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Josef Fichtinger jun.

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 12.10.1873 - † 06.10.1919
Geburtsort: Wien 16
damaliger Name: Ottakring bei Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Bauunternehmer und Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Josef F. sen., Maurermeister (1845-1904)
Mutter: Anna, geb. Albrecht (1854-1927)
12 Geschwister, darunter Karl (1877-1940) Baumeister und Architekt
Ehe (1902) mit Leopoldine, geb. Skaba (1877-1940)
Kinder: Oskar (*1903); Josef (*1906- 1945 gefallen); Margarete (Grete, 1907-1980) verehel. Roissl
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Baumeisterprüfung – nicht bestanden
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Mitarbeit in der Firma seines Vaters
o.J.Bauunternehmer
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Vita
Josef Fichtinger jun. wurde als erstes von 13 Kindern des gleichnamigen Maurermeisters 1873 vorehelich geboren und erst bei dessen Eheschließung legitimiert. Als der Vater im Jahr 1904 starb, übernahm der Sohn die Vormundschaft für acht seiner noch unmündigen Geschwister.

Fichtinger jun. arbeitete zunächst in der Firma seines Vaters mit. Nach dessen Tod übernahm die Mutter die Firma unter dem Namen „Josef Fichtinger's Wwe. Anna Fichtinger“, und Josef Fichtinger jun. wurde als Geschäftsführer eingesetzt. Da er die Baumeisterprüfung nicht bestand und daher auch keine Baumeisterkonzession erlangen konnte, benutzte er die Firma der Mutter, um als Bauunternehmer fungieren zu können. Die amtliche Legitimierung seiner Entwürfe erreicht er teilweise dadurch, dass er vermögenslose Baumeister, wie z.B. den „zugrundegegangenen Baumeister“ Theodor Bauer, als Strohmänner vorschob. Dessen ungeachtet gab Fichtinger jun. schon bei seiner Trauung „Architekt“ als Beruf an.

Auf diese Weise scheint Josef Fichtinger jun. in der Zeit bis zu seinem frühen Tod im 46.Lebensjahr ein beträchtliches Vermögen, angeblich in der Höhe von 2,5 Millionen Kronen, erwirtschaftet zu haben. Er starb 1919 an Darmkrebs im Sanatorium Fürth in Wien und wurde am Ottakringer Friedhof begraben.
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Stellenwert
Obwohl Josef Fichtinger jun. über keine entsprechende Ausbildung verfügte, gelang es ihm offenbar doch, sich erfolgreich als Planverfasser zu betätigen. Da er aber auch als Bauunternehmer auftrat und allein schon aus rechtlichen Gründen andere Architekten als Strohmänner benutzte, ist es schwierig, eine klare Trennlinie zwischen den Bauten zu ziehen, die Fichtinger selbständig entwarf und solchen, die er unter Beiziehung anderer Baumeister oder Architekten konzipierte bzw. bei denen er nur als Bauunternehmer fungierte.

Bemerkenswert aber ist, dass Fichtingers Wohnhäuser ein relativ homogenes Erscheinungsbild aufweisen. Die Fassaden sind zumeist durch Gesimse dreizonig gegliedert (z.B. Wien 12, Pohlgasse 5 / Tanbruckgasse, zw. 1905 und 1918) und zurückhaltend mit barockisierendem, ins Secessionistische changierendem Dekor nobilitiert (z.B. Wien 12, Ratschkygasse 12, 1911). Die Fassaden sind durchwegs flächig gehaltenen, nur beim „Fichtinger-Hof“ (nicht zu verwechseln mit dem vom Vater errichteten „Fichtinger-Hof“ in Wien 14, Amortgasse 33), der sich zwischen zwei Straßenzügen erstreckt, ist die Straßenfront in der Lederergasse durch mittig angeordnete Loggien mit Betongussbrüstungen aufgebrochen und auf diese Weise repräsentativer gestaltet (Wien 8, Lederergasse 17= Fuhrmannsgasse 16, 1914).

Bei Fabriksbauten bzw. Wohngebäuden mit integrierter Fabriksanlage erhielten die Fassaden hingegen eine schlichte und dekorlose Ausführung und weisen damit zurückhaltend auf den Verwendungszweck hin (z.B. Wien 16, Friedmanngasse 36, zw. 1905 und 1918).

Josef Fichtinger jun. scheint ein äußerst gewandter Geschäftsmann gewesen zu sein, der es verstand, auch während des Ersten Weltkriegs durch die Errichtung schlichter und daher kostengünstiger, durchwegs jedoch ästhetisch ansprechender Wohnhäuser zu reüssieren. Selbst wenn man davon ausgeht, dass nicht alle Entwürfe von ihm stammen, hat er es offensichtlich verstanden, die Gebäude letztlich einem relativ einheitlichen Planungs- und Gestaltungskonzept zu unterziehen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
um 1899Miethaus, Wien 16, Heigerleinstraße 1 (mit Josef F. sen.)
1911Miethaus, Wien 12, Ratschkygasse 12
1914Miethaus „Fichtinger-Hof“, Wien 8, Lederergasse 17 = Fuhrmannsgasse 16
zw.1905-1918:
Miethaus, Wien 3, Rechte Bahngasse 10 (Entw. Karl Stephan)
Miethaus, Wien 7, Neustiftgasse 55
Miethaus, Wien 7, Lerchenfelder Gürtel 62
Miethaus, Wien 12, Pohlgasse 5 / Tanbruckgasse
Miethaus, Wien 12, Pohlgasse 7 (Dekor entfernt)
Miethaus, Wien 12, Pohlgasse 9 / Erlgasse 19 (Dekor entfernt)
Miethaus, Wien 12, Ratschkygasse 8
Miethaus, Wien 12, Ratschkygasse 10 / Tanbruckgasse 12 (Dekor entfernt)
Miethäuser, Wien 12, Tanbruckgasse 4 und 6
Miethaus, Wien 16, Flötzersteig 1
Miethaus, Wien 16, Gaullachergasse 61
Miethaus und Fabrik, Wien 16, Friedmanngasse 36
Wohnhaus, Wien 16, Friedmanngasse 7
Miethaus, Wien 16, Haberlgasse 18 (früher Reinhartgasse, Dekor großteils entfernt)
Miethaus, Wien 18, Gymnasiumstraße 21

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
zw. 1905-1918Fabriksbau, Wien 16, Abelegasse 10
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Matrikenarchive der Pfarren Breitenfeld Wien 8 und Alt-Ottakring Wien 16; WStLA (Musterungskopfzettel, Totenbeschauprotokoll, Todesfallsaufnahme, Verlassenschaftsabhandlung, Testament); MA 43 (Gräberdatenbank, Grabprotokoll Friedhof Ottakring); Grabinschrift
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Sekundärquellen

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
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Anmerkungen
Bei Dehio Wien/3 wird nicht zwischen Fichtinger Josef jun. und senior unterschieden.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 10.11.2008
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