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Walter Friedrich Raschka

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 11.11.1891 - † 15.03.1971
Geschlecht: m
Geburtsort: Cieszyn
damaliger Name: Teschen
Land: Polen
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
weitere Namen: Walter Friedrich Ludwig, Walther
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Eduard, Apotheker, Hauseigentümer
Mutter: Anna (*1938), geb. Sontag
Geschwister: Ernst, Handelskammerbeamter; Cornelia, Margarethe
1.Ehe (1922) mit Isabella, geb. Lenius (1895-1926), Sekräterin
2.Ehe (1940) mit Valerie Elisabeth Marie (Walli), geb. Braun v. Braunthal (1911-1986), Graphikerin, Restauratorin
Sohn (aus 2.Ehe) Klaus (1941-1973)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
1912-1915Technische Hochschule Wien
ab 1915Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterklasse Leopold Bauer)
1916-1918Kriegsdienst
1918-1919Akademie der bildenden Künste (bei Franz Krauss)
1919Diplomprüfung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1920selbständiger Architekt
ab 1924Zusammenarbeit mit Ernst Egli
ab 1925selbständiger Architekt
ab ca.1933Informant des NS-Sicherheitsdienstes
ab ca.1933Mitglied der NSDAP (Mgl.Nr. 6,133.762)
1935Zivilarchitekt
1938Anstellung beim Wr.Stadtbauamt (Sondervertrag)
1940-1941technischer Aushilfsangestellter in der Abteilung Städtebau der Reichsstatthalterei Niederdonau
ab 1941Baureferent der General Direktion für Monopole im Amt des General-Gouverneurs, Krakau
1942Tätigkeit im Amt für Raumforderung der Regierung des General-Gouverneurs und Anfang
1944 Tätigkeit in Berlin, angeblich im Ministerium Speer für Rüstung und Kriegsproduktion
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Mitgliedschaften
ab 1924Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Walter Raschka wurde 1891, als Sohn einer bürgerlichen Familie, in Teschen im heutigen Polen geboren. Er besuchte zunächst die Realschule in Bielitz und leistete seinen Militärdienst ab, bevor er nach Wien ging, um ein Architekturstudium zu beginnen. Er war in den Jahren 1912 bis 1915 an der Technischen Hochschule inskribiert, wobei er allerdings nur wenige Prüfungen ablegte und im letzten Studienjahr keine Lehrveranstaltungen mehr besuchte, so dass er auch keinen Abschluss erlangte. Offensichtlich war er mit dem Lehrbetrieb an der Technischen Hochschule unzufrieden, denn er wechselte bereits im letzten Studienjahr an die Akademie der bildenden Künste, um in der Meisterschule von Leopold Bauer weiter zu studieren. Nach einer wahrscheinlich kriegsbedingten Unterbrechung von 1916-1918 schloss er sein Studium im Jahr 1919 bei Franz Krauss ab. Als Architekt wird Raschka erst ab dem Jahr 1924 mit ein paar wenigen errichteten Gebäuden fassbar, die er zum Teil gemeinsam mit Ernst Egli plante.

Neben seiner Tätigkeit als Architekt trat Raschka auch mit fachspezifischen Publikationen hervor. Er verfasste Aufsätze über neue Konstruktionmöglichkeiten mit Stahlbeton und befasste sich auch mit dem Problem der Stadtrandverbauung.

Raschka war zweimal verheiratet, wobei er in mehrjährige Scheidungsprozesse verwickelt war und als „unverträglicher, streitsüchtiger Charakter“ beschrieben wurde, der „bis zur Lächerlichkeit von seiner Sendung als Raum- und Städteplaner eingenommen schien“. Wegen Krankheitskosten für die erste Frau hatte er danach hohe Schulden und ständig Pfändungen.

Ab ca. 1933 war Raschka Informant des NS-Sicherheitsdienstes und Mitglied der NSDAP (Mgl. Nr. 6,133.762). 1934 projektierte er einen Gemeindebau, wobei es danach wegen einer angeblich überhöhten Honorarforderung zu einem Rechtsstreit mit der Gemeinde Wien kam. 1938 wurde er per Sondervertrag beim Wr.Stadtbauamt angestellt und für die Arbeit an der Stadtplanung Wiens („Führergeschenk“) dem bei der Gauleitung Wien eingerichteten Amt für Technik zugewiesen. Nach dem Stop dieser Planung durch Gauleiter Bürckel und der Auflösung des Amts für Technik im August 1939 erschien Raschka nicht zum Dienst beim Stadtbauamt und wurde fristlos entlassen. Danach meldete er sich freiwillig beim Generalkommando XVII 1c der deutschen Abwehr und ging 1939 für 3 Monate als Informant nach Polen, wo ihm anschließend „wertvolle Dienstzeiten“ bescheinigt wurden. 1940 beantragte er ein Selbstreinigungsverfahren vor dem NSDAP-Gaugericht in Wien wegen der gegen ihn im Zusammenhang mit seiner Kündigung erhobenen Vorwürfe und wurde 1941 rehabilitiert.

1940-1941 war Raschka technischer Aushilfsangestellter in der Abteilung Städtebau der Reichsstatthalterei Niederdonau, verließ jedoch diese Stellung wegen Unstimmigkeiten mit dem Leiter OBR Sturm. Nach erfolglosen Versuchen, wieder in die Abteilung für Stadtplanung im Wr.Stadtbauamt aufgenommen zu werden, erhielt er diesbezüglich auch aus der Kanzlei des Führers eine negative Antwort. Ab 1941 war er in Krakau als Baureferent der General Direktion für Monopole im Amt des Generalgouverneurs tätig, 1942 im Amt für Raumforderung der Regierung des General Gouverneurs und Anfang 1944 in Berlin, angeblich für Rüstung und Kriegsproduktion (im Ministerium Speer) angestellt.

Über Walter Raschkas Lebensweg und Tätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist nichts bekannt. Er ist im Alter von 80 Jahren in Wien verstorben.
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Stellenwert
Von den wenigen Bauten, die von Walter Raschka bekannt sind, sticht vor allem die romantisch expressive Gesamtkonzeption des Miethauses in Wien 3, Weyrgasse 5 / Gesaugasse 13 von 1924-1925 ins Auge. Eine Wohnhausanlage die Raschka in Zusammenarbeit mit Ernst Egli plante. Die kubischen Fassaden sind durch Balkone, Loggien sowie durch Risalite aufgelockert, und markante terrakottafarbige Sohlbankgesimsbänderungen teilen die einzelnen Geschosse. Dreieckige Giebelaufsätze verstärken den romantisch-expressiven Gesamteindruck. Eine Abweichung von der zeittypischen Gestaltungsweise des Gemeindebaus ergibt sich allerdings durch sparsam angebrachtes terrakottafarbiges Dekor über den Fenstern, das die „Beletage“ betont, was bei einem Gemeindebau selbstverständlich nicht zu finden wäre.

Die zeitgleich entstandene 3-geschossige Villa in Wien 18, Max-Emanuel-Straße 13 mit Pultdach und Loggiavorsprüngen bzw. Balkonen an den Seiten ist im Stil der schlichten vorstädtischen Villen gestaltet und nicht auf Repräsentation ausgerichtet.

Die 1928 für die Gemeinde Wien entstandene Wohnhausanlage in Wien 17, Dornbacherstraße 84A zeigt hingegen eine Versachlichung der Formensprache. Die Fassade ist betont schlicht und nüchtern gestaltet, wobei lediglich die Fensterzonen zwischen den Geschossen durch waagrechte Rahmungen akzentuiert sind.

Obwohl Raschka ein hohes Alter erreichte, sind nur wenige Werke von ihm bekannt, die – nachdem sie zum Teil mit Ernst Egli entstanden sind – kaum eine eigenständige Handschift erkennen lassen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1924Miethaus, Wien 3, Weyrgasse 5 (mit Ernst Egli)
1924Villa, Wien 18, Max-Emanuel-Straße 13 (mit Ernst Egli)
1924-1925Villa für Getreidehändler Max Feigl, Wien 19, Scheibengasse 12
1928WHA d.Gem. Wien, Wien 17, Dornbacher Straße 84A
1930WHA d.Gem. Wien, Wien 14, Rupertgasse 5-7
1931Mehrfamilienhaus, Wien 19 Himmelstraße EZ 729 (Nr. unbek.)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Bezirksmuseum Hernals
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Sekundärquellen

LITERATUR:
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
Kommunaler Wohnbau in Wien. Aufbruch 1923-1934, Ausstrahlung (Ausst.Kat.). Wien 1978
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 (1985)

HINWEISE AUF WERKE:
Moderne Bauformen
31.1932, S.302 (Wachsendes Haus in Stahlskelettbau, als freistehendes Reihenhaus, GR)

Österreichische Bauzeitung
7.1931, S.61 (Mehrfamilienhaus, Wien 19 Himmelstrasse EZ 729)

Profil
1.1933, H.2, S.44 (Siedlungsgebiet von NÖ) / H.5, S.173 (Stadtrand und Stahl)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
Weihsmann 05
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Anmerkungen
falsche Angaben bei Weihsmann: der Architekt Robert Raschka ist nicht der Vater von Walter Raschka
Eingegeben von: Petra Schumann
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 06.06.2008
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