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Ferdinand Artmann

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 27.11.1830 - † 16.04.1883
Geschlecht: m
Geburtsort: Praha
damaliger Name: Prag
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Prof., Major
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Militärarchitekt, Lebensmittelchemiker
Familiäres Umfeld: Vater: Lehrer an der Prager Musterhauptschule
Ehe (1864) mit Caroline, geb. Haller (1843–1901)
Kinder: Emil (1871–1939), Architekt
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1845–1849Absolvent der Technischen Militärakademie (Genie-Akademie)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1850–1855Prof. für Physik und Chemie der k.k. Genie-Akademie in Klosterbruck bei Znaim, Mähren / Znojmo, CZ
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Auszeichnungen und Ämter
nach 1859Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft
1867Berichterstatter der k.k. Militär-Commission bei der Pariser Weltausstellung
o.J.Vizepräsident der Aspangbahn
o.J.Ritter des preussischen Kronen-Ordens IV.Cl.
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Mitgliedschaften
ab 1851Naturhistorischer Verein „Lotos“, Prag
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Vita
Ferdinand Artmann wurde 1830 in Prag geboren. Er absolvierte die technische Militärakademie, die so genannte Genie-Akademie, und wurde Oberstleutnant und in der Folge Major im Geniestab. Artmann war eine äußerst vielseitig begabte Persönlichkeit. Er erbaute das Militärverpflegungsetablissement in Wien und die erste Konservenfabrik in der Gumpendorfer Kaserne (1902 demoliert). Außerdem plante er die Aspang- und Schneebergbahn sowie die Gürtellinie der Wiener Stadtbahn. Darüber hinaus erfand er eine Straßenlokomotive, einen Feldbackofen und vieles mehr.

Artmann war aber auch als Pädagoge erfolgreich, indem er als Professor für Physik und Chemie an der Genie-Akademie in Klosterbruck bei Znaim, in Mähren, heute Znojmo in Tschechien, tätig war. Auch mit der Herausgabe von Fachliteratur über die Konservierung von Nahrungsmitteln sowie über die Bedeutung der Luftqualität machte er sich einen Namen.

Als Anerkennung für seine Verdienste wurde Ferdinand Artmann Vizepräsident der Aspangbahn und erhielt die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Er starb bereits mit 53 Jahren in Wien. Im Jahr 1973 wurde eine Gasse im 11.Wiener Bezirk nach ihm benannt.

Sein Sohn Emil (1871–1939) wurde ein anerkannter Architekt sowie Professor und Rektor an der Technischen Hochschule in Wien.
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Stellenwert
Ferdinand Artmann wurde im Jahr 1863 vom Kriegsministerium die Errichtung des Militärverpflegungsetablissements (2, Obere Donaustraße 17) übertragen. Als Baugrund wurde das Areal der Leopolstädter Kaserne bestimmt, die 1721 errichtet worden war und nun zum Abbruch vorgesehen wurde. Artmann war damals Oberstleutnant im Geniestab, das heißt, er war ausgebildeter Militärtechniker und in diesem Sinne stand mit Sicherheit die architektonische Gestaltung hinter der Zweckmäßigkeit der Anlage zurück. Denn neben dem Administrationsgebäude waren auch das Backhaus, ein Silogebäude samt Kesselhaus, eine Dampfmühle sowie eine Zwiebackfabrik in dem Gebäudeblock zweckentsprechend zu integrieren. Nichtsdestotrotz gelang es Artmann mit ein paar wenigen Akzenten, dem Gebäude einen monumentalen Habitus zu verleihen. Das groß dimensionierte Gebäude ist zwar als einfacher, symmetrisch angelegten Sichtziegelbau errichtet, aber durch einen überhöhten Mittelrisalit mit arkadiertem Obergeschoß und einer Attikabekrönung sowie überhöhten Eckrisaliten erhielt das Bauwerk einen über einen reinen Utilitätsbau hinausgehenden Mehrwert. Das Militärverpflegungsetablissement wurde im Jahr 1895 vom Architekturbüro Fellner & Helmer erweitert. Heute existiert nur mehr das Verwaltungsgebäude, das für Büros adaptiert wurde.

Als Militärtechniker erhielt Artmann 1871 auch die Planung der „Gürtellinie“ der Wiener Stadtbahn am ehemaligen Linienwall übertragen. Der Linienwall war zuvor aus militärischen Gründen 23m innerhalb des Walls und 190m außerhalb mit einer Bauverbotszone versehen. Kaiser Franz Joseph I. hob 1858 das Bauverbot auf und erteilte den Auftrag, eine Trasse für eine Gürtelstraße sowie eine parallel geführte Bahnlinie festzulegen. Artmann wurde die Aufgabe der Planung für die „Wiener Stadtbahn“ übertragen, da vorrangig militärstrategische Überlegungen zu berücksichtigen waren. Es ging nämlich im Mobilisierungsfall vor allem um die reibungslosen Truppenverschiebungen zwischen den Fernbahnen – was allerdings den Planungen der Kommunalpolitik zuwider lief, die eher die Linie in das Stadtzentrum geführt sehen wollte.

Ferdinand Artmann hat als Architekt in Wien keine Bedeutung erlangt. Diese Tätigkeit war, wie gesagt, auch nicht sein Metier. Mit dem beeindruckenden Militärverpflegungsetablissement, viel mehr noch mit der Gürtellinie der Wiener Stadtbahn, hat er jedoch markante Akzente in das Wiener Stadtbild gesetzt.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1864–1866Militär-Verpflegungsetablissement, Wien 2, Obere Donaustraße 17
1871Planung Wiener Stadtbahn „Gürtellinie“
ab ca.1874Planung der Aspang- und Schneebergbahn
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
F. Artmann: Die Lehre von den Nahrungsmitteln, ihrer Verfälschung und Conservierung, vom technischen Gesichtspunkte aus bearbeitet. Prag 1859
F. Artmann: Allgemeine Bemerkungen über Ventilation und und die verschiedenen auf die Güte der Luft Einfluss nehmenden Verhältnisse. Prag 1860

VORTRÄGE:
Vortrag über die organischen und anorganischen Gifte im Verein Lotos, Prag, am 9.Mai 1851
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Gatti: Geschichte der k.und k.Technischen Militärakademie. 2 Bde. Wien 1901–1905
P. Kortz: Wien am Anfang des 20.Jh.s. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Wien 1906

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
Czeike; ÖBL

INTERNETLINKS:
http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rverpflegungsetablissement
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Anmerkungen
Bei Czeike wird Artmann irrtümlich als Prof. für Physik und Chemie am Polytechnischen Institut Wien angegeben.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 13.04.2011
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