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Robert Morpurgo

Portraitbild
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 09.12.1872 - † 11.02.1941
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
weitere Namen: Robert Freiherr v. Morpurgo
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt, Galerist
Familiäres Umfeld: Vater: Baron Dr.Guido v.M. (1846-1923), Privatier
Mutter: Hermine v.Török (1853-1920)
Bruder: Bruno, Komponist, 2 Schwestern: Paola, Hilda
1.Ehe (1898) mit Friederike Kaizl, Sohn: Rene (1899-1917)
2.Ehe (“Zivilehe” 1904) mit Lucie Laval, Tochter: Edith (1904-1988)
3.Ehe (1921) mit Marry Drill, Söhne: Peter u. Paul (*1923)
Bürogemeinschaft: mit Alfred Wildhack
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1890Externistenmatura in der Realschule Wien 4, Waltergasse
1890-1895Technische Hochschule Wien (bei Karl König und Karl Mayreder)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1899Gründung des Architekturbüros mit Alfred Wildhack
ab 1905Tätigkeit in verschiedenen Architekturbüros in Amerika, vor allem Chicago
1919 od. 1920Gründung der Galerie „Indus-Kunst“ in Wien 1, Stubenring
1929Etabliert sich als Consulting-Ingenieur
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Mitgliedschaften
o.J.Mitglied des Marianen-Ordens
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Vita
Robert Guido Elio Morpurgo war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Wiener Architektenszene der Jahrhundertwende. Er entstammte einer angesehenen jüdischen Unternehmerfamilie aus Triest, die zu den Gründern u.a. des Lloyd Triestino, der Assicurazzioni Generali und des Bankhauses Morpurgo & Parente gehörten. 1885 entschlossen sich die Eltern, von Wien 4, Heugasse (heute Prinz Eugen-Straße) in ein Anwesen nach Atzgersdorf zu ziehen. Die Kinder wurden dort von Hauslehrern unterrichtet und Robert legte die Externistenmatura ab. Er studierte anschließend Architektur an der Technischen Hochschule Wien, absolvierte die 1.Staatsprüfung, von einem definitiven Studienabschluss ist jedoch nichts bekannt. Zu dieser Zeit war dies jedoch keineswegs ein Muss für eine Architektenlaufbahn. 1897 kam es zu einem tiefgreifenden Konflikt mit dem Vater, der Sohn wurde verstoßen und verließ das Elternhaus. Er fand jedoch rasch eine Anstellung bei der k.k. priv. Südbahn. Inwieweit dabei der Umstand, dass seine Triestiner Verwandten Mitfinanciers der Südbahngesellschaft gewesen waren, eine Rolle gespielt hat, kann dahingestellt bleiben. Auf jeden Fall hatte er Frieda Kaizl, die Tochter eines Direktors der k.k. priv. Südbahn, kennengelernt und sie 1898 geehelicht. Ein Jahr später wurde Sohn René geboren. In diesem Jahr machte sich Morpurgo selbständig und gründete gemeinsam mit Alfred Wildhack ein Architekturbüro.

Robert Morpurgo wurde von der Südbahngesellschaft mit verschiedenen Bauaufgaben betraut. Karl Kraus berichtet in der Fackel: „Er baut und richtet alles ein und beschäftigt auf Kosten der Südbahn ein Bureau von 29 Beamten.“ Sogar ein eigener Waggon als mobiles Baubüro soll ihm zur Verfügung gestanden sein. Übereinstimmend wird von einer überaus großzügigen, ja verschwenderischen Lebensführung berichtet. Die Ehe mit Frieda wurde bald geschieden, was der weiteren Auftragserteilung durch die Südbahn nicht zuträglich gewesen sein dürfte. Er ließ sich schließlich auf Bauspekulationen ein, die aber nicht die erhofften Resultate zeitigten. Ende 1904 flüchtete er unter Hinterlassung großer Schulden mit seiner Geliebten, der Schauspielerin Lucie L., nach Amerika. Dort soll er durchaus erfolgreich tätig gewesen sein, die Zivilingenieurprüfung abgelegt und in Planungsbüros, vor allem in Chicago, gearbeitet haben. Auch versuchte er mit der Vermittlung von Farmland ins Bauunternehmergeschäft einzusteigen. Der Kontakt mit der Familie, vor allem mit dem Vater, riss nie ab. 1907 war er kurz in Wien zu Besuch, 1914 kehrte er zurück und erhielt wegen fahrlässiger Krida eine zweimonatige Arreststrafe. Lucie L., von der er sich nach kurzer Ehe wieder getrennt hatte, war schon einige Jahre früher nach Wien zurückgekehrt.

Robert Morpurgo nahm ab 1917 am Weltkrieg teil, in dem sein Sohn René das Leben ließ. Zurück in Wien gründete er die Galerie „Indus-Kunst“ am Stubenring. Er lernte die Schauspielerin Marry Drill kennen und heiratete sie. Zwei Jahre später wurden die Zwillingssöhne Peter und Paul geboren. 1929 musste die Galerie zusperren, der Architekt wurde auf Anraten seiner Frau Consulting-Ingenieur, sie selbst eröffnete einen Hutsalon und konnte damit die Familie ernähren. 1939 mussten Marry und die Söhne Wien verlassen und gingen nach England. Morpurgo blieb in Wien und starb im 69. Lebensjahr an den Folgen einer Prostataoperation.
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Stellenwert
Vor der Zeit der Gründung des gemeinsamen Architekturbüros mit Alfred Wildhack ist über Robert Morpurgo weder als Selbständiger noch als unselbständiger Mitarbeiter etwas bekannt. Seinen künstlerisch entwerfenden Beitrag in der kurzen gemeinsamen Schaffenszeit abzugrenzen, stößt auf beträchtliche Schwierigkeiten. Dabei wäre gerade bei den spektakulären Anfangserfolgen des Architektenduos - denn sowohl der dritte Platz beim 2.Teil des prominent besetzten Wettbewerbs um den Zentralfriedhof in Wien als auch der landschaftsbeherrschende Ausbau des Südbahnhotels am Semmering sind zweifellos bemerkenswerte Leistungen - interessant zu wissen, wer die baukünstlerischen Ideen eingebracht hat. Sein Partner war durch seine Mitarbeit im Baubüro Franz Neumanns vor allem mit der Bautätigkeit am Semmering bestens vertraut. Auch wenn davon auszugehen ist, dass Architekt Morpurgo vor allem seine Kontakte einsetzte, um Aufträge zu erlangen, ist nicht auszuschließen, dass in die architektonische Gestaltung der gemeinsamen Bauten Ideen von ihm eingeflossen sind.

Der Hotelbau (mit zentralem Vestibül, Gesellschafts- und Wirtschaftsräumen, Geschäften im Erdgeschoß und Gästezimmern im Obergeschoß) wurde nach gestalterischen Gesichtspunkten konzipiert, die auch den Landhaus- und Villenbau prägten, und nutzte die Höhenlage mit dem weiten Ausblick. Die asymmetrische, pittoreske Bergfassade mit zur Mitte hingestaffeltem Turm und der Mittelrisalit auf der Talseite zeugen von Repräsentation und erinnern in dieser Dimension auch an die prunkvolle Höhenresidenz eines Landschlosses. Die ländliche Architekturreminiszenz wird durch eine rustikale Durchbildung im Detail erzielt: Sockel mit Buckelquadern, Balkone und Fensterumrahmungen aus Holz, Fachwerk, tief heruntergezogene Dächer und Dachaufsätze. Es wurden phantasievoll alpin-rustikale Elemente eingesetzt, die der von Franz Neumann geprägten Semmering-Architektur entlehnt sind (Franz Neumann fungierte beim Bau des Südbahnhotels als Obmann für Baukomitees in Wien und in der Gemeinde Semmering). Diese von traditioneller alpiner Holzarchitektur inspirierten, volkstümlichen „Heimatstil“-Formen finden sich auch bei den einfacheren Bauten, wie der Meierei und ihren Nebengebäuden.

Die flach gegliederten Fassaden der drei von Morpurgo erbauten Wohnhäuser in Wien zeigen in ihrer Gestaltungsweise ein damals gängiges, späthistoristisches Formenvokabular. Es sind dies zum einen barocke Dekorelemente wie Kartuschen, Schabracken und ähnliches, aber auch klassizistische Blattkränze, die in sehr großen Formaten eingesetzt werden, gleichzeitig aber von zartgliedrigen Blattgirlanden kontrastiert werden. Weiters fließt bereits secessionistisches Formempfinden ein und es kommt teilweise zu einer Abstrahierung und Geometrisierung der klassischen Formen, wie auch barocke Motive mit secessionistischen Elementen kombiniert werden. Als skulpturalen Schmuck wählte man mit Vorliebe Frauenköpfe oder -masken.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1901Einfamilienhaus, Reichenau a.d. Rax, NÖ, Schulgasse 31 (mit Alfred Wildhack)
1901Wohnhaus, Wien 7, Richtergasse 9 (mit Alfred Wildhack)
1904-1905Wohnhaus, Wien 6, Capistrangasse 8
1905Geschäftshaus, Wien 6, Windmühlgasse 26 (fertiggestellt von K. Stiegler)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1900-1901ehemalige Meierei, Semmering Nr.75, 122, 123: Meiereiwohnung, Meiereigebäude (heute Clubhaus des Golfclubs) und ehemalige Wäscherei (mit Alfred Wildhack)
1901-19032.Bauabschnitt des Südbahnhotels, Semmering, NÖ (mit Alfred Wildhack)
1912-1913Ausführung der Planung (mit Alfred Wildhack) für den Zubau mit Restaurations- bzw. Wirtschaftstrakt, im 2.Untergeschoß das sogenannte „Stüberl”, ein Kinotheater und ein Verbindungsgang zur oberhalb liegenden Dependance „Waldhof“

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1899Zentralfriedhof Wien (Wettbewerb, 3.Preis)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; Materialien des ÖBL
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Die Flucht des Architekten Freiherrn v. Morpurgo. In: Neue Freie Presse, 11.1.1905, Abendblatt, S.3 und 12.1.1905, Morgenblatt, S.8f
Anonym: Liquidierungsverfahren im Konkurs des Bauunternehmers Robert Frh.v.Morpurgo. In: Architekten und Baumeisterzeitung 14.1905, Nr.10, S.3
G. Berger: Sieben erhaltene Konkurrenzprojekte zur Anlage der Wr. Zentralfriedhofs (1870-71). In: Jahrbuch des Vereins ffür Geschichte d. Stadt Wien, Bd.38. Wien 1982, S.82ff
G. Frodl (Hrsg.): Gesch. d. bild. Kunst in Österreich, 19.Jh., Bd.5. München u.a. 2002
K. Kraus: Die Fackel, Nr.129, 1903, 4.Jahr, S.26
W. Kos (Hrsg.): Die Eroberung der Landschaft; Kat. zur nö. Landesausst., Schloss Gloggnitz 1992
Landhaus und Villa in NÖ 1840-1914. Hg. Österr. Ges. f. Denkmal- u. Ortsbildpflege. Wien/Köln/Graz 1982
D. Vasko-Juhasz: Die Südbahn. Ihre Kurorte und Hotels. Wien 2006
Wiener Fassaden des 19.Jh.s, Wohnhäuser i. Mariahilf (Hg. Bundesdenkmalamt). Wien/Köln/Graz 1976

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Süd;
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Persönliche Mitteilungen
Mitteilungen von Dipl.Ing. Helmut Morpurgo, Großneffe des Robert v.Morpurgo, am 21.1.2005
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Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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