A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Emmerich Spielmann

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 23.06.1873 - † unbekannt
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: 1939 nach London abgemeldet
Titel: Ing.
weitere Namen: Ernst, Emmerich Moses
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater:Hermann Sp., Kaufmann (1842-1925)
Mutter: Josefine, geb. Franzos (1850-1918)
Brüder: Gustav, Fritz
Ehe (1912) mit: Ilona Kornfeld
Bürogemeinschaft: ca. 1908-1932 mit Alfred Teller
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Gymnasium
1892-1899Studium an der Technischen Hochschule Wien (bei Karl König und Karl Mayreder, 2.Staatsprüfung)
1899-1903Praxis bei Wilhelm Stiassny und Friedrich Ohmann, kurzfristig im Stadtbauamt
1904Tätigkeit im Atelier von Ernst Gotthilf
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1905Selbständiger Architekt, anfangs in Zusammenarbeit mit Ernst Lindner
ca. 1908-1932gemeinsames Atelier mit Alfred Teller
1926Befugnis zum Zivilingenieur
1938Entzug der Befugnis
top
Mitgliedschaften
ab 1909Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
ab 1904Österr. Ingenieur- und Architektenverein
top
Vita
Emmerich (auch Ernst) Spielmann kam aus einer ursprünglich aus Mähren stammenden jüdischen Familie. Der Vater Hermann war Kaufmann und dürfte gegen Mitte des 19.Jh.s nach Wien gekommen sein.

Spielmann wurde bereits in Wien geboren, wo er das Gymnasium besuchte und anschließend an der Technischen Hochschule studierte. Neben Karl Mayreder gehörte dort vor allem auch Karl König zu seinen Lehrern. Nach dem Studium praktizierte er in den Ateliers von Wihelm Stiassny, Friedrich Ohmann und schließlich Ernst Gotthilf, in dessen Büro er den um einige Jahre jüngeren Alfred Teller kennen lernte, der gleichfalls bei Karl König studiert hatte und mit dem er ab ca. 1906 zusammenarbeitete. Um 1908 machten sie sich endgültig selbständig.

Die Bürogemeinschaft Spielmann & Teller war insbesondere in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sehr erfolgreich. Neben zahlreichen, zumeist äußerst repräsentativen Wohn- und Geschäftshäusern realisierten sie auch mehrere Fabrikanlagen.

In der Nachkriegszeit verschlechterte sich allerdings aufgrund der prekären wirtschaftlichen Situation die Auftragslage erheblich. Das letzte gemeinsame Projekt einer Fabrik datiert um 1932, dann dürfte das gemeinsame Atelier aufgelöst worden sein. Vieles spricht dafür, dass sich Spielmann Mitte der dreißiger Jahre ins Privatleben zurückgezogen hatte, während der etwas jüngere Teller späterhin noch einige Bauten in alleiniger Verantwortung realisierte.

Spielmann, der auch als Maler und Konstrukteur von Musikinstrumenten tätig war, musste 1939 als Jude emigrieren (Abmeldung: 26.4.1939 nach London) und ist vermutlich nach England gegangen. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
top
Stellenwert
Emmerich Spielmann und sein Partner Alfred Teller waren typische Vertreter der Architektengeneration in der Nachfolge Karl Königs, deren Ausrichtung in formaler Hinsicht eher konservativ war, die sich technischen Neuerungen gegenüber jedoch sehr aufgeschlossen zeigte.

Die ersten gemeinsamen Projekte stehen in der üblichen zeitgenössischen Affinität zu secessionistischen Tendenzen, weisen aber bereits die für die Bürogemeinschaft charakteristischen phantasievoll gestalteten Mansardengeschosse auf, wie das Wohn- und Geschäftshaus in Wien 7, Neubaugasse 4. Diese frühe secessionistische Ausrichtung wird jedoch bald zugunsten einer neobarocken, klassizierenden Tendenz aufgegeben, wobei möglicherweise die Beschäftigung Tellers mit der römischen Barockarchitektur ein prägender Faktor gewesen sein könnte. Insbesondere einige der (nicht realisierten) Entwürfe für Monumentalarchitektur sind in einem explizit barocken Formenvokabular gehalten.

Die realisierten Wohn- und Geschäftshäuser zeigen aber durchaus Anlehnungen an die zeitgenössische Moderne. In der Fassadengestaltung äußerte sich dies in einem sehr reduzierten Dekor, dem Einsatz von keramischen Fliesen und nur vagen Übernahmen von klassizierenden oder barocken Elementen. Ein Höhepunkt dieser Ausrichtung stellte die Häusergruppe des „TuchlaubenHofes“ in der Wiener Innenstadt dar, die sich in höchst komplexer Weise über drei Bauparzellen, die durch eine Passage verbunden sind, erstreckt. Die große Flexibilität des Baukomplexes, der den unterschiedlichsten Funktionen gerecht werden musste, war durch eine Betonständerbauweise nach dem neuesten Stand der Technik gewährleistet.

Eine zumindest zitathafte Übernahme barocker Motive prägte die Bauten von Spielmann & Teller auch noch in der Zwischenkriegszeit.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1906Miethaus, Wien 18, Pötzleinsdorfer Straße18 (stark verändert)
mit Alfred Teller:
1907Wohn- und Geschäftshaus, Wien 7, Neubaugasse 4
1907Villa, Wien 13, Auhofstraße 68 (etwas verändert)
1910Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Bognergasse 2
1910Miethäuser, Wien 3, Salesianergasse 29-33
1912Wohn- und Geschäftshäuser „Tuchlauben-Hof“ (auch „Seitzer-Hof“), Wien 1, Tuchlauben 7-7a
1912Villa, Wien 18, Pötzleinsdorfer Straße 56
1913Miethaus, Wien 3, Richardgasse 11 (heute Jaurèsgasse)
1913-1914Umbau Villa, Wien 18, Sternwartestraße 56 (ursprünglich Viktor Siedek)
1914Villa Perutz, Reichenau a. d. Rax, Hans Wallnerstraße 23
1917Adaptierung Miethaus, Wien 2, Taborstraße 17
1924Villa Pick, Wien 19, Hartäckerstraße 18
1929-1930WHA Wien d. Gem. Wien, Wien 17, Wattgasse 96-98

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
mit Alfred Teller:
1910Fabrikanlage „Caldara“, Wien 10, Laxenburger Straße 123-125
1924-1927Erweiterungen und Umbauten der Fabriksanlage Hauser & Sobotka, Wien 22, Smolagasse 1-5 (1932 weitere Erweiterung)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1900Umbau der Häuser Wien 1, Riemergasse 1-3 / Wollzeile (Wettbewerb, mit Ernst Lindner, prämiert)
mit Alfred Teller:
1908Kriegsministerium Wien (Wettbewerb, ein Ankauf)
1908Gemäldegalerie Reichenberg, Böhmen / Liberec, CZ (Wettbewerb, 1.Preis)
1911Hotel am Schwarzenbergplatz
top
Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; ÖIAV; WStLA
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
A. Karplus: Neue Landhäuser und Villen in Österreich. Wien 1910, T. 109
Kommunaler Wohnbau in Wien Aufbruch 1923–34 Ausstrahlungen. (Ausst.Kat.) Wien 1978
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
U. Prokop: Wien. Aufbruch zur Metropole. Wien u. a. 1994
O. Schönthal (Hrsg.): Wettbewerbsentwürfe für ein Reichskriegsministerium. Wien 1909
O. Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. München 1966
Wiener Neubauten im Styl der Secession. Bd.5, Wien 1910, T.29, T.40

HINWEISE AUF WERKE:
Architekturkonkurrenzen
1910, H.1, S.1ff (Gemäldegalerie für Reichenberg)

Der Bautechniker
28.1908. Nr.45, S.881ff, T.45 (Geschäfts- und Wohnhaus Wien 7, Neubaug. 4)
30.1910. Nr.44, S.813ff (Fabriksgebäude Caldara, Wien 10, Laxenburgerstr.)
31.1911. Nr.16, S.355ff, T.16 (Wohn- und Geschäftshaus Wien 1, Bognerg. 2) / Nr.41, S.957ff, T.41, u. Nr. 42, S.981ff (Projekt für ein Hotel am Schwarzenbergpl.)
33.1913., Nr.9, S.185ff, T.9 (Wohn- u. Geschäftshausgruppe Wien 3, Salesianerg. 29-31) / Nr.41, S.933ff, T.41 (Wohn- u. Geschäftshausgruppe Wien 1, Tuchlauben)

Österr. Bauzeitung
1.1925, Nr.16, S.203ff (Villa Wien 19, Hartäckerstr.)

WBIZ
16.1899, Nr.2, S.19ff (Entwurf Wien 1, Riemerg. 1-3/Wollzeile)
28.1910, 11.Nr.7, S.51ff (Wohn- und Geschäftshaus Wien 7, Neubaug. 4)

ZÖIAV
51.1899, T.7 (Entwurf Umbau Miethaus Wien 1, Wollzeile 28)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio 1; Dehio 2; Dehio 3; Dehio, NÖ/Süd
top
Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 19.11.2008
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung