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Ludwig Schmidl

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 23.04.1863 - † 20.03.1924
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
weitere Namen: Schmiedel, Schmiedl
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Familiäres Umfeld: Vater: Wolf Sch. (+ 1885), Hausbesitzer und Produktenhändler
Mutter: Therese Broda (+ 1883)
sechs Geschwister
unverheiratet
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Oberrealschule
1883-1885Technische Hochschule Wien (u.a. bei Heinrich Ferstel und Karl König, 2.Staatsprüfung)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1889in der Hochbauabteilung der Nordwestbahn angestellt, daneben auch als freier Architekt tätig
1896-1898Partnerschaft mit Alexander Neumann
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Auszeichnungen und Ämter
1905Oberingenieur der Nordwestbahn
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Mitgliedschaften
ab 1909Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (1914 im Ausschuss)
ab 1895Österr. Ingenieur- und Architektenverein (empfohlen von Alexander Neumann)
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Vita
Ludwig Schmidl kam aus einer gutbürgerlichen Wiener Familie, jüdischer Herkunft. Der Vater Wolf Schmidl war wohlhabender Haubesitzer und Großhändler und trotz des Kinderreichtums – neben Ludwig gab es noch weitere sechs Geschwister – war die Familie gut situiert. Schmidl besuchte die Oberrealschule und erhielt in Anschluss daran seine Ausbildung an der Technischen Hochschule in Wien, wo unter anderen Heinrich Ferstel und Karl König seine Lehrer waren.

Nach dem Studium fand Schmidl eine Anstellung als Ingenieur und Architekt bei der Nordwestbahn, begann aber daneben auch als Privatarchitekt tätig zu sein, wobei er kurzfristig mit seinem Studienkollegen Alexander Neumann zusammen arbeitete. Allerdings ging die Partnerschaft bald auseinander. Neben repräsentativen Villen und Wohnhäusern errichtete Schmidl vor allem einige bemerkenswerte Industriebauten.

Schmidl, der im 60.Lebensjahr in einem Wiener Spital an den Folgen einer Gehirnhautentzündung relativ früh starb, war bis zu seinem Tod tätig. Der zeit seines Lebens unverheiratete Architekt hinterließ sein nicht unbeträchtliches Vermögen seiner Lebensgefährtin.
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Stellenwert
Obwohl das dokumentierte Werk von Ludwig Schmidl relativ schmal ist, umfasst es einige bemerkenswerte Bauten, die eine außerordentliche architektonische Qualität auszeichnet. Darüber hinaus ist die große Bandbreite auffallend, die neben Wohnbauten, Hotels, Vereinshäusern und Schulen insbesondere auch Fabrikanlagen umfasst.

Auf dem Gebiet des Wohnbaus stand Ludwig Schmidl in seinen Anfängen noch in der späthistoristischen Tradition seiner Lehrer Karl König und Heinrich Ferstel, von der er sich jedoch sehr bald löste. Eine Annäherung an die Reformideen der Wagner-Schule zeigt bereits das Miethaus Wien 3, Baumannstraße 6, das unter Vermeidung von Stilzitaten von einer äußerst flächigen Fassadengestaltung und einem reduzierten Dekor geprägt ist. Etwas konservativer in der Ausrichtung sind dahingegen die Villen Schmidls, deren Außenerscheinung dem Heimatstil oder auch – bei gehobenem Bedarf – einem schlossartig neobarocken Duktus verpflichtet ist (Doppelvillen Wien 13, Auhofstraße 19–21). Eine geglückte Umsetzung zeitgenössischer moderner Tendenzen erfolgte schließlich beim „Evangelischen Vereinshaus“ (Wien 9, Seegasse 16), das in einer etwas ungewöhnlichen Kombination sowohl Mietwohnungen als auch Vereinslokalitäten und eine Schule umfasste. Insbesondere das Vestibül und das Stiegenhaus, die sich formal an die Ästhetik der Wiener Werkstätte orientieren, zeichnen sich durch große Eleganz aus. Das Gebäude war während des Zweiten Weltkriegs Sitz der „Schwedischen Mission“, die in der NS-Zeit zahlreichen Wiener Juden zur Ausreise verhalf und damit vor der Deportation bewahrte.

Bemerkenswert sind auch die Fabrikbauten Ludwig Schmidls, wobei seine Tätigkeit für die Nordwestbahn sein große Kompetenz auf dem Gebiet des Nutzbaus erklärt. Die nach außen in einer elaborierten Sichtziegelbauwiese errichteten Gebäude, vermochten sowohl funktionellen als auch ästhetischen Ansprüchen genügen. So ist die dreischiffig konzipierte Fabrikationshalle der Maschinenfabrik Luzzatto (Wien 10, Siccardsburggasse 36) mit einem äußerst feingliedrigen Glasdach überdeckt, das dem Raum eine schwebende Leichtigkeit verleiht.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1896Villa, Wien 18, Pötzleinsdorferstraße 34 (mit Alexander Neumann)
1896Miethaus, Wien 9, Währinger Gürtel 88 (mit Alexander Neumann, tw. verändert)
1906Villa in Sulz-Stangau, Wienerwald, NÖ
1909Miethaus, Wien 3, Baumannstraße 6
1910Wohnhaus, Wien 18, Colloredogasse / Dittesgasse
1905Villa Klien, Wien 18, Starkfriedgasse 10
1913Villa, Wien 13, Hietzinger Hauptstr. 42c (Erweiterung)
1913Doppelvilla, Wien 13, Auhofstraße 19-21
1924Villa, Wien 18, Silbergasse / Hofzeile 1 (abgerissen)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1901Hotel Österreichischer Hof, Wien 1, Fleischmarkt 2 (Umbau, nicht erhalten)
1907Cottage Lyzeum, Wien 19, Gymnasiumstraße 77-79 (heute Hans Kelsen Institut)
1909Evangelisches Vereins- und Wohnhaus, Wien 9, Seegasse 16-16a (später Schwedisch-israelit. Mission, derzeit wieder Evang. Haus)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1906-1907Maschinenfabrik Luzzatto, Wien 10, Siccardsburggasse 36 (umgebaut)
um 1908Werkzeugfabrik Blau & Co. , Wien 2, Aspernbrückengasse 5

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1910Seehospiz in Grado (Wettbewerb, 1.Preis)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
L. Schmidl: Aufnahme des Gittertores des Belvederes. In: Allgemeine Bauzeitung 1894, S.84, T.70

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; MA 43/Gräberprotokoll; Archiv Adler
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Sekundärquellen

LITERATUR:
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20. Jh.s, Bd.2, Wien 1906
Neubauten in Wien, Prag, und Budapest (Verlag Schroll). Wien 1904, T.58
Neue Architektur, Eine Auswahl der beachtenswerten Neubauten der modernen Richtung aus Deutschl. u. Österr., Wien–Leipzig. o.J. , Serie 4, T.28 (Wohnhaus und Lyzeum Wien 18, Gymnasiumstr. 77-79)
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000
Wiener Bauten im Styl der Secession, Bd.4, Wien 1908, T.51
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984

HINWEISE AUF WERKE:
Arch. Rundschau
23.1907, H.10, S.84, T.79 (Villa in Sulz)

Der Bautechniker
30.1910, S.853ff, T.46 (Vereinshaus Seeg.)

Die Presse
19. Nov. 2005 (Maschinenfabrik Luzzatto)

WBIZ
15.1897/98 (Beil. 4.11.), S.8ff, T.9 (Miethaus Währinger Gürtel 88)
27.1909/10, S.211, T.59 (Miethaus Wien 3, Baumannstr. 6) / S.311ff, T.87 (Cottage Lyzeum) / S.317ff (Werkzeugfabrik Blau u. Co. in Wien) / S.337ff (Wohnhaus Wien 18, Collloredog.) / S.372ff, T.98 (Villa Kien, Wien 18, Starkfriedg. 10 )

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

INTERNETLINKS:
www.meka.at
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Ausstellungen
1908Internationale Baukunst Ausstellung in Wien
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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