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Hans Miksch

Persönliche Daten
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 24.06.1846 - † 14.05.1904
Geschlecht: m
Geburtsort: Liberec
damaliger Name: Reichenberg
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Dresden
Land: Deutschland
damaliger Name: Deutsches Reich
Religionsbekenntnis: unbekannt
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Johann M., Stadtbaumeister i. Reichenberg
Ehe mit Marie M.
Bürogemeinschaft: ab 1881 Bürogemeinschaft mit Julian Niedzielski
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Hausarchitekt bei Graf Zichy
o.J.Tätigkeit als Architekt bei der Wiener Baugesellschaft
ab 1881 Planungsbüro gemeinsam mit Julian Niedzielski
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Mitgliedschaften
ab 1882Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
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Vita
Hans Miksch stammte aus einer Reichenberger Baumeisterfamilie. Betreffend seinen Ausbildungsweg ist bislang nicht bekannt, ob er eine technische Schule besucht oder eine an der Praxis orientierte Ausbildung bei seinem Vater, dem Stadtbaumeister Johann Miksch, absolviert hat. Ebenso gibt es nur vage Informationen über die Anfänge seiner Tätigkeit als Architekt, die er bei der Wr. Baugesellschaft begann, doch soll er zuvor als Hausarchitekt bei Graf Zichy gearbeitet haben. Durch seine Familie und Herkunft blieb er aber stets seiner Geburtsstadt Reichenberg verbunden, die damals nach Prag die reichste und prosperierendste Stadt Böhmens war.

Am Beginn seiner selbständigen Tätigkeit stand der Wettbewerb für das Reichenberger Stadttheater. Miksch hatte gemeinsam mit dem Architekten Julian Niedzielski einen Entwurf eingereicht, der den 1.Preis erhielt. Dieser Erfolg begründete auch die langjährige Zusammenarbeit der beiden, die noch im selben Jahr ein gemeinsames Planungsbüro in Wien gründeten. Miksch nützte weiterhin, nun mit seinem Partner, die guten Kontakte, die er zu Reichenberg und dem nordböhmischen Raum hatte. Sie verfassten zahlreiche Projekte, nahmen an etlichen Wettbewerben teil und konnten viele ihrer Planungen realisieren. Sie waren aber ebenso gesuchte Architekten in den anderen Ländern der Donaumonarchie, wo sie viele Bauten errichteten.

Ab 1896, Niedzielski war in den Staatsdienst eingetreten, führte Miksch die Planungen großteils alleine durch. Auf einer Geschäftsreise, die ihn im Jahr 1904 nach Dresden führte, verstarb der Architekt ganz unerwartet und wurde auch dort bestattet.
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Stellenwert
Hans Miksch war ein typischer Vertreter des Späthistorismus. Die in Partnerschaft mit Julian Niedzielski entstandenen Bauten zeigen die ganze Vielfalt stilistischer Gestaltungsweisen, die diesen auszeichnen. Der gewählte Stil sollte für die jeweilige Bauaufgabe entweder eine assoziative Verknüpfung herleiten oder eklektizistisch ausgewählte stilistische Elemente sollten für eine gesteigerte Pracht des Gebäudes sorgen.

Seit dem Bau des Wiener Rathauses hatten gotische Formen für Rathäuser großen Anklang gefunden, da sie als eine Reminiszenz auf das starke Bürgertum mittelalterlicher Handelsstädte verstanden wurden. Die Architekten wählten für den Rathausbau in Neu-Sandec, Galizien, ebenfalls gotische Formen. Sie errichteten einen der nordischen Gotik entlehnten Ziegelbau mit Steingliederung, abgetreppten Giebeln und einem dominanten Mittelturm. Das Eingangportal des Tiergartens im Wiener Prater war in Renaissanceformen gehalten und mit Tierfiguren geschmückt. Das Restaurationsgebäude hingegen zeigte eine Mischung aus Barock- und Renaissanceformen und hatte Balkone und Loggien in Holzbauweise. Die Holzarchitektur, die asymmetrische Bauweise und der Eckerker mit Butzenscheiben entsprachen mehr dem Bauen auf dem Lande und reagierten damit auf die umgebende Landschaft der Praterauen.

Miksch und Niedzielski zeigten sich auch gegenüber modernen Konstruktionsmethoden und Materialien aufgeschlossen. Sie gewannen den Wettbewerb um die Kurkolonnaden in Marienbad mit einem Entwurf einer für diese Bauaufgabe neuen Glas-Eisen-Konstruktion. Die neuen Materialien, in dieser Art vor allem bei Verkehrsbauten eingesetzt, erlaubten auch eine neuartige Gestaltungsweise der bisher in schwerer Steinbauweise gehaltenen Wandelgänge. Mit dünnen Metallsäulen war eine leichte und zartgliedrige Formgebung möglich geworden, die großzügigen Lichtgaden sorgten für Helligkeit und die steinernen Kopfpavillons wurden verschwenderisch geschmückt.

Hans Miksch bleibt bei den Bauten, die er mit seinem Partner und auch alleine konzipierte, überwiegend bei einem traditionellen Formenvokabular. Für das städtische Miethaus mit kräftig durchgestalteten Fassaden und einer reichen Ornamentik erwiesen sich neobarocke Formen für die anspruchsvolle, prächtige Gestaltung am geeignetsten. Ob er bei seinen späteren Bauten zu einer ruhigeren Formensprache gefunden hat, ist heute nicht mehr festzustellen. Krieg und Zeitgeschmack haben teils nur mehr stark vereinfachte oder völlig kahle Fassaden übrig gelassen, an denen bloß Erkervorbauten auf die einstige historistische Gliederung des Hauses in Sockel-, Hauptgeschoss- und Attikazone hinweisen (Wien 1, Wollzeile 36).
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1890Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Wollzeile 36 / Stubenbastei 2-4 (mit Julian Niedzielski, Fassade abgeschlagen)
um 1890Villa Petschek in Aussig, Böhmen / Usti nad Labem, CZ (mit Julian Niedzielski)
um 1892Villa Wolfrum in Aussig, Böhmen / Usti nad Labem, CZ (mit Julian Niedzielski)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1888-1891Verwaltungsgebäude der Sparkasse, Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ (mit Julian Niedzielski)
1889Kurkolonnaden, Marienbad, Böhmen / Mariánske Lázne, CZ (Wettbewerb mit Julian Niedzielski)
um 1890Rathaus mit Sparkasse, Neu-Sandec, Galizien / Nowy Sacz, PL (mit Julian Niedzielski)
1893Eingangstor zum Tiergarten im Prater und Restaurationsgebäude, Wien 2, (mit Julian Niedzielski, um 1902 abgetragen)
1896-1899Umbau und Ausbau Hotel „Schloß Cobenzl“, Wien 19, Cobenzl (für die Allgem. holl.-österr. Baugesellschaft, 1966 abgebrochen)
1911Schulgebäude, Wien 1, Stubenbastei 6-8 (fertiggestellt nach Plänen von Miksch und Niedzielski, Fassade vereinfacht)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
um 1895Fabriksgebäude für Famillie Wolfrum in Aussig, Böhmen / Usti nad Labem, CZ (mit J. Niedzielski)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1881Stadttheater in Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ (Wettbewerb, 1.Preis, mit Julian Niedzielski)
1887Rathaus in Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ, (Wettbewerb, 2.Preis, mit Julian Niedzielski)
1887Kunstgewerbe-Museum in Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ (mit Julian Niedzielski)
18942.Projekt für Kunstgewerbe-Museum Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ (mit Julian Niedzielski, Wettbewerbsprojekt von Rudolf v. Alt gemalt)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA; KHA des WStLA; Materialien des ÖBL
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Sekundärquellen

LITERATUR:
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2. Bd., Wien 1906
Neue Freie Presse, 19.5.1904 (Todesmeldung)
Neues Wiener Tagblatt, 19.5.1904 (Todesmeldung)
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
R. Pühringer: Friedrich Ohmann. Diss. Wien 2003
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
1.1895, S.47, T.79 (Rathaus für Neu-Sandez)

Österr. Wochenschrift f.d. öffentl. Baudienst
1.1895, S. 313f, S.350ff, T.39-40, 43-44 (Sparkasse in Reichenberg)
2.1896, S.423, T.51-53 (Villa Wolfrum in Aussig)

WBIZ
9.1892, S.463, T.88 (Villa Petschek in Aussig)
2.1885, S.41, T.208 (Stadttheater in Reichenberg)
1.1894, S.258 (Der neue Thiergarten) / S.211 (Gewerbemuseum in Reichenberg)

Allg. Bauzeitung
62.1897, S.13, T.6-13 (Die Marienbader Colonnade)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio 1
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB; ÖBL
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Anmerkungen
Divergierende Daten: Künstlerhausarchiv: *24.6.1847; ÖBL: 26.6.1846-2.5.1904
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.11.2005
Zuletzt geändert: 11.05.2007
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