 16, Seeböckgasse 16 / Speckbachergasse 47
1912-1913Miethaus, Wien 16, Wilhelminenstraße 67
1913Miethaus, Wien 6, Meravigliagasse 2 / Eisvogelgasse 7
1913Miethaus, Wien 15, Gablenzgasse 17 (mit Josef Schwarz)
1914-1915Miethaus, Wien 15, Giselhergasse 2/ Markgraf Rüdiger-Straße 23 (mit Josef Schwarz)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; Matrikenarchiv der Pfarre Hernals, Wien 17; MA 43; WStLA-Meldearchiv, Totenschaubefund, Todesfallsaufnahme, Verlassenschaftsabhandlung
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Sekundärquellen

LITERATUR:
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks, Wien 1980
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk] Wien 1976

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 13.02.2008
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