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Ignaz Josef Drapala

Persönliche Daten
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 20.03.1834 - † 20.04.1916
Geschlecht: m
Geburtsort: Hranice
damaliger Name: Mährisch Weißkirchen
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Johann D., Tischlermeister
Mutter: Josef, geb. Schumbera
Ehe (1858) mit Emilie Kleyhonz (*1840)
Kinder: Alfons (*1859), Architekt; Emilie (*1860); Theodor (*1861); Viktor (*1863); August (*1865); Emma (*1870); Adolf (*1872); Robert Ignaz (*1874); Natalie (*1875)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1872Baumeisterkonzession
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Mitgliedschaften
ab 1873Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister Wien
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Vita
Ignaz Drapala wurde 1834 in Mährisch Weißkirchen, dem heutigen Hranice in Tschechien geboren. Spätestens im Jahr 1872 hielt er sich in Wien auf, denn in diesem Jahr ist der Erwerb der Baumeisterkonzession belegt. Sein Haupttätigkeitsfeld war die Errichtung von Wohn- und Geschäftshäusern, die vor allem im 6.Bezirk in Wien zu finden sind. Zudem erbaute er die Kalasantiner- und Pfarrkirche zum hl. Joseph, Wien 14, Reinlgasse 25 (1896-1897) sowie das Hotel Drei Kronen, Wien 4, Rechte Wienzeile 17 / Schleifmühlgasse (1894). Drapala trat auch als Bauherr auf und führte nicht nur die selbstentworfenen Bauten, sondern auch Entwürfe anderer Architekten aus.

Ignaz Drapala war verheiratet und hatte 9 Kinder. Er starb im Alter von 82 Jahren im Versorgungsheim Lainz im 13. Wiener Gemeindebezirk.
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Stellenwert
Ignaz Drapala plante die Wohn- und Geschäftshäuser als symmetrische Bauten mit zumeist sehr schlichten Fassaden, die mit wenigen barockisierenden Schmuckelementen sowie verschieden gestalteten Fensterüberdachungen ausgestattet sind (6, Turmburggasse 18, 1880). Zumeist akzentuiert er die Fassadenmitte durch Erker (z.B. 6, Hofmühlgasse 7a, 1883), bei breiteren Fassaden finden sich auch zwei Reihen von Erkerbändern an den Seiten der Fassaden, wie etwa beim Haus Wien 6, Theobaldgasse 4 (1900-1902). Bei diesem Wohnhaus, einem der letzten, das Drapala errichtete, fließen auch secessionistische Dekorformen ein, wobei insbesondere die Haustüre und das Foyer mit diesen neuen Motiven sehr repräsentativ gestaltet sind. Drapala bleibt dem traditionellen dreizonigen Gebäudeaufbau grundsätzlich verpflichtet, wobei er dieses Schema zum Teil jedoch manieristisch unterläuft, indem er auffallend hohe, genutete Sockel konzipiert und die Hauptzone im Verhältnis dazu extrem schmal gestaltet und auf nur zwei Stockwerke reduziert (6, Dürergasse 4, 1881).

Die in den Straßenverband eingegliederte Kalasantinerkirche in Wien 14, Reinlgasse 25 (1896-1897, die erst in späteren Jahren zur Pfarrkirche wurde, ist einer Ordenskirche entsprechend schlicht in Neorenaissance-Formen errichtet. Mit einem mittleren Fassadenturm entspricht sie Drapalas Prinzipien, Symmetrie zu wahren und die Mitte des Gebäudes zu betonen.

Wesentlich aufwändiger gestaltete Drapala das Hotel Drei Kronen in Wien 4, Rechte Wienzeile 17 / Schleifmühlgasse (1894). Das Eckhaus erhielt an der Hauptfassade zur Wienzeile durch Riesenpilaster, barockisierende Fensterumrahmungen sowie ausgeprägte Gesimse ein plastisch lebendiges, repräsentatives Erscheinungsbild. Wiederum betont Drapala die Mitte, hier jedoch mit einer über zwei Stockwerke reichenden, tief eingeschnittenen Loggia, die mit einem geraden und einem vorgewölbten Balkongitter verziert ist. Das Dachgesims erhielt einen dreieckigen Vorsprung, der „capriciös vorspringend, die gerade Linie eigenartig unterbricht“. (WBIZ 1895)

Drapala ist einer der vielen Baumeister im Wien der Jahrhundertwende, deren Werk zwar keine innovative Besonderheit attestiert werden kann, die aber dennoch zum Teil eigenständige Lösungen innerhalb des vielfältigen Stadtbildes vorweisen können.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1870Miethaus, Wien 6, Corneliusgasse 4
1874Wohnhaus, Wien 9, Liechtensteinstraße 53-55 (1913-1914 neue Fassade von F. Ohmann)
1874Villa Stein-Pollak, Wien 13, Braunschweiggasse 4 / Auhofstraße 16 (Umbau, 1884 nochmaliger Umbau von Frauenfeld & Berghof)
1880Miethaus, Wien 6, Turmburggasse 18
1881Miethaus, Wien 6, Dürergasse 4
1882Miethaus, Wien 6, Mollardgasse4 12 B
1882Miethaus, Wien 6, Turmburggasse 12
1883Miethaus, Wien 6, Hofmühlgasse 7A
1888Miethaus, Wien 5, Bacherplatz 12 / Pannaschgasse 2
1896Villa in Enzenreith, NÖ
1900-1902Miethaus, Wien 6, Theobaldgasse 4
1904Miethaus, Wien 6, Kaunitzgasse 9 / Dürergasse 26
o.J.Miethaus, Wien 6, Gumpendorferstraße (Nr. unbekannt)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1894Hotel Drei Kronen, Wien 4, Rechte Wienzeile 17 (früher Wienstraße 19) / Schleifmühlgasse 25
1896-1897Kalasantiner- und Pfarrkirche zum hl. Joseph, Wien 14, Reinlgasse 25 (nach Kriegsschäden 1945/46 im Inneren vollständig erneuert)
1912„Blaimscheinkapelle“, Waidhofen a.d. Ybbs, Konradsheimerstraße, NÖ

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1880Stallungen und Remise für Stellwagenbetrieb, Wien 13, Anton Langer-Gasse 37 (nicht erhalten)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; Matrikenarchiv der Pfarre Mariahilf Wien 6; WStLA (Kartei der Fremden)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989
Kunsthist. Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts. Wien 1976
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde Wien 1996-1998

HINWEISE AUF WERKE:
Architektonische Details von ausgeführten modernen Wiener Wohn- und Geschäftshäusern, Villen etc. Wien 1896
Bl.17 (4, Wienstraße 19)

WBIZ
12.1895, S.959, T.98 (Gebäude der Wiener Mode in Wien 4, Wienstraße 19=Hotel 3 Kronen)

Wiener Neubauten im Style der Sezession. 3 Bde. Wien 1902ff
1.Band, T.60 (Wohnhaus 6, Gumpendorferstr.)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Süd M-Z
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

INTERNETLINKS:
www.hotel3kronen.at
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Anmerkungen
In der WBIZ 1895 wird das Hotel 3 Kronen als Haus der (Zeitschrift) „Wiener Mode“ angegeben (mit detaillierter Beschreibung der Raumaufteilungen, wie für die Druckereimaschinen, Ateliers etc.) Auf der Homepage des Hotels wird hingegen behauptet, dass das Gebäude schon als Hotel errichtet wurde.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 05.04.2008
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