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Karl Schmalhofer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 24.11.1871 - † 10.06.1960
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Oberstadtbaurat
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Karl Sch. (+1899), Lebensmittelkleinhändler
Mutter: Anna Hager
unverheiratet
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1891Reifeprüfung Staatsgewerbeschule Wien
1891-1895Zeichner im Büro der Architekten Julian Niedzielski und Johann Miksch (diverse Arbeiten für das Innenministerium)
1895-1898Akademie der bildenden Künste (Meisterschule Viktor Luntz)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1898-1908in verschiedenen Architekturbüros tätig (u.a. bei Wilhelm Jelinek und Carl Holzmann)
1908-1934Mitarbeiter des Wiener Stadtbauamts (anfangs als „Bauadjunkt“, ab 1919 als „Architekt 2.Klasse“)
1934Versetzung in den Ruhestand
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Auszeichnungen und Ämter
1924Stadtbaurat
1934Oberstadtbaurat
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Mitgliedschaften
ab 1908Wiener Bauhütte
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Vita
Karl Schmalhofer kam aus bescheidenen Verhältnissen. Die Eltern, die ursprünglich aus dem Waldviertel stammten, betrieben in Wien einen Lebensmittelladen. Seine Ausbildung erhielt er an der Staatsgewerbeschule in Wien, die er mit der Reifeprüfung abschloss. Da die Mittel für ein Studium offenbar nicht reichten, arbeitete er vorerst für einige Zeit als Zeichner im Atelier von Niedzielski & Miksch, die zu diesem Zeitpunkt – Anfang der 90er Jahre – vom Innenministerium mit dem Ausbau der Hofburg betraut waren. Schon mit einiger Berufserfahrung besuchte Schmalhofer dann schließlich die Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule von Viktor Luntz.

Nach seinem Studium war Schmalhofer neuerlich für längere Zeit als Mitarbeiter in verschiedenen Architekturbüros tätig, bis er 1908 schließlich eine Anstellung im Wiener Stadtbauamt erhielt, wobei ihm seine frühere Tätigkeit für das Innenministerium bei Niedzielski & Miksch bereits als Vordienstzeit angerechnet wurde. In der Folge arbeitete er mehr als dreißig Jahre als beamteter Architekt für die Gemeinde Wien. Neben der Planung des „Amalienbades“ war er insbesondere mit der Errichtung zahlreicher Wohnhausanlagen befasst. 1934 wurde er unter Verleihung des Titels „Oberstadtbaurat“ in den Ruhestand geschickt. Für die Zeit danach ist nichts über eine eventuelle weitere Tätigkeit als Architekt bekannt. Schmalhofer starb 1960 im 88.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Karl Schmalhofer zählt neben Karl Ehn zu den wichtigsten Architekten, die in der Ära des „Roten Wien“ (landläufige Bezeichnung der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung der Zwischenkriegszeit) im Wiener Stadtbauamt angestellt waren.

Als sein bedeutendstes Werk ist das Amalienbad anzusehen, das heuten neben dem Karl-Marx-Hof als eine der Ikonen des „Roten Wien“ gilt. Schmalhofer erarbeitete dieses Projekt in Zusammenarbeit mit Otto Nadel, einem Absolventen der Technischen Hochschule, der sich auf den Bäderbau spezialisiert hatte. Aufgrund dieser Konstellation ist anzunehmen, dass Schmalhofer eher für den entwerfenden „künstlerischen“ Teil zuständig war, während Nadel mehr für die technischen Belange verantwortlich war. Generell war die Errichtung eines großen Schwimmbades, das der Körperertüchtigung und der Volkshygiene dienen sollte, Anfang der 20er Jahre noch eine relativ neue Bauaufgabe und es war für die Gemeinde (nach dem Jörger-Bad) erst das zweite Vorhaben dieser Art. Schmalhofer, der als Schüler des konservativen Viktor Luntz und auch durch seine diversen Baupraktika noch von der Tradition des Späthistorismus geprägt war, konzipierte daher – analog den „Volkswohnungspalästen“ (wie die städtischen Wohnhausanlagen damals genannt wurden) – einen „Schwimmpalast“ für die Arbeiterschaft. So wird in der Außenerscheinung mittels einer sukzessiven Staffelung des Baukörpers zur Mitte hin, die zusätzlich durch den axial gesetzten Uhrturm betont wird, assoziativ der Typus eines Schlosses beschworen. Diese Konnotation wird durch die reiche dekorative Ausgestaltung der Innenräume – insbesondere des Vestibüls und der Dampfbäder – in der Formensprache des Art Deco unterstrichen. Die große Schwimmhalle mit einer umlaufenden Galerie und dem zu öffnenden Glasdach entsprach dem letzten Stand der Technologie. Das Amalienbad, das seinen Namen nach der Gemeinderätin Amalia Pölzer erhalten hatte, war wegweisend auf dem Gebiet des Bäderbaus und erregte damals großes internationales Interesse.

Daneben war Schmalhofer auch für die Errichtung zahlreiche Wohnhausanlagen verantwortlich, wobei er sich dem gängigen Kanon anpasste. Seine erste Anlage, der „Erdberger-Hof“ (Wien 3, Drorygasse 19–23), der noch vor der Erstellung eines offiziellen Wohnbauprogramms errichtet wurde, folgt schlichten klassizierenden Kriterien. Späterhin zeigen die Wohnanlagen Schmalhofers in formaler Hinsicht die damals üblichen romantisch-kubistoiden Anlehnungen, die Anfang der 30er Jahre jedoch zunehmend einer funktionellen Schlichtheit weichen (z.B. Wien 2, Obere Augartenstraße 12–14).
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1921-1923WHA d. Gem. Wien „Erdberger-Hof“, Wien 3, Drorygasse 19-23
1925WHA d. Gem. Wien „Beer-Hof“, Wien 20, Wehlistraße 72-86 / Engerthstraße 83-97 (mit Wilhelm Peterle)
1926WHA d. Gem. Wien, Wien 11, Kaiserebersdorferstraße 2 / Landwehrstraße 3
1926-1927WHA d. Gem. Wien „Franz-Schuhmeier-Hof“, Wien 16, Pfenninggeldgasse 8-12 / Possingerstraße (mit Gottlieb Michael)
1929-1930WHA d. Gem. Wien, Wien 9, Roßauerlände 21
1930-1931WHA d. Gem. Wien „Am Laaer Berg“, Wien 10, Theodor-Sickel-Gasse 14 -20
1926-1931WHA d. Gem. Wien „Johann-Miethlinger-Siedlung“, Wien 10, Neilreichgasse 100-106
1931WHA d. Gem. Wien, Wien 2, Obere Augartenstraße 12-14
1931-1932WHA d. Gem. Wien, Wien 11, Landwehrstraße 5
1932WHA d. Gem. Wien, Wien 4, Schelleingasse 27-29
1933WHA d. Gem. Wien, Wien 16, Odoakergasse 10-18 / Nauseagasse 11-13

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1923-1926Amalienbad, Wien 10, Reumannplatz 9 (ehemals Bürgerplatz, mit Otto Nadel)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der ABK; WrStLA (Personalakt MA 22); Matrikenstelle Pfarre Alservorstadt Wien 9
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Sekundärquellen

LITERATUR:
M. Eisler: Das Amalienbad in Wien. In: Bauwelt 17.1926, H.50, S.121ff
P. Haiko / R. Schezen: Wien 1850-1930. Wien 1992
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
C. Jäger: Österreichische Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts. Wien-Graz 2005
Kommunaler Wohnbau in Wien. Aufbruch 1923–34 Ausstrahlungen (Ausst. Kat.). Wien 1978
Das neue Wien (Hg. Gemeinde Wien), 4 Bde. Wien 1926-28
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Tafuri: Vienna Rossa. Milano 1980
O. Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. München 1966
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Österr. Bauzeitung
2.1926, S. 538ff (Amalienbad)

Österreichische Bau- u. Werkkunst
5.1928/29, S.77f (WHA Schuhmeier-Hof)

Zeitschrift der Baumeister
13.1926, Nr.20, S.1 u. S.5ff (Amalienbad)

ZÖIAV
78.1926, S.273ff (Amalienbad)
80.1928, S.184 u. T.12 (WHA Wien 20, Wehlistr.)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005

INTERNETLINKS:
www.dasrotewien.at
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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