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Lothar Paul Abel


Archiv Künstlerhaus

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 15.02.1841 - † 24.06.1896
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Hietzing b. Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Prof., Privatdozent
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt, Gartenarchitekt
Familiäres Umfeld: Vater: Ludwig Gottlieb A., Handelsgärtner
Mutter: Josefa, geb. Heller
Ehe (1873) mit Mathilde geb.Schneider (*1854)
Sohn: Othenio Lothar (1875-1946), Paläontologe
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1847Grundschule St.Anna
1851Oberrealschule
1857-1861Polytechnisches Institut Wien
1861Akademie der bildenden Künste (bei van der Nüll und Sicardsburg)
o.J.Ecole des Beaux-Arts Paris (lt. M. Kübeck, NFP)
o.J.Studienreisen nach Deutschland, Belgien, Holland, England, Frankreich, Italien und in die Türkei
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1868-1896Lehrer an der Schule der Gartenbau-Gesellschaft
ab 1877Privatdozent an der Hochschule für Bodenkultur Wien
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Auszeichnungen und Ämter
1872Kaiser Franz-Joseph Orden
1872Berufung in die k.k.Central-Comission der Wiener Weltausstellung
1875Mitglied des Verwaltungsrats der k.k. Gartenbau-Gesellschaft
1876Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft
1878Bronze-Medaille der „Exposition Universelle de 1878“
1879Goldene Verdienstmedaille am Bande des Adolph-Ordens von Herzog Adolph von Nassau
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Mitgliedschaften
ab 1864Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1868Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
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Vita
Lothar Abel wurde 1841 in Hietzing, damals noch eine der Vorstädte Wiens (heute Wien 13), geboren. Nach dem Besuch der Oberrealschule absolvierte er ein Architekturstudium am Polytechnischen Institut, der heutigen Technischen Universität, und schloss zur Vervollkommnung seiner Ausbildung auch noch ein Studium an der Akademie der bildenden Künste an. Danach unternahm er ausgedehnte Studienreisen nach Deutschland, Belgien, Holland, England, Frankreich, Italien und in die Türkei. Schon seine Skizzenbücher belegen, dass sich Abel nicht nur mit der Architektur der jeweiligen Länder auseinandersetzte, sondern speziell auch an Garten- und Parkgestaltungen interessiert war. Ein Interesse, das wohl bereits im Elternhaus geweckt worden war, da sein Vater als Gärtner tätig war. Obwohl Lothar Abel keine entsprechende Ausbildung durchlaufen hatte, verstand er sich zunehmend als Gartenarchitekt bzw. „Gartenkünstler“, was seine architektonischen Ambitionen in den Hintergrund rückte bzw. häufig auf die Errichtung von Gewächshäusern reduzierte. Laut seinem eigenen Lebenslauf soll er allerdings bei zahlreichen Schlössern in den Ländern der Monarchie durchaus auch als Architekt mit Um- bzw. Neubauten beschäftigt gewesen sein, wobei jedoch der Schwerpunkt seiner Tätigkeit stets in der Gestaltung der Parkanlagen und zumeist in der Errichtung von eisernen Gewächshäusern lag. (Siehe B. Bacher)

Wenig überraschend engagierte sich Abel in der 1827 gegründeten k.k.Gartenbau-Gesellschaft, wo er in der Gartenbauschule bis knapp vor seinem Tod als Lehrer tätig war. Ab 1877 unterrichtete er zusätzlich als Privatdozent an der Hochschule für Bodenkultur. Im Jahr 1882 stellte Abel darüber hinaus das Ansuchen, sich als Privatdozent für Gartenarchitektur an der Akademie der bildenden Künste habilitieren zu dürfen. Er gab an, dass er auf ein Honorar sowie eine fixe Anstellung verzichten würde und die Akademie befürwortete seine Bewerbung. Im Jahr 1884 wurde seine Eingabe allerdings vom Ministerium abgelehnt (die Gründe sind nicht bekannt).

Neben seiner praxisorientierten Tätigkeit war Abel auch ein unermüdlicher Autor von Fachliteratur, wobei er nicht nur gartengestalterische Themen behandelte, sondern etwa auch die Errichtung und Ausstattung von Wohnhäusern thematisierte sowie einen Allgemeinen Bauratgeber, Ästhetische Essays und vieles mehr verfasste.

Lothar Abel genoss breite Anerkennung, die sich nicht zuletzt in der Verleihung zahlreicher Orden manifestierte. Er starb allerdings bereits im 56.Lebensjahr an den Folgen eines Gehirnschlags.
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Stellenwert
Lothar Abel trat als Architekt in Wien vor allem mit der Errichtung des Palais Chotek (9, Währinger Straße 28) in Erscheinung. Das in den Jahren 1871–1874 erbaute, breitgelagerte Hauptgebäude wurde ursprünglich als einstöckiges Palais errichtet und erhielt erst später ein zweites Stockwerk aufgesetzt. Abel folgte bei der Gestaltung dem Trend der Zeit, indem er einfache Neorenaissanceformen wählte, die sich vor allem in den Fensterüberdachungen manifestieren. Die Fassade wird durch flache Risalite akzentuiert. Nur die Portale wurden durch kannelierte Pilaster, Voluten und Kartuschen betont. Wesentlich aufwändiger gestaltete Abel die Innenausstattung: eine breite Marmortreppe, eine Kassettendecke im Speisesalon, Stuckdecken sowie Wandvertäfelungen, die teilweise mit Gobelins bedeckt waren, verliehen dem Gebäude insgesamt eine gediegene Vornehmheit. Die Seitentrakte enthielten Stallungen und Wagenremisen und dienen gegenwärtig als Werkstätten. Der gleichzeitig angelegte Garten ist heute fast völlig verbaut.

Eine für Wien weitere wichtige Arbeit Abels stellte die Ehrengräberanlage am Wiener Zentralfriedhof dar. Um einen attraktiven Anziehungspunkt für den schlecht besuchten und von der Bevölkerung wegen der langen Anfahrt abgelehnten Zentralfriedhofs zu schaffen, wurde der Beschluss gefasst, eine Ehrengräberanlage zu errichten, in der berühmten Persönlichkeiten eigene Grabstätten gewidmet werden sollten. Um die Bedeutung dieser Anlage zu erhöhen, war auch vorgesehen, verdiente oder berühmte Persönlichkeiten, die vor der Errichtung des Zentralfriedhofs verstorben und auf anderen Friedhöfen begraben waren, zu überführen. Lothar Abel erhielt 1883 den Auftrag, die bereits von den Architekten Mylius und Bluntschli vorgesehenen Arkadengrüfte sowie die Platzgestaltung auszuführen. Tatsächlich erweckten die Ehrengräber das Interesse der Öffentlichkeit und viele Menschen nahmen in der Folge – den weiten Weg nun nicht mehr scheuend – an der Beisetzung berühmter Persönlichkeiten teil.

Bekannt wurde Abel jedoch vor allem als Gartenarchitekt. Der Beginn der industriellen Revolution bewirkte eine bislang nie gekannte Luftverschmutzung und „hygienische“ Fragen, d.h. die Versorgung der Bevölkerung mit Licht, Luft und Sonne, bekamen eine enorme Bedeutung. Als im Jahr 1857 die Anlage der Wiener Ringstraße und die damit zusammenhängende Stadterweiterung geplant wurde, war daher die Grünraumplanung ein wesentlicher Teil des städtebaulichen Konzepts und zwischen 1860 und 1914 entstanden rund 20 Parkanlagen, die der Bevölkerung als Erholungsraum dienen sollten.

Bei der Gestaltung dieser Anlagen prallten allerdings zunächst zwei Meinungen aufeinander. Dr.Siebeck, der im Zuge der Konkurrenz für die Anlage des Stadtparks als oberster Stadtgärtner berufen wurde, war strikter Anhänger des englischen Landschaftsparks, während Lothar Abel vehement die architektonische Gestaltung befürwortete. Er sah die Vorbilder in der Renaissance und in der Antike und bestand auf Symmetrie sowie auf die Beachtung von Gesetzmäßigkeiten und die Berücksichtigung ausgewogener Proportionen. Die Rasenflächen sollten möglichst frei vom Baumbestand sein und nur niedere Buschgruppen, die sich an Achsen orientieren, sollten die Grünflächen akzentuieren. Auf jeden Fall sollte die freie Sicht auf Fassaden gewahrt bleiben. Den Landschaftsgärtnern hielt er entgegen, dass sein Anliegen sei, die „wahre, ästhetische Schönheit und Zweckmäßigkeit in unsere Gärten zu verpflanzen“.

Eine seiner ersten Arbeiten als Gartenarchitekt war die Regulierung des Praters, d.h. des so genannten „Wurstelpraters“ anlässlich der Wiener Weltausstellung (1873). Die locker gewachsene Struktur des seit Beginn des 18.Jh.s beliebten Vergnügungsparks fiel nun Abels Ordnungssinn zum Opfer. Unter seiner Leitung wurden Schaustellerbuden abgerissen, Straßen begradigt und verbreitert, Obdachlose vertrieben und die Buden nach einem regelmäßigen Plan angelegt. Viele waren allerdings der Ansicht, dass durch Abels Maßnahmen der Prater seinen volkstümlichen Reiz verloren hatte.

Abels Auffassung der architektonischen Gestaltung von Gärten, Parkanlagen und Plätzen setzte sich schließlich gegen Ende des 19.Jh.s allgemein durch, nicht zuletzt, da sich zunehmend Architekten – und nicht Gärtner – mit diesem Thema befassten, wie dies auch Abel gefordert hatte. Lothar Abel wurde zu einem gefragten Fachmann und entwarf neben Park- und Gartenanlagen auch die Gestaltung von mehreren bedeutenden Plätzen. Neue städteplanerische Umstrukturierungen und die zunehmende Verbauung des Stadtgebiets in den folgenden Jahrzehnten bewirkten allerdings, dass von Abels Tätigkeit kaum mehr etwas erhalten blieb.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
ab 1862Zahlreiche Schlossum- und -neubauten, Villen, Landhäuser, Inneneinrichtungen, Errichtung von Gewächshäusern, Park- bzw. Gartenanlagen vor allem im Bereich der österr.-ungar. Monarchie, insbesondere in Ungarn (laut eigenem Lebenslauf – zumeist nicht verifizierbar)
1864Villa Strache, Wien 17, Heuberggasse 9 (nichts Näheres bekannt)
1871-1874Palais Chotek, Wien 9, Währinger Straße 28
1894-1895Forsthaus der Hertberg’schen Domänenverwaltung, Reichenau an der Rax, Wartholzstraße 1, NÖ (1913 Adaptierung zu einer Villa)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
Zumeist nur teilweise erhalten:
1861Parkanlage hinter dem provisorischen Abgeordnetenhaus in der Währingerstraße (nur Allee in der Kolingasse und die Parkanlage am Schlickplatz erhalten)
1872Praterregulierung (anlässlich der Weltausstellung 1873)
1876Gewächshäuser und Botanisches Museum im Botanischen Garten Wien
1878Beethovenplatz (Anlage nicht erhalten)
1878Sigmund-Freud-Park (ehem. Maximilianplatz)
1882Platz auf dem Getreidemarkt
1882„Neu-Reichenau“, NÖ (Parzellierungsplan, nur zum Teil realisiert)
1883Ehrengräber und Grünanlage am Zentralfriedhof, Wien 11, Simmeringer Hauptstraße 232-246
1884Sparkassenpark-Stadtpark, St.Pölten, zw. Mühlbach / Eybnerstraße / Klostergasse / Westbahnallee, NÖ

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1861Stadtpark (Wettbewerb)
1878Rathausplatz (Entwurf)
1880Reichsratsplatz (heute Schmerlinplatz)
1884Gartenanlage an der Rückseite des neuen Rathauses (Heute Friedrich Schmidt-Platz)
1884Umgestaltung Schillerplatz
1887Botanischer Garten Dresden (Wettbewerb)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
L. Abel: Garten-Architektur. Mit 198 Illustr. Wien 1876
L. Abel: Aesthetik der Garten-Kunst. Wien 1877
L. Abel: Die Gartenkunst in ihren Formen planimetrisch entwickelt ... 25 Taf. nach Handzeichnungen des Verf. Wien 1878
L. Abel: Devastation der städtischen Anlagen. In: Wiener Vorstadt Presse 26.2.1879, S.2f
L. Abel: Die Baumpflanzungen in der Stadt und auf dem Lande. Wien 1882
L. Abel: Die Kunst in ihrer Anwendung auf den Grundbesitz. Eine Darstellung der wichtigsten Kunstregeln bei allen Verbesserungen und Verschönerungen der Landgüter. Wien u.a. 1889
L. Abel: Das elegante Wohnhaus. Eine Anleitung Wohnhäuser aussen und innen mit Geschmack zu erbauen und auszustatten. Wien u.a. 1890
L. Abel: Allgemeiner Baurathgeber. Ein Hand- und Hilfsbuch für Bauherren. Architekten, Bauunternehmer (etc.) Wien u.a. 1893
L. Abel: Das kleine Haus mit Garten. Praktische Winke. Wien u.a. 1893
L. Abel: Das gesunde, behagliche und billige Wohnen. Wien u.a. 1894
L. Abel: Der gute Geschmack. Ästhetische Essays. Wien u.a. 1895
L. Abel: Die Praxis des Baumeisters. Wien u.a. 1896
L. Abel: Gartenkunst und gärtnerisches Planzeichnen. 2. Aufl., erweitert durch Ausführungen über städt. Pflanzungen etc. Wien 1898
L. Abel: Stenographischer Bericht der Vorlesungen über Landwirtschaftliche & Gartenarchitektur. O.O, o.J.

VORTRÄGE:
Zahlreiche Vorträge in der Gartenbaugesellschaft

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Künstlerhaus; Wr.Ringstraßenarchiv; HHSTA; WSt.LA; Pfarrarchive St.Augustin, Wien1; St.Stephan, Wien 1; TUAW; ABK; Archiv Adler
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Sekundärquellen

LITERATUR:
B. Bacher: Lothar Abel – das gartenarchitektonische Werk. Diss.Universität für Bodenkultur, Wien 2006
B. Fuchs: Die Stadt kommt aufs Land. Diss.Universität für Bodenkultur, Wien 2005 [über den Parzellierungsplan für Reichenau a.d.Rax]
Hist. Museum d. Stadt Wien (Hg.): Das ungebaute Wien 1800 bis 2000. (Ausst.Kat.) Wien 1999, S.91 [Rathausplatz]
Neue Freie Presse 25.Juni 1896, S.4 (Nachruf)
M. Kübeck: Lothar Abel. In: Neue Freie Presse, Abendausgabe, 15.7.1896, S.4
P. Kortz: Wien am Anfang des XX.Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Wien 1906
P. Parenzan: Entwicklung des Großstadtgrüns im Wien des 19.Jahrhunderts am Beispiel einiger Parkanlagen im Ringstraßenbereich. Phil.Diss.Wien 1972
M. Pfleger: Die Rossauerkaserne – Vom Verteidigungskonzept der Ringstraße bis zur Gegenwart. Wien 1998
E. Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße. Die Wiener Ringstraße Bd.2
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
W. Wagner: Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien 1967
R. Wagner-Rieger (Hg.): Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Bd.1–15, Wiesbaden 1969ff (Bd.2,3,7,8,9)
M. Wibiral / R. Mikula: Heinrich von Ferstel. Die Wiener Ringstraße Bd. 8/3

HINWEISE AUF WERKE:
Wiener Neubauten
Bd.1, Bl.72ff (Palais Chotek)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Süd M–Z; Dehio NÖ/Süd A–L
C.v.Lützow / L. Tischler: Wiener Neubauten. 3 Bde, Wien 1876–1891
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893

LEXIKA:
AKL; Czeike; ÖBL; ÖKL

INTERNETLINKS:
www.burgen-austria.com;
http://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Chotek
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Ausstellungen
1878Festausstellung der k.k. Gartenbaugesellschaft
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 23.10.2013
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