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Rudolf Bayer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 20.02.1825 - † 04.07.1878
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Dresden
Land: Deutschland
weitere Namen: Franz Rudolf; Franz; F.Rudolf
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Ingenieur
Familiäres Umfeld: Vater: Franz Rudolf B. (1780–1860), Hofschauspieler
Ehe mit Sophie B.
Mehrere Kinder
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Gymnasium in Prag
o.J.Polytechnikum in Dresden
1845–1848Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste München
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1848–1854Architekt beim Bau der Semmeringbahn unter der Leitung von Karl Ritter von Ghega
ca. ab 1849Ingenieur-Assistent bei der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn
ab 1865Ingenieur bei der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn
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Auszeichnungen und Ämter
ab 1866wirkl. Mitglied der Akademie der bildenden Künste
1874Baurat
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Mitgliedschaften
ca.1856–1861Albrecht Dürer Verein (ab 1861 in die Genossenschaft der bild.Künstler eingegliedert)
1861–1875Genossenschaft der bildenden Künstler Wien
ab 1868Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Rudolf oder Franz Rudolf Bayer wurde 1825 in Wien geboren. Seine Eltern stammten aus Dresden, der Vater war Hofschauspieler, und da er häufig Einladungen zu Gastspielen wahrnahm, fand die Ausbildung des Sohnes an verschiedenen Orten statt. Er besuchte das Gymnasium in Prag, das Polytechnikum in Dresden und absolvierte schließlich ein Architekturstudium an der Akademie in München.

Nach Abschluss seines Studiums kam Bayer nach Wien und wurde Mitarbeiter von Karl v.Ghega bei der Errichtung der Semmeringbahn. In etwa ab dem Jahr 1849 war er unter der Leitung von Moritz Löhr Ingenieur-Assistent, ab 1865 Ingenieur bei der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn. Bei dem von Löhr entworfenen Westbahnhof in Wien (1858–1860) war Bayer einer der Mitarbeiter. Offensichtlich war Löhr mit der Arbeit Bayers zufrieden, denn er übertrug ihm nach der Fertigstellung des Wiener Bahnhofs die Errichtung des Hauptbahnhofs in Salzburg (1860).

Seine Tätigkeit bei der Bahn führte Bayer mit dem Bauunternehmer Carl Freiherr v.Schwarz zusammen, der nicht nur beim Ausbau des österreichischen Eisenbahnnetzes eine wichtige Rolle spielte, sondern auch mit Verve Pläne zur Stadterweiterung Salzburgs verfolgte. Nachdem 1860 von Kaiser Franz Josef I. die Auflassung des Festungsgürtels bewilligt worden war, animierte Carl Schwarz den Architekten Bayer, mit dem er in der Folge auch freundschaftlich verbunden war, 1861 einen Bebauungsplan für die Stadterweiterung Salzburgs auszuarbeiten. In den Jahren 1872–1873 wurden sodann Teile dieses Plans umgesetzt und Bayer errichtete auch einige der von ihm geplanten Gebäude, wie etwa den – nicht mehr erhaltenen – Pavillon für ein Panoramagemälde Salzburgs von Hubert Sattler im Kurpark.

In den folgenden Jahren war Bayer vor allem in Wien bzw. am Semmering, tätig. Er errichtete einige Wohnhäuser in Wien und am Semmering eine Villa. Zum Teil arbeitete er mit O. Thienemann zusammen, den er bei der Erbauung des Wiener Westbahnhofs kennen gelernt hatte. Eine besonders ehrenvolle Aufgabe wurde ihm mit dem Entwurf eines Denkmals für Karl Ghega am Semmering übertragen (1869).

In den 70er Jahren war Bayer in Kärnten tätig. Er erbaute in Klagenfurt ein Wohnhaus und das Sparkassengebäude (nicht erhalten) und wurde wieder mit der Planung eines Denkmals betraut – er entwarf den Sockel des Maria Theresiendenkmals am Neuen Platz (Bronzeplastik von Franz Pönninger). Seine wichtigste Arbeit in Kärnten war jedoch der Bau des Schlosses Rottenstein in St.Georgen am Längsee (1870).

Im Jahr 1875 erkrankte Rudolf Bayer an Typhus, dem er drei Jahre später, im Alter von 53 Jahren erlag. Obwohl er während all der Jahre seiner Tätigkeit seinen Hauptwohnsitz in Wien behalten hatte, starb er – wahrscheinlich bei einer Reise in die Geburtsstadt seiner Eltern – in Dresden.
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Stellenwert
Rudolf Bayer war, auch wenn er sich selbst stets „Westbahningenieur“ nannte, ebenso als freischaffender Architekt tätig, wobei er die Gelegenheit hatte, bei den verschiedensten Bauaufgaben die große Bandbreite seiner Fähigkeiten zu beweisen. Prinzipiell passte er die Wahl des Stiles der jeweiligen Bauaufgabe an. So zeigte er sich bei den städtischen Miethausbauten auf der Höhe der Zeit, indem er die Fassaden mit den damals aktuellen Formen der Wiener Neu-Renaissance instrumentierte (z.B. Wien 6, Mariahilferstraße 1a / Rahlgasse 8, 1868). Bei der Villa am Semmering hingegen bewirkte er mit romantischen Formulierungen, wie einem seitlichen Turm, der „Gruppierung der Trakte“ (ABZ 1866), einem Balkon sowie Terrassen und Stiegenanlagen eine malerische Einbindung in die umgebende Parklandschaft.

Bei seinem wichtigsten Auftrag im Wohnbau, dem Schloss Rottenstein in St.Georgen am Längsee (1870), verlieh er hingegen mit strengeren, klassizierenden Formen dem Gebäude die geforderte Repräsentanz. Das symmetrisch angelegte Gebäude ist durch Seiten- und Mittelrisalite betont und erhielt Wandnischen mit Skulpturen. Auch im Inneren wurde das Gebäude mit einer großen Halle und aufwändigen Dekorationsmalereien repräsentativ ausgestattet.

Auch bei öffentlichen Gebäuden sowie bei den Denkmälern für Karl Ghega und Maria Theresia bevorzugte Bayer klassizierende Formulierungen. Das – nicht mehr erhaltene – Bade- und Kurhaus im Salzburger Kurpark (1866–1872) erhielt einen Säulenportikus, eine überkuppelte Eingangshalle sowie Eckpavillons, die wiederum mit Figurennischen aufgewertet wurden. Eine weit ausladende Rampe sowie eine breite Treppe verliehen dem Gebäude zusätzlich eine repräsentative Wirkung.

Seine wichtigste architektonische Arbeit im Rahmen des Westbahnbaus war die Errichtung des Salzburger Bahnhofs (1860). Das heute nicht mehr erhaltene, breit gelagerte Gebäude war mit einem betonten Mittelrisalit, zurückversetzten Flügelbauten und Eckpavillons monumental formuliert. Romantisch historistischer Fassadendekor passte das Gebäude, das damals außerhalb der Stadt lag, der umgebenden Gebirgslandschaft an.

Rudolf Bayer war ein sehr vielseitiger Architekt, der es verstand, bei den jeweiligen Bauaufgaben dem Trend der Zeit Rechnung zu tragen, gleichzeitig aber auch jedem Gebäude eine individuelle Note zu verleihen. Nicht zuletzt seine Unentschiedenheit bei der Angabe seines Vornamens machte ihn nur schwer fassbar. So inskribierte er an der Akademie in München mit dem Namen Franz, in seinen Diensttabellen findet er sich einerseits mit F. Rudolf, andererseits mit Franz Rudolf verzeichnet, teilweise hat er seine Arbeiten bzw. Rechnungen mit Rudolf oder R. Bayer, sehr oft nur mit seinem Familiennamen unterschrieben.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1865Miethaus, Wien 6, Getreidemarkt 17 (mit Otto Thienemann)
1865Wohnhäuser, Wien 2, Pillersdorfgasse 135 und 246 (heutige Nummern nicht bekannt)
um 1866Villa Warrens in Payerbach am Semmering, NÖ (mit Otto Thienemann)
1868Miethaus, Wien 6, Mariahilferstraße 1a / Rahlgasse 8
1870Schloss Rottenstein, St.Georgen am Längsee, Ktn.
1870–1873Wohnhaus, Klagenfurt, Alter Platz 15

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1858–1860Westbahnhof, Wien 15, Neubaugürtel (Entwurf Moritz Löhr; Mitarbeiter gemeinsam mit Patzelt, Thienemann) (nicht erhalten)
1860Hauptbahnhof Stadt Salzburg (teilweise erhalten)
1861Bebauungsplan zur Stadterweiterung Salzburg (teilweise realisiert)
1866–1868Badeanstalt Salzburg (mit O.Thienemann; nicht erhalten)
1869Denkmal Karl v. Ghega, Semmering, NÖ (mit H.Ferstel)
1870–1871Sparkassengebäude, Klagenfurt, Bahnhofstraße 6, Ktn. (im 2.Weltkrieg zerstört)
1870Denkmal Maria Theresia, Klagenfurt, Neuer Platz (Sockel; Bronzeplastik von Franz Pönninger)
1870–1872Kursalon als Zubau der Badeanstalt, Salzburg (nicht erhalten)
1875Pavillon für das Panorama Salzburgs von Hubert Sattler im Kurgarten, Salzburg (1937 abgerissen)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1863Fontaine für einen Platz in Neu-Wien (Entwurf)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
F.R. Bayer: Das Bad- und Kurhaus in Salzburg. In: ABZ 37.1872 S.353f, Abb.70ff (kurze Zusammenfassung in: Dt. Bauzeitung 7.1873, S.119f)

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Wr.Ringstraßenarchiv
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861–2001. Bd.1 Wien 2003
Anonym: Villa Warrens bei Payerbach am Semmering. In: ABZ 31.1866, S.339f, Bl.26ff
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße - ihre technische und künstlerische Bedeutung. Die Wiener Ringstraße Bd.4
A. Köstlin: Das Ghega- Denkmal auf der Höhe der Semmeringbahn. In: ABZ 35.1870, S.1ff, Abb.1 (kurze Zusammenfassung in: Dt.Bauzeitung 5.1871, S.30)
J. Melms: Franz Rudolf Bayer – Ein österreichischer Architekt des Historismus. Dipl.Arb.Uni.Salzburg 1993
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
K. Mollik / H. Reining / R. Wurzer: Planung und Verwirklichung der Wiener Ringstraßenzone. Die Wr.Ringstraße, Bd.3 (Textband)

HINWEISE AUF WERKE:
Wiener Bauindustrie-Zeitung
1.1883, S.157 (Ghega-Denkmal am Semmering)

Zeitschrift des Österr. Ing.- und Architektenvereins
22.1870, Bl.1 (Ghega-Denkmal am Semmering)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Kärnten 2001

LEXIKA:
ÖKL

INTERNETLINKS:
http://www.wladimir-aichelburg.at/
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Anmerkungen
Die Arbeit von J. Melms über Franz Rudolf Bayer ist zum Teil fehlerhaft und wenig informativ.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.10.2012
Zuletzt geändert: 15.12.2012
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